Guten Morgen Zusammen

Wir haben gerade einen sehr interessanten Fall und ich würde gerne eure Meinung dazu wissen (ich nehme an, eingie von euch haben damit bereits Erfahrung und da bin ich dankbar um Berichte):

Wie ihr wisst, verkaufen wir "den Braunen". An sich alles prima, Reiterin findet das Pferd toll, die Ankaufsuntersuchung war auch sehr gut (Pferd ist topfit und gesund) und wir sind uns über den Preis einig.
Nun aber schaltete sich die Reitlehrerin der Dame ein und verlangt eine 6-monatige Probezeit mit der Begründung sie würde erstens bei ihrem "Hauszüchter" in Spanien immer so verfahren und zweitens hätte unser Braunen letzten Winter Problem mit Husten gehabt und es soll ausgiebig getestet werden, ob er der Belastung aushält (ich war ehrlich und habe beim Ausprobieren berichtet, dass er letztes Jahr im Dezember gehustet hatte und der TA ihn behandelt hatte - eine zusätzliche Bescheinigung vom Tierarzt liegt vor, dass das Husten vom letzten Jahr komplett ausgeheilt ist, nicht chronisch ist und das Pferd bis dato völlig belastbar und ohne Befunde in diese Richtung ist).
- ich muss dazu hinweisen, dass die RL nicht ganz happy ist, dass ihre Schülerin allein ein Pferd ausgesucht hat, sie aber dennoch reiterlich nichts an unserem Grossen bemängeln konnte bis auf die Anmerkung "er könnte aber schon mehr können für sein Alter") -

Wie seht ihr das? Habt ihr damit Erfahrung? Unser Familienanwalt war recht eindeutig, dennoch würde mich eure Erfahrungen sehr interessieren.

Liebe Grüsse

Puh. Mein erster Gedanke ist: wtf. Sechs Monate ist nun doch eine lange Zeitspanne. Nach dem was du berichtest, klingt es fast eher so als wolle die Reitlehrerin versuchen, ihre Schülerin doch noch irgendwie dazu zu bringen, sich ein von ihr abgesegnetes Pferd auszusuchen und sie will sich die Möglichkeit offenlassen, dass euer Brauner ganz easy zurückgegeben werden kann.
Mal davon abgesehen dass du sicherlich gegengecheckt hast, wie gut die Käuferin reitet, mit dem Pferd zurechtkommt und es behandelt, kannst du trotzdem nicht wissen, in welchem Zustand (ob reiterlich oder gesundheitlich) das Pferd dann vielleicht in einem halben Jahr zurückgegeben wird. Darauf hast du keinen Einfluss und im Zweifelsfall geht's auf den Geldbeutel.

Ich möchte nun wirklich niemanden verteufeln, aber irgendwie hat die von dir beschriebene Situation mit der RL einen seltsamen Beigeschmack.

Ja, das finde ich auch schwierig und ich fand es ungewöhnlich, dass Züchter sowas mitmachen.... Ich möchte mir keine Gedanken über die Beweggründe der RL machen, aber wenn sie ihn 3mal die Woche weiter ausbilden soll, muss ich das zwangsläufig...

Ich habe inzwischen auch versucht "das Ding weiterzuspinnen": sollte das Pferd nach 6 Monaten zurückkommen, wie will ich festhalten, dass er einen Schaden bekommen hat, wenn man nicht von deutlichen körperlichen Gegebenheiten spricht? Wenn das Reiten in der Zeit zum Beispiel ihn nicht entspricht und er letzendlich im schlimmsten Fall als Korrekturfall zurückkommt? Das ist doch schriftlich kaum möglich festzuhalten ohne dass ein Rechtsstreit ausbricht, meiner Meinung nach...

Öhm, nööö!!!
Die RL kocht da ein eigenes Süppchen und 6 Monate - mit Pech kriegst Du einen Verbrecher zurück. Diese Zeit reicht, das Tier völlig zu versauen.
Wenn sie Probebetrieb brauchen, soll er solang bei dir bleiben und sie kommen regelmäßig zu dir, um mit ihm zu arbeiten.
Ich glaub, ich würde ihn da jetzt schon nicht mehr hinverkaufen wollen. Macht ein ungutes Gefühl.

Ich schließe mich da Papilio voll und ganz an.

Für mich klingt das auch nicht sehr positiv, ich würde mit der Käuferin (ohne Reitlehrerin) in der Hinsicht ein abschließendes Gespräch führen und wenn auf solch eine Vorgangsweise bestanden wird für mich entscheiden, das das dann nicht die Richtige für mein Pferd ist.
Und nur weil sich Pferde in Spanien schlecht verkaufen, aufgrund von Überangebot und die Züchter solche Handlunsweisen mitmachen, heißt das ja nicht das das jeder machen muss.

Was ich ihr evtl. anbieten würde wäre gegen Kostenübernahme (sozusagen Reitbeteiligung) das Pferd bei euch zu lassen und bei euch zu reiten, damit ihr die Kontrolle habt was da passiert. Und der Kauf kommt erst zustande wenn sie es mit allen Konsequenzen übernimmt.
Ich würde mein Pferd nicht aus den Händen geben mit dem Gedanken, was man evtl. am Ende wieder bekommt.

Ich halte dieses Vorgehen für ausgesprochen unorthodox und bezweifle, dass die Züchter dieses Vorgehen tatsächlich mitmachen.

Gibst Du das Pferd für 6 Monate aus der Hand, hast Du keinen Einfluß auf die Haltungsbedingungen und ggf. erforderliche tierärztliche Behandlungen. Wer trägt das Risiko, wenn sich das Pferd verletzt? Was passiert, wenn dadurch ein bleibender Schaden entsteht? Gesetzt den Fall, Pferd wird nass in die Box gestellt, erkältet sich, wird nicht ausreichend behandelt und dadurch bleibt etwas an der Lunge zurück? Das wäre mir alles viel zu heikel.

Ginnys Vorschlag halte ich für besser. Alternativ direkt das Buch zumachen, denn die RLin wird sicherlich noch auf interessante Ideen kommen.

Auch ich schließe mich den "Vor-schreibern" an: so nicht!
Das kann arg in die Hose gehen und Du hast da irgendwie nichts gewonnen, sondern unter
Umständen 'ne Menge verloren!
Probereiten bzw. Reitbeteiligung auf Zeit und dann Kaufen oder eben ganz abspringen.

Zwei Worte: Lass es.

Gerade auch aus juristischer Sicht. Wenn das Pferd nachher neun knacks weg hat, der sich nicht körperlich manifestiert, wirst du nur ganz schwer etwas unternehmen können.
Dass die Dame als Stammkundin Händlerpferde länger ausprobieren kann, mag ja sein, die haben vllt ein langjähriges Agreement. Aber das kann sie doch nicht auf euch übertragen.

Ich würde das auch auf keinen Fall machen!

Wenn ihr "Hauszüchter" in Spanien das auch so macht, ist es doch wohl eher so, dass er (ihr) Pferde in Kommission gibt, nehme ich an. Das ist dann ja doch wohl was ganz anderes.

Puh - also ich schicke gleich voraus, dass ich bei allen Vorschreibern zweimal dick unterstreiche und auch ich würde niemals ein Pferd zur Probe weggeben.

Eine liebe Bekannte von mir, Anwältin und Trakehnerzüchterin mit über 50 Pferden war vor Jahren mal in der Situation, dass sie dringend einen ihrer Junghengste verkaufen musste und somit froh war, dass jemand ihr das Angebot machte, ihn mit großer Wahrscheinlichkeit zu kaufen, wenn man ihn eine Woche zur Probe mitnehmen dürfte. Sie willigte in ihrer Not, die ja bekanntlich kompromissbereit macht auch ein, aber nach drei Tagen bekam sie einen Anruf, dass sie das Pferd wieder abholen kann - es wäre lahm. Man hat dort wohl gleich mal das Freispringen geübt und dabei hatte das Pferd eine Stange zwischen die Vorderbeine bekommen.

Es braucht also keine sechs Monate, um den Wert eines Pferdes zu mindern.

Aber - und nun schreibe ich aus eigener Erfahrung: Wenn jemand einen Fehler finden will, um einen Rückgabegrund zu kreieren, dann findet er ihn auch bei einem sicher verkauften Pferd.

Ich habe vor ein paar Jahren eine meiner Stuten verkauft (zu einem kleinen Preis, weil es mir ja eigentlich um den besten Platz ging), die zu dem Zeitpunkt noch nicht geritten war und auch der TÜV war ohne Beanstandung. Über fünf Monate habe ich nur positivste Rückmeldungen bekommen und es wurde nur erzählt, dass die Stute sehr sehr gut unter dem Sattel macht und bereits im Gelände geritten wird. Aber exakt einen Tag, bevor das halbe Jahr seit dem Verkauf verstrichen war, bekam ich einen Anruf, dass die Stute lahmen würde. Obwohl ich sofort anbot, die Stute zurück zu nehmen, flatterte mir zwei Tage später auch schon ein Schreiben des Rechtsanwaltes der Käuferin ins Haus, in dem mir Kosten für die reiterliche Förderung des Pferdes, die Unterbringung und den Transport des Pferdes angedroht wurde, wenn ich das Pferd nicht zurücknehme. Plötzlich wurde von unklaren Röntgenbefunden gesprochen, die sich auf den Bildern der Ankaufsuntersuchung nicht dargestellt hätten, aber laut Tierarzt schon länger als sechs Monate bestehen müssten.

In den folgenden Telefonaten verstrickte sich die Käuferin plötzlich in Widersprüche und ich ahnte, dass der Grund der Rückgabe des Pferdes eher der Problematik geschuldet war, dass die Käuferin einen kostspieligen Umbau am Haus unternommen hatte und das Pferd jeden Monat Geld kostete, das sie sich nun gerne sparen wollte. Dazu kam, dass ihr Mann eigentlich von Anfang an gegen den Pferdekauf war und monierte, dass sie zu viel Zeit im Stall verbrächte.

Ich wusste ja aus unguten Verkaufserfahrungen heraus, dass es nur teurer wird, wenn ich den Fall vor Gericht ausdiskutiere und darum bot ich auch ich auch immer wieder an, das Pferd sowieso zurückzunehmen, weil es mir ja nicht ums Geld, sondern um den besten Platz ging, der so nicht mehr gesichert gewesen wäre. Trotzdem bat ich zumindest um Zusendung der neuen Röntgenbilder an meinen Tierarzt, denn wenn es ein gesundheitliches Problem gab, sollte es ja auch behandelt werden können.

Also kam das Pferd rund eine Woche später wieder nach Hause ... und da ist sie nun seit fast fünf Jahren wieder, ohne je gelahmt zu haben und die neuen Röntgenbilder hat mein Tierarzt natürlich nie bekommen.

Vermutlich hatte die Käuferin geblöfft, um das Pferd zurück geben zu können und vielleicht hätte ich in einer Gerichtsverhandlung Recht bekommen, aber was hätte es der Stute genützt, dort bleiben zu müssen, wo man sie nicht mehr haben wollte?

Das Problem ist also, dass man auch bei einem bereits abgewickelten Kauf nie sicher sein kann, ob man das Pferd nicht wieder zurück bekommt und dann auch noch zusätzliche Kosten für die Unterbringung und den "Beritt" tragen muss, die man so nie verursacht hätte, wenn man das Pferd nicht verkauft hätte und die den Wert des Pferdes vielleicht eher gemindert, als ihn erhöht hatten. Recht haben und Recht bekommen ist nämlich nicht dasselbe und wie sagt man so schön: "Vor Gericht und auf hoher See begibt man sich in Gottes Hand"

Gabriela fragte mich neulich, warum ich keine Pferde verkaufen möchte und ich sagte ihr, dass ich nach diversen schlechten Erfahrungen gelernt habe, dass einem kein Gesetz schützt und wenn jemand ein Pferd wieder los werden möchte, er Mittel und Wege finden wird, das auch so zu tun, dass ihm dabei kein Schaden entsteht.

Gabi meinte, man könnte doch nicht immer mit der Schlechtigkeit der Menschen rechnen, denn es gäbe doch sicher auch nette und zufriedene Käufer ... das mag so richtig sein und gewiss habe ich in den letzten zwanzig Jahren auch mehr positive als negative Verkaufserfahrungen gemacht, aber wenn sich ein Verkauf schon so kompliziert entwickelt, würde ich mit der Schlechtigkeit der Menschen rechnen.

Wenn also jemand schon gleich einen Mangel konstruiert, um eine Probezeit zu rechtfertigen, ist im Hinterkopf doch schon die Rückgabe gespeichert - und die RL wird auch darauf hinarbeiten und wenn sie dem Pferd staubiges Heu füttern, damit er hustet - und in dem Fall würde ich den Verkauf absagen.

Nee würde ich auch auf gar keinen Fall machen. Wer weiß was nach einem halben Jahr aus dem Pferd gemacht wurde und dann wollen die Leute das Pferd vermutlich zurück geben. Nee, das läuft meiner Meinung nach nur auf Ärger hinaus.

Offensichtlich sind sich in dem Fall alle einig - auch unser Anwalt erklärte uns, sollte etwas schief gehen, seien die Chancen auf eine "finanzielle Wiedergutmachung" so gut wie gleich null - denn auch Sachverständiger legen sich meistens nichts so weit aus dem Fenster und bestätigen eine Fehlhandlung, wenn sie den Zustand vor der Übergabe nicht kannten - da ist also jeder rechtlicher Versuch eher aberwitzig...
Den Fall wollte ich euch dennoch vortragen, um auch unsere Entscheidung bestätigt zu bekommen, so beruhigt mich es ungemein, dass alle die gleiche Sorgen und Gedanken teilen. Obwohl ich anmerken sollte, dass ich nicht davon ausgehe, dass es bei der Käuferin in erste Linie darum geht, das Pferd zurückzugeben. Wir kennen sie schon länger und sie kennt den Braunen, seit er uns gehört (so weiss sie auch, dass wir immer bestrebt sind, das Beste für die Pferde zu tun), leider hatte sie bisher Pech mit ihren vorherigen Pferden und ist dadurch schätzungsweise ein gebranntes Kind. Ihr letztes Pferd hat sie im Januar gekauft und musste ihn leider nach 6 Monaten einschläfern lassen; da wurde sie von einem Händler für teures Lehrgeld betrogen und da verstehe ich, dass man vorsichtiger wird. So vertraut sie natürlich sehr stark ihre RL in der Hoffnung nicht nochmal auf die Nase zu fallen, auch das verstehe ich irgendwie...

Eine Reitbeteiligung können wir ihr nicht anbieten, sie wohnt 3-4 Stunden vom Stall weg, da ist es einfach nicht möglich. Sie hatte aber die Möglichkeit jederzeit zum Stall zu kommen, damit sie sich vernünftig kennenlernen, verschiedene Situation erleben und sie besser einschätzen kann, ob er zu ihr passt. Das reicht ihr leider nicht... Dennoch können ihr dieses Sorglos-Paket nicht anbieten und hoffe, sie hat dafür Verständnis (Sabine hat es zutreffend beschrieben, man bringt ein Pferd relativ schnell zum Husten, wenn man es möchte und schon da hätten wir quasi "den Salat").