Wir haben das schon an sovielen verschiedenen Ecken diskutiert, ich glaube da kommt nicht mehr viel .

Aber ich kann ja bei der nächsten Dressureinheit nochmal gebisslos reiten dann haben wir ein bisschen Diskussionsmaterial.
Alles was Ella kann hat sie gebisslos gelernt.
Auch wenn ich mittlerweile mit Gebiss reite.

Die gebisslos Ausbildung war ja nur ein Kompromiss und nicht meine erste Wahl.

Hier ist übrigens noch der Rest vom Video. Ich finde die beiden echt super.

https://www.youtube.com/watch?v=pToYEnZqdXA&t=10s

Mir gefällt das Video auch sehr gut - nicht primär wegen der Lektionen, sondern weil es ein sehr zufrieden laufendes Pferd zeigt.

Trotzdem bleibe ich bei meiner Meinung, dass die Halsringreiter, die ihre Pferde in anspruchsvolleren Lektionen reiten, irgendwann zuvor zumindest mit einer Trense geritten sind, als sie die Lektionen mit ihrem Pferd erarbeiteten.

Und ich komme darauf zurück, dass ich - als ich mal eine Dressurprüfung im Damensattel ritt - die Zeit davor nur ganz selten im Damensattel saß. Mein Pferd reagierte damals oft ein bisschen elektrisch, wenn ich mein auf der anderen Seite liegendes Bein mit dem Reitstock ersetzte. Ich übte also für die Prüfung im ganz normalen Sattel und mein Pferd konnte dem Verlauf der Aufgabe quasi schon ohne Reiter folgen. Insofern waren es nun nicht meine Hilfen, die ihn durch die Prüfung steuerten, sondern sein Gehirn, das die Aufgabe kannte.

Ich will auch nicht an der Reiterin an dem Video herumkriteln - dazu ist das Ganze einfach zu harmonisch und schön anzusehen. Aber sie weist ihrem Pferd hin und wieder den Weg auch mit der Gerte. Das ist keinesfalls verwerflich, denn im Prinzip ist eine Gerte ja genau dafür da: Um als verlängerter Arm zu fungieren. Aber das verstärkt eben auch mein Gefühl, dass wenn die Gerte den Zügel ersetzen muss, ein Dressurreiten ohne Gebiss eben nicht möglich ist - und ich spreche nicht von einer Halsringvorführung, sondern vom Erarbeiten und Verbessern von Lektionen im Training, ohne dass man einen Trensenzaum und ein Gebiss verwendet.

Ja, unbenommen und wie gesagt: - das Pferd in dem Video ist vollkommen normal mit Trense und später Kandare/U-Trense ausgebildet worden. Sie hat eher spaßeshalber mit dem Halsring angefangen.

Ich hoffe ich darf den Thread hier mal wieder raus kramen weil ich auch mal eben was dazu beitragen kann
Ich bin absoluter Gebisslos-Fan (aber keineswegs ein Gebiss-Gegner!) und reite auch Dressur gebisslos, auch bis zu den schweren Lektionen. Meine Jungpferde bilde ich auch rein gebisslos aus, die kennen gar kein Gebiss und trotzdem bin ich bisher noch an keine Grenzen gestoßen die mit dem Zaum zusammen hängen würden.
Es kommt natürlich immer sehr individuell auf's jeweilige Pferd an, es gibt auch einfach Pferde die lieber was zu Beschäftigung im Maul haben und halt wieder die anderen die gar kein Gebiss mögen, da muss man dann einfach immer auf's Pferd hören- aber absolut notwendig ist ein Gebiss keineswegs!

Hmmm - bei meinem Spanier ist das Problem nicht, dass er das Gebiss mag und es zum Rumkauen braucht oder dass er es nicht mögen würde und mich zur gebisslosen Reiterei zwingen würde. Ich reite im Gelände eigentlich immer gebisslos mit dem Cavemore, aber ich habe einmal versucht, Lilo mit dem Lindel auf dem Platz zu reiten und das hat definitiv nicht so funktioniert, wie mit dem Gebiss.

Insofern finde ich es durchaus interessant, wenn wirklich jemand sein Pferd vom Anreiten bis zur Grand Prix-Reife nur gebisslos ausbilden konnte, denn tatsächlich haben bislang alle, die ihre Pferde bis in die höchsten Klassen gebisslos reiten konnten, die Ausbildung dahin mit einem ganz normalen Gebiss durchgeführt und ich gebe ganz offen zu, dass Lilo noch nicht einmal eine vernünftige Galopptraversale hinbekommt, wenn ich ihn gebisslos reite - obwohl er das ganz wunderbar kann, wenn ich ihn auf Trensengebiss oder Kandare mit Unterleger reite. Vielleicht fehlt ihm einfach das Talent.

Hingegen piaffiert er sogar am Halfter, aber die Piaffe hat er auch auf Kandarenzäumung gelernt und zeigt sie nun am Halfter lediglich, um sich Kekse abzugreifen - also auch das ist nichts reell gebisslos Errittenes

Aber gibt es Anschauungsmaterial vom Ausbildungsweg Deiner Pferde, die Du gebisslos bis zum Grand Prix ausgebildet hast?

Welche Zäumung hast Du verwendet? Und wie gelingt es Dir, so fein einzuwirken, dass Deine Pferde die Hilfen deutlich voneinander unterscheiden können?

Auch wenn ich selbst noch Welten von Grand-Prix-Lektionen entfernt bin denke ich schon, dass man ein Pferd auch gebisslos extrem fein und bis in die hohen Lektionen ausbilden kann (was ja durch Reiter wie Fuddi bestätigt wird).

Allerdings glaube ich, dass das nicht mit völlig FN-konformem Reiten in stetiger Anlehnung funktioniert, sondern man sich ein wenig mehr den Impulsreitweisen annähern muss. Das wurde auch von mehreren Ausbildern bestätigt, die ihre Pferde mE sehr schön gebisslos reiten. Für mich ist es schon denklogisch deutlich, dass es mechanisch etwas völlig anderes ist, wenn ein Pferd die Anlehnung ans Gebiss nach vorn-unten sucht, als wenn der stetig anstehende Zügel primär auf einen Nasenriemen wirkt, an den es nur nach vorn heranziehen kann (oder eben nach hinten weichen).
Bei gebisslosen Zäumungen, bei denen propagiert wird, man könne ganz normal in Ablehnung reiten (z.B. Glücksrad) sehe ich persönlich bei den meisten Pferden, dass sie eher nur im Genick nach hinten abknicken, anstatt schön über den Oberhals zu arbeiten.
Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren, aber nach dem, was ich bisher beobachten konnte und auch an meinem eigenen Pferd spüre, braucht eine gebisslose Zäumung eben eine etwas andere, impulsartigere Zügelführung. Richard tritt ans Gebiss willig und gleichmäßig (wenn ich denn gescheit auf dem Pferd sitze) heran. Wenn ich mit Cavecon versuche, eine stetige Anlehnung aufzubauen, wird er richtig wehrig und wütend. Am eher losen Zügel reagiert er dagegen durchaus sehr fein darauf und lässt auch den Hals fallen. Da ich aber eben eher FN-Reiter (in der klassichen Weise, nicht dem, was man leider häufig im Sport sieht) bin, nutze ich beim Dressurreiten lieber das Gebiss. Das Cavecon kommt an der Longe und ggf. an der Hand zum Einsatz, sowie im Gelände.

Ohhh super Franziska - Deinen Beitrag unterschreibe ich Wort für Wort!

Meine Frage zielt ja wirklich darauf hin, ob man ein Pferd gebisslos bis Grand Prix ausbilden kann, um dann eine entsprechende, FN-konforme Prüfung damit zu reiten. Da hätte ich meine Zweifel und finde Deine Argumentation absolut überzeugend.

Wo eine konstante Anlehnung verlangt wird, scheidet für mich das gebisslose Reiten aus - im Gelände reite ich immer gebisslos (es sei denn, ich drehe nach der Turnerei auf dem Reitplatz noch eine Runde durch den Busch - dann zäume ich nicht um) und mit Impulsen und weitgehend losem Zügel. Aber ich merke auch, dass ich - wenn ich wochenlang am losen Zügel durchs Gelände turnte, es danach schwieriger wird, mein Pferd wieder in konstanter Anlehnung zu reiten.

Hier sehe ich das Problem der gebisslosen Dressurreiterei - und nur um die geht es hier ja, denn im Gelände komme ich gebisslos sehr gut zurecht.

Aber ich glaube, dass es auch ein bisschen die Frage nach der gebisslosen Zäumung ist - weshalb ich auch nachfragte, welche Zäumung benutzt wurde, denn die gebisslosen Zäumungen, die mit einem Hebel aufs Kinn oder aufs Genick wirken, können auch wieder anders eingesetzt werden, als ein Cavecon oder Lindel, die ausschließlich auf die Nase des Pferdes wirken.

Ich hatte ja vor längerer Zeit geschrieben, dass Lilo nach einem Dressurversuch mit dem Lindel die Haare auf der Nase abgerieben hatte und eine gleichmäßige Anlehnung nicht zu erreichen war - auch keine Feinabstimmung, denn da müsste man eben auch wieder zur Impulsreiterei wechseln, bei dem auch das Anlegen des Zügels oder Wegführen des Zügels vom Hals eine Rolle spielt.

Ich bin kein FN-Reiter sondern komme aus der klassisch-barocken Sparte, hatte auch viel Kontakt mit der akademischen Reitkunst in der es durchaus auch vollkommen üblich ist die Pferde gebisslos bis zu schweren Lektionen auszubilden (z.b. wie Jossy Reynvoet, um einfach mal einen Ausbilder zu nennen).
Ich reite mit Sidepull mit breitem, weichen Ledernasenteil, also im Grunde genommen in Lindel-Form. Ich war mit genau dieser Zäumung z.b. auch schon bei Ausbildern wie Richard Hinrichs, der seinerseits auch gar kein Problem darin sah, dass ich ohne Gebiss dort aufgetaucht bin.
Mir geht es also allein um die Tatsache, dass es eigentlich gar kein Problem ist alle Seitengänge, Pi&Pa & Co ohne Gebiss zu erarbeiten. Die "FN-Konformität" kann ich dabei nicht beurteilen weil das nicht meine Welt ist.

Ein viel diskutiertes Thema...
Mein PRE "zwang" mich eher in diese Richtung, da ich mich vorher nur bei Mailo traute, da die Kontrolle (die ein Gebiss
ja schon ausübt), aufzugeben. Ich probierte nach der Einreitphase ein paar Gebisse aus, da ich immer wieder an meine
Grenzen geriet, ihn zu händeln. Fazit war sofortiges einrollen und fast keinen Kontakt mehr zum Gebiss herzustellen.
Rücken wurde brettig und die Zunge ging schnell über das Gebiss. Er gewöhnt sich nicht dran, egal ob einfach, oder
doppelt gebrochen. Unter dem Strich waren es ein paar Versuche und daher behaupte ich mal, dass ich ihn gebisslos
ausgebildet habe. Ich bin zwar kein begnadeter Reiter, aber das, was er an höheren Lektionen gelernt hat, wie SH,
Kruppe herein, Tritte verlängern, bisschen anpassagieren, das funktioniert besser, als mein damals bis M gerittenes
Pferd. FN ist für mich heute nicht mehr erstrebenswert, auch wenn mein Pferd gern Rollkur anbietet. :D
Galoppieren kann er dank seiner mega Hypermobilität in der Bahn immer noch nicht, wie man es sich vorstellt, aber
ich habe ja Zeit. Zum Glück verzweifeln meine beiden RL auch an ihm des öfteren und sind beide der Meinung,
wie er sich schon ohne Gebiss einrollt, ist nur damit zu erklären, dass er aus Gummi sein muss.

Ich reite meinen ja auch seit November letzten Jahres gebisslos, auf Halfter, einfach weil er sich beim Reiten insgesamt sehr gestresst hat,und dann hektisch auf dem Gebiss rumgekaut hat und ihn das irgendwann noch zusätzlich gestresst hat. Das Ziel ist es, wenn er sich grundsätzlich beim Reiten entspannt und nicht jede reiterliche Einwirkung als Strafe sondern als Hilfe empfindet, ihn auch wieder mit Gebiss zu reiten, da ich ihn auch gerne turniermäßig vorstellen möchte.
Die erste Zeit war furchtbar, er hat gar nicht verstanden, was er machen soll, aber mittlerweile klappt es wirklich sehr sehr gut. Und mit der Anlehnung möchte ich wiedersprechen. Zumindest mit so einer weichen gebisslosen Art (ohne Hebel oder ähnliches) ist eine stetige weiche Anlehnung sehr wohl möglich. Jero macht das wirklich sehr schön, hat gelernt, sich besser zu tragen und nicht hinter der Reiterhand zu bleiben sondern ranzuziehen. Grundvorraussetzung ist natürlich, das man zur Hand hinreitet und sie so eine feine Anlehnung bietet und nicht ein dauerhaftes Halten entsteht.
OT: Mailo, das ist ein sehr schöner Zaum, wo hast du den her?

Ich freue mich immer, wenn sie erhört werden.
Genau so denke ich auch, auf dem empfindlichen Nasenrücken empfinde ich ein Bosal auch als
unschön. Guter Abgleich ist immer, sich so ein Teil, oder auch ein Gebiss sich auf das Schienbein
zu legen und dann wie am Zügel mal bedienen. Nichts anderes passiert vom Schmerzempfinden
halt auch beim Pferd. Wenn ich deine Bilder sehe @küwi , würde mir auch das Kopfstück nicht
so zusagen, da es doch sehr Richtung Jochbeinleiste geht, wo Nerven entlang laufen. Plastik
am Pferdekopf hatte ich schon mal von Tajara und auch wieder verkauft. Ich habe mir ein Kopfstück
von meinem Sattler fertigen lassen, was all meine Kriterien berücksichtigt und auch als Kappzaum
genutzt werden kann. Falls du so einen haben möchtest, sende mir eine PN. Derzeit habe ich sein Kopfstück
und das Nasenteil Barock von Pfister, da ich gerade weniger longiere. Sonst kann ich fix das Nasenteil
einschnallen.

@copgirl2 eine Mischung aus nun selbst entworfenem Kopfstück, wo man wahlweise einen
Kappzaum draus macht, mit einem austauschbaren, festen Nasenteil, oder eben dem Barock
Nasenriemen von Pfister.