Bevor Ihr nun denkt, dass die Sabine ihre Herzchen abgibt - nein, das tue ich doch nicht. Aber meine Freundin verkauft gerade ihre dreijährige, selbstgezogene Stute und die Käuferin will auf keinen Fall eine Ankaufsuntersuchung.

Und nun kommt meine Frage an die Experten:

Ich gehe davon aus, dass das Vertragsrecht vor jeder anderen Abmachung steht und damit egal ist, wenn man in den Verkaufsvertrag schreibt, dass der Käufer auf eine Ankaufsuntersuchung verzichtet hat und damit keine Gewährleistung des Verkäufers übernommen wird.

Meine Freundin meint jedoch, dass wenn die Verkäuferin ausdrücklich auf die Ankaufsuntersuchung verzichtet, weil sie der Meinung ist, dass so ein ungerittenes dreijähriges Pferd noch keine gesundheitlichen Mängel hat und die Ankaufsuntersuchung mit 500 € 20% des Verkaufspreises ausmacht und das in keinem Verhältnis stünde und das so im Vertrag steht, dass sie damit auch auf eine Gewährleistungsfrist verzichtet.

Meine Meinung ist - wie ich schon schrieb -,

dass 1. vor jeder Hengstkörung zweijährige Junghengste aus der Liste der angenommenen Pferde fliegen, weil sie schon Gelenksveränderungen haben (ich hatte auch mal einen Zweijährigen, bei dem bereits ausgeprägte Lollipops zu sehen waren und der damit nicht zur Körung konnte),

dass 2. selbst bei einem Kaufpreis von 1000 € eine Ankaufsuntersuchung für den Verkäufer wichtig ist, weil er - falls das Pferd plötzlich innerhalb von sechs Monaten lahmt, nicht nur das Pferd zurücknehmen muss, sondern eventuell auch für die Unterstell- und Ausbildungskosten, sowie die Tierarztkosten aufkommen muss und wenn es keine Blutprobe gibt, die beweist, dass das Pferd zum Zeitpunkt des Verkaufs nicht mit Schmerzmitteln gedopt war, dem Verkäufer auch mutwilliges Verschweigen von vorhandenen Mängeln unterstellt werden könnte (ist dabei die Verjährungsfrist nicht auf 5 Jahre verlängert?)

und dass 3. meine Alarmglocken schrillen, wenn der Käufer keine Ankaufsuntersuchung haben will, weil ich dahinter schon wieder irgendwelche Tricksereien vermute. Mein Misstrauen mag verkehrt sein, aber ich hatte damals Cora mit einer Ankaufsuntersuchung ohne Röntgenbilder verkauft und sie begann offensichtlich exakt einen Tag vor Ablauf der sechs Monate Gewährleistungsfrist zu lahmen und ich habe sie, um Gerichts- und Anwaltskosten zu vermeiden, zurückgenommen. Die Röntgenbilder, die beweisen sollten, dass sie irgendwas hat, was die Lahmheit auslöst, kamen nie bei uns an und unser Tierarzt fand nichts. Aber ich wollte auch nicht, dass das Pferd zu einem Händler kommt oder sonstwie verkauft wird, nur weil die Leute vermutlich nicht so mit ihr klar kamen.

Jedenfalls rede ich seit drei Tagen mit Engelszungen auf meine Freundin ein, das Geld für die Ankaufsuntersuchung zu ihrem Schutz zu investieren, weil es viel teurer wird, wenn das Pferd plötzlich zurückkommt, aber sie findet, dass wenn sie in den Vertrag schreibt, dass Sie für eventuell auftretende gesundheitliche Mängel keine Garantie übernimmt, das dann auch vor Gericht Bestand hat. Ich glaube das nicht, denn als Verkäufer habe ich doch die Gewährleistungsfrist immer, oder nicht?

Mir wäre das zu gefährlich denn man haftet für gewisse Mängel auch ohne Untersuchung und so würde ich als Verkäufer lieber in den sauren Apfel beißen und die Kosten dafür übernehmen und diese Untersuchung machen lassen oder das Pferd nicht an diese Käuferin abgeben.

Aber Franzi kann da bestimmt noch was fachlich zu beitragen.

Wenn deine Freundin keine Unternehmerin ist (d.h. auch keine Hobbyzüchterin oder so, da reichen schon 2 oder 3 Fohlen im Jahr), kann sie die Gewährleistung schon ausschließen für diejenigen Mängel, die sie eben nicht kannte oder hätte kennen müssen. Das sollte sie sowieso machen, für solche Dinge, die bei einer AKU ggf. nicht auffallen. (Wie gesagt, es sei denn sie ist Unternehmerin, dann ist da nix mit Ausschluss).
Diesen Ausschluss sollte sie sich dann aber besser vom Anwalt formulieren lassen, weil es da einiges zu beachten gibt. Sie sollte sich da nichts aus dem Internet suchen, denn dann verwendet sie AGB und nach meinem Gefühl halten 50% der AGB in Internetverträgen einer rechtlichen Überprüfung nicht stand.
Ich würds aber so oder so nicht machen, denn wenn dann doch was ist, gibt es den Ärger und eine im Zweifel aufwändige und nervenaufrebende Gerichtsverhandlung trotzdem. Mit der AKU hätte sie zumindest etwas Sicherheit für sich selbst.

Ich habe Richard auch ohne AKU gekauft - das stand aber unter der Prämisse "ich kaufe den eh, auch wenn morgen das Bein abfällt". Ansonsten können wir glaube ich alle ein Lied davon singen, was auch kleine Probleme für Tierarztrechnungen produzieren können. Da sind 20% des Kaufpreises gar nichts.

Danke Franziska - nein, sie ist keine Unternehmerin, hat alle paar Jahre mal ein Fohlen (letztmalig eben 2013) und darum konnte ich ihr auch schlecht helfen, was die rechtliche Seite angeht, denn wir sind ja Unternehmer und insofern würde bei mir kein Pferd mehr ohne Röntgenbilder und Blutprobe vom Hof gehen.

Ich hatte mir unseren Kaufvertrag von einem Anwalt, der sich auf Pferderecht spezialisierte, formulieren lassen und ihn ihr auch geschickt, aber da steht eben auch die Gewährleistungsfrist drin und ich war mir eigentlich fast sicher, dass man die auch als privater Käufer einhalten muss, wenn man ein Pferd verkauft. Sie hat sie jetzt wohl einfach gestrichen und geschrieben, dass von Seiten der Käuferin auf eine Ankaufsuntersuchung verzichtet wird und der Verkäufer darum keine Gewährleistung für irgendwelche Mängel übernimmt. Ich war fast überzeugt, dass das dann ein sittenwidriger Vertrag ist, weil er geltendes Recht umgeht und falls das Pferd innerhalb eines halben Jahres zu lahmen beginnt, der Käuferin trotzdem das Recht der Rückgabe eingeräumt werden muss.

Aber wie ich schon schrieb: Ich weiß nur, wie das bei Unternehmern ist und insofern würde ich lieber das Geld für die Ankaufsuntersuchung investieren, als es hinterher in eine gerichtliche Auseinandersetzung investieren zu müssen.

Tatsächlich habe ich auch die meisten Pferde ohne AKU gekauft und wäre jetzt auch nicht auf die Idee gekommen, das Pferd zurück zu geben, denn bei uns sind das Familienmitglieder und hergeben könnte ich sowieso keinen. Sicher ist das auch eine Frage vom Preis (bei mir war es das zwar auch nicht, als ich Irco und Sambuco kaufte, denn wie Du schon schreibst: Ich hätte sie auch genommen, wenn ihnen morgen ein Bein abgefallen wäre), inwiefern ich mich absichere, aber ich hatte eine Zuchtstute für 40.000 Mark gekauft, bei der die AKU dabei war und die starb bei der Geburt ihres ersten Fohlens ... da nützten ihr die gesunden Beine auch nichts.

Ich würde aber nicht davon ausgehen, dass alle Käufer, die auf eine AKU verzichten, so gestrickt sind, wie wir und als Verkäufer würde ich mich immer soweit absichern, wie das möglich ist.

Der neuste Stand der Dinge ist aber wohl nun, dass die Käuferin den Vertrag unterschrieben hat und die Stute auch bereits bezahlt wurde - ich kann also nur noch die Daumen drücken, dass die Stute zumindest das nächste halbe Jahr nicht das Lahmen oder Husten anfängt.

Zwischen Verbrauchern herrscht grundsätzliche Vertragsfreiheit. D.h. man kann die Gewährleistung ausschließen, außer für Vorsatz und für solche Eigenschaften, die ausdrücklich vertraglich vereinbart sind. Das ist an sich nicht sittenwidrig. Aber soweit man einen Vertrag benutzt, der vorformuliert ist und dazu gedacht war, mehrfach genutzt zu werden (wie deiner), hat man auch als Verbraucher AGB, und da gelten noch weitere Einschränkungen. Deshalb wie gesagt lieber unter Schilderung der Umstände von einem Anwalt formulieren lassen oder zumindest drüber gucken lassen.

Übrigens beträgt die gesetzliche Gewährleistungsfrist 2 Jahre, bei gebrauchten Sachen kann sie auf 1 Jahr verkürzt werden. Die 6 Monate sind nur der Zeitraum der Beweislastumkehr - danach muss der Käufer beweisen, dass der Mangel schon beim Kauf bestand.

Drücke deiner Bekannten die Daumen. Könnte gut sein, dass ihre selbst formulierte Klausel sogar wirksam ist bzw. von Gerichten dahingehend ausgelegt würde. Kommt immer auf den Gesamtzusammenhang an.

Danke Franziska, Deine Vermutung, dass ihre selbst formulierte Klausel vielleicht sogar vor Gericht wirksam sein könnte, erleichtert mich sehr, denn es täte mir unendlich leid, wenn der Verkauf ein ungutes Ende nähme, denn meine Freunde sind beim letzten Verkauf schon an so schräge Käufer geraten, die das Pferd dann auf Kosten meiner Freunde operieren lassen wollten, weil deren Tierarzt einen Befund auf der Hufrolle gefunden haben wollte - dabei stellte sich aber heraus, dass der schon das Skalpell wetzte und sich freute, dass er das Pferd operieren würde dürfen. Interessanterweise waren dann aber plötzlich die Röntgenbilder verschwunden und ich riet dann meinen Freunden, in die Pferdeklinik Genn zu fahren, um eine zweite Meinung einzuholen und dort stellte man einen Hufbeinbruch fest, den das Pferd wohl in der Box bei den neuen Besitzern erlitten hatte, als sie gegen eine Metallzarge getreten war.

Gerade unter diesem Hintergrund riet ich zu einer Ankaufsuntersuchung mit Röntgen, denn eben jene Stute war auch ohne Ankaufsuntersuchung verkauft worden ... aber nachdem der Tierarzt meinte, dass die Kosten für die Untersuchung quasi den Wert des Pferdes übersteigt, entschieden sie halt mal wieder, das mit der Ankaufsuntersuchung zu lassen. Insofern werde ich also die Daumen drücken und hoffen, dass nichts nachkommt oder der Vertrag vor Gericht stand hält.

Übrigens war ich dann auch in der ganz falschen Richtung unterwegs, denn ich dachte, dass für private Pferdeverkäufe ein halbes Jahr und für gewerbliche Pferdeverkäufe zwei Jahre Gewährleistungsfrist gelten. Wobei ich die Diskussion zum Thema ob Pferde als gebrauchte Gegenstände gelten, auch schon mal irgendwo las, aber soweit ich weiß, gelten sie nicht als gebrauchte Sache, auch wenn man sie schon "gebrauchte".