Um noch einmal auf Anja Beran zurückzukommen. Ich habe weder ihre Videos gesehen noch ihre Bücher gelesen. Ich war nur 2 Mal als Zuschauer (Teilnehmerplätze sind ja meist schon vergeben, bevor der Kurs offiziell ausgeschrieben wird) dabei und da hat mir sehr gut gefallen, wie sie die unterschiedlichen Pferde auf unterschiedlichem Ausbildungsniveau an Lektionen herangeführt hat und wie kleine Tips oft sehr wirksam waren. Und da waren vom Pony über Tinker und Warmblut bis zum Berber-Hengst alles dabei.
Wenn man natürlich solche Ausbildner dann über längeren Zeitraum beobachtet wird man selbst da immer wieder etwas finden, was einem vielleicht nicht so zusagt. Aber es ist ja überall so, daß man nicht alles für sich selbst annehmen muß. Dinge, die einem gut gefallen haben, kann man ja in seine eigene Arbeit mit einfließen lassen und Sachen, die einem nicht so gefallen oder wo man keinen Sinn darin sieht, läßt man einfach beiseite. Man muß ja nicht alles gedankenlos nachahmen. Mitdenken beim Reiten ist nach wie vor erwünscht!!! Auch im Hinblick darauf, daß man ja selbst sein Pferd am besten kennt. Was bei dem einen Wunder wirkt kann vielleicht beim anderen kontraproduktiv sein.
Natürlich können auch Lektionen dabei helfen, etwas zu erreichen - aber auch nur, wenn man ganz genau weiß, was man da tut und mit welchem Ziel. Von 99 % aller Leute, die zB. selbstsicher verkünden, sie piaffieren früh an, weil man damit die Grundbalance usw. ja sooo sehr verbessern kann, sieht man leider nie das angestrebte Ergebnis. Ich bin überhaupt ganz schön desillusioniert von sehr, sehr vielen Ausbildern - als Beispiel sei mal Anja Beran genannt, deren DVDs ich mir in der Erwartung angeschafft habe, jetzt mal richtig schönes Reiten zu sehen (also absolut nicht kritisch!) und dann angesichts der durchhängenden Rücken, schlabbernden Zügel und schlecht sitzenden Reiter total enttäuscht war. Tatsächlich konnte ich da kein einziges Pferd sehen, was auch nur 10 Meter über den Rücken gegangen wäre. Da hilft dann auch das schön Ambiente und die vollmundige Beschreibung nichts.
Du bestätigst meinen Eindruck von der Ausbildungsweise Anja Berans - ich empfand exakt das Gleiche, als ich mir ihre DVDs angeschaut hatte. Wobei ich sie auch schon an Messen sah und den gleichen Eindruck gewann - nur dass ich dachte, dass es eben außergewwöhnliche Situationen gibt, die man nun nicht unbedingt als Maßstab nutzen sollte, um sich ein Urteil über den Ausbildungsweg zu machen, Nur wenn man dann nichts anderes sieht - auch nicht auf den DVDs, dann kann ich einen solchen Ausbildungsweg auch nicht mehr bejubeln.
Das Thema Perfektion ist natürlich auch eins, über das ich schon oft nachdachte, denn im Prinzip möchte ich das was ich tue, auch so gut als möglich machen und bin ein Perfektionist. Dass ich mich dabei gerne mal in den Details verirre und das übergeordnete Ganze aus den Augen verliere, weiß ich aber auch und versuche darum bewusst, mir keine Ziele zu stecken, weil das in der Vergangenheit ein Garant für Frustförderung war.
Als Beispiel: Mein Trakehnerhengst hatte im Parcours gelernt, dass jeder Handwechsel auch einen Fußwechsel erfordert und so klappte das mit dem Kontergalopp nicht. Also erklärte ich den Kontergalopp zu meinem Ausbildungsziel und übte ihn jedes Mal, wenn ich in den Sattel stieg und auch dann, wenn mein Trainer kam, stand der Außengalopp im Fokus des Übens. Ich war so besessen von der Ziel, ihn vom Umspringen beim Handwechsel abzubringen, dass uns beiden die Motivation am gemeinsamen Turnen schwand und mein Pferd immer unzufriedener wurde. Er verspannte sich, der Galopp wurde schlechter und aufgrund der mangelnden Losgelassenheit entstanden plötzlich auch Anlehnungsprobleme.
Mein Streben nach Perfektionismus hatte also das Gegenteil bewirkt.
Erst als ich den Kopf frei von dem Gedanken bekam, dass mein Pferd zwingend den Kontergalopp beherrschen muss und ihn auch nicht mehr wie vergiftet übte, sondern nur wenn ich das Gefühl hatte, dass er ihn durchlassen könnte, mal antestete, bot er ihn an.
Vermutlich erreichten wir das Ziel, weil wir es nicht mehr als Ziel definierten.
Insofern wäre ich beim Satz. „Der Weg ist das Ziel!“ angekommen. Theoretisch. Denn eigentlich bedeutet das, sich kein Ziel zu setzen, sondern einen Weg zu wählen, bei dem man jeden Tag annimmt, was einem geschenkt wird.
Das ist aber außerordentlich schwer umzusetzen, denn wenn ich auch nur mein Pferd schon mit dem Vorhaben zum Turnen fertig mache, dass ich heute das Steigen üben will, dann ist der Weg nicht mehr das Ziel, sondern das Steigen ist mein Ziel. Genau da beginnt dann nämlich der Erfolgsdruck unter den ich mich und mein Pferd setze, wenn ich als heutiges Trainingsziel den Beginn zum Steigen definiere. Verlasse ich nämlich nach einer Stunde den Reitplatz mit meinem Pferd, das nicht mal einen Ansatz vom Steigen zeigte, bin ich auch frustriert und kann mich deutlich weniger über das freuen, was mein Pferd mir ansonsten an Lektionen anbot - und das frustriert dann eben auch mein Pferd.
Der Weg ist das Ziel, bedeutet also, das Pferd zum Turnen mit auf den Reitplatz zu nehmen und sich von ihm ein Angebot machen zu lassen, dass man dann annimmt, um daran zu arbeiten. Wenn es dann - eher aus Zufall - dazu kommt, dass es steigt, dann freue ich mich darüber auch, aber weil ich es nicht erwartet habe und es quasi das Extra ist, das ich geschenkt bekomme, gehe ich mit meinem Pferd auch höchst zufrieden vom Platz und mein Pferd merkt, dass es seine Sache sehr gut gemacht hat und wird auch beim nächsten Turnen motiviert sein, mir etwas zu schenken, weil das uns beiden ein gutes Gefühl gibt. Ergibt sich aber keine Möglichkeit, das Steigen anzutesten, muss ich das auch akzeptieren können und das geht wirklich nur dann, wenn ich ohne zielorientierte Erwartungshaltung mit meinem Pferd zu turnen beginne und mich über wirklich alles freue, was er mir anbietet und dann eben das Beste daraus mache, respektive diese mir angebotenen Lektionen perfektioniere.
Ich bemühe mich wirklich, den Weg als Ziel zu definieren und nicht schon im Vorfeld zu überlegen, was ich heute mit meinem Pferd übe, um uns nicht unter den Erfolgsdruck zu setzen, ein Ziel erreichen zu müssen, um ein gutes Gefühl zu haben. Aber natürlich ist es unendlich schwer, nicht mit dem Gedanken auf den Reitplatz zu gehen: "Mal schauen, ob wir heute den spanischen Trab unter den Sattel hinbekommen, nachdem er an der Hand gestern so gut klappte", sondern statt dessen in den Sattel zu steigen und nur von Moment zu Moment zu reiten. Nicht vorzuplanen, welchen Trainingsschwerpunkt ich heute setze, sondern ins Pferd zu fühlen, was es mir gerade anbietet und das dann zu nutzen.
Das wäre die Umsetzung von "Der Weg ist das Ziel".
Viele verwechseln das mit einer gewissen Planlosigkeit. Aber der Unterschied zwischen "Kein Ziel setzen, sondern einfach den Weg gehen und schauen, wo er mich hinführt" und der Planlosigkeit ist der, dass ich dabei nicht orientierungslos bin, sondern mich nach dem Weg richte und auf den Plan eingehe, der mir angeboten wird. Ich tue also durchaus etwas mit dem, was mir der Weg offeriert und verliere nicht die Orientierung, denn ich habe ja den Weg, der meine Orientierung ist.
So wie ich mit meinem Pferd turne, lässt sich das umsetzen - man muss natürlich den Kopf ausschalten können und mit dem Bauch reiten. Das ist nicht leicht und es gelingt mir auch nicht immer und manchmal gar nicht.
Aber ich hatte schon einmal versucht, ohne Ziel den Weg zu gehen - nur ritt ich damals noch Turniere und da ist eben die Dressuraufgabe vorgeschrieben, die man zu reiten hat und wenn der fliegende Wechsel nicht zu 100% klappt, kann man keine M-Dressur nennen oder muss sich das Ziel stecken, den fliegenden Wechsel mit dem Pferd zu erarbeiten.
Ich merkte auch schnell, dass ich - wenn ich beim Satteln meines Pferdes keinen Trainingsschwerpunkt im Kopf hatte, mich das Gefühl beschlich, dass wir dann keine Fortschritte machen werden, denn mein Ziel war es ja, an Turnieren zu starten und dabei auch nicht ewig in A- und L-Dressuren herumzureiten.
Erstaunlicher Weise habe ich aber festgestellt, seit ich wieder ganz bewusst den Weg wähle, ohne ein Ziel zu kennen oder zu stecken, dass die Fortschritte größer sind, als wenn ich bewusst versuche, ein Ziel zu erreichen und den passenden Weg dazu suche.
Trotzdem ist es jedes Mal wieder ein Ringen mit mir selbst, nicht mit dem Gedanken zu Lilo zu gehen: „Heute üben wir mal das Kompliment!“, sondern mich in ihn hineinzufühlen und wenn ich spüre, dass er gelassen genug ist, mir das Kompliment zu zeigen, es anzunehmen oder es eben gar nicht erst abzurufen, wenn ich merke, dass er unkonzentriert und hektisch ist und lieber laufen, als herumstehen möchte.
Allerdings gehört zu dieser „Der Weg ist das Ziel“- Umsetzung auch, dass ich akzeptieren muss, wenn nicht immer alles abrufbar ist, was ich gerade sehen möchte. Das stünde einer Dressurprüfung im Wege, weil ich dabei keine Rücksicht auf seine aktuelle Befindlichkeit nehmen kann.
Auf der anderen Seite merke ich aber, dass er mir deutlich mehr anbietet und das auch viel freudvoller tut, als wenn ich ein Trainingsziel definiere, das ich in dieser Stunde erreichen will – dann macht er nämlich eher zu und bietet mir gar nichts mehr freiwillig an. Nicht dass er sich verweigert, aber er funktioniert eben nur noch und weder er noch ich empfinden Freude dabei.
Vielleicht kommen wir auf dem Weg, der kein Ziel definiert ja tatsächlich doch noch in einer M-Dressur an – nicht um der Dressur und ihrer Lektionen willen, für die ein Richter seine Bewertung abgibt, sondern nur für uns und zu unserer gemeinsamen Freude, denn ich glaube, wenn man die Freude als Ziel definiert, dann wird der Weg auch leichter.
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
Hahahaha, Sabine, schöner Text, kann ich voll unterschreiben - nur dass bei mir das Ziel viele Jahre lang lautete: "Heute soll er mal NICHT steigen"
Manojo, da hast du zwar recht, im Fall von AB geht es mir aber nicht so, dass mir da irgendwelche Kleinigkeiten nicht gefallen. Das ist bei (fast) jedem so und finde ich nicht so tragisch. ZB habe ich gar kein Problem damit, wenn jemand nicht "lehrbuchmäßig" auf dem Pferd sitzt oder einwirkt, wenn aber das Pferd dennoch gut geht. Die ganze Reiterei in den 5 Videos, die ich gesehen habe, stimmt aber so ganz grundsätzlich nicht mit irgendwas überein, was ich möchte und für gut und richtig halte, dass ich mir dann auch keine einzelnen Dinge mehr rauspicken kann/will. Was natürlich umso interessanter ist, weil AB ja von vielen Leuten als totales Vorbild betrachtet wird. Da ist die Zielsetzung dann offensichtlich auch sehr unterschiedlich.
Ihr sprecht mir aus der Seele. Wie ich ja schon oft erwähnt habe, will ich irgendwann mal zu Olympia Also, im übertragenen Sinne. Mein Ziel ist zumindest sowas wie S-Niveau. Den Weg dahin und ob wir da überhaupt ankommen bestimmt mein Pferd (und letztlich auch mein reiterliches Können). Wenn er irgendwann sagt, bis hierher und nicht weiter, muss ich das akzeptieren. Aber mittlerweile kann ich mir Turniere im Fernsehen nicht mehr angucken, sorry, aber wenn da einer bei ist, der sein Pferd nicht auf der Vorhand piaffiert, habe ich den noch nicht gesehen. Ich bin aber glaube ich mittlerweile auch ein oberkritischer Zuschauer geworden. Liegt einfach daran, dass ich immer denke: Hey, wenn ich Reitanfänger mit meinem spanischen Hängebauchpferd ne reelle Versammlung hinbekomme, dann erwarte ich das erst recht von Leuten, die dafür bezahlt werden. Und man bekommt einfach mit der Zeit einen Blick dafür, was reell ist und was geschummelt. Letztens habe ich mir die DVD "Klassisch contra Classique" angeschaut. Der Typ von der FN schwärmte immer davon, wie schön doch dieses Pferd von hinten an die Hand herantritt und die Anlehnung sucht und die Versammlung, toll, bla bla... Und ich fragte mich die ganze Zeit beim gucken: Wo, denn um Himmels willen? Bin ich blind? Dann habe ich die DVD meiner Reitlehrerin ausgeliehen und die hatte das gleiche Problem. Ich glaube aber, der Typ meinte das ernst und denkt wirklich, so wie dieses Pferd lief, läuft es toll und genauso wie es sein soll. Klarer Fall von Rollkurblindheit
Insofern wäre ich beim Satz. „Der Weg ist das Ziel!“ angekommen. Theoretisch. Denn eigentlich bedeutet das, sich kein Ziel zu setzen, sondern einen Weg zu wählen, bei dem man jeden Tag annimmt, was einem geschenkt wird.
Schon allein bei der Interpretation dieses Spruches gibt es offenbar unterschiedliche Sichtweisen. Ich hatte den Spruch nie so aufgefasst, dass ich mir keine Ziele setze. Ich setzte mir ja noch immer ein Ziel und mache mich auf dem Weg dahin. Der Spruch bedeutet für mich nur, dass ich an diesem Ziel nicht zwingend ankommen muss, sondern die Erfahrungen auf dem Weg dorthin als ausreichend ansehe. So habe ich schon immer ein Plan mit den Pferden, wenn ich arbeite. Aber ich bin so "gedankenflexibel", dass ich schaue, wie weit ich an dem Tag komme. Z.B. wäre ein Ziel "Übergänge erarbeiten". Dann fange ich ganz locker von einer Gangart in die nächste und wieder runter an. Erst die langsamen, dann die schnelleren. Wenn es gut läuft, dann kann man einen Schritt weiter gehen und eine Gangart überspringen. Ähnlich mache ich es mit den Reitschülern: ich habe vor jeder Stunde eine Idee, was der Themenschwerpunkt ist. Meist auch eine passende Aufgabe, die im Schwierigkeitsgrad variabel ist. Wie weit wir an dem Tag kommen, bestimmt dann mein Schüler (indirekt). Und auch da muss man manchmal noch für sich noch einen Schritt zurück gehen, weil man vielleicht doch zu viel erwartet hat.
Sorry, ich dachte, ich hätte ein Zitat eingefügt, nächster Versuch
Zitat Insofern wäre ich beim Satz. „Der Weg ist das Ziel!“ angekommen. Theoretisch. Denn eigentlich bedeutet das, sich kein Ziel zu setzen, sondern einen Weg zu wählen, bei dem man jeden Tag annimmt, was einem geschenkt wird.
Danke für eure Gedanken. Das mit Anja Beran ging mir in den Videos genauso. Schlimmer finde ich aber ehrlicherweise Manolo jorge de Oliveira. Wobei das ja irgendwie eine Sippe ist. Ich kann den Hype um ihn ehrlich gesagt gar nicht verstehen. Und das "legenden-video" finde ich ganz schlimm... Und das ist genau was ich meine. Vor 14 Tagen war ich bei R.H. Und da ist auch nich mehr alles gold was glänzt... vor allem wenn man die Pferde ohne Sattel sieht.... Rueckenmukeln und passende Saettel werden überbewertet... Und dann sagt er mir meine Hand ist zu nachgiebig... kann ja sein, aber mit festgestellter Klaue will ich halt auch nicht reiten. Ich bin einfach momentan ein bisschen frustriert wieviel "ohne rücken" ich sehe bei großen Namen. Hauptsache es wird piaffiert.
Zitat von Flamenco im Beitrag #20 Schon allein bei der Interpretation dieses Spruches gibt es offenbar unterschiedliche Sichtweisen. Ich hatte den Spruch nie so aufgefasst, dass ich mir keine Ziele setze. Ich setzte mir ja noch immer ein Ziel und mache mich auf dem Weg dahin. Der Spruch bedeutet für mich nur, dass ich an diesem Ziel nicht zwingend ankommen muss, sondern die Erfahrungen auf dem Weg dorthin als ausreichend ansehe. So habe ich schon immer ein Plan mit den Pferden, wenn ich arbeite. Aber ich bin so "gedankenflexibel", dass ich schaue, wie weit ich an dem Tag komme. Z.B. wäre ein Ziel "Übergänge erarbeiten". Dann fange ich ganz locker von einer Gangart in die nächste und wieder runter an. Erst die langsamen, dann die schnelleren. Wenn es gut läuft, dann kann man einen Schritt weiter gehen und eine Gangart überspringen. Ähnlich mache ich es mit den Reitschülern: ich habe vor jeder Stunde eine Idee, was der Themenschwerpunkt ist. Meist auch eine passende Aufgabe, die im Schwierigkeitsgrad variabel ist. Wie weit wir an dem Tag kommen, bestimmt dann mein Schüler (indirekt). Und auch da muss man manchmal noch für sich noch einen Schritt zurück gehen, weil man vielleicht doch zu viel erwartet hat.
Ich denke nicht, dass es dazu unterschiedliche Sichtweisen gibt - wenn es ein Ziel gibt, dann ist das das Ziel und nicht der Weg und wenn ich einen Weg gehe und einfach schaue, wo er mich hinbringt und dabei viele wunderbare Erfahrungen sammle, dann ist der Weg das Ziel gewesen. Der Satz bedeutet eigentlich: Wer nach einem Ziel strebt, stellt das Erreichen desselben in seinen Fokus und will so schnell als möglich dort ankommen. Dabei kann man den Weg dorthin aber nicht mehr genießen und verpasst in diesem Streben nach dem Ziel, den Weg zu erleben. Vor allem aber birgt dieses zielorientierte Leben und Streben das Problem, dass man manchmal das Ziel zu hoch steckt und so im schlimmsten Fall frustriert ist - und das obwohl der Weg so viel hätte bieten können, wäre der Blick nicht so aufs Ziel gerichtet gewesen und damit abgelenkt von dem, was der Weg an Positivem zu bieten hatte.
Ich interpretiere diesen Satz nun aber in erster Linie als Reiter oder Pferdeausbilder, sondern als Mensch auf der Suche nach dem Sinn des Lebens.
Das ist für mich ein bisschen wie mit der "ganzheitlichen" Bank, die Wertpapiere anbietet, ein Girokonto für Dich eröffnet, aber auch Dein Haus mit einer Hypothek belastet. Ganzheit ist für mich die Einheit von Körper, Geist und Seele.
Aber das ist nun auch off topic, wenngleich ich durchaus versuche, in meinem ganzen Leben einen Weg der Achtsamkeit zu gehen und natürlich höre ich bei meinem Pferd nicht auf.
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
Zitat von Oljufi im Beitrag #22Danke für eure Gedanken. Das mit Anja Beran ging mir in den Videos genauso. Schlimmer finde ich aber ehrlicherweise Manolo jorge de Oliveira. Wobei das ja irgendwie eine Sippe ist. Ich kann den Hype um ihn ehrlich gesagt gar nicht verstehen. Und das "legenden-video" finde ich ganz schlimm... Und das ist genau was ich meine. Vor 14 Tagen war ich bei R.H. Und da ist auch nich mehr alles gold was glänzt... vor allem wenn man die Pferde ohne Sattel sieht.... Rueckenmukeln und passende Saettel werden überbewertet... Und dann sagt er mir meine Hand ist zu nachgiebig... kann ja sein, aber mit festgestellter Klaue will ich halt auch nicht reiten. Ich bin einfach momentan ein bisschen frustriert wieviel "ohne rücken" ich sehe bei großen Namen. Hauptsache es wird piaffiert.
Ja, Oljufi, dort ging mir das auch so. Wenn man die Pferde ohne Sattel sieht, ist das kein schönes Bild was die Rückenmuskeln betrifft. Das ist auch einer , von denen ich am meisten enttäuscht bin. Aber die Muskulatur braucht halt zum wachsen einen entsprechenden Trainingsreiz. Und dafür reichen so kurze Einheiten (es wird ja propagiert, die Pferde in der Lösungsphase nicht müde zu traben, sondern frisch an die hohe Leistung zu gehen) nicht unbedingt aus. Und vorwärts-abwärts sehe ich da auch wenig.
Ist Manolo Oliva derselbe, wie der, den Du erwähnst, oder sind das 2 verschiedene Personen? Bin ja desöfteren bei Kursen mit Manolo Oliva. Dazu hatte ich an anderer Stelle schon kürzlich etwas geschrieben. Denn auch dort werde ich allmählich kritischer. Aber nichtsdestotrotz hat der mich doch weitergebracht. Man darf halt nicht alles, was gesagt und gemacht wird, unreflektiert übernehmen.
Ich glaube, Oljufi sprach von Manuel Jorge de Oliveira. Das ist jemand anderes als Manolo Oliva.
Picasa: Lustig, bei der DVD ging es mir genau andersrum: Ich hab die PK-Reiterei gesehen und mich gefragt, wo der da was Positives sieht ;-)
Tatsächlich gibt es nur im FN-Lager für mich Reiter, die das von mir angestrebte "Ziel" verkörpern. Uta Gräf vorneweg, aber auch einige andere, nicht so bekannte. Deshalb orientiere ich mich eher da hin, auch wenn es da natürlich auch viele schwarze Schafe gibt. Aber zumindest sind da überhaupt Ergebnisse existent, die mir richtig gut gefallen. Das ist leider bei keinem der Fall, bei dem irgendwas mit "Reitkunst" oder "barock" oder "legerte" im hochtrabenden Titel steht.
Mir ging es ähnlich bei einem Verkaufsvideo von Mark de Broissia. Das war mit toller stimmungsvoller Musik untermalt, schöööööööööönen philosophischen Ergüssen über die Reiterei, einer Location die dazu passt. Ich wollte das schon alleine deswegen- glaube ich- irgendwie gut finden, aber irgendwie und ach neee doch, ach das ist doch soooo schön inszeniert.
Nach einer Weile ließ ich mal das Ganze stumm ablaufen, schaute mir nur die Pferde an und habe das Video ganz schnell wieder verkauft. Es blieb nicht mehr von der Philosophie übrig. Werbestrategisch gut verpackt, kann so ein hübsch aufbereitets Video auch von mir und Anduryn so in Stimmung versetzen, dass man es zwangsläufig- fast gegen den eigenen Willen- gut finden muß
Ein Bekannter von mir macht Veranstaltungstechnik im großen Stil, auch auf namhaften Großveranstaltungen des Reitsports, also Messen und Shows. Seit er mal erzählt hat, was von all den "Meistern" da mit den Pferden veranstaltet wird, wenn kein Publikum da ist, insbesondere im nächtlichen "Sondertraining" wenns tasgsüber nicht so gut gelaufen ist, fällt es mir schwer, Vorführungen mit Pferden unbedarft anzusehen. Auch auf Turnieren sehe ich leider oft Ritte, die mir gar nicht gefallen, aber sehr gute Bewertungen bekommen. Sobald es ums Geld verdienen geht, ist halt eher spektakulär als korrekt und pferdefreundlich gefragt. Und das gilt für Reiter, Trainer, Richter UND ZUSCHAUER gleichermaßen. Ausnahmen bestätigen die Regel! Bei den "Freizeitreitern" fehlt genauso oft wie bei den "Turnierreitern" die Bereitschaft, den unter Umständen langwierigen und mühseligen Weg der korrekten Ausbildung zu gehen. Dazu benötigt man halt auch Geduld und Anstrengungsbereitschaft und einen guten Trainer, der ebenfalls nicht auf den schnellen Erfolg aus sein darf!
Ich habe im Laufe der Zeit festgestellt, dass es keine "schlechte" Reitweise, sondern eben nur schlechte Reiter gibt. Und eh einer fragt, zu den - nach meiner Ansicht - guten Reitern zähle ich mich sicher nicht. Aber daran arbeite ich ja auch schließlich.
Ich will auch gar keine positiv oder negativ belegten Beispiele nennen. Wenn man ganz ehrlich ist, wird man bei jedem in nem blöden Moment etwas sehen, was einfach nicht gefällt. Deswegen versuche ich das, was ich über den Bewegungsablauf des Pferdes weiß, damit in Einklang zu bringen, was ich mit meinem Pferd erarbeiten möchte und suche mir deswegen das aus diversen "reitereien" aus, was mich diesem Ziel näher bringt, ohne mein Pferd und mich zu überfordern. Es gibt tausend Wege, die nach Rom führen. Man muss sich nur die Zeit nehmen, sie zu erkunden. Insofern ist der Satz "der Weg ist das Ziel" für mich und die mir anvertrauten Pferde eindeutig richtig.
Liebe Grüße, Ginny
Nein, meine Pferde sind nicht schwierig - sie sind sensibel, verhaltensoriginell und emotionsflexibel - und das ist gut so !!
@Corazon Espinado : Ja, du hast Recht, ich hatte P.K. vorher noch nicht reiten sehen und war von dem, was man im Video sieht auch etwas enttäuscht. Da war viel Kopf hoch und Rücken weg, das kann ja auch nicht im Sinne des Erfinders sein. Unter Legerete habe ich mir auch etwas anderes vorgestellt.
Ist Manolo Oliva derselbe, wie der, den Du erwähnst, oder sind das 2 verschiedene Personen? Bin ja desöfteren bei Kursen mit Manolo Oliva. Dazu hatte ich an anderer Stelle schon kürzlich etwas geschrieben. Denn auch dort werde ich allmählich kritischer. Aber nichtsdestotrotz hat der mich doch weitergebracht. Man darf halt nicht alles, was gesagt und gemacht wird, unreflektiert übernehmen.
Den meinte ich nicht, aber der gefällt mir auch nicht... Hat bei uns im Stall Sporenlöcher in die Pferde geschrubbt... Bis es blutete...
Ich bin sehr erleichtert, dass ich scheinbar mit meinem Blick nicht ganz alleine bin.
Das mit dem "Sondertraining" kann ich auch bestätigen nach meinem letztjährigen Equitana Besuch. Und ja sogar Alizee packt mit Trense ordentlich zu... von nichts kommt auch scheinbar nichts. Ich finde es so schade. Oft ist es außen Hui und innen Pfui und ich verstehe das gar nicht, weil es nicht dem entspricht was propagiert wird. Ich reite auch nicht perfekt und auch meine Trainerin nicht und bestimmt gibt's bei uns auch mehr als genug "blöde Momentaufnahmen" wo die Pferde mal nicht über den Rücken gehen, sich weg- oder hochdrücken, aber ich finde es ist wichtig, dass man auch reflektiert/bemerkt und entsprechend vielleicht seinen Weg abwandelt oder mal einen Schritt zurück geht. Das vermisse ich einfach oft.
Andalusierforum - Das virtuelle Treffen für Liebhaber der Pferde iberischer Rassen
»
Ausbildung
»
Dressur
»
Herumkritteln?
Thema drucken
14.11.2016 13:53
Antworten
Also, im übertragenen Sinne. Mein Ziel ist zumindest sowas wie S-Niveau. Den Weg dahin und ob wir da überhaupt ankommen bestimmt mein Pferd (und letztlich auch mein reiterliches Können). Wenn er irgendwann sagt, bis hierher und nicht weiter, muss ich das akzeptieren.
![[url]http://www.bilder-hochladen.net/files/l5c4-3-9fa6.jpg](http://www.bilder-hochladen.net/files/l5c4-3-9fa6.jpg){kind=link}