Defintiv - aber diese Pferde muss man auch so halten bei den Kaufpreisen, die sie manchmal haben….. Wäre blöd, wenn sie im Paddock Trail von anderen gebissen oder getreten würden. In vielen Ställen stehen sie dann auch noch mit Stallgamaschen in den Boxen, damit ihnen nichts passiert.
„Die Leichtheit ist es, welche der Reitkunst ihr wahres Siegel verleiht und zugleich dem Reiter, der sie ausübt, das wahre Wesen seines Talents." - Nuno Oliveira
Es gibt auch Leute, die sehr teure Pferde artgerecht halten. Da kommt es halt wirklich auf Beständigkeit an. In einem Handelsstall kannst du keine Weidegrüppchen bilden, dazu gibts einfach zuviel Wechsel. Ich bin der Meinung, dass auch ein (teures) Sportpferd wenigstens mit einem Kumpel im Aktivstall oder mit Weidegang gehalten werden kann. Oftmals ist da der Kopf des Besitzers das größte Problem.
Zitat von Quevedo im Beitrag #13 Bei Cobs gibt es auch viel Linienzucht (schöneres Wort als Inzucht) und das führt leider auch oft zu "Ausschuss-Fohlen". Englische Züchter lieben Linienzucht, ich stehe dem mittlerweile sehr kritisch gegenüber.
Zu dieser Aussage muss ich Dich - zumindest was die Zucht deutscher Reitpferde und insbesondere der Trakehner Pferderasse korrigieren: Linienzucht bedeutet nicht zwingend Inzucht.
Bei den Trakehnern stehen Stutenfamilien und Hengstlinien oft beim Zuchtgedanken Pate. Linienzucht bedeutet hier nicht Geschwisterliebe oder die Wiederholung bestimmter Zuchtpferde ab der 3. Generation im Pedigree eines Pferdes, sondern das Stärken einer bestimmten Hengst oder Stutenlinie im Pedigree, indem man beispielsweise einen Hengst aus der Hengstlinie des Perfectionist xx -Linie nutzt, wenn der Muttervater der Zuchtstute ebenfalls aus der Hengstlinie des Perfectionist xx -Linie stammt - das wäre dann eine Linienzucht auf die Hengstlinie des Perfectionist xx . Dabei muss es aber keinesfalls zur Inzucht kommen, denn es gibt viele Hengste, die sich auf den 1899 geborenen Linienbegründer Perfectionist xx zurückführen lassen. Mein Trakehner Hengst Brave Heart lässt sich über Arc de Triomphe - Mandant - Thor - Humboldt - Hutten - Ararad - Jagdheld auf den Linienbegründer Perfectionist xx zurückführen. Perfectionist xx hatte jedoch noch mehr gekörte Söhne als nur den gekörten Trakehnerhengst Jagdheld. Beispielsweise sind auch Irrlehrer und Tempelhüter seine direkten männlichen Nachkommen. Würde nun Brave Heart die 2009 geborene Trakehner-Stute Paprika vom Rappenhof decken, wäre das direkte Linienzucht auf die Hengstlinie des Perfectionist xx, denn Paprikas Vater ist Platinum vom Rappenhof, dessen Vater ist Carino. Carino ist ein direkter männlicher Nachkomme von Liguster. Der wiederum ist ein Sohn des Intermezzo. Intermezzo ist einer der Söhne von Oxyd von Irrlehrer und Irrlehrer ist ein Perfectionist xx-Sohn. Bei dieser Anpaarung käme tatsächlich kein Vorfahr doppelt im Pedigree des zu erwartenden Fohlens vor - es handelt sich also definitiv nicht um Inzucht.
Auch bei anderen Warmblutrassen wie Oldenburgern oder Holsteinern ist es durchaus üblich, auf eine Stute und einen Hengst gleicher Stutenfamilie oder Hengstlinie miteinander zu verpaaren, um durch diese Linienzucht bestimmte Eigenschaften, die man den Nachkommen dieser Linien zuschreibt, zu konsolidieren.
Allerdings bedeutet bei englischen Pferde- und Ponyrassen line bred tatsächlich so etwas wie die Verpaarung von Geschwistern, das Anpaaren des Sohnes an die Mutter o-ä. - in der deutschen Zucht entspricht das der Inzucht, nicht aber der Linienzucht.
Zur Problematik der frühen gesundheitlichen Schäden am Bewegungsapparat der Pferde deutscher Zuchten: Pferde werden nicht durch die Zucht weniger belastbar, sondern durch frühe und falsche reiterliche Belastung, durch eine bewegungsarme, nicht artgerechte Aufzucht, durch eine falsche Fütterung und einer Haltung, die nicht den Ansprüchen an die Bewegung eines Lauf- und Fluchttieres genügt und durch den sportlichen Ehrgeiz ihrer Besitzer.
Abgesehen davon kenne ich auch Quarter Horses, die früh verschlissen sind - auch da spielt die Genetik weniger die Hauptrolle, als eine Überfütterung, eine intensive Beanspruchung und eine Haltung, die der Natur des Pferdes widerspricht.
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
@elchbiene: mir ist klar, dass ein 2-Jähriger noch nicht in vollem Saft steht und das da noch einiges kommen kann. Ich warte schon förmlich darauf, dass er sich zum Monster entwickelt. Habe ich ihn doch als "nicht händelbar" übernommen. Zudem tanzt sein gleichaltriger Halbbruder den - nach Aussagen hengsterfahrenen - Besitzern ziemlich auf dem Kopf rum. Er könnte, wenn er wollte. Ich habe aber das Glück einer funktionierenden Herde, die den Kleinen klein hält. Konnte ich gestern abend wieder beobachten: Tinker Jaguar und Wanathon wollten gleichzeitig durch einen schmalen Übergang, der wirklich nur für ein Pferd passt. Wanathon ist ein Anfall von Kühnheit überkommen und er wollte zuerst gehen. Da hat er die Rechnung ohne den Tinker gemacht, der ihn dann mal eben in die Steinmauer gedrückt hat und ihm ohne einen Hauch von Zweifel zu verstehen gegeben hat, dass er sich hinten einzuordnen hat. Ich musste wirklich Tränen lachen, weil die Situation und die Vehemenz von Jag (und die Verzweiflung des kleinen Hengstes) schon fast menschlich waren. Lektion gelernt - weiter kleine Brötchen backen...
Das eine Problem hierbei ist aus meiner Sicht, dass ein Junghengst in einer Wallachherde, in der keine gleichaltrigen Pferde sind, keine wirklichen Spiel- und Raufkameraden findet. Für mich gehört ein Hengstabsetzer bis er drei Jahre alt ist, in eine Junghengstherde, um sich optimal zu sozialisieren. Mein erstes Hengstfohlen musste ich aufgrund eines Weideunfalls mit 9 Monaten nach Hause holen und dort stand er dann auch mit vier älteren Wallachen zusammen, die ihn ständig reglementierten. Nach drei Monaten holte ich einen gleichaltrigen Traberhengst dazu, weil mein Hengstchen seinen Frust an mir auszulassen begann und testete, ob er bei den schwachen Menschlein wohl eher mal einen Rang nach oben rutschen könnte, nachdem die älteren Wallache ihm das nicht erlaubten. Kaum dass er einen gleichaltrigen Freund hatte, war er auch wieder ausgeglichen und unkompliziert im Umgang.
Das andere Problem wird sein, dass er als Deckhengst eventuell alleine stehen muss - selbst mein wirklich komplett unhengstiger Lilo könnte nicht mit einem Wallach vergesellschaftet werden, weil er versuchen würde, ihn zu decken. Das Risiko besteht, sobald ein Hengst einmal gedeckt hat, eben leider immer.
ZitatGeschmäcker sind halt verschieden - mich persönlich reizen die Wildpferde und Kaltblüter viel mehr als ganggewaltige Warmblüter. Der Araber-Haflinger-Mischling waren schon ein Kompromiss, mit dem wir uns nicht leicht getan haben. Aber er gefiel mir einfach gut. Ich arbeite viel lieber mit dieser Gattung Pferd und habe auch beim Reiten meinen Spass. Da ist mir auch die Qualität der Gänge ziemlich egal. Außer mit Flamenco kann ich eigentlich (noch) mit keinem wirklich Galopparbeit machen, da sie alle aufgrund ihrer Exterieurs mir den Galopp nicht schenken werden. Aber so what: den Spass, den ich mit ihnen habe, kann mir keiner nehmen. Und sie sind allesamt bombensicher im Gelände und haben Spass dabei.
Gewiss würden sich viele Züchter wünschen, dass die Pferdekäufer ihr Glück nicht immer in besonders viel Bewegungsqualität suchen würden. Aber Fakt ist nun einmal, dass man für ein Pferd mit viel Gang oder Talent am Sprung, einem korrekten Fundament, einem dem Zuchtziel entsprechenden und dem reiterlichen Anspruch entgegen kommenden Exterieur und einem ausgeglichenen Interieur, einer sehr vielversprechenden Abstammung und vielleicht noch ein bisschen Chic eher Geld verlangen kann, als für ein braves und freundliches Pferd, das trittsicher durchs Gelände marschiert, aber dessen Grundgangarten eher als durchschnittlich zu bezeichnen sind.
Und hier kommen wir an den Punkt, an dem ich Dich gerne fragen würde, ob Du bereit wärst, für einen netten Kaltblüter oder einen Tinker, der sich nett reiten lässt, achttausend Euro auszugeben - so viel investiert ein verantwortungsvoller Züchter nämlich mindestens in ein Pferd, das er selbst züchtet und geritten mit vier oder fünf Jahren verkauft.
Wenn ich also für die Decktaxe auch nur 600 € rechne, für die Deckerei (Besamung mit Samenversand oder Fahrt zum Hengst mit Unterkunft) mit Tierarztkosten (Follikel- und Trächtigkeitskontrolle, Tupferprobe) noch mal 300 € draufrechne, für das Jahr der Trächtigkeit der Stute, in der sie gefüttert und versorgt werden will noch mal 1500 € veranschlage und für den Verband für die Papiere und meine Mitgliedschaft, die Fahrt zum Brenntermin etc. noch mal 300 € draufschlage, für die Aufzucht des Fohlens über drei Jahre mit Futter und Schmied und Tierarzt noch mal 3500 € ausgebe, dann bin ich schon bei über 6000 €. Kommt nun noch ein Jahr Ausbildung des Jungpferdes hinzu, dann hat mich mein selbstgezogenes Pferd locker 8000 € gekostet.
Ich habe nie erwartet, dass ich mit dem Züchten Geld verdiene, aber wenn ich jeden gut gerittenen Fünfjährigen für 4000 € verkaufen müsste, weil die meisten Freizeitreiter ohne sportlichen Ambitionen und ohne den Anspruch an sehr gute Grundgangarten oder ein sehr gutes Pedigree nicht mehr ausgeben, dann müsste ich mich fragen, wie lange ich solche Verluste beim Verkauf wegstecken kann.
Insofern wird also jeder Züchter (ich spreche nicht von Händlern oder Vermehrern) sich überlegen, wie er die investierten 8000 € beim Verkauf seines Pferdes möglichst vollzählig wieder auf sein Konto bekommt und dafür sorgen, dass er mit seinem "Zuchtprodukt" die Zielgruppe der Käufer erreicht, die höhere Ansprüche stellen, aber eben auch mehr ausgeben, als 4000 €.
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
Und genau wegen dieser Rechnung sind Pferde vom Züchter, die damit ihr Geld verdienen müssen, uninteressant. Alle Pferde, die ich jetzt habe, sind gut aufgewachsen. Mit Ausnahme des Spaniers haben sie alle sogar weit weniger als 4000 € gekostet. Kannst mich ruhig erschlagen.
Mit dem kleinen Hengst war ich auch skeptisch, ob ihm nicht ein Gleichaltriger fehlt. Die Alternative: mit Pony und Stute (!) auf einer Wiese. Da habe ich ihn vor schlimmerem bewahrt. Und ganz ehrlich: es klappt besser als ich gedacht hatte. Er hat genug zum Zocken und tut das auch ausgiebig und lernt von den anderen.
Es gab ja jetzt auch schon andere Erfahrungen mit deckenden Hengsten und Vergesellschaftung. Das nehme ich mir alles zu Herzen (und verwende es im Zweifel gegen sie ;) ),bin aber natürlich auf noch weitere Erfahrungen, insbesondere gesundheitlicher Art in Bezug auf das Alter interessiert. Für Zuchtideale etc. könnten wir einen eigenen Thread eröffnen, dass ist eigentlich nicht meine Frage.
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11.06.2015 21:44
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