Nachdem ich ganz lieb gebeten wurde, meine Beiträge noch einmal zu überdenken und meine Gedanken auch einmal in eine andere Richtung zu lenken, nämlich die des Gestütes, das vom Verkauf seiner Pferde leben muss.

Ich wollte selbstverständlich nicht am Image eines Gestütes kratzen - das stünde mir auch nicht zu, denn ich kenne weder die Gestütsbetreiber, noch die Anlage und auch die Pferde nicht persönlich.

Meine Gedanken formulierte ich aus meiner eigenen Erfahrung mit Aufzuchtspferden und wenn mir glaubhaft versichert wird, dass es der Aufzucht in völliger Freiheit bei diesem Gestüt nicht entgegensteht, wenn die Jungpferde an Schauen vorgestellt werden, weil sie dafür keinem intensiven Training unterworfen werden, dann entschuldige ich mich, falls meine Worte so ankamen, als würde ich den Gestütsbetreibern unterstellen, dass sie lügen.

Und zu dem zweifellos begehrenswerten Oleaje denke ich, dass die Frage, wie nah an die Perfektion ein gerade angerittener Vierjähriger bei einem Preis von über 30.000 € kommen muss, vermutlich jeder anders beurteilen wird.

Ich persönlich staune immer wieder, wenn Warmblutfohlen für über 50.000 € über die Auktion gehen - so viel Geld wäre mir die Hoffnung auf ein Ausnahmepferd vermutlich auch nicht wert, wenn mein Konto mehr als gut gefüllt wäre. Im Vergleich dazu ist Oleaje fast schon ein Schnäppchen, denn immerhin ist er im Vergleich zu diesen Spitzenpreisfohlen wenigstens schon geritten und man kann aufgrund einer AKU erkennen, ob er gesundheitliche Mängel hat, die sich bei einem Fohlen noch nicht offenbaren würden und mit dem Wachstum entstehen könnten.

Allerdings ist dann auch wieder die Frage, ob - auch wenn es sich zweifellos um ein vielversprechendes Pferd handelt (es gibt ja wirklich viele, die weniger zu bieten haben), es tatsächlich in den Markt der Dressurheroen passt, für den er angeboten wird. Wenn ich wirklich eine Karriere im Viereck anstrebe, dann kann ich mir für 20.000 einen genauso vielversprechenden vierjährigen Oldenburger kaufen, der bereits Dressurpferde A erfolgreich unterwegs war und ich bin nahezu überzeugt, dass ich mit dem dann bessere Chancen bei den hiesigen Richtern hätte, als mit Oleaje.

Wenn ich aber ein Pferd für "den Hausgebrauch" suche, muss ich vielleicht nicht das Beste kaufen, was das Gestüt je an Nachzucht hervorbrachte.

Bleibt als Käufer also der Züchter oder Hengsthalter und in dieser Richtung hat sich der Jüngling noch nicht bewiesen - mir persönlich würde dann eher ein bewährter Hengst vorschweben, dessen Nachzucht schon eine Richtung erahnen lässt, wie er sich vererbt, denn 30.000 oder mehr für ein Experiment kann sich auch nicht jeder leisten.

Ich finde Oleaje nach wie vor schick und spreche ihm nicht ein bisschen seiner Qualität ab, aber ich glaube, wenn mir jemand 30.000 € oder mehr in die Hand drücken würde, um dafür ein Pferd zu kaufen, würde ich das Geld dann vielleicht doch für einen gekörten Trakihengst mit Prüfung und Sporterfolgen ausgeben - aber zum Glück besteht das Risiko nicht, dass mir jemand so viel Geld in die Hand drückt, denn ich neige leider auch zu Emotionskäufen jenseits jeder Vernunft ;-)

Herzlich Willkommen auch noch von mir