Hallo, liebe Forenmenschen.

Ich wende mich an euch, weil... ja, keine Ahnung. Tipps, Erfahrungsberichte, was auch immer. Und so ganz genau weiß ich auch nicht, wo anfangen.

Ich knacke inzwischen schon seit einer Weile an einer ziemlich harten Nuss, nämlich der Hinterhand "meines" Arabers (Reitbeteiligung). Die ist nämlich ziemlich steil, und ich tu mich wahnsinnig schwer damit, sie unters Pferd zu bekommen - und da ist auch noch dieser Araberkopf, der behauptet, zum Dressurreiten sei er nicht gemacht. Die beiden anderen Haupt-Knackpunkte neben der Hinterhand sind die rechte Schulter, die gern wegläuft, und die Linksstellung, die er ganz doof findet.
Wenn es anstrengend wird, dann wird der Herr Araber gern entweder gaaanz fürchterlich faul und zäh, oder er schlägt vor, dass man ja die Hinterhand auch super zum Beschleunigen nutzen kann. Sieht dann so aus, dass er sich raushebt, den Rücken festmacht (das kann er ganz hervorragend) und ein, zwei Gänge höher schaltet. Vor allem, wenn er unausgelastet ist. Das Problem: wenn er den Rücken so wegdrückt, komm ich mit dem Schenkel kaum mehr vernünftig ans Pferd, weil er vorne so wahnsinnig schmal ist und man eh drauf achten muss, das Bein weit genug hinten zu lassen. Ohne Bein aber natürlich kein Rücken, ein wunderbarer Kreis.
Überflüssigerweise kämpfe ich ohnehin damit, meine Reiterei von der Hand wieder auf Sitz und Bein zu verlagern, nachdem ich ein Jahr Kampfreiterei eingetrichtert bekommen hab und seitdem versuche, das wieder aus mir raus zu bekommen. Es klappt auch schon deutlich besser, auch was die Hinterhand angeht, aber manchmal denk ich mir: Das lernst du nie. Und manchmal weiß ich einfach nicht: was hilft jetzt - nett sein oder mal "aggressiv" reiten. Mal reagiert er aufs eine besser, mal aufs andere. Mal hilft es, wenn ich den Innenzügel etwas mehr annehme, am anderen Tag ist es wieder komplett falsch.
Ich hatte über den Sommer viel Zeit und Reitunterricht und JA es hat sich gebessert, aber irgendwie... falls einer den ultimativen Tipp hat, immer raus damit ^^ ansonsten bin ich für jede Art der Anregung zu haben.

Also, dann versuche ich es mal:
So "von weitem" ist das ja immer ein bissl schwierig und ich weiss ja nicht, wie weit Du und Dein RB-Arabär ausgebildet seid...
Wenn es denn geht, dann würde ich hier empfehlen, einen flüssigen Wechsel von Schritt und Trab und zwar in/während Du Volten reitest und
anschliessend (an der langen Seite) gerne im Schulterherein weiter, dabei auch Übergänge Schritt/Trab, Abwender in Volte -> Übergänge ...
Und beim Abwenden, schön die Zügelhand vogeben; ebenso beim Abtraben! Das hilft bei Aufwölben! Wenn Du von der Volte ins Schulterherein übergehst,
nur aussen fein annehmen, äußerer Schenkel verwahrend zurück -> Pferd dürfte locker bleiben (hoffe ich ).
Ich hoffe, ich konnte Dir `nen Tip geben ... Viel Erfolg!

Wie Suerte schon sagt , aus der Ferne schwierig, daher können dies nur Denkansätze darstellen, die Dir vielleicht helfen Deine bisherige Vorgehensweise zu hinterfragen.
Hast Du Dich mal gefragt, ob genug Gymnastizierung vorhanden ist um das von Dir geforderte auch leisten zu können, ist die Muskulatur stark genug aufgebaut? Vielleicht ist es für Deine RB wirklich zu anstrengend und schwierig, so das er mehr Übung in kürzeren Arbeitssequenzen braucht? Was Du ihm als faul , Wiedersätzlichkeit auslegst ?

Ich bin ja ein Fan der Handarbeit und finde das man gerade dabei sehr schön den Rücken trainieren kann und vor allem sehen kann was der Rücken gerade macht.
So grundlegend würde ich nichts mit aggressivem reiten erzwingen, weil das nie zu einer Losgelassenheit führen kann die es zur aktiven Rückentätigkeit braucht. Lieber kleinere Schritte einlegen und diese loben und weiter ausbauen.
Dann würde ich mich selbst mal in Frage stellen, mache ich Fehler ? Selber erwähnst Du das Du Kampfreiterei betrieben hast und dabei bist Dich zu bessern, allerdings vermute ich das Du in alte Muster verfällst, daher auch die Frage ob das agressivere was bringt ? Du wirst nur durch eine gleichmäßig feine Einwirkung das Vertrauen gewinnen, in das er sich dann vielleicht auch fallen lassen kann. Nur damit ist dann auch eine aktive Hinterhand und Rückentätigkeit möglich.

So einen generellen "Hintrhand-Aktivierungs-Trick" gibt es selbstverständlich nicht aber klar gibt es einige Lektionen, die dabei hlefen könne, Deinem Hasen ein wenig bei der Geschmeidigkeit zu helfen.

Das Thema Hankenbeugun ist besonders bei Pferden mit flachem Becken und hoch angesetztem Schweif ein Riesenthema. Neben den hier bereits unterbreiteten Vorschlägen von Schulterherein und Übergängen. möchte auch ich für die Arbeit am Boden plädieren, bis Dein Pferd mehr Balance durch das Geraderichten erlernt hat. Du schriebst von einer problematischen Schulter, Stellungsproblemen auf einer Seite: das kann mit einem blockierten Zungenbein zusammenhängen, was der Osteopath behandeln kann.

Wenn wi über des Geraderichten reden,dann muß zur Diagonale inneres Hinterbein-äußere Schulter auch die Diagonale äußeres Hinterbein-innere Schulter hinzugefügt werden- Das Kruppeherein/ Travers. Diese Übung bringt nicht nur die innere Hüfte noch deutlicher nach vorne, sie hilft auch bei allen Übungen, die ein wenig mehr Absenkung der Kruppe erfordern.

Ist das SH eher eine Trabbewegung, ist das KH mehr eine Galoppbewegung und bewegt die Gelenke der Hanken in anderer Weise als das SH

Zusätzlich kannst auch direkt an der Hankenbeugung arbeiten, indem Du mit der Schulparadenarbeit dem Pferd hilfst, gezielt in diesen Gelenken nachzugeben.

Natürlich ist eine Ferndiagnose immer ganz schwierig, aber Geraderichten und Versammlung scheinen mir die vorrangigsten Ziele zu sein, an denen Du zur Zeit arbeiten solltst. Dass Du dabei vor Ort Unterstützung hast, halte ich für eine gute Idee, so hast Du gleich ein Feedback über Deine Fortschritte.

LG,

Steffi

So, erst einmal vielen Dank für eure Denkanstöße!

Muskulatur und Gymnastizierung: der Herr Arabär wird regelmäßig einem Ostheopaten vorgestellt, der ihn auch für seine gute Muskulatur gelobt hat. Das Problem liegt ja nicht darin, dass es das Pferd nicht kann, sondern dass ICH das mit diesem Pferd noch nicht kann. Die Reitlehrerin, die ihn angeritten und ausgebildet hat, kriegt's ja auch hin, so isses nicht. Faul ist er grundsätzlich, außer man geht im Gelände rennenlassen. Oder aber, wenn er lang nix getan hat, da wird jeder wackelnde Grashalm zum bösen Monster.

Ausbildungsstand: Pferd kann Seitengänge, Tempi versammeln/zulegen, Außengalopp, fliegende Wechsel angefangen. Mein Ausbildungsstand: ich arbeite an Seitengängen und daran, mich dabei nicht zu verknoten. Das eine Jahr "Kampfreiten" war getarnt als Bereiterlehre, aber der Erfolg (Prüfung nicht bestanden) spricht für sich. Ich hab diese massiven Probleme auch nur mit diesem Pferd, da hat auch die RL schon gesagt bei ihm ist es ne besonders große Aufgabe. Mit anderen Pferden tu ich mich leichter - im Frühjahr bin ich eine spanische Show auf ihrem Pony mitgeritten und hatte den damals wirklich schön am Sitz. Aber der bringt auch ein ganz anderes Exterieur mit.

Barockfan: Was ist denn Schulparadenarbeit? Grundsätzlich bin ich sehr interessiert daran, auch vom Boden aus zu arbeiten, muss es nur mal gezeigt bekommen. Wir haben auch in einer Reitstunde das Pferd schon vom Boden aus touchiert/Richtung Piaffe gearbeitet. Einmal hat es super funktioniert und er war locker und am Sitz, und das nächste Mal fand er es total doof und war hinterher übelst spannig.

Das perverse ist ja, dass die Seitengänge und die Kontrolle über die Schulter kaum mehr ein Thema sind, sobald ich ihn mal wirklich am Sitz und an der Hinterhand hab. (Ein paar Mal hab ich es schon geschafft). Nur BIS es soweit mal ist... Die letzte Zeit ging er schlecht über den Rücken, also arbeite ich zunächst mal wieder am Vorwärts-abwärts und daran, dass er dabei den Rücken aufmacht. Zusätzlich abkauen lassen. Das hab ich schonmal für ca. eine Woche gemacht, danach wars eine Weile besser. Allerdings tu ich mich schwer darin, ihn vom v-a dann wieder Richtung Versammlung zu bekommen, MIT Rücken, da drückt er sich gern weg. Ganze Paraden sind nicht unsere Stärke, und rückwärtsrichten ist gruselig.

Die Arbeit mit der Schulparade wird im neuen Buch von Bent Branderup ein wenig beschrieben.

Wenn Du Lust auf ein wenig umfassendere Info hast: in der Ausgabe 3/ 2014 , die in den nächsten Tagen erscheint, wird ein Artikel zu dem Thema im Magazin Hofreitschule erscheinen.

Der Link zur Website ist hier: http://www.magazin-hofreitschule.de/

LG,

Steffi

Da mach ich dir mal leider nicht viel Hoffnung. Einen Araber oder auch nur einen Mix, der eine typisch arabische Hinterhand hat, wirst du so gut wie gar nicht gesetzt bekommen. Mein ehemaliger Spanier, der nur einen Schuss Araberblut hatte, "litt" auch schon daran. Die einzigen Lektionen, wo er etwas Hankenbeugung zeigte, waren Pirouetten und Piaffen. Ich habe auch viele Fotos und Videos einer tollen Ausbilderin gesehen, die u.a. auch einige Araber richtig gut bis zur hohen Schule ausgebildet hat, auch da war es so. Das Exterieur an sich ist schon schwierig und die spezielle meist hohe Muskelanspannung vereitelt dann noch den Rest
Aber arbeite einfach so, als sollte es eines Tages möglich sein, vielleicht klappt es ja bei deinem doch. Zur Übung kann ich dir auch nur die allseits bekannten Lektionen empfehlen.
Die ganzen Paraden und das Rückwärtsrichten sollten aber mindestens sitzen, bevor du an mehr denkst, das ist doch die Basis für weitere Versammlung überhaupt.

Ich geb Gitana recht. Einen Araber mit einer aktiven HH zu bekommen, wie ein Wb oder ein PRE, ist bei den meisten eine Lebensaufgabe.
Da hilft nur üben, üben und nochmal ü........ Sie sind dafür einfach nicht gebaut, im wahrsten Sinne. Da muss man Abstriche machen. Schon das v/a ist ja eine Herausforderung.
Aber Handarbeit ist dabei zur Unterstützung wirklich prima.

Oh ja das Problem kenne ich bei Anchy auch und bin mehr als glücklich, das Anduryn DAS nicht geerbt hat.
Sie tat sich das ganze Reiterleben damit schwer und ich glaube, ich habe sie manchmal auch ein wenig über ihre Möglichkeiten hinaus gequält.

Aber, ein bißchen geht immer!

LG

Ja, ich wollte ja eigentlich auch nie wirklich einen Araber reiten, grad weil sie eben nicht für die Dressur gebaut sind. Das kam eben zufällig so und er ist ja auch ein ganz tolles Pferd. Dass es nie so aussehen wird wie bei einem Pferd, das eine einfachere HH hat, ist mir klar.

Ansonsten... in letzter Zeit klappts irgendwie besser. Ich hab mal versucht, ihn im Schritt konsequent zu versammeln und dabei auch drauf zu achten, selber korrekt zu reiten. Also mit Gewicht und Schenkel, weg von der Hand. Und dann versucht, das Ganze im Trab umzusetzen. Am Donnerstag bin ich auf der Wiese geritten und es war vergleichsweise genial. Keine andauernden Wegrennversuche, sondern ich hatte ihn im Trab (seine schwierigste Gangart) die meiste Zeit schön am Sitz, sodass auf beiden Händen SH und Travers geklappt haben. Links etwas schlechter, weils die stramme Seite ist, aber immerhin ging es schonmal überhaupt und er hat sich auf beiden Händen abgeschnaubt, während der Lektionen. Rechts hat auch die Traversale ordentlich geklappt. Paraden gingen auch deutlich besser. Am Rückwärts muss man noch arbeiten.
Bleibt zu schauen, wie es weitergeht. Ich hoffe, einen Kursplatz bei Kay-Eva Jagla ergattern zu können, das wäre ziemlich cool. (Sie ist die Partnerin von Marc de Broissia und ihre Arbeit dürfte recht ähnlich sein, ich bin gespannt).