Aus aktuellem Anlaß wegen dem Thread mit der tötlichen Fohlennacht mach ich einmal einen neuen Thread auf, um einen Überblick über die geläufigsten genetischen Dekete beim Pferd zusammenzufassen. Eventuell könnte man die gesammelten Were ja dann auch ins Forumswiki übertragen
Laut laboklin.de gibt es derzeit folgende Nachweistests auf Erbkrankheiten bei den jeweiligen Pferderassen:
Bei vielen Erkrankungen der Pferde ist sich die Forschung noch gar nicht sicher, ob die Disposition zur Vererblichkeit gegeben ist, man muss sich auf Vermutungen stützen. Bislang hat man bis zu 90 verschiedene Erbkrankheiten beim Pferd gefunden, wobei man die erblichen Erkrankungen in monogen und polygen vererbte beziehungsweise multifaktoriell bedingte Erkrankungen einteilen kann. Bei der monogen vererbten Erkrankung ist nur ein einziges Gen betroffen. Beispiel hierfür ist die Hyperkaliämische Periodische Paralyse (HYPP) bei Quarter Horses, die vom Hengst „Impressive“ abstammen. Impressive wurde als Träger der Genmutation und somit Auslöser der Erbkrankheit entlarvt. Auch das Glycogen Branching Enzyme Deficiency (GBED) ist eine monogen vererbte Erkrankung. Weitere Beispiele sind das Lethal White Foal Syndrome (LWFS), die Hyperelastosis cutis (HC) oder die Junctional Epidermolysis Bullosa (JEB), die bei den belgischen Kaltblütern vorkommt.
Polygen vererbte Krankheiten
Von polygen vererbten Erkrankungen spricht man, wenn nicht nur ein, sondern mehrere Gene von einem Defekt betroffen sind. Hinzu kommen weitere Faktoren wie Umwelteinflüsse, Fütterung und Haltung, welche die Erkrankung auslösen und in ihrer Schwere steuern. Diese „multifaktoriellen“ Komponenten sind neben der erblichen Disposition zu berücksichtigen. Diese Umstände machen es oft schwer, einer Erkrankung einen vererblichen Faktor zuzuschreiben. Oft kann die genetische Komponente aufgrund eines gehäuften Auftretens innerhalb einer Linie oder Familie nur vermutet werden. Zu den bekannten Erbkrankheiten, die mulifaktoriell bedingt sind, zählt die Osteochondrose (OC). Hier ist die Verknöcherung des Gelenkknorpels beim jungen Pferd gestört. Neben der vererblichen Komponente spielen bei dieser Erkrankung allerdings auch haltungs- und fütterungsbedingte Faktoren sowie hormonelle, traumatische und biomechanische Prozesse eine Rolle. Ebenso stehen Sprunggelenksarthrosen (Spat) und Hufrollenentzündungen stark im Verdacht einer erblichen Komponente. Eine familiäre Häufung wurde auch bei der EDM (Equine Degenerative Myeloencephalopathie) festgestellt. Diese Erbkrankheit wird durch einen Vitamin E-Mangel ausgelöst und zeigt sich als Ataxie.
Zu den bekannten Erbkrankheiten mit multifaktoriellem Hintergrund gehört auch die Polysaccarid-Speicher-Myopathie (PSSM), die mit steifer Muskulatur, Lahmheiten und Schwäche einhergeht. Eine kohlenhydratreiche Fütterung sowie übermäßiges Training spielen hier als Auslöser eine Rolle. Sogar das Koppen – vielfach als „Unart“ abgetan – wird neben Haltungsproblemen eine erbliche Disposition zugesprochen. Bei der Dämpfigkeit (Chronical Obstructive Pulmonary Disease (COPD) – heute wird der Begriff RAO – Rezidivierende Atemwegsobstruktion – bevorzugt) ist ein vererblicher Hintergrund mittlerweile belegt. Auch das Sommerekzem (SE), die zur Erblindung führende Equine rezidivierende Uveitis (ERU) und das Equine Sarkoid sowie Melanome sind polygen vererbte Erkrankungen.
Erbkrankheiten im Überblick:
Ich habe die Infos in einem Spreadsheet zusammengefaßt - ich hoffe es kann jeder ansehen:
Danke Dir! Ich muss zu Hause nach deiner Tabelle schauen, leider hat unsere Firma seit neuestem externe Fileserver gesperrt .... grrr....
You can never know everything, and part of what you know is always wrong. Perhaps even the most important part. A portion of wisdom lies in knowing that. A portion of courage lies in going on anyway. (Al'Lan Mandragoran)
Dieser Artikel erschien vor Jahrzehnten ( vermutlich 2004) in einer Pferdezeitung ( Freizeit im Sattel möglicherweise? ) und ich habe den damals mühsam im 2-Finger Suchsystem abgetippt
Genetische Defekte beim Pferd
So wie bei allen Lebewesen können auch beim Pferd verschiedene Gendefekte vorkommen.
Ein Pferd hat ca. 50.000 verschiedene Erbinformationen, die erst heutzutage mit den Mitteln der Molekularbiologie erforscht und auf ihre Wirkung definiert werden können.
Mittels molekularbiologischer Bestimmungen ( Gentests ) können sowohl Pferde auf die Veranlagung zu bestimmten Krankheiten als auch auf ihre genaue Farbvererbung typisiert werden.
Bei Pferden gibt es nur einige genetisch fixierte Erbkrankheiten, die oft bei bestimmten Pferderassen vermehrt auftreten können. Allerdings nicht bedingt durch Inzucht sondern durch die Koppelung der defekten Gene mit bestimmten Eigenschaften, die bei jenen Pferderassen erwünscht sind. ( z.B. Muskelmasse, Farbe, Kraft, Ausdauer,.. )
HYPP:
Ist wohl der bekannteste Erbfehler, der eine unheilbare Stoffwechselkrankheit mit Muskelkrämpfen bei gleichzeitig sehr starker Muskelausbildung darstellt. Die hyperkalämische periodische Paralyse ( HYPP ) gibt es ausschließlich bei Pferden ( Rassen ) die den QH-Hengst Impressive in ihren Ahnen haben. Dieser wunderschöne Hengst war zu seiner Zeit sehr berühmt, da er mit fast allen Stuten sehr erfolgreiche Halter- und Pleasurenachkommen produzierte. Erst später stellte sich sein Erbfehler heraus und seither werden ( sollten ) sämtliche Pferde mit Impressive-Abstammung auf Hypp getestet werden, bevor sie zu Reit- oder Zuchtzwecken herangezogen werden. Verbreitet ist Hypp bei den Rassen QH, Paint, Appaloosa und POA ( Pony of America )
LOW:
Der lethal overo white – Defekt zeigt sich in einem nicht lebensfähigen, weiß geborenen Fohlen. Durch eine Nervenentwickungsstörung kommen diese rein weißen Fohlen entweder tot zur Welt oder sterben innerhalb der nächsten paar Tage. Pferde mit LOW-Gen sind selber völlig gesund. Werden aber zwei LOW-Pferde miteinander verpaart, so tritt der Defekt mit Sicherheit auf! Diese Pferde sollten dann nicht mehr miteinander gekreuzt werden bzw. sollte bei diesen Pferden vorher eine genetische Untersuchung durchgeführt werden. Der LOW Defekt ist an das Gen für die overo-frame-Scheckung gekoppelt, und tritt auf bei Paints, Pintos, aber auch bei solidfarbenen Paints aus Overos, einfärbigen QH, Vollblütern aus den USA mit viel weißen Abzeichen und den bunten US-Miniaturponies.
SCID:
Der schwere kombinierte Immundefekt ( SCID ) trat bisher nur beim arabischen Vollblut und seinen Kreuzungen auf. Auch bei Mäusen und Menschen gibt es exakt diese Erkrankung. SCID-Träger mit einem Einzelgen sind selber völlig gesund, werden aber an ein Fohlen von beiden Elternteilen defekte Erbinformationen weitergegeben, so ist in den ersten 10 – 50 Lebenstagen mit dem sicheren Tod des Fohlens zu rechnen.
JEB:
Die Junctionalis Epidermolysis Bullosa wurde 2002 als Gendefekt bestimmt. Auch beim Menschen ist diese Erkrankung als Herlitz-Defekt bekannt. Betroffene Fohlen verlieren an Kopf Hals und Rumpf kurz nach der Geburt Hautteile. Auch das Hufhorn löst sich von der Huflederhaut ab. Auch hier müssen nur 2 – selber völlig gesunde – Erbträger verpaart werden, um ein Fohlen mit diesem Gendefekt zu erhalten. Bisher ist diese Erkrankung aber nur beim Belgischen Kaltblut und Kreuzungsprodukten davon aufgetreten, aber auch bei anderen Rassen gibt es schon Hinweise auf diese Mutation. In den USA und Kanada soll bereits jedes 3. Pferd mit einer Belgischen Kaltblutabstammung Genträger sein!
Weitere (Gen) Krankheiten beim Pferd sind zurzeit noch in der Forschungsphase, z.B. Kreuzverschlag, Haut- und Augenanomalien, Zwergenwuchs bei Ponys, Atemwegserkrankungen, Allergien, Muskel- und Stoffwechseldefekte sowie Erkrankungen des Bewegungsapparates. Auch die Fellfarbe von Pferden kann schon genetisch soweit bestimmt werden, dass man schon vor der Anpaarung die Farbe des Fohlens vorhersagen kann.
Zusammenfassend für all diese Erbkrankheiten sei noch mal gesagt: Die Elterntiere selber sind meist völlig gesund! Aber werden 2 Pferde mit demselben Gendefekt miteinander gekreuzt, so trägt das Fohlen beide defekten Genveränderungen, die erst diese folgenschweren Krankheiten hervorrufen!
Deshalb ist es vor allem bei Risikorassen und bei Zuchttieren, bei denen schon ein Nachkomme solch eine Mutation zeigt unbedingt anzuraten, eine Gentypisierung vor einer weiteren Zuchtverwendung bestimmen zu lassen. Den Nutzen daraus sollten die Kosten dieser Untersuchung bei weitem übersteigen. Bestimmt werden diese Gendefekte an der Universität of California, Verterinary Genetics Laboratory in Davies /CA.
Damals war ich auch noch aktiver im Zuchtgeschehen involviert bzw bekam immer wieder mal Fohlen mit Gendefekten zu sehen. Als dann der Artikel erschienen ist, hab ich ihn eben abgeschrieben und in meinem damaligen Stammforum eingestellt. Scan, digitales Foto und Wattsapp waren ja da noch nicht so sehr verbreitet
Vom PSSM gibt es wohl mehrere Typen. Typ 1 kann mitlerweile über Haare getestet werden (auch in Deutschland) für Typ 2 braucht es meines Wissens nach immer noch eine Muskel Biopsie und der Test wird in den Staaten durchgeführt. Ich finde es enorm wichtig das Zuchtpferde auf die für ihre Rasse gängigen Gendefekte getestet werden. Leider ist das bei vielen Rassen noch nicht selbstverständlich.
Ich schließe mich der Meinung auch an, dass die Zuchtpferde unbedingt auf die bei ihrer Rasse gängigen Gendefekte getestet werden, aber ich kann leider aus dem Bereich der Hundezucht berichten, dass kaum dass man einen Gendefekt gefunden hat und es Tests gibt, der schon wieder vom Typ 2 des Gendefekts überholt wird. So geschehen bei der Leonberger Polyneuropathie (LPN1) - kaum atmeten die Züchter auf, wenn ihre Zuchthunde negativ getestet wurden, fand man bereits den Typ 2 und die Testerei ging von vorne los.
Ich bin ziemlich sicher, dass Genmutationen sich auch weiter entwickeln können.
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
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Gendefekte beim Pferd
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18.04.2017 11:36
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