Ach, da ist ja so köstlich!
Kann mir das. grad so herrlich vorstellen - und 20min sing ganz schön lange!!!

Steffi, Deine Geschichte von Deinem Opi erinnert mich an eine Dressurprüfung, die ich mit dem Schimmeligen ritt. Kurz vorher war er ein paar Tage bei einem Bereiter, der ihn an der Hengstschau vorstellen sollte und ihm ein paar Spielereien wie Passage und Piaffe und à-Tempi Wechsel beibrachte. Das Dumme dabei war nur, dass der Schimmelige sich ja immer sehr gerne präsentierte und ihn der Applaus, den er für seine Piaffe und seine Passage an der Hengstschau erhalten hatte, ihn nun leider auch in eben dieser Dressurprüfung motivierte, beim Einreiten, Halten, Grüßen nicht brav stehen zu bleiben, sondern munter anzupiaffieren ... und auch ich konnte mein Pferd nicht "abstellen". Beim Rückführen in die Versammlung nach dem Mitteltrab paasagierte er und als wir angaloppierten, nutze er die lange Seite zu Galoppwechseln von Sprung zu Sprung. Auf eine Note habe ich dann verzichtet, denn die wäre wohl unterirdisch gewesen, aber einer der Richter meinte, dass ich es doch mal in einem Grand Prix versuchen sollte - da wären die Lektionen sicher gut bewertet worden ...

Überhaupt reagierte Schimmi auf Applaus immer sehr spontan. So sprang er einmal einen L-Parcours fehlerfrei und in guter Zeit und als er auf den letzten Sprung zugaloppierte, fingen die Zuschauer schon an zu klatschen, weil sie sicher waren, dass sie eben den Siegesritt gesehen hatten. Da zog der Schimmel die Bremse, blieb stehen und genoss erst mal den Beifall und als der sehr schnell aufhörte, galoppierte er eben wieder an und nahm auch den letzten Sprung fehlerfrei. Allerdings gab es Zeitfehler und so wirklich einig, ob man den Zwischenhalt als Verweigerung werten muss, wurden sich die Richter nicht, denn Schimmi bremste ja nicht vor dem Hindernis, sondern quasi nach dem vorletzten Sprung, um die Bewunderung des Publikums zu genießen.

Irgendwie hat er auch nie so ganz begriffen, dass es an Turnieren nicht darum geht, sich selbst zu präsentieren, sondern die Anforderungen zu erfüllen und irgendwann habe ich es dann auch aufgegeben, ihn an Turnieren vorzustellen, denn wenn ein Pferd immer seine eigene Show macht, sieht man als Reiter irgendwie ziemlich unfähig aus

Ach Sabine, ich sagte doch Dein Schimmel ähnelte so meinem Schimmel, darum ist er wahrscheinlich auch mein Favorit bei Deiner Herde.

Danke, Sabine, für diesen Lacher am Morgen im einsamen Büro !
Ich könnt mich wegkugeln bei der Vorstellung, was der Herr Schimmi da so präsentiert hat.
Dafür könnte ich ihn nach im nachhinein knutschen - egal, ob er damit turniertauglich war oder nicht...
Mal ganz davon abgesehen, daß jeder menchlich tickende Richter, da auch mal ein Auge zudrücken könnte (also bei dem Springen - bei der Dresssur geht's leider nicht).
Humor ist eben, wenn man trotzdem lacht!

Ich gebe zu, dass mir in solchen Momenten der Humor etwas abhanden kam ... man sieht ja als Reiter doch ein bisschen unfähig aus, wenn das Pferd unter dem Sattel sein eigenes Programm arrangiert und die Züchter hätten natürlich auch lieber ein volles Scheckheft mit unzähligen Erfolgen ihres Schwiegersohns, als die Aussicht auf ein Fohlen, das genauso eine Kreativität entwickelt, wie der Papa.

Und die Richter haben dann zwar nach langer Diskussion entschieden, dass es nicht als Verweigerung anzusehen ist, wenn der Stopp des Pferdes nicht vor, sondern nach dem Überwinden eines Hindernisses eingelegt wird ... aber es gab eben auch genügend fehlerfreie Ritte, sodass wir in der Platzierungsliste vom Sieg zum "Einsraus" purzelten.

Aber ich freue mich, dass ich Euch erheitern konnte ... mittlerweile habe ich dem Schimmeligen auch verziehen und kann selbst über seine Kapriolen lachen, die er sich nach wie vor leistet.

Übrigens beschränkte sich sein Narzissmus keinesfalls auf Turnierveranstaltungen oder Hengstschauen (wobei ich ihn da auch gerne machen ließ, was er vorschlug, denn damit wusste er durchaus zu beeindrucken - nur für Quadrillen oder Pas des Deux erwies er sich als zu kreativ in der Ausführung der Lektionen und tanzte immer aus der Reihe).

Für Linnis Hengspräsentation hatten wir einen Fotografen und Videofilmer bestellt, der auch Videos und Fotos an der Handorfer Hengstschau gemacht hatte und aus dem gesammelten Material ein Video und ein Hengstprospekt für die Züchter zusammenstellen wollte. Nun sollte der Hengst also auch noch an der Hand, frei auf der Weide und unter dem Sattel auf dem Reitplatz abgelichtet werden. Linni zeigte sich auch brav und folgsam. Aber auf der Nachbarweide fühlte sich ser Schimmelige natürlich zu wenig beachtet und drückte sein Missfallen darüber, dass man den schnöden Braunen in den Mittelpunkt des Interesses rückte, sehr deutlich aus, indem er am Zaun auf und ab passagierte und in spektakulären Trabverstärkungen über die Weide schwebte.

So richtete sich des Filmers und Fotografen Linse auch sehr schnell weg von Linni und hin zum Schimmeligen, dem das so gut gefiel, dass er richtig aufdrehte ... neben ihm verlor wirklich jeder andere Hengst und des Künstlers Worte beim Abschied waren: "Wenn Ihr die Züchter für den Braunen begeistern wollt, dann sperrt den Schimmel weg!"