Hallo,

wenn wir nicht mit Pferd oder Arbeit beschäftigt sind, gehen wir auf Zeitreise ins Frühmittelalter, genauer die Wikingerzeit. Meist als 'lebendes Inventar' in Museumsdörfern oder auf reinen FrüMi-Veranstaltungen.
Einen kleinen Einblick gibt unsere Seite 'Weitfahrer'.
Janosch hatte auch die passende Ausstattung

LG
Ameli

Hallo,


das ist eine lange Geschichte. Die Kurzfassung: schon zur Schulzeit war ich in einem Ensemble für Renaissancemusik. Bis zur mittelalterlichen Musik (damals führend: Thomas Binkley und das Early Music Sttudio) war es nicht weit. Nach vielen Jahren auf der Bühne beschloss ich, mich auf den aufkommenden Mittelaltermärkten umzusehen und nähte mir mein erstes Kleid - Viskosestoff, Tütenärmel, Microfaser als Ärmelfutter, aber der Schnitt war halbwegs stimmig.
Nach kurzer Zeit in einer Marktmittelaltergruppe stellte ich schnell fest 'in der Manessischen Liederhandschrift sieht das anders aus'. Also nochmal von vorne angefangen, in der Zwischenzeit zum Frühmittelalter gewechselt, genauer ins Lettland des 10./11.Jhdts.. Zwischenzeitlich arbeitete ich in Lettland und baute dort die Zweigniederlassung meines Arbeitgebers mit auf (1991, direkt nach Unabhängigkeitserklärung).
Mit meinem Mann spezialisierten wir uns weiter auf Stoffhandel - und mittlerweile lassen wir Stoffe nach historischen Vorlagen weben.
Wir bewerben uns, werden aber auch explizit eingeladen.

So ein Wochenende oder mal ein Urlaub ohne PC, mit auf Feuer gekochtem Essen erdet unheimlich!
Wobei ich auch für die sanitären Einrichtungen dankbar bin

LG
Ameli

PS: die anderen Epochen sind natürlich auch spannend! Gerade wenn man sich vor Augen führt, welche enorme räumliche Orientierung und welche Handelsnetze bereits seit der Jungsteinzeit existierten!

Na da schließe ich mich doch gleich bei der Bitte um Fotos an und freue mich schon, auf die Zeitreise, wenn Du uns dazu einladen magst!

Fotos kommen vom anderen Rechner

Da bin ich ja gespannt...

Meine eine Freundin geht viel auf Mittelaltermärkte, und entsprechend hat sie auch mittelalterlich geheiratet. Wobei, da kenne ich sogar noch mehr, die das haben. Fand ich total klasse.

Wikinger ist noch was anderes, was glaube ich auch nicht so verbreitet ist - finde ich jetzt auch stark...

Hallo,

einen Teil meiner Recherche-Ergebnisse könnt Ihr auf unserer Homepage www.weitfahrer.de nachlesen, im Kapitel "Veröffentlichungen".
Auf der Page gibt es auch einige Bilder von uns, z.B. bei "Über uns" und "Für Veranstalter".

Pferde zur Wikingerzeit:
nach allem, was ich bisher gelesen habe, waren Pferde "Transportmittel". Das Pferd als Waffe im Kampf breitete sich langsam in Europa aus. Zwar hatten die Römer schon berittene Einheiten, nicht aber die Gallier und Germanen. Für das Frühmittelalter fallen mir zunächst die fränkischen Lanzenreiter ein, dann die Normannen gegen die Sachsen (Hastings 1066, die Sachsen wollten noch Mann gegen Mann kämpfen, die Normannen kamen mit Kavallerie, mußten aber berghoch reiten).
Den ungarischen Reiterhorden des 8.-10. Jhdts konnten die Mitteleuropäer, zunächst nicht viel entgegensetzen, denn der Reiter bildete bei ihnen mit dem Pferd eine Einheit (Lanzenreiter). Das Pferd als "Waffenplattform" für die berittenen Bogenschützen war bei ihnen nicht vorgesehen.

Zurück nach Skandinavien: ein Bekannter von mir hat sich einen Sattel auf Basis eines Fundes aus Gotland nachbauen lassen. Das hat ein Sattler gemacht, der sich auf die Bundeswehr-Packsättel spezialisiert hat und so am besten die Rekonstruktion umsetzen konnte.
Funde von Pferdegeschirren gibt es eigentlich quer durch Europa und quer durch die Zeiten. Schwierig wird halt immer die Rekonstruktion, da viele Archäologen keine Reiter sind und umgekehrt . Menschen wie Professor Junkelmann sind da ein echter Glücksfall. Und wenn man sich auf ein Fragment festgelegt hat, kommt irgendwann der Punkt, wo man zur Spekulation übergehen muß, weil nicht alles erhalten ist, weil z.B. wichtige Dinge vergangen sind (z.B. fehlt vielleicht der Teil an dem die Steigbügel angebracht waren) oder sich im Boden nur die Metallteile erhalten haben, nicht aber die organischen.

Ich hatte auch mal eine Abhandlung über Pferde zur Wikingerzeit gelesen, allerdings hatte ich das Buch nur leihweise. Bei mir ist hängen geblieben, daß Pferde meist als Reit- und Tragtiere genutzt wurden. An Skeletten zeigten sich Verschleißerscheinungen wie wir sie heute auch kennen. Schöne oder schnelle Pferde waren auch Statussymbol.
Wenn ich mich recht erinnere, entsprach der Wert in etwa dem gleichen Wertgefüge wie in Mitteleuropa. Eine ausgesprochene Reiter-Kriegerkaste gab es weniger. Hier übernahmen die Drachenschiffe die Funktion der Pferde .
Das heißt aber nicht, daß Pferde nicht auch transportiert wurden, wenn es auf Reisen oder Handelsfahrt ging. Die Transportschiffe (Typ Knorr o.ä.) waren bauchig gebaut und konnten große Lasten transportieren.
Die Sagas der Isländer und Norweger erwähnen immer wieder Pferde. Ich würde sie vergleichen mit dem Status eines Autos in den 70er Jahren: fast jede Familie hatte eins, je nach Geldbeutel war das der Kleinwagen, der Kombi oder eben die Protzkarre.....

Jetzt könnte ich über Stunden weiterschreiben
Weitere Fragen? Immer her damit!

LG
Ameli

Anbei ein paar Bilder:
"Beule" - Ameli und Janosch in kompletter Ausrüstung eines latgalischen Reiters während einer kleinen Präsentation. Der Fußkämpfer wollte partout wissen wie das ist, wenn ein Reiter im Galopp kommt und einen mit einem Schwert (hier ein morsches Stück Holz, alles andere wäre grob fahrlässig) umhaut
"Kompliment" - Das Ergebnis von Sattel- und Trensenrecherche
"Starigard" - so sieht unser Stand aus
"IMG..." - und so kann man sich einen wikingischen Händler (mein Männe) vorstellen, alle Kleidungsstücke sind handgenäht, Stoff/Muster/Farbe basieren auf Funden und den damaligen Färbemöglichkeiten

Birgit, mein Mann bestand auf diesem quietschpinken Diamantköper!!!!
Kriegt man prima mit Cochenille (Kermeslaus) hin.

Ich amüsiere mich immer über dir Jungs: Auf- und Abbau in schwarz, bunt dürfen höchstens die Bandlogos auf dem T-Shirt sein. Oder grad mal Flecktarn!

Aber wenn dann die Veranstaltung los geht, kann es gar nicht bunt genug sein! Da wird geprunkt, was der Färbekessel hergibt!

LG
Ameli

Ameli - ich bin schwerst beeindruckt!

Ich habe mich ja auch sofort auf Eurer Internetseite umgesehen und war fasziniert, wie jedes Detail zum "Original" wird und selbst der Sattel nachgebaut wurde, um authentisch zu bleiben. Ich will gar nicht nachfragen, ob Ihr noch andere Hobbies habt, denn ich gehe davon aus, dass das ein Lebenswerk ist, mit dem Ihr in jeder freien Minute beschäftigt seid ... und bei den Gedanken an die Kosten, die ihr investiert, wird mir ganz schwindelig. Allein der Sattel als Spezialanfertigung und speziell gewebte Stoffe ... da kann ich nur noch eine tiefe Verneigung vor Eurem Engagement schicken!

Aber eine Frage habe ich nun doch: Reitest Du auch Bizarro mit diesem Sattel oder hast Du da ein "Equipment für den Alltag"?