Ich war heute als Zuschauer bei einem Kurs mit Susanne Lohas. Ich verfolge schon eine ganze Weile ihre Videos von der Arbeit mit ihren eigenen Pferden, und fand das immer faszinierend.
Leider kommt sie ja aus Bayern, und bisher hatte ich nichts in erreichbarer Entfernung gefunden. So habe ich mich gefreut, daß nun mal ein Kurs in der Nähe stattfand.

Und es hat sich wirklich gelohnt - ich bin echt begeistert! Und gerade wieder total motiviert, die Freiarbeit zu vertiefen.
Das gesamte Konzept und die Art, wie sie mit den Pferden arbeitet, ist toll. Es gab ziemlich viel Input, den ich hier nun auch mal zusammenfassen möchte.

Kurz zum Ablauf: Es gab 8 aktive Teilnehmer mit ihren eigenen Pferden und ca. 10-15 Zuschauer. Zuerst eine Vorstellungsrunde, dann praktische Arbeit einzeln jeweils eine halbe Stunde.

Die Pferde waren sehr unterschiedlich, sowohl vom Charakter als auch Ausbildungsstand/Vorerfahrung und Rasse.
1 Connemara mit solider Ausbildung und etwas Basis in der Bodenarbeit. 1 Fellpony, mit dem die Besitzerin schon recht viel Freiarbeit gemacht hat, ebenso wie die Trakehnerstute der Veranstalterin. 1 Isländer ohne Vorerfahrung und mit deutlichen Balanceproblemen. Ähnliches bei einem 4jährigen Morganhorse. Und dann 3 recht unterschiedliche Pferde (2 Warmblüter und ein PRE), die alle sehr unsicher, aufgeregt und abgelenkt waren - auch ohne Vorerfahrung in der Richtung.

Susanne wollte gerne mit einem der unproblematischeren Pferde beginnen, um da einige grundsätzliche Dinge erklären und zeigen zu können. Das waren dann die Connemarastute und die Fellponystute.

Es begann mit "einfacher" Führarbeit auf dem Zirkel. Doch dabei mußte man schon auf so viele Dinge achten. :
- Gehen immer im Gleichschritt mit dem Pferd
- Korrekte Biegung und Stellung - erreicht durch Impuls/Druck (je nach Sensibilität des Pferdes) an der inneren Schulter (Schulter nach außen bringen) bzw. für die Stellung am Hals kurz hinter dem Genick, kombiniert mit kurzen Impulsen am Strick nach innen
- Der Mensch bestimmt das Tempo, nicht das Pferd
- Die Aufmerksamkeit soll immer beim Mensch bleiben (Pferd guckt leicht nach innen zum Mensch, keine Außenstellung/gucken zu anderen Dingen)

Auf der Seite, wo das Pferd eher nach innen tendiert, kam dann weichen nach außen hinzu (im Sinne von Viereck vergrößern), und zwar über Körpersprache - auf das Pferd zugehen, ggf. mit Impuls an der Schulter unterstützt.

Weitere Basics:
- Das Pferd soll auf den Impuls des Menschen losgehen bzw. anhalten, nicht "mit dem Mensch zusammen". Also man gibt die Hilfe zum Losgehen (Oberkörper nach vorne neigen, mit der Führhand nach vorne weisen), das Pferd geht los, und der Mensch folgt beim Losgehen. Ebenso beim Anhalten - Hilfe geben (Oberkörper aufrichten und etwas nach hinten nehmen, plus Handzeichen), Pferd hält an. Das Pferd soll also nicht auf Losgehen und Stehenbleiben des Menschen reagieren, sondern auf die Hilfe.
- Jederzeit die Schulter des Pferdes dirigieren können
- "Formen" des Pferdes, z.B., wenn es beim Halten zu sehr auf die Vorhand fällt, üben, daß es sein Gewicht nach hinten verlagert (Impuls vorne an der Brust mit gleichzeitigem Streichen der anderen Hand vom Widerrist Richtung Rücken)
- "Ziehen" des Pferdes über den eigenen Körper. 2 Varianten: Mit Körper zum Pferd gedreht Oberkörper zurück und rückwärts gehen - Pferd soll abwenden und mit dem Kopf Richtung Bauch des Menschen kommen. Seitlich zum Pferd den Oberkörper zur Seite neigen um das Pferd in die Richtung einzuladen - dabei soll das Pferd mit der Schulter folgen, was man später für die Seitengänge in der Freiarbeit braucht.
- "Runden" des Pferdes - heißt Beizäumung und Aufrichtung. Auch das wird separat beigebracht über Impulse vorne am Hals (eher im oberen Bereich) - das Maß dafür reguliert über ggf. Korrektur mit Streichen von der Ganasche Richtung Maul an der Unterseite des Kopfes.

Puh, ist das viel Text.....

Also, sie bringt den Pferden quasi jede "Vokabel" einzeln bei, bis man dann irgendwann alles zusammensetzen kann, und es wie ein Tanz mit dem Pferd aussieht.

Und dabei ist sie ABSOLUT klar und konsequent. Es wird nichts geduldet, was nicht gefragt war. Trotzdem alles ohne großen Druck oder Stress. Es werden einfach die Dinge so oft wiederholt, bis das Pferd die richtige Antwort zeigt, und das wird dann gelobt.

Interessant wurde es dann, als die aufgeregten Pferde kamen. Da ging es "nur" darum, daß das Pferd eben mit seiner Aufmerksamkeit beim Mensch bleibt. Die hampelten und drehten natürlich herum, rempelten dabei teilweise auch in Susannes Richtung.
Ihr Leitsatz da: Es ist o.k., wenn Du aufgeregt bist, aber Du musst lernen, wie man sich in solch einer Situation verhält. Und dazu gehört, daß der Mensch KEINESFALLS angerempelt wird. Der Platz wo ich stehe, ist tabu! Du sollst die Schultern nicht zu mir bringen, nicht auf mich zu gehen, und es ist toll, wenn Du den Hals senken und Dich entspannen kannst. (Da fällt mir ein: das habe ich vorhin vergessen bei den Basics - Senken des Halses in eine "normale" Position, v.a., wenn das Pferd aufgeregt ist).
Das funktionierte tatsächlich auch bei allen 3 Pferden, dauerte halt bei Manchem etwas länger, aber irgendwann entspannten sich alle.

Was mir nicht gefallen hat, war Susannes Aufmerksamkeit auf die aktiven Teilnehmer. In der ersten Einheit hat hauptsächlich sie selber mit den Pferden gearbeitet, die Besitzer nur kurz. Und währenddessen war sie oft bei den Zuschauern und erklärte da noch etwas. Die Teilnehmer übten dann so vor sich hin, und machte natürlich auch immer wieder Fehler oder waren in der falschen Position, korrigierten nicht oder was auch immer. Und da kam selten von Susanne eine entsprechende Korrektur. Da hätte ich mir eindeutig mehr Hilfestellung gewünscht, denn hinterher muss der Mensch ja alleine damit klarkommen.

Aber ansonsten wirklich ein empfehlenswerter Kurs! Wenn Ihr die Gelegenheit habt, sie irgendwo live zu erleben, macht das!