Ich wollte ursprünglich heute ausreiten. Nun ist es aber schon wieder derart windig und böig, dass ich lieber darauf verzichtet habe, in den Wald zu gehen. Auf Dressurreiten hatte ich heute keine rechte Lust. Also kam ich auf die Idee, das mit dem Halsringreiten mal auszuprobieren.

Was soll ich sagen? Ich fand es gar nicht so einfach, wie ich dachte. Anfangs versuchte ich, den Halsring sehr korrekt, aber vielleicht doch zu viel einzusetzen. Das Ergebnis war, dass Joya anfing, den Halsring eher zu ignorieren als darauf zu reagieren. Meine Antwort war zunächst, um so mehr und fester an dem Ding zu ziehen (oder damit rumzufuchteln), was überhaupt gar nichts brachte. Nach einer Weile bekam ich heraus, dass das Ganze rein über Sitz und Schenkel (und evt Anlegen der Gerte an der linken Schulter) sehr viel besser funktioniert bzw. der Halsring nur zur Unterstützung hinzukommen sollte. Und das auch nur impulsartig. Joya hatte nämlich mehr und mehr heraus, dass sie mit diesem Ding sehr viel mehr Freiräume hat als wenn ich mit Trense reite (Merke: Beim nächsten Mal machen wir die Litze am Reitplatz besser zu...). Es war also teilweise unklar, ob sie mich nicht verstand oder ob sie einfach keine Lust hatte, das zu machen, wozu ich sie aufforderte, zum Beispiel beim Rückwärtsrichten. Mich erinnerte das ein bisschen an die Sache mit dem Sidepull: Als sie klein war und ich anfing sie zu reiten, war das Sidepull zunächst das Kopfstück, das ich nutzte. Diese Wahl war dann aber ganz schnell nicht mehr die erste, denn Joya wurde damit innerhalb weniger Einheiten recht büffelig (obwohl ich es wirklich kaum einsetzte!). Sie ist anscheinend nicht der Typ für derartige Ausrüstungsgegenstände.

Überraschend und auch eher unangenehm fand ich, dass sie den Kopf extrem tief nahm. Eine Einwirkung wurde damit fast unmöglich. Für mich, die ich immer gerne die Kontrolle über die Dinge behalte, war das gar nicht so einfach auszuhalten. Auch wurde ich beim Traben eher unsicher, was aber sicherlich auch meiner Rückengeschichte zuzuschreiben ist. Vielleicht versuche ich es das nächste Mal mit Sattel. An den Galopp habe ich mich auch noch nicht gewagt.


Wie sind Eure Erfahrungen mit dem Halsringreiten? Macht das wer von Euch? Könnt Ihr mir wertvolle Tipps und Hinweise geben? Ich bin sehr gespannt!

Ich reite hin und wieder mit Halsring und verwende das auch gerne mal im Unterricht - einfach um die Grenzen des Könnens aufzuzeigen. Die Pferde müssen gut auf die Körpersprache reagieren, aber - viel wichtiger- der Reiter muss seinen Körper auch nutzen und darf sich nicht auf die Zügel verlassen.
Flamenco taucht eh gerne ab, das macht er dann natürlich noch lieber. Aber darauf liegt dann auch nicht mein Fokus (und ich übe es nicht häufig genug, dass ich mehr erwarten dürfte).

Ich reite sehr viel und sehr gerne mit Halsring - oder nur mit einem Zügel oder Strick, das ich um den Hals lege.
Zeitweise hab ich sogar gar nichts am Kopf oder Hals und muss mich ganz auf den guten Willen des Pferdes, meinen Sitz und meine "ganzkörperlichen" Hilfen verlassen.

Bei Cuvee und Asterix und davor bei Billy und Morli funktionierte das immer recht gut und ich konnte alle problemlos in allen Gangarten tummeln. Allerdings war es auch da - wie bei Joya - wichtig, die Halle oder den Reitplatz geschlossen zu halten ... sonst hätte es schon gut sein können, daß das Pferd abgebogen und in den Stall gegangen ist. Vor allem Morli oder Asterix waren da super Kandidaten dafür.

Bei Filou hab ich es erst im Schritt versucht, aber es wäre eine gute Idee, das bei ihm wieder mal zu versuchen.
Ich habe bei ihm leider aber nach wie vor nicht das totale Grundvertrauen, daß er nicht plötzlich wegen was erschreckt und abbiegt - meine Schuld, weil er bemüht sich wirklich sehr, alles richtig zu machen.

Ich nutze den Halsring aber auch gerne, um Reitschülern einen Begriff vom zügelunabhängigen Reiten zu geben und den korrekten Einsatz von Sitz und Einwirkung der Hilfen aufzuzeigen.
Das hat schon vielen zu einem Aha Effekt verholfen und sie merkten, wie sehr sie das Pferd - oft völlig unnötig - vorne angreifen und mit wie wenig Zügel man trotzdem an sein Ziel kommt.