Ich denke, ein bisschen Vorarbeit ist schon nötig, damit das pferd unter dem reiter vernünftig (=nicht schädlich für Gelenke etc) galoppieren kann. Pico hat sich am Anfang immer wie ein Motorrad in die Kurve gelegt, da hätte es ja keinen Sinn gemacht, ihn da Runde um Runde zu galoppieren. Also erstmal an der geraderichtung gearbeitet und zwischendurch den Galopp Anfragen um zu gucken , wie es sich verbessert hat. Und lieber eine halbe gute Runde als 5 schlechte.

Bei Janosch habe ich seinerzeit geschaut, was er anbietet. Ohne Sattel an der Longe auf dem großen Zirkel oder im Freilauf ganze Bahn schon recht früh, allerdings eher kurz und um zu lernen, daß er auch in diesem Rahmen keine Platzangst kriegen muß. Im Gelände mal auf geraden Strecken, am liebsten leicht bergauf, ich glaube, da war er vier.

Mit ca fünf sind wir dann so langsam in die gesittete Arbeit eingestiegen. Aber immer dosiert. Mir kam es darauf an, daß er balanciert ist, gut anspringt und sauber bremst. Danach können wir über höheres Tempo und/oder längere Strecken reden

Vor Publikum beherrschte Janosch auch durchaus den Fast-auf-der-Stelle-Galopp, auf daß er auch ordentlich bewundert werden konnte

LG
Ameli

Ich halte nichts davon, den Galopp ganz weg zu lassen.
Wenn der Galopp noch problematisch ist, dann reicht ja eine lange Seite bzw. ein paar Sprünge. Ich bin der Ansicht, dass auch die Routine einen großen Teil zur Verbesserung beiträgt.
Decano hatte ja riesen Probleme mit dem Galopp, deshalb habe ich immer ganz zum Schluss auf jeder Hand ein paar Sprünge abgefragt und dann aufgehört wenn der gut war oder noch zwei Ründchen getrabt wenn es nicht so gut war. Und irgendwie muss man ja auch feststellen wie sich der Galopp entwickelt
Seit dem Winter galoppiert er besser, jetzt steigere ich langsam. (Wir sind jetzt bei insgesamt zwei bis vier Runden auf jeder Hand - also auch noch nicht viel, aber danach ist er auch platt. Und ich noch mehr )

Was den Galopp angeht, so verfahre ich nach dem Motto “learning by doing”, denn ich stehe auf dem Standpunkt, dass ein Pferd das lockere und stressfreie Galoppieren nur lernen kann, indem man mit ihm daran arbeitet.

Meinen jungen 5jährigen galoppiere ich in kurzen Reprisen und pariere durch, wenn ich merke, dass die gewisse Losgelassenheit und Ruhe schwindet. Ich trabe dann weiter, baue wieder Ruhe und Vertrauen auf und galoppiere erneut an. Das mache ich auf beiden Händen gleichmäßig. Das verändert den Galopp mit der Zeit sehr positiv und ermöglicht dem Pferd, das korrekte Angaloppieren zu lernen. Es ist ein Prozess, der seine Zeit und Geduld benötigt.

Mit meinem 11jährigen galoppiere ich in der Lösungsphase ebenfalls in kurzen Reprisen mit kurzen Trabphasen dazwischen. Später, während der Arbeitsphase, galoppiere ich schon auch mal ein paar Minuten am Stück, je nachdem was ich gerade mit dem Pferd erarbeite.

Ich habe das Thema ja aktuell gerade. Ich reite Ragnar jetzt seit April selber und komplett alleine, und er hat schon echt Wahnsinnsfortschritte gemacht. Galoppieren tun wir auf dem Platz noch nicht, wenn Ragnar es nicht von sich aus mal anbietet. Auch dann korrigiere ich momentan noch nicht, sondern lasse ihn einfach machen. Die allerersten male habe ich mich noch so erschrocken, dass ich ihn immer reflexartig durchpariert habe, daher lasse ich ihn jetzt einfach galoppieren, wenn er es anbietet, weil er schon anfing, zu verinnerlichen, dass der Galopp unter dem Reiter nicht gewünscht ist. Ich denke allerdings auch, dass ich den Galopp eher erst im Gelände etablieren muß / sollte. mal schauen, wie es sich entwickelt.

An der Longe, an der Doppellonge und teilweise auch im Freilauf lasse ich ihn selbstverständlich galoppieren, auch, um da schon mal den korrekten Handgalopp zu etablieren.

Der Schatzi zB hat sich sehr schwer getan mit der Balance, allgemein und natürlich vor allem im Galopp. Ihn habe ich zuerst im Gelände ans Galoppieren unter dem Reiter gewöhnt, wo es schön geradeaus ging. Danach dann in der Bahn und erst zuletzt konnte er an der Longe selbstständig galoppieren, ohne in Not zu kommen.

Grundsätzlich finde ich, je früher ein Pferd ans Galoppieren kommt, desto gut. Im Galopp wölben sie den Rücken mehr auf als in den anderen Gangarten, die Lunge wird schön durchlüftet und der Galopp trägt insgesamt zum Wohlbefinden bei. Mein Ex-Chef in der Hengstfohlenaufzucht sagte auch immer, sie haben ein Galoppierbedürfnis. Beim jungen Pferd spricht ja auch nichts dagegen, zuerst im Gelände in der Geraden zu galoppieren, wo es bedeutend einfacher ist als im Platz.

Ich habe ja erst ein Pferd von Anfang an ausgebildet - Jaleoso, vierjährig, roh aus Spanien. Es ging mit Arbeit an der Longe los und später unterm Sattel.
Für mich irgendwie unerwartet kam dann, dass Galopp so gar nicht sein Ding war. Er war schon immer eher triebig und schnell aus der Puste.
Dann kam eine längere Wachstums- und Zahnwechselzeit. wo es kaum voran ging. Es war insgesamt schwierig, genug Kondition in diese Pferd zu bekommen,
dass er überhaupt Kraft für Balance hat. Die hatte und hat er bis heute nicht von Natur aus. Ich habe TÄ, Physios und THPs geholt. Es gab Kräuter und Co.
Aber er blieb eher "flau" in den Bewegungen. Daher war also auch der Galopp ein Thema, dass warten musste. Im Gelände habe ich den immer mal mit eingebaut.
Und auch dort war es schwierig - aber hier eher eine Kopfsache. Er verkrampfte und bockte, hielt dann an und drehte sich gefährlich im Kreis. Ich war oft genug ratlos.
Wir haben mit seinem besten Freund als "Zugpferd" und seelische Stütze gearbeitet. Das ging - begrenzt. Wenn er dicht machte, half nichts. Über Jahre ging das.
Und dann bin ich auf eine neue RL gestoßen. Sie kam neu als Einstellerin in unseren Stall und ihr Reiten war für mich vom Zusehen her schon eine "Offenbarung".
Ich habe sie angesprochen und nach Unterricht und/oder Beritt gefragt.
Von da an ging es bergauf - langsam aber sichtbar. Sie hat Jaleoso und seine körperlichen und psychischen "Probleme" verstanden und konnte sehr, sehr feinfühlig drauf
eingehen. Ihr Ehrgeiz war geweckt und ihr persönliches Ziel war "fl.Wechsel", wobei sie immer sagte, das wird eher nichts. War für mich auch tatsächlich 5.rangig !
Und mit den Jahren kam dann eine schöner Galopp, es kam Kondition und eine bessere Balance und es kamen fl.Wechsel und vieles Anderes.
Witzigerweise ist Jaleoso im Gelände absolut off-road-tauglich. Soviel zur fehlenden Balance ...

@suerte Was habt ihr in der Arbeit mit Jaleoso denn geändert, als du angefangen hast mit deiner neuen Reitlehrerin zu arbeiten?
Bzw. was meinst du hat dazu geführt dass ihr doch so große Fortschritte in der Hinsicht gemacht habt?

Wenn ich mich so an die verschiedenen Pferde erinnere, die ich eine längere Zeit geritten habe, war das mit dem Galopp sehr unterschiedlich.

Mein erstes Pferd Vanessa, die ich 10jährig kaufte, war ein absolutes Galopp-Pferd. Die hätte stundenlang galoppieren können - am liebsten flott im Gelände und über Hindernisse. Da war sie in ihrem Element.

Lana hat sich anfangs mit dem Galopp an der Longe schon sehr schwer getan, und unter dem Reiter dann natürlich auch. Da habe ich erstmal nur daran gearbeitet, daß sie prompt auf die Hilfe angaloppiert und nach ein paar Sprüngen direkt wieder durchpariert. Das wurde dann nach und nach gesteigert.
Eine deutliche Verbesserung des Galopps gab es, als sie die fliegenden Wechsel gelernt hatte. Da meinten auch vorher die meisten Trainer, der Galopp sei zu schlecht, als daß sie die Wechsel lernen würde. Britta Rasche hat das nicht interessiert, und wir haben es einfach probiert. Nachdem einmal der Groschen gefallen war, sprang sie wirklich gute Wechsel (auch in Serie), und der Galopp insgesamt wurde besser.

Bei den beiden Friesen, die ich geritten bin, war der Galopp insgesamt problematisch. Die hatten aber z.B. auch nie gelernt an der Longe oder wie auch immer, auf ein bestimmtes Kommando anzugaloppieren. Der Galopp war immer eher ein "Zufallsprodukt". Da fehlte einfach die entsprechende Vorbereitung. So gelang das Angaloppieren meistens nicht auf eine Hilfe hin - es gab Gerenne im Trab u.ä.

Und die beiden Spanier, die ich nun zuletzt eine Weile mitgeritten bin, hatten anfangs deutliche Balanceprobeme, die sich auch schon im Trab abzeichneten, und im Galopp dann zu Stress führten - entweder Wegrennen oder "auf der Stelle hoppeln" und buckeln. Da haben wir tatsächlich ganz lange den Galopp unter dem Reiter weggelassen. Und später dann meistens nur am Ende der Einheit, wenn sie gut waren, ein paarmal abgefragt und danach die Einheit beendet.

Bei Filo war am Anfang ja ihre Faulheit ein großes Thema, das generell immer die Erhöhung von Tempo oder Gangart schwierig gestaltete. Da habe ich auch zuerst an der Longe sichere Kommandos installiert, die ich dann von oben beim Reiten nutzen konnte. Später war es schwierig, den Galopp zu regeln und mehr gesetzt zu bekommen. Da waren längere Reprisen auch wenig hilfreich, sondern immer wieder Übergänge, neu angaloppieren.

Ich erinnere mich noch an ein Seminar in Reken mit mehreren Ausbildern, u.a. Horst Becker.
Der sagte, ein Pferd müsse in der Lage sein 20 Minuten am Stück zu galoppieren. Nur dann hätte es genug Kraft für alle Lektionen, die man so reiten könne.....
Danach dachte ich, o.k., ich galoppiere definitiv zu wenig. So wollte ich anfangen, nach Uhr unsere Galoppphasen (mit Lana war das) zu steigern. Nach dem ersten Versuch, mal 5 Minuten am Stück zu galoppieren, hatte ich gewaltige Rückenschmerzen, und habe das dann wieder abgebrochen.

Ich möchte auch was dazu schreiben. Obwohl ich leider in den letzten Jahren fast ausschließlich Geländerreiter bin... es gab auch mal bessere Zeiten.
Meine Friesenstute, die ich vor dem Seppi hatte, konnte gar nicht richtig galoppieren. Die war ein richtiger Harddraver… da gehört Galopp nicht zum Programm. Ich gab sie zu einer Ausbilderin, die ihr an der DL den Galopp nahebringen wollte. Das Ergebnis war, dass wir anstatt des Galopps eine Fahrkarriere gestartet haben Die Stute war vor der Kutsche in ihrem Element und wir haben gemeinsam sehr glückliche Zeiten gehabt. Nachdem ich akzeptiert habe, dass ich ein Kutschpferd und kein Reitpferd habe.
Auch wenn mir das viel Spass gemacht hat, war der Seppi dann die Erfüllung der jahrelangen Sehnsüchte und ich habe mich wieder aufs Reiten verlegt.
Nun hat der Seppi, so schön ich ihn auch finde, einen recht unausgewogenen Körperbau. Sprich: Doppelt soviel Hals wie Poppes.
Da der Galopp aus dem Heckantrieb kommt, war das anfangs nicht so einfach. er kann und konnte immer galoppieren. Aber die Kraft war lange nicht genug für mehrere Runden auf dem Platz oder in der Halle. Auch hatte ich Probleme mit dem Angaloppieren. Wenn der erstmal im Friesen-Stechtrab unterwegs war, war es rum. Ich habe also sehr früh das Angaloppieren aus dem Schritt installiert. Mit Stimmhilfe von der fundierten Longen- und Bodenarbeit war das auch unterm Sattel ganz einfach.
Und ich habe die Kraft über viele kurze Galoppreprisen gesteigert. Lieber mehrmals sauber angaloppiert und nur eine oder eine halbe Zirkelrunde, als ein erschöpftes um-die-Ecken-Kacheln...
Kraft kam dann auch durch Klettern im Gelände z.B. und irgendwann hatten wir einen Stand erreicht, der ganz ordentlich war.
Ich erinnere mich immer wieder an eine Reitstunde bei Rolf Petruschke, in der viel galoppiert wurde und ich dachte ich falle vor Erschöpfung vom Pferd. Seppi sei ein Ferrari, sagte Rolf und ich könnt den nicht fahren...

@Nora : ist ein bisschen schwierig zusammen zufassen. Also zu erst einmal haben wir alle Arbeiten, die das Pferd kurz machen weg gelassen.
Fundierte Arbeit an der Oberlinie war lange unser Thema. 2. Baustelle: Annehmen der inneren Schenkelhilfe - nicht irgendwann, sondern wach und fleißig.
Beide Baustellen hatten viel mit kleinen Kreisen zu tun ... Dann ging es auch um 3. Begrenzen mit äußeren Hilfen. Dass da ein Problem vorlag,
merkte ich erst so richtig, als ich auf RL-Ansage nicht mehr auf dem 1.Hufschlag ritt, sondern ausschließlich auf dem 2. oder 3. Das nach außen nörgeln
und über die Schulter-schieben musste aufhören. Dabei natürlich immer freundlich bleiben und dem Pferd Aufgaben geben, die er meistern kann, damit die
positive Stimmung erhalten bleibt!
Als wir dann soweit waren, dass ich Jaleosos Rahmen ais jeder Situation vergrößern und verkürzen konnte, er aktiv am Schenkel und den sonstigen Hilfen stand,
ich u.a. mit Hilfe von Franklin-Bällen endlich gelernt hatte, tief und locker im Sattel zu sitzen, dann ging es ans Galoppieren. Und da ging meine RL relativ bald dazu über,
Kraft und Kondition aufzubauen - auch über Jaleoso Wohlfühlbereich hinaus! Nicht viel aber immer mehr. Sonst hätten wir keine Steigerung in seine Kondition gebracht.
Jahrelang musste man ihm Sauerstoff geben, wenn er 2 Zirkelrunden galoppiert ist. War wohl auch ne Kopfsache - nicht geatmet. Ja echt, hatte ich das Gefühl!
Und über den Weg "über den Punkt hinaus zu fordern", musste er atmen ...! Und das hat er auch gelernt. Und damit kam Ruhe in das Thema und wir konnten am eigentliche Galopp
arbeiten. Jetzt macht er das gerne - wenn er auch immer ein Diesel bleiben wird.

Das war ganz nett, nochmal über dieses Thema nachzudenken. Ich hatte irgendwie vergessen, wie wir das durchgearbeitet hatte.

@küwi
Ich kenne mich mit Gangpferden nicht aus, von daher kann ich jetzt nur aus dem Bauch heraus antworten. Wenn seine, führ ihn typischen Gänge installiert sind, würde ich sie jetzt gar nicht mehr auf dem Platz einbauen, sondern ihn so reiten wie einen Dreigänger. Ich würde sie nicht mehr abfragen. Auch nicht an der Longe. Die sitzen, die kann er ja. Ich würde mir Stangen oder Cavaletti zur Hilfe nehmen. Oft hilft ein kleiner Sprung um ihn in den Galopp auf seiner schlechten Seite zu bekommen.

Ich hatte nur ein komplett rohes Pferd, und das war Bari. Ich hatte mir vor 25 Jahren aber noch nicht den Kopf gemacht, wie heute. Ausser das ich immer nur das genommen habe was er von sich aus angeboten hat. Das habe ich perfektioniert, und darauf aufgabaut. Ferner habe ich die gesammte erste Zeit ausschließlich im Roundpen gearbeitet. Als alle Komandos installiert waren ging es auf den Platz. Unterm Sattel hat Bari auf beiden Seiten erst alle Seitengänge gelernt, weil er sie von sich aus angeboten hat. Und als er das konnte, bot er auch einen guten Galopp an. Im Gelände habe ich seine Unsicherheit gespürt. Da lief er manchmal mit meinem Reitbegleiter, einem Traber, im Trab um die Wette. Das dauerte auch bis er fast 6 war, das er sich im Gelände getraut hat unterm Sattel zu galoppieren. Normal ist es ja eher umgekehrt. Das war auch schon als Handpferd so, das er lange getrabt ist, anstatt zu galoppieren.