Gestern erreichte mich mal wieder ein Newsletter von Jan Tönjes, dem Chefredakteur der Zeitschrift St. Georg.

Ich konnte kaum glauben, was er diesmal in Worte fasste, denn im Spitzendressursport sollte es doch um die sichtbar gewordene Harmonie zwischen dem Reiter und seinem Pferd gehen ... statt dessen dies:

Blut, Schläge, geschundene Mäuler, Pferde, die eher geknebelt als „zu eng ausgebunden“ longiert und vertrimmt werden, Pferde, die mit Gummibändern gefesselt und mit Stricken an den Beinen zu einem Bewegungsablauf gezwungen werden, den Laien für eine ausdruckstarke Passage halten könnten. Laien, wohlbemerkt. Fachleute sollten den artifiziellen Bewegungsablauf auch ohne die Videos, die auf der Reitanlage des US-Dressurreiters Dr. Cesar Parra aufgenommen sein sollen, als falsch erkennen. Ein Blick in Grand Prix-Dressurvierecke lehrt, dass das nicht immer der Fall ist. Sonst würden Marionetten-Passagen nicht so hoch bewertet, wie es Usus ist.

Wer nun meint, die USA seien weit weg, und der in Kolumbien geborene Dressurreiter ein Einzelfall, springt zu kurz. Parra hat auch in Deutschland trainiert, und Deutsche zählten zu seinen Trainern, darunter Richter und Reitmeister. Sie scheinen mit ihrer Philosophie nicht durchgedrungen zu sein.

Mit anderen Deutschen soll er heute noch trainieren. Ein aktuelles Video zeigt einen Pferdewirtschaftsmeister, der bei einer Prügelorgie an der Longe assistiert. Am Rande ist dessen Geschäftspartnerin zu erkennen und zu hören, die von einem „amazing“ Gefühl schwadroniert. Das Grauen ist nicht nur in Übersee. Dieses Paar ist auf Zuchtveranstaltungen hinlänglich bekannt, genießt VIP-Status. Man wird sehen, wie die Zuchtverbände mit diesen Fohlenkäufern und Hengstaufzüchtern zukünftig umgehen. Wir haben eine entsprechende Frage an alle deutschen Warmblutzuchtverbände gesendet, weil wir wissen wollten, ob die Tierquälerei für den Umgang mit diesen Personen Konsequenzen haben wird. Schließlich haben Verbände auf ihren Anlagen und von ihnen durchgeführten Veranstaltungen ja Hausrecht … Mal sehen, was für Antworten kommen. Und ob überhaupt. Die Pferde-Community muss bei solchen Bildern aufstehen, muss reagieren.

Vorbildlich schnell ist das diesmal dem Weltreiterverband (FEI) gelungen, der den klar zu identifizierenden Cesar Parra – immerhin Olympia- und WM-Teilnehmer sowie Finalist im Dressur-Weltcup – sofort vorläufig suspendiert hat. Als das Video die Runde machte, in dem die deutsche Beteiligung dokumentiert ist, hat auch die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) sofort agiert. Sie prüft, um welche Personen es sich handelt und beabsichtigt, Anzeige bei der Staatsanwaltschaft zu stellen.

Ich hätte Ihnen und euch gern bessere Nachrichten als diese zum Wochenauftakt mitgeteilt. Aber so ist das Leben. Montagnachmittag bin ich als internationaler Pressevertreter zum Seminar der internationalen 4*- und 5*-Dressurrichterinnen und -richter zur Diskussion eingeladen. Es geht ums Richten, aber sicherlich auch um diesen erneuten Fall von Tierquälerei durch einen Dressur-Olympiareiter. Und hoffentlich auch um die Zusammenhänge. Denn Dinge isoliert zu sehen, heißt, die Augen vor der Realität zu verschließen.



Beste Grüße aus Hamburg

Jan Tönjes

Chefredakteur St.GEORG
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Einfach nur traurig Ich hoffe es gibt noch sowas wie Gerechtigkeit

Man kann gar nicht so viel essen, wie man k….. möchte!!!!

Man möchte es sich eigentlich gar nicht antun, aber hier ist noch ein St. Georg-Bericht darüber https://www.st-georg.de/news/dressur/hor...tm_medium=email

Das Schlimme ist ja nicht nur, dass ein Reiter sogar noch Videos von seinem Horrortraining einstellt und seine Methoden auch noch feiert, sondern dass das bislang auch noch mit hohen Wertnoten belohnt wurde

Wer sich das anschauen möchte ... mir standen die Tränen in den Augen https://www.youtube.com/watch?v=xg4fDqyA91A

Mir bleiben vor Wut die Worte im Halse stecken! Ich kann es nicht begreifen. Oder doch, schon, weil sie ja Erfolg haben. Und Erfolg rechtfertigt doch die Mittel. Oder?
Ergo: es muss hier nicht nur von unten, sondern auch und ganz besonders von oben her aufgeräumt werden !!!!!!

Ich möchte hier mal die Worte von der lieben Marlitt Wendt zitieren, die sie gestern auf Facebook veröffentlichte:

“Die ständigen Skandale und Negativschlagzeilen, die es aus der Pferdeszene zu sehen und zu lesen gibt, machen mich unendlich traurig. Und ich frage mich ganz persönlich immer wieder ob ich überhaupt etwas im Sinne der Pferde bewegen kann.

Denn so oft ist das Fazit, dass neben Gedankenlosigkeit, Unwissenheit und Ahnungslosigkeit eben doch System, Profitgier und Skrupellosigkeit zum Pferdemissbrauch im großen Stil führen.

Da bleiben meine kleinen Bemühungen über die Öffentlichkeitsarbeit, das Schreiben von Büchern und Artikeln über das Wesen der Pferde oder das Anbieten von ganz praktischen Ansätzen auf Seminaren immer nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Ich frage mich da auch, wie man diese Menschen überhaupt erreichen kann. Ratlosigkeit breitet sich da bei mir aus.

Dabei kann man so viel von Pferden lernen, wenn man es denn zulassen würde:

Ändern würde ich gerne den Blick auf das Pferd an und für sich.

Es ist eine eigenständige Persönlichkeit und seine Daseinsberechtigung liegt für mich nicht in seiner Nutzbarkeit sondern in seiner puren Existenz.

Ich würde mir wünschen, dass dieser Wert aus sich selbst heraus mehr gewürdigt wird. Immer noch werden viele Pferde abgeschoben, wenn sie alt oder krank sind oder nur an ihrer Funktion als Reitpferd gemessen und im wahrsten Sinne des Wortes benutzt.

Aber der Blick auf das Leid, auf die Schmerzen, auf den Tod gehört für mich persönlich zu jedem Leben – egal ob bei Pferd oder Mensch - dazu. Nur mit dem Blick darauf, kann etwas in uns heilen und wachsen.

Ich würde mir wünschen, dass das Pferd als Ganzes gewürdigt wird.

Denn ich denke, nur so kann man authentisch auch auf das eigene Leben blicken. Es gibt nicht nur den Nutzen und die Außendarstellung, sondern das volle Paket Leben mit Krankheit und Tod.

Von den Pferden können wir lernen uns wirklich und wahrhaftig mit der eigenen Vergänglichkeit auseinandersetzen und lernen wie wir intensive, fruchtbare Beziehungen führen können.

Sie zeigen uns über ihr Pferd-Sein den Weg zu mehr Menschlichkeit und Wahrhaftigkeit. Und so gesehen auch über ihr Leid die Abgründe der Menschheit.”

Ich finde, das hat sie sehr gut in Worte gefasst. Ohnmacht ist genau das richtige Wort, denn wir alle wissen doch, dass sich von Seiten der FN und der FEI nicht viel ändern wird, außer, dass hie und da mal jemand mit einer Sperre versehen wird. Das Leid der Sportpferde wird damit aber nicht im geringsten aufhören.

Denn warum tun die Leute dies? Weil sie glauben, dann hohe Wertnoten zu bekommen. Und wenn Richter so ein exaltiertes Gehabe auch noch mit hohen Noten bewerten, obwohl ein Blinder mit Krückstock sieht, dass sowas mit dem natürlichen Bewegungsablauf von Pferden nichts zu tun hat und schon gar nichts mit reeller Versammlung und die anscheinend ihr eigenes Lehrbuch nicht gelesen haben, dann weiß ich auch nicht mehr. Das ganze System ist mittlerweile so krank, man kann es sich nicht mehr angucken.
Und selbst die Leute, wo man noch sagen könnte: na ja, ist ja einigermaßen ok-selbst bei denen ist es nicht reell. Aber man reitet eben das, was die Richter sehen wollen...

Stellt euch mal vor, da würde jemand im Viereck reiten, wo die Zügel durchhängen und das Pferd sich selbst trägt und aufrichtet: Dann heißt es, das Pferd steht nicht an den Hilfen


Sorry, es hat mich vor Empörung übermannt!!

Liebe Corinna,

ganz lieben Dank dafür, dass Du die Gedanken von Marlitt Wendt hier zitiert hast - sie haben mir die Tränen der Rührung in die Augen getrieben und mich zutiefst berührt.

Die Daseinsberechtigung unserer Pferde liegt in ihrer Existenz und nicht in ihrer Nutzbarkeit ... Genau so sollte es sein. Pferde sind Seelen in einem anderen Körperkleid, als wir es für unsere irdische Reise tragen und mit einem dem Körperkleid angepassten Bewusstsein, aber im Drüben - wenn wir unsere Körperkleider abgelegt haben - sind wir wieder gleichwertige Seelen mit dem gleichen Bewusstsein.

Dann möchte ich ihren Seelen gegenübertreten und mich nicht schämen müssen, dass ich sie in der Zeit unserer gemeinsamen irdischen Reise wie ein Nutztier behandelt habe, denn sie sind Freunde und genauso sollten sie behandelt und wertgeschätzt werden ... und wenn ich mir eins wünsche, dann dass meine Pferdeseelen mich eines Tages im Drüben wohlwollend empfangen und mir sagen, dass sie sich von mir immer als Freund behandelt fühlten.

Ich habe die Berichte und Bilder vor eingien Tagen auf FB gesehen.

Nachdem Anja Beran gepostet hat, das Vera Munderlohn nach Amerika reist, um dort auf einer Anlage zu Unterrichten, habe ich sofort geantwortet und den Bergicht von Jan Tönjes und ein Video mit dem schlegenden Ausbilder verlinkt. Eine Welle der Empörung ging duch die Guppe, und ich weis das einige an entsprechenden Stellen umgehend ein Statement abgegeben haben.
Aber es ist wahrscheinlich wie bei uns. Da steht auch einen ganze Maschinerie dahinter.

Habe gestern ein Video gesehen da wird ein ganz junges Pferd dermasen eingerollt unter der Reitein gezeigt. Sie wurde damit konfontiert und hat null Einsicht, sie steht dahinter, das sei vollkommen ok. Die Reiterin war Isabell Werth. Ist zwar schon eine Zeitlang her, aber sie reitet ja immer noch so.

Oder das Lehrvideo von unserer Vorzeigereiterin Ingrid Klimke, https://www.facebook.com/groups/29602370...00203530201708/

Ach ja, und hier noch das Video von Isabell Werth. https://fb.watch/q4cm6qgmDp/

Tut mir leid, aber ich habe nur die FB Verlinkung.

Ich sags ganz ehrlich - ich überlege mir als Ausbilderin (auch wenn in einer anderen Sparte/Disziplin und anderem Niveau tätig) aufzuhören - weil ich mich langsam schäme, überhaupt in der Szene tätig zu sein - und ich frage mich langsam, ob die Menschheit so verroht ist, daß man Pferdesport (und Haltung?) vielleicht wirklich verbieten/abschaffen sollte ...