Wir hatten vor wenigen Tagen in unserem Stall eine Koordinationsübung der lokalen freiwilligen Feuerwehr.
Ein paar Pferdebesitzer nahmen sich die Zeit um spät abends dabei zu sein.

Die Übungsannahme war der Brand des Heubodens über dem Stalltrakt, der relativ rasch ausßer Kontrolle geraen sollte.
Zwei Teams von Feuerwehrleuten zeichneten auf großen Flipcharts eine Skizze des Stalles incl. aller lokalen Begebenheiten und Gefahrenstellen. So wurde gezielt auf die Einlagerung der Einstreu, Futter, Schweißgerät des SB, Tanklager für Hofmaschinen, vorhandene Brandschutzeinrichtungen, Wasserreservoirs vor Ort usw. hingewiesen und eingetragen.
Dann koordinierten die Teams wo wann im Ernstfall welche Tanklöschzüge und diverse Feuerwehrautos hingestellt werden sollten ( und wo nicht wegen der Windrichtungen ), wo die Schlauchleitungen verlegt werden sollten und wo sich Menschen und vor allem die Pferde aufhalten würden und wohin sie im Falle einer Rettung gebracht werden sollten.

Für mich als Laie war es erstaunlich, was bei so einem Einsatz alles im Vorhinein bedacht und abgesprochen werden muß, daß so ein Löscheinsatz überhaupt zielgerichtet stattfinden kann.
Die gesammelten Informationen werden alle in einer Einsatzmappe gesammelt und für den Notfall schnell verfügbar gemacht.


Letztlich kamen die Feuerwehrmänner - allerdings ohne Vollausrüstungen - noch in die Stallgasse und Ihnen wurden von uns die Verriegelungen der Stallboxen erklärt und warum man mit dicken Handschuhen besser nicht ein Pferd direkt am Halfter oder Halsriemen schnappen sollte.

Ein generell etwas nervöseres Pferd wurde von mir in seiner Box ausdrücklich rasch und nachdrücklich angesprochen, um den Männern und Damen zu demonstrieren, daß die Pferde im Falle eines Ernstfalls wohl nicht schläfrig und ruhig herumlungern und auf die Rettung warten.

Dann wurde noch das Anlegen von langen Stricken in einer offenen 8-er Schlinge um Pferdehals und - Nase gezeigt und wie man mit einer 2. Hilfsperson eine Schlinge um die Hinterhand legt, um das Pferd eventuell an einem vor der Stalltür stehenden Gebläse vorbeizubringen.

In einigen Wochen wird ein weiterer Übungsabend stattfinden, wo dann wir Pferdebesitzer gefragt sind:
Zusätzlich zu eingeschalteten Feuerwehrblinklichterrn vor dem Stall und einem (vorerst ausgeschalteten ) vor der Stalltüre plazierten Gebläse werden sich Freiwillige in voller Ausrüstung inkl. Sauerstoffmaske zur Verfügung stellen, um die Pferde an Menschen in dieser Verkleidung zu gewöhnen.

Ob das dann im Ernstfall - der hoffendlich nie eintreten wird! - tatsächlich hilft sei dahingestellt....
aber insgesamt fühlen wir Einsteller uns dabei toll informiert und vom SB auch für den Notfall gut vorbereitet.

Wir hatten sowas schon mal vor wenigen Jahren und daher wissen wir, daß einige Pferde vor allem mit dem großen laut dröhnenden Gebläse vor der Stalltüre immense Probleme haben.
Aber auch die Verkleidung mit Helm und Maske wirft bei einigen Pferden den Fluchtreflex an.
Aber ich berichte natürlich gerne, wie es abgelaufen ist.

Ich hole diesen Thread mal rauf - weil heute fand der 2. Übungsabend statt.

Die Freiwillige Feuerwehr des Ortes nahm sich heute die Zeit, um sowohl die Feuerwehrleute direkt am Pferd als auch die Pferde direkt an der Ausrüstung zu trainieren.

Eine Handvoll Pferdebesitzer wartete im Stockdunkeln bis die beiden Feuerwehrautos mit viel Getöse und Blaulicht am Stall eintrafen. Weil ja im Falle eines Brandes auch kein Licht zur Verfügung stehen würde.
Dann war kurz Besprechung vom Ablauf und die Puppe durfte Vortreten und sich zuerst einmal vom jedem der ca 15-20 Feuerwehrmenschen eine 8-er Schlinge um die Nase legen lassen und mit ihm eine Runde durch den Hof marschieren.

Anschliessend wurde das Feuerwehrauto direkt vor die Stalltüre gebracht, das Notstromaggregat angeworfen, große Scheinwerfer aufgestelt und das extrem laute und vor allem richtig starken Wind machende Gebläse aufgestellt.

Und im Anschluss durften SB, PB und auch Feuerwehrleute alle Pferde nacheinander aus der Box holen und in einem echt real anmutendem Wirbel und Trubel aus dem Stall führen, eine Runde ums laufende Einsatzfahrzeug drehen, am Gebläse vorbei und kurz abseits Aufstellung nehmen - und wieder zurück in die Box.

Das Ganze mehrfach für jedes Pferd mit unterschiedlichen Leuten am mehr oder weniger kunstvoll um die Nase gewickelten Führstrick - und dem Gebläse erst weiter weg von der Stalltüre aber dann auch direkt davor, daß es schon die ganze Stallstasse verwehte.

Aber was soll ich sagen: Die Pferde hier bei uns sind dermassen coole Socken!
Es gab keinen, der nicht vollkommen problemlos vorbeiging, sie waren zwar aufgeregt und nicht ganz so ruhig wie normal, aber einige parkten sogar tiefenentspannt vor dem Ventilator und liesen sich den Pelz zerzausen!
Die meisten waren zwar etwas verwirrt ob den ungewohnten Trubels und man merkten einigen gut an, daß sie jetzt eigentlich echt nicht Bock drauf hatten nochmal aus der Box gezerrt zu werden.
Und trotzdem gab es keine einzige Situation, wo man kurz die Luft anhalten hätte müssen.
Ein altes Ponystütchen wurde sogar mehr oder weniger von 4 Feuerwehrmännern " aus dem Stall getragen"
um zu demonstrieren, wie man ein Pferd raus bringen könnte, das sich nicht vorwärts bewegen möchte.

Jedenfalls war ich so stolz auf alle 15 Pferde und jeder hat sich heute ein kleines Betthupferl verdient.
5 Minuten nach der Übung war jedenfalls nur mehr genussvolles Kauen aus den Boxen zu hören :D

Ich versuche mal einige Bilder hier rein zu stellen, allerdings ist die Qualität sehr schlecht.

Ja klar - daß die Pferde im Ernstfall mit Sicherheit anders reagieren werden war eines der Hauptthemen, das wir den Feuerwehrmenschen gestern vermittelt haben.

Aber es ging ja auch prinzipiell darum, diesen freiwilligen Helfern überhaupt einmal Gelegenheit zu geben, den Umgang mit Pferden zu ermöglichen, da sich diese nicht nur im Ernstfall bei der Bergung deutlich von "normalen Stalltieren" wie Rind oder Schwein unterscheiden.

Es war auch sehr interessant zu sehen, wie bei manchen dieser Burschen und auch Mädels anfangs massive Berührungsängste vorhanden waren, die sich dann aber rasch legten, als sie sahen daß sich die Pferde bei PB & SB ausgesprochen cool und manierlich benahmen.
Da tauten selbst die "vorher nur Zuseher" plötzlich auf, gingen in den Stall, suchten sich einen Strick und ein Pferd und führten es eine Runde um den "Feuerwehr-Gelassenheitsparcours".

Es wurde aber z.B. auch nachdrücklich darauf hingewiesen, daß unsere Pferde untereinander direkten Körperkontakt kennen - während es in anderen Ställen mit 20/24h Boxeninhaftierung und faktisch Einzelpaddockhaltung wohl zu zwischenpferdischen Problemen kommen würde, wenn die geborgenen Pferde auf einen Haufen zusammengestellt werden.
Oder daß es im Falle eines panikenden Pferdes nicht ratsam ist, es unbedingt am Halfter Führen zu wollen oder sich dem Pferd beim Öffnen der Boxentüre oder dem schwungvollen Verlassen des Stallgebäudes in den Weg zu stellen.
Auch auf das Annähern an ein Pferd das sich eher unkooperativ zeigt und die Box nicht verlassen will wurde eingegangen - dank einem Pferd mit diesem Charakterzug. So konnten den Feuerwehrmännern auch ein "Crashkurs Pferde Drohgebärden" visualisiert werden.


Daß die Pferde die ganze Übung und vor allem das Gebläse und den Lärm so gut verkrafteten war wiederum für unseren SB und auch für uns PB ausgesprochen beruhigend.
Ich persönlich hätte allerdings zugegebenermassen im Vorfeld vollkommen falsch getippt, wer aus der Herde Probleme machen würde und wer seine Nase in den "Sturm" hält und sich genussvoll den Pelz zerzausen läßt.
Probleme hatte letztlich eigentlich keiner und selbst die Pferde, die eher zur Hysterie oder Panik neigen konnten in Ruhe an den Geräten vorbeigeführt werden.

Ob es das im Ernstfall auch so wäre sei dahingestellt. Aber ich denke daß es gerade bei den Pferden eher so ist, daß es selbst dann welche gibt, die trotz Panik noch einen Hauch von "hab ich schon mal gesehen, das beisst nicht und es gibt dann Leckerlis" Verhalten zeigen würden und so eventuell auch die Bergung der anderen, die nicht gleich raus wollen, ermöglichen könnten.

Optimal wäre natürlich, wenn man sowas NIE im Leben brauchen würde - aber leider ist es eben nie auszuschließen....

Was die Feuerwehrmänner uns allerdings auch erklärten war, daß es im Falle eines "nur Heuboden Brandes" vermutlich zu gar keiner Bergung kommen würde, da die bei uns vorhandene Stahlbetondecke und die Eisenklappen der Heulucken alle Sicherheitsstandards erfüllen. Es ginge anfangs nur darum den Stall rauchfrei zu bekommen & zu halten, um zu verhindern daß die Pferde an einer Rauchgasvergiftung zusammenbrechen.
Denn das wäre der Hauptgrund warum Tiere bei großen Stallbränden überhaupt ums Leben kommen.


Insgesamt jedoch war es einfach spannend und lehrreich für alle Seiten - und eine deutliche Abwechslung für die freiwilige Feuerwehrmannschaft aber auch für Pferde und Reiter ;)
Mit der grundsätzlichen Hoffnung, daß man es niiiiiiie brauchen würde!