Ich schulde Euch noch einen Bericht vom Kurs letztes WE!

Dass die Anreise so gut geklappt hatte, habe ich ja schon erzählt. Als ich am Samstag morgen hinkam, stand Joya zufrieden in ihrer Box und mümmelte Heu. Die Versorgungslage dort auf dem Hof ist unglaublich gut: Die Pferde bekommen derartige Heumengen, dass ich ab und zu das Bedürfnis habe, wieder etwas herauszunehmen.

Kurze Begrüßung, dann ging es an die Begrüßung der Menschen. Zwei kannte ich schon von früheren Kursen, die anderen lernte ich neu kennen. Allerdings nur kurz, denn ich war um 9 Uhr direkt als Erste an der Reihe und musste also schon bald mein Pferd holen und fertig machen. Joya kam brav mit vom Stall hoch zur Reithalle und zum Putzplatz. Die Reithalle ist einfach genial: Unendliche Weiten (40 x 55 m), und mit einem tollen gleichmäßigen, nicht tiefen, aber auch nicht rutschigen Boden versehen. An einer Seite offen und deshalb schön hell. Zuhause haben wir ja "nur" einen kleinen Reitplatz, der nicht einmal 20 x 40er-Maß hat und dessen Boden extrem tief und uneben ist, wenn man ihn nicht gerade eben in dieser Sekunde abgezogen hat.

Langer Rede, kurzer Sinn: Ich wusste ja schon von früheren Kursen, dass es ein Genuss ist, in dieser Halle zu reiten. Und wenn man dann auch noch die Halle niegelnagelneu und frisch abgezogen präsentiert bekommt, macht es gleich noch mal so viel Spaß.

Ich bin also mit ihr rein, bin ein bisschen mit ihr herumgewandert, um ihr alles noch mal zu zeigen, aber sie war wie gewohnt gelassen und sah keinen Grund zur Sorge. Also habe ich mit ein bisschen Bodenarbeit angefangen. Sie war sehr motiviert und auch sehr fein in der Hand. Biegung, Konterbiegung, Schulterherein auf der geraden und auf der gebogenen Linie, das alles in einer recht schönen Arbeitshaltung, daraus in Dehnung auf die Volte - ich konnte das alles locker-leicht abfragen, und so setzte ich mich nach ca. 10 Minuten drauf.

Irene, unsere Reitlehrerin, unterrichtet bei Kursen gerne mit Mikrofon, um ihre Stimme zu schonen. Das Mikrofon wiederum krächzt gerne vor sich hin und verbreitet wahrhaft unangenehme Töne. Joya musste beim allerersten Kurs beim allerersten Krächzer mal erschrocken nach vorne huschen. Seitdem weiß sie, dass das Mikro ab und zu krächzt, und hält es für überflüssig, in irgendeiner Weise darauf zu reagieren.

Nach noch ein wenig Aufwärmprogramm auf großen Linien, begannen wir mit Volten rechts und links von der Mittellinie aus in Biegung und in Konterbiegung, erst im Schritt, dann im Trab. Wichtig war hier, dass die Biegung wirklich deutlich war und dass das Vorwärts und der Takt erhalten blieben. Joya neigt nämlich nach wie vor dazu, langsamer zu werden, wenn man sie in Arbeitshaltung reiten möchte (von Aufrichtung und Versammlung reden wir bei ihr ja noch gar nicht!) Deshalb also der Focus immer wieder auf dem "Zünden" am Bein - immer im Wechsel mit einer deutlichen Dehnung ebenfalls in gutem Vorwärts. Klappte eigentlich ganz gut - bzw. wenn es nicht klappte, lag es an meinem Sitz und an meiner inneren Hand, die oft nicht schnell und flexibel genug agiert. Gleichzeitig habe ich den äußeren Zügel immer wieder nicht konstant dran. Beides zusammen hilft dem Pferd nicht gerade! Also ging der Appell immer wieder an mich, sorgfältiger zu reiten! Und siehe da...! Dass es immer am besten klappt, wenn man seinen eigenen Körper koordiniert bekommt, liegt auf der Hand, ich weiß! Aber in der Praxis sieht das halt gerne anders aus. Ich arbeite dran!

Anschließend haben wir noch Übertreten lassen auf der Volte geübt (im Schritt) - immer wieder im Wechsel mit Dehnung und Vorwärts. Auch hier: Leicht in der inneren Hand bleiben! Äußeren Zügel behalten! Hände absenken, nicht oben feststellen! Manchmal frage ich mich, warum Irene nicht einfach mal ein Tonband aufnimmt...

Viel mehr haben wir in der ersten Reiteinheit gar nicht gemacht - es folgte ja noch eine weitere Einheit am Nachmittag sowie ein weiterer Kurstag. Und Joya ist immer noch erst fünf. So waren wir mit unseren ersten Übungen schon fertig und zufrieden. Joya erhielt viel Lob, weil sie so gut mitgemacht hatte! Und ich bekam meine "Mitschrift" - wir schreiben immer gegenseitig Protokoll bei den einzelnen Reiteinheiten, damit man später noch mal draufschauen kann, welche Korrekturen und Tipps man eigentlich bekommen hat. Im Eifer des Gefechtes bekommt man ja manchmal gar nicht alles mit oder vergisst die Hälfte schon nach kurzer Zeit wieder.

Ich habe Joya dann versorgt und zurück in die Box gebracht. Darüber war sie nicht unglücklich, denn die Versorgungslage war weiterhin gesichert. So konnte ich sie ohne schlechtes Gewissen alleine lassen und den anderen Reitern zusehen. Es ist ja immer wahnsinnig interessant, andere reiten zu sehen und Irene beim Unterrichten zuzuhören!

Am Nachmittag haben wir uns zunächst mit den gleichen Themen beschäftigt wie am Morgen. Joya war sehr eifrig und hat ihre Sache gut gemacht. Die Kritik richtete sich also, wie bereits beim ersten Reiten, in erster Linie an mich.

Beim Schulterherein an der langen Seite neigt Joya auf der rechten Hand dazu, mir über die linke Schulter wegzulaufen. Anstatt nun die Biegung deutlich anzuweisen und den äußeren Zügel konstant dranzubehalten, habe ich immer wieder die grandiose Idee, die linke Hand über den Mähnenkamm nach rechts zu drücken - nicht sehr stark, aber ein bisschen eben doch. Verblüffend, dass Joya trotzdem über die Schulter wegläuft, oder?

Naja, mit konstanten Anweisungen von Irene blieb dann meine äußere Hand auch konstant da, wo sie hingehört, und Joya lief dann auch ein konstantes und schönes SH rechts. Links fällt es ihr (und uns) sowieso leicht.

Im Trab haben wir zunächst den Wechsel von Arbeits- und Dehnungshaltung wiederholt, erst einmal auf großen Linien, dann auch wieder in Volten. Anschließend sollten wir aus dem Zirkel wechseln, dabei die Biegung beibehalten (sprich: Konterbiegung), Zirkel verkleinern, umbiegen, Zirkel langsam wieder vergrößern und dabei ordentlich vorwärts und dehnen lassen! Ihrer Schiefe entsprechend können wir die KB links immer sehr gut und auch schon etwas länger durchhalten, rechts ist es schwieriger. Beim anschließenden Vorwärts und Dehnen muss ich manchmal etwas aufpassen, dass sie mir da nicht flach wird und einfach nur eilt. Bis auf ein Mal hat das aber gut geklappt.

Dann kam der Galopp! Unser Dauerthema! Angaloppieren klappt rechts und links mittlerweile relativ zuverlässig, allerdings reagiert sie immer noch stark auf meine Stimme und weniger auf den Schenkel. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, das zum Thema des Kurses zu machen, aber irgendwie ist das dann doch in Vergessenheit geraten. Schwierig ist es zuhause auch immer wieder mit dem Durchgaloppieren. Unser Reitplatz ist, wie bereits erwähnt, sehr klein, und der Boden sehr tief und schwer. Deshalb ist der Galopp immer so eine Sache. Ich habe ständig das Gefühl, ich muss wer weiß wie ackern, damit sie weitergaloppiert. Mein Sitz ist also eher eine Katastrophe (ich merke das ja selber nicht, aber offensichtlich bin ich viel zu unruhig im Oberkörper und kippe nach innen), und auch hier gilt: Das verbessert die Sachlage nicht!

Irenes Idee war jetzt, sie gar nicht so lange galoppieren zu lassen, sondern eher häufigere Trab-Galopp-Trab-Übergänge zu reiten, um sie aktiv zu bekommen. Außerdem sollte ich sie auf dem Zirkel immer wieder kurz in KB bringen, damit wir die äußere Seite stabilisieren und vor allem, damit ich nicht nach innen sitze. Auf der rechten Seite klappte das so einigermaßen, und Irene ist immer dafür, die allerersten Ansätze, die das Pferd zeigt, gut zu loben! Auf der linken Seite ist der Galopp sowieso schwieriger, und auch hier war die KB, entsprechend ihrer natürlichen Schiefe, eine echte Herausforderung. Um nicht zu sagen, es war fast unmöglich, weil Joya mir beim leisesten Versuch, sie umzubiegen, direkt ausfiel. Wir haben das ein paar Mal probiert, aber zunächst ohne Erfolg.

Da unsere Reitzeit sich dem Ende zuneigte, haben wir diese Übung abgebrochen - nicht ohne den Vorsatz, dieses Thema am folgenden Tag noch einmal anzugehen!

Am Sonntag war es dann fast noch eisiger als am Samstag - ach, ich erwähnte es noch nicht, aber über 3 Grad kam das Thermometer leider das gesamte Wochenende nicht hinaus. Und während am Samstag immerhin noch die Sonne schien, war es am Sonntag grau in grau, außerdem kam ein fieser Wind auf. Reiten war also eine wunderbare Sache, da wird es einem wenigstens warm!

Ich hatte zudem wieder den Luxus einer frisch abgezogenen Halle und durfte beginnen. Da wir sonntags meist nur eine Reiteinheit von einer Stunde machen, wollte ich mit ein bisschen Boden- und Longenarbeit anfangen. Eine ganze Stunde Dressurreiten mache ich mit Joya ja noch nicht. Ich führte sie also zunächst im Schritt von vorne am Kappzaum auf gerade und gebogene Linien, ließ von vorne immer wieder die eine und die andere Schulter leicht werden, indem ich bei Schlangenlinien und beim Handwechsel darauf achtete, dass sie sich wirklich gut umbog und nicht auf die innere Schulter fiel. Anschließend galt es, sie auch am Kappzaum ein bisschen übertreten zu lassen, was sie sehr gut macht.

An der Longe war sie sehr aufmerksam und ging gut vorwärts. Schritt, Trab, Galopp, Zirkel, Volten, gerade Linien, Handwechsel - das alles macht auf einem nicht so tiefen Boden gleich noch mal so viel Spaß, und wir erhielten viel Lob.

Dann habe ich sie schnell gesattelt und wir sind noch ein wenig geritten. Ein bisschen erstaunt war sie, glaube ich, schon, dass sie außer Longieren AUCH NOCH reiten sollte. Zuhause machen wir nämlich immer nur entweder das eine oder das andere. Sie war aber trotzdem brav und hat sich in ihr Schicksal gefügt.

Wir haben ein Mal kurz die Übungen des Vortags "abgeklappert", mit deren Ausführungen wir sehr zufrieden sein konnten, und haben uns dann wieder dem Galopp gewidmet. Genauer gesagt, der Sache mit der Konterbiegung im Galopp. Rechts klappte das auch heute schon ganz gut. Links nicht. Deshalb haben wir die Aufgabe vereinfacht: Statt die KB auf dem Zirkel zu verlangen, sollte ich an der langen Seite eine (flache!) einfache Schlangenlinie reiten. Beim Zurückreiten zum Hufschlag waren wir ja - ohne Umbiegen! - automatisch in Konterbiegung. Wir brauchten zwei, drei Anläufe, bis Joya es ohne auszufallen machte! Großartig!

Weil Joya schon ein bisschen müde wirkte und weil man ja immer aufhören sollte, wenn etwas gut klappt, haben wir es zunächst dabei belassen. Wir werden das sicher in der nächsten Zeit weiter üben.

Nach einer kurzen Pause im Stehen (ach so, das habe ich vergessen zu erwähnen: Bei Irenes Unterricht werden die einzelnen Übungen immer unterbrochen von einer kurzen Pause im Stehen am langen Zügel) haben wir dann noch mal kurz das Travers probiert, natürlich im Schritt. Wir hatten das bei dem Kurs im März zum ersten Mal angetestet, und Joya hatte es recht schnell verstanden. Ich habe das dann den Sommer über immer nur sporadisch geübt, weil sie sich angewöhnte, bei jeder möglichen oder unmöglichen Gelegenheit das Travers anzubieten. Jedenfalls zeigte sie das Travers sehr fein, und auch der Wechsel zum Vorwärts in Dehnung sowie der Wechsel zwischen Travers und Schulterherein waren sehr gut abrufbar.

So waren wir mit allem rundum zufrieden und haben aufgehört.

Joya durfte sich noch kurz in der Halle wälzen - sie legt sich ja auf Kommando hin und bleibt jederzeit sicher in meiner Nähe, weshalb das für den nachfolgenden Reiter kein Problem war - und dann brachte ich sie wieder in die Box.

Mittags wurde sie dann von meiner Freundin abgeholt, damit sie den restlichen Tag mit ihren Gefährtinnen auf dem Paddock verbringen konnte. Kleine Anekdote zum Schluss: Ich fuhr mittags noch nicht mit nach Hause, weil ich ja noch die übrigen Reiter sehen wollte. Wir dachten uns: "Ach, es wird schon irgendjemand am Hof sein, der beim Ausladen hilft!" Genau das war dann aber nicht der Fall: Sonntagnachmittag, und weit und breit niemand zu sehen. Meine Freundin hat sie dann kurzerhand alleine ausgeladen! Joya war wohl erst ein bisschen aufgeregt, als die Klappe runterging, und wollte gleich rückwärsgehen, was aber ja wegen der Stange nicht ging. Sie ließ sich dann aber problemlos noch einmal nach vorne schicken, damit die Stange geöffnet werden konnte. Daraufhin kam sie dann wohl etwas übereilt raus, aber alles in allem völlig in Ordnung! Ich glaube, dass man auch das mit ihr üben könnte, also, dass sie dabei etwas ruhiger bleibt.

Jedenfalls erhielt ich per Whatsapp ein Foto von ihr auf dem Paddock, worüber ich mich - für sie und für mich! - sehr gefreut habe!

Es wurde fotografiert, aber ich habe noch nichts bekommen. Muss mal nachfragen...

Ein paar Bilder vom Kurs habe ich nun doch bekommen, allerdings gab es keine richtig Guten - entweder sind wir nicht gut genug geritten oder das Licht war nicht in Ordnung (oder beides...)

Also, wie dem auch sei: Die paar Bilder will ich Euch nicht vorenthalten. Seht selbst:

Reitkurs1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Schulterherein links - alles so weit machbar.


Reitkurs2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Schulterherein rechts - nicht. Schon gar nicht, wenn ich den inneren Zügel öffne...


Reitkurs3.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Trab in Dehnung. Allerdings sieht man sehr schön, dass Joya - ganz spanieruntypisch - ein bisschen dazu neigt, Kopf und Hals relativ tief festzustellen und dadurch auf die Vorhand zu kommen. Wir arbeiten dran!


Reitkurs4.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Galopp. Bitte nicht fragen, was ich gerade mache - ich glaube, ich versuche, das Pferd umzuwerfen... Also bitte nicht auf mich gucken, sondern auf das schöne Tier!!!