Ich habe vor einiger Zeit beide Pferde auf den Clicker konditioniert und auch eine Weile damit gearbeitet. Muß aber sagen, daß ich es inzwischen schon lange nicht mehr genutzt habe. Das liegt wahrscheinlich daran, daß es mir doch lästig ist, den Clicker immer mitzunehmen.

Wie Küwi bereits schreibt, kann man die meisten Dinge auch ohne Clickern erreichen. Ich fand ihn manchmal ganz hilfreich in Situationen, wo ich anders nicht weiterkam. Der Vorteil ist halt, daß ich ganz punktgenau belohnen kann.
Geholfen hat das z.B. bei der Differenzierung des Beinanhebens - ob gebeugt oder gestreckt. Da gab es halt oft so eine Bewegungsabfolge von gebeugt zu gestreckt, wo ich dann genau den Moment des Beugens clickern konnte. Oder beim Erlernen des Sitzens: Ich wollte erstmal, daß Lana im Liegen die Vorderbeine ausstreckt, dann aber so liegen bleibt. Auch da hat der Clicker geholfen.

Ich denke, wenn ich nochmal bei irgendetwas an so einen Punkt komme, werde ich den Clicker auch reaktivieren.

Mir ging es ja wie Dir: Ich fragte mich auch, warum ich jetzt erst clickern soll, um dann auch noch eine Futterbelohnung hinterher zu schieben. Dann kann ich mir ja schließlich auch das Clickern sparen.

Dann kam eine Bekannte uns besuchen, die schon Clickerkurse besucht hatte und ihrem Pferd wirklich eine Menge Lektionen über den Clicker beibringen konnte.

Sie zeigte mir, wie sie den Clicker und den Targetstick bei ihrem Pferd anwendet, ließ mir ihre "Hilfsmittelchen" auch da, damit ich ein bisschen üben konnte.

Als sie nach drei Tagen wiederkam, konnte Lilo schon mehr als ihr Pferd

Nachdem das so gut klappte, kaufte ich mir einen großen Stapel Bücher übers Clickern und las sie allesamt durch.

Mit frischem Wissen gestärkt, setzte ich das dann auch in die Praxis um und stellte fest, dass sogar ein "Gymnastizieren mit Clicker" möglich ist - hier das Buch dazu von Viviane Theby https://www.amazon.de/Pferde-gymnastizie...r/dp/3275019678

Für mich war aber gerade der Targetstick eine immnse Hilfe, als Lilo sich wochenlang weigerte (und der stieg unter mir kerzengerade) am Hallentor vorbei zu laufen. Nachdem er ja auf den Targetstick konditioniert war, lief er dem nach, ohne zu zögern und es dauerte nicht lange, da war das Hallentor auch kein Thema mehr. Am Anfang hatte ich den Clicker noch am Finger, wenn er vorbeiging ohne zu zicken und klickte - und dann gab es auch einen Keks. Aber nach zwei oder drei Trainingseinheiten war das auch kein Thema mehr.

Meine Meinung, dass das Clickern unnützer Kram ist, hat sich dann natürlich auch geändert, aber ich musste dafür auch erst mal verstehen, warum der Clicker funktioniert.

Ich schrieb es schon an anderer Stelle: Die Konditionierung des Pferdes auf den Clicker ist ähnlich wie die des Pawlowschen Hundes auf die Glocke, die er mit einer Futtergabe befand und zu sabbern anfing.

Der Grund dafür ist, dass im Gehirn Glückshomone ausgeschüttet werden, wenn ein akustisches Zeichen, das mit einer Futtergabe verknüpft ist, die Vorfreude auf die Futtergabe weckt. Das passt zur Redewendung, dass die Vorfreude die schönste Freude ist.

Das Pferd wird alo durch das Glücksgefühl, welches der Klick auslöst, punktgenau belohnt. Das ist wohl insofern wichtig, weil so ein Pferd zwischen seinen Aktionen und der Belohnung dafür nur einen kausalen Zusammenhang verknüpfen kann, wenn die Belohnung spätestens innerhalb von drei Sekunden nach der Aktion erfolgt. Man kann sich also vorstellen, dass wenn man erst den Keks aus der Tasche friemeln muss, die drei Sekunden längst um sind und das Pferd auch nicht mehr so genau weiß, für was es denn nun belohnt wurde. Hat man aber den Clicker am Finger, drückt man quasi zeitgleich zur richtig ausgeführten Übung, weckt das Glücksgefühl mit der Vorfreude auf das Lecker und das bekommt das Pferd dann nachgereicht.

Ein weiterer Vorteil vom Clickern ist, dass man nicht neben dem Pferd stehen muss, um es für eine erfolgreich ausgeführte Übung belohnen möchte. Lilo legte sich ja nach dem Turnen immer zum Wälzen hin, aber sobald er lag und ich zu ihm kam, sprang er auf.

Insofern war es kaum möglich, das Down zu installieren.

Mit dem Clicker konnte ich in dem Moment, in dem er sich hinlegte den Klick erzeugen und Down rufen - dann ging ich zu ihm und belohnte ihn mit Futter. Tatsächlich blieb er dabei auch liegen, weil er ganz schnell begriffen hatte, dass er belohnt wird, wenn er sich hinlegt und liegen bleibt.

Natürlich erfordert das Timing des Clickerns ein bisschen Übung - vor allem wenn man sich einen günstigen Clicker kauft, dessen Metallzunge sich verschiebt, wodurch es dann nicht klickte, wenn ich auf den Knopf drückte.

Also habe ich in teurere Clicker investiert, die zuverlässig funktionieren.

Seitdem habe ich einige Lektionen durch das Clickern erarbeitet. Allerdings begleitet uns der Clicker auch nur auf den Weg zur Lektion. Wenn sie klappt, clickere ich nicht mehr, sondern belohne direkt mit Stimme und meist noch mit einem Keks.

Das Konditionieren auf den Clicker und den Target klappte bei Lilo innerhalb von 20 Minuten. Und es klappte so gut, dass ich den Target verstecken musste, weil Lilo ihn suchte, um gegen das Bällchen zu stupsen

Ich bin ne richtige Clickertante Ich arbeite schon seit Jahren mit dem Clicker und mein Jüngster ist auch wirklich ein reines Clickerpferd, das heißt den habe ich sogar mittels Clickertraining angeritten und bis jetzt (er wird jetzt 6) ausgebildet. Er war sozusagen mein persönliches Testpferd ob man ein komplett rohes Pferd mit Hilfe des Clickers schulen kann. Meine anderen Pferde clicker ich zwar auch, aber wie gesagt, er ist wirklich durch und durch ein reines Clickerpferd.
Für mich liegt der riesen Vorteil einfach in dem punktgenauen Timing mit dem ich jeden kleinsten richtigen Ansatz positiv verstärken kann und das Pferd damit darin bestärke genau da noch weiter zu testen. Ich kann dem Pferd damit also Schritt für Schritt vermitteln was ich möchte, ohne es ihm vorgeben zu müssen. Das fördert das Mitdenken und die Kreativität des Pferdes ungemein. Über das freie Formen, das heißt ein Verhalten unter Signalkontrolle zu bringen, habe ich schon etliche Lektionen einfach spielerisch geschenkt bekommen.
Ich clicker auch schon völlig automatisch, es erfordert kein großes Denken mehr sondern kommt auch von meiner Seite aus einfach ganz intuitiv weil man irgendwann einfach selbst so in dem Denken drin ist, dass es völlig normal wird.

Durch Romys Beitrag ist mir noch ein Vorteil vom Clickern eingefallen, den ich ganz zu erwähnen vergaß: Das Clickern ist ein Lernen mit positiver Bestärkung und frei von Strafe. Theoretisch gibt es nicht mal ein "Nein", sondern nur das Ignorieren oder belohnen. Geht die Übung in die richtige Richtung, wird geclickt und belohnt. Verlässt sie die richtige Richtung, dreht man sich um und ignoriert das Pferd.

Ob das prinzipiell so ist, weiß ich zwar auch nicht, aber nachdem es in mehreren Büchern stand und erklärt wurde, dass im Grundsatz jedes Geschöpf sich durch Aufmerksamkeit belohnt fühlt und - vor allem in der Babyzeit - sogar sein Leben davon abhängig ist, ob man sich um es kümmert oder nicht. Insofern wird auch jede Aufmerksamkeit als Belohnung, Verstärkung oder Zustimmung empfunden - und dazu gehört auch, wenn man "nein" sagt, denn man schenkt dem Pferd damit leider auch seine Aufmerksamkeit und das kann als Bestärkung empfunden werden.

Nun räume ich ein, dass Lilo genau weiß, dass ein "Hey, lass das!" kein Lob ist, denn er reagiert auch entsprechend darauf. Aber tatsächlich hatte ich Hengste, die bissen und die, das auch nicht ließen, wenn man sie dafür strafte. Ich las damals zig Bücher, um das Problem zu lösen und stieß dann auf die positive Bestärkung, deren "Strafe" es ist, dass ein Verhalten einfach ignoriert wird.

Zuerst fiel es mir schwer, gebissen zu werden und danach einfach wortlos die Box zu verlassen oder mich in der Halle oder beim Satteln des Pferdes wortlos umzudrehen, denn in mir drängte es eher, dem Rüpel ein paar zu scheuern. Aber nachdem ich feststellen konnte, dass ich damit das Programm dieser Rüpel vollkommen durcheinander brachte, weil ich nicht tat, was erwartet wurde, sondern ihnen meine Aufmerksamkeit entzog, arbeitete ich in dieser Richtung weiter und siehe da, das Beissen verlor seinen Reiz für die Hengste, weil sie nichts damit erreichten, außer dass man sie stehen ließ.

Das System des Ignorierens funktionierte auch, als Lilo seine "Ich komme nicht, wenn Du mich von der Weide holen willst"-Phase hatte. So lange ich mit dem Halfter hinter ihm her rannte, hatte er seinen Spaß und rannte munter vor mir weg. Kaum dass ich mich aber umdrehte, wenn er nicht zu mir an Tor kam und ihn, nach mehreren Angeboten, ihn abzuholen, die er ablehnte, auch bis nachts um 10 allein draußen stehen ließ, wurde die "Weglaufphase" für beendet erklärt und Lilo kam, wann immer er mich sah, zum Tor gerannt. In den ersten Tagen habe ich auch geclickert und belohnt, wenn er den Kopf ins Halfter streckte - inzwischen funktioniert das auch längst wieder ohne Clicker.

Allerdings habe ich auch schon ähnliche Erfahrungen wie Melanie gemacht, dass ein Pferd oder ein Hund nur bedingt oder gar nicht auf den Clicker zu konditionieren war. Mit meiner Hündin habe ich es auch ganz schnell wieder aufgegeben, denn egal welche Leckerei ich in meinem Jackpot-Döschen hatte - es interessierte sie nicht ... sie ignorierte dann leider mich

Insofern denke ich, dass ein Pferd oder ein Hund, der mit dem Clicker ausgebildet werden soll, von Natur aus ein bisschen verfressen sein muss, denn auch mein Trakehner Schimmelhengst steht auf dem Standpunkt: "Entweder Du gibt mir jetzt die Möhre oder Du behältst sie halt, aber ich mache dafür nicht den Clown für Dich!"

Ich denke, das ist zumindest mein Gefühl, dass es auch sehr stark davon abhängt wann man mit dem Clickertraining anfängt. Mein "Clickerpferd" hab ich von Fohlen an, den hab ich auch von Fohlen an geclickert (z.b. für's Fohlen ABC), der wurde also von Anfang an darauf geprägt. Die anderen habe ich erst später (mit 3-4 Jahren gekauft) und die sind durchaus auch nicht so in dem Maße in jeder Situation "clickerbar" wie der Kleine, obwohl es natürlich auch bei denen sehr gut funktioniert aber ich merke doch einfach einen Unterschied in der Intensität in der das Clickertraining vom Pferd aufgenommen wird.

Prima, hier gibt es ja einen Clicker-Fred.
Ich forme das ja nicht so akribisch, wie es in Büchern steht, da ich weiß, wieviel sie verbal verstehen und sich viel aus unseren inneren Bildern ziehen.
Heute beschloss ich spontan, Alvi zu fragen, ob ich ihm frei sein pieksendes Kribbelzeug (DMSO-Mix) auf seine Beine schmieren darf.
Nebenbei besitze ich keinen Clicker, dass ist mir zu umständlich... ich benutze das Wort "Keks " da es im normalen Umgang nicht vorkommt und ein wunderbares inneres Bild macht. 😉
Anfangs war er gar nicht begeistert, was das Zeug macht, aber jetzt...
https://youtu.be/PhsAjhDHkbs?si=LWh_daOE_zZZEwJf

Bei mir ist auch *Keks* das Zauberwort. Wie Du schon sagtest, das kommt im Alltag nicht vor und ist akustisch gut zu erkennen.

Tatsächlich ersetzt dann das Wort "Keks" den Click - schlussendlich ist es egal, welchen Marker man benutzt, ob es ein Geräusch oder ein Wort ist, solange das Pferd darauf konditioniert ist und das Wort oder das Geräusch mit einem positiven Gefühl belegt ist.

Bei meinen Hunden funktioniert "Keks" auch ganz wunderbar. Bei den Pferden wäre das Wort "Keks" zu "schwammig", weil ich es zu oft benutze

Ich hatte mal angefangen mit dem clickern und es dann doch als "nicht 100% meins" wieder aufgehört.
Eine Freundin empfahl mir damals einen Pfiff oder Ton, da man mit Pferd ja selten eine Hand frei hat (vor allem sie nicht, die das Anreiten komplett clickerte)
Ich entschied mich für das "hohle K" von Keks. Und auch heute noch nutze ich diesen Ton, um "zwischenzuloben" , wenn das Pferdchen auf gutem Weg ist, sich aber noch etwas mehr anstrengen soll, ehe Pause gemacht wird.

Ich bin bekennender Clicker-Fan und habe das Clickern von Marlitt Wendt gelernt. Ich nutze es nur für den Rey, denn der Düsi findet es echt öde, für Kekse etwas tun zu müssen. Gelassenheitstraining ist da gerade noch akzeptabel, alles andere nicht.

Rey geht voll darin auf. Mittlerweile habe ich auch keinen Clicker mehr dabei, sondern habe eine besondere Variante des Schnalzens entwickelt, was ich anwende, wenn ich mit Rey vom Boden arbeite. Das funktioniert super und Kekse sind immer herzlich willkommen, denn er bleibt beim „Keksen“ immer handelbar. Ich arbeite meist mit den kleinen Clickerlingen von der Firma Wiesenkekse.

So feine Pferdebuben!

Ich glaube, dass da aber nicht nur die Kekse das Wunder bewirken, sondern auch, dass Dayo und Alvi Dir zuhören und vielleicht auch ein bisschen mehr Ehrgeiz entwickeln, immer der Beste zu sein, weil die Konkurrenz ja immer dabei ist.

Mir fällt das auch bei meinen Buben auf, dass wenn ich Lilo sage, dass der Dropsi sich heute aber viel mehr angestrengt hat, als er, dann möchte Lilo natürlich auch nicht hinter seinem braunen Freund zurückstehen. Klar geht es auch immer ein bisschen um die Belohnung, aber ein Pferd muss das auch schon gerne machen, was Deine Zwei da vorführen, denn sonst würden sie nicht freiwillig aufs Podest klettern und sich einsprühen lassen.