Weil ich es schon einige Male erwähnt habe, muß ich Euch endlich die alte Geschichte vom ultimativen Gebiss erzählen:

die kombinierte einfach gebrochene - doppelt gebrochene Trense


Es begab sich im Jahr 2005....

Mein allerliebster Mann und ich waren gestern halbwegs gemütlich ausreiten - der einzige, der davon nicht so begeistert war, war natürlich Asterix, der überall und ununterbrochen einen auf "dicker Macker will über Stoppelfelder rasen" machte

Nach ca. 2 Stunden Schritt und schon ziemlich am Heimweg wollten wir ihm dann seinen Wunsch doch noch erfüllen und wechselten vom sanft ansteigenden Waldweg auf ein nettes, langes, leicht ansteigendes Stoppelfeld, daß schon von der Ferne laut "Hier" geschrieen hat.
Die Pferde starteten los, wie aus dem Katapult geschoßen, liesen sich aber schon nach wenigen Sprüngen sehr leicht auf ein gemütliches, langsames Galopptempo zurücknehmen. Nur war das Feld natürlich viel zu schnell wieder aus

Charlie war etwas weiter vorne und wendete den Dicken, um scheinbar noch eine Runde anzuhängen - also galoppierten wir sehr ruhig und gesetzt den leichten Hang in einem Kreisbogen entlang des Feldrandes wieder hinunter und unmittelbar bevor wir wieder hangwärts wendeten explodierte das kleine dicke Pferd vor mir und raste unhaltbar los - weil die Trense just in dem Moment, als Charlie das Losrasen unterbinden wollte, einfach in zwei Teile durchgebrochen war

Solcherart der Bremse und der Lenkung beraubt, ließ sich Charlie nach 2 sehr ausdrucksvollen Buckler-artigen Galoppsprüngen geistesgegenwärtig als Bremsanker fallen - was Asterix ungefähr so lange aufhielt, bis sie sich völlig voneinander gelöst hatten. Da mein Mann mit einem Stiefel im Steigbügel verheddert war, rutschte er zum Glück aus dem Schuh und landete mit einem satten Geräusch auf der Ackererde, während der völlig befreite Asterix zu seiner 2. Runde durchstartete.

Am Ende des Feldes angekommen machte sich der Dicke gemütlich auf den Heimweg und ließ ein nicht gerade jugendfrei fluchendes Herrchen und die arme, sofort von Verlassensängsten geplagte Cuvee mit mir drauf zurück


Mir wurde später vorgeworfen, daß ich zuerst das Telefon zückte und im Stall anrief, um dem Pferd einen Suchtrupp entgegenzuschicken, weil er sich auf einer unübersichtlichen, engen, aber vielbefahrenen Straße auf dem Heimweg befand.

Dann erst sammelte ich das Käppi, den Stiefel mitsamt der Socke und meinen massiv lahmenden Mann ein und wir machten uns auf den Weg.

Doch schon nach knapp 100m kam uns ein Mann entgegen, der ein ziemlich verdattert dreinblickendes Pony am Stirnschopf führte - nicht ohne dabei einen gewissen Sicherheitsabstand zu halten, was sich optisch sehr "verbogen" darstellte.

Er war mit dem Auto vorbeigefahren und hatte am Straßenrand ein gesatteltes Pferd ohne Reiter stehen gesehen, das sich halb verhungert über ein verlockendes Büschel Gras hergemacht hat und der Mann hat zum Glück schnell kombiniert und reagiert.
Logischerweise mußte irgendwo weiter hinten am Weg der dazugehörige Reiter sein - entweder freiwillig oder unfreiwillig abgestiegen. Und trotz seiner Angst vor Pferden hatte er angehalten, den wülden Gaul eingefangen, vom Grasbüchel losgerissen und zurückgeführt.
Er übergab uns den inzwischen wieder ganz ruhigen Asterix mit einem "do am Zaumzeug is wos g´rissen - aba des woa scho"

In der Zwischenzeit war dann auch schon der Suchtrupp am Ort und wir bastelten aus den Zügeln eine Art Halfter mit Führstrick und gingen ( bzw. hatschten ) langsam nach Hause.


Daheim begutachteten wir zuerst mal die 3.Pobacke, die meinem armen Mann in der Zwischenzeit auf der rechten Seite gewachsen war und mußten anschließend feststellen, daß das Gebiss bei den Verbindungsteilen schon dermassen ausgeschlagen und abgerieben war, daß es wirklich nur einer unglücklichen Winkelung und leichtem Druck bedurft hatte, um es brechen zu lassen.

Bild015.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

aber klar doch, jederzeit

Die 3. Pobacke war lange Zeit sehr schmerzhaft, "lustig schwabbelig" und mußte dann letztendlich sogar vom Hausarzt punktiert werden, um all die seröse Flüssigkeit des Hämatoms abziehen zu können. Allerdings diente es auch zur löblichen Erheiterung des Hausarztes.... von daher


@Ameli: das ist der Grund, warum ich bei den Westerntrensen nicht sehr begeistert bin von den Chicagoschrauben. Die haben leider die Angewohnheit daß sie sich irgendwann im unpassenden Moment lösen und eben zu solchen Situationen führen. Zum Glück war der Leihfjord ein braver Kerl und es ist für Deinen Mann glimpflich ausgegangen!
Das ist mir auch schon oft genug passiert - weshalb ich lieber dünne Lederriemchen nehme oder für den Notfall irgendwo am W-Sattel ein Reserveriemchen mitführe.



Nett war auch die Geschichte mit der durchgebissenen Gummitrense:
Da war ich mit einer jungen, relativ unrittigen aber grundsätzlich braven Stute im Gelände. Am Heimweg kamen mir die Kinder des SB entgegen und bettelten so lange, bis ich einen der Buben hinter mir aufs Pferd nahm und den zweiten Buben hinter den Reiter des Begleitpferdes.
Es ging noch knapp 500m auf einer Straße den Hügel runter, mit einer freien Wiese zwischen uns und dem Hof.
Die junge Stute begann etwas nörgelig am Gebiss zu kauen und wollte Richtung heimwärts abbiegen.
Und plötzlich hatte ich die beiden Gebissteile an den Zügeln, das Stütchen bog gut motviert auf die Wiese ab und setzte zum Endspurt an - und hinter mir der 8 jährige, der sich schon mal anklammerte wie ein Äffchen.
Ich weiß bis heute nicht, wie ich es genau geschafft habe, aber ich griff dem Stütchen irgendwie an die Nase, wendete diese zu mir und drehte sie so lange ein, bis der Bub und ich abspringen konnten.
Seither bin ich recht skeptisch, was diverse Gummigebisse ohne einer Metallseele betrifft

Köstlich.... Danke fürs Kopfkino

Weil ich es im "Schümmel" Thread angesprochen habe - hier die Geschichte von einem Wanderritt vor gefühlt 13 Jahren quer durchs Mühlviertel. Ich habe ausführlich gesucht, aber leider die Bilder zur Geschichte nicht mehr gefunden

Jedenfalls waren meine Freundin Renate mit ihrer kleinen Isländerin Tinna und ich mit Cuvee für 5 Tage unterwegs. Wir wollten einfach einmal quer durch die Landschaft reiten und die Grenzen von Tinna ausloten. Es traf sich recht gut, daß Cuvee als Gangpferd einen sehr guten, flotten Schritt geht, denn die kleine Isländerin kann ihre Herkunft von der fernen Insel nicht ablegen und unterm Reiter nur im hyperanimierten Laufschritt dahinrasen. Zumindest damals, als sie neu bei Renate war ( vom Vorbesitzer verschenkt wegen "Zwangsaufgabe" ) war ein ruhiger gesitteter Schritt selbst nach zig Stunden unterwegs nicht möglich - dafür legten wir eben nur im Schritt eine ganz nette Strecke pro Tag zurück.

Es begab sich irgendwann am 4. Tag, daß wir bei schönem, warmen Wetter eine größere Stadt umgehen mußten. Den Weg kannten wir grob von früher - haben aber nicht bedacht, daß durch die damals aktuelle Autobahnbaustelle bei der Stadt eine Menge Wege komplett unpassierbar waren bzw erhebliche Umwege am Strassenrand einer Hochtransit-Durchzugsstrasse nötig waren.

Wir wanderten also gefühlt mehrere Stunden zu Fuß mit den tapferen, ultrabraven, hochbepackten Ponies am Rande der Straße herum und es wäre schon sichtlich dringend eine Trinkpause für die Pferde nötig gewesen. Cuvee jammerte schon gewaltig herum, daß sie solchen Durst hat und ob wir bitte endlich wo einen Bach finden können - sie würde den gerne austrinken wollen.

Nach noch längerem Herumwandern und einer ausgesprochen *hust* abenteuerlichen und sicherlich nicht ganz gesetzeskonformen Überquerung der Autobahnbaustelle war dann irgendwann die Aist in Sichtweite. Das ist ein gut 3-4m breites und 0,5-1m tiefes Flüsschen, das an der Stadt vorbeifließt. Das Problem war nur, daß es an der Stelle dort mehrere hundert Meter flussauf- und abwärts keine Möglichkeit gab, die Pferde direkt über einen Einstieg ins Wasser zu schicken.
Zum Anschaulichmachen:



Es gab kein Ufer wie am anderen Flussufer auf dem Bild, sondern nur einen befestigten, grasüberwachsenen Abgrund, so wie an der Stelle ganz rechts neben dem Baum am Foto und in genau dem Höhenverhältnis, wie der Mann mit dem grünen Oberteil verdeutlicht.

Cuvee war das zu dem Zeitpunkt aber herzlich egal - sie wollte was trinken.
Und ich erwartete keinesfalls, daß sie auf meinen genervt und nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag "dann spring halt da runter, plöde Kuh" tatsächlich reagieren würde.

Zum Glück hatte ich sie am langen Führstrick des Bosals und so hatte sie genug Luft, um zu springen und untem im Fluss zu landen.
Nachdem sie gefühlt mehrere hundert Liter Wasser getankt hatte und dabei schon irgendwie komisch verwinkelt auf 3 Beinen im Wasser stand, verdeutlichte sich das nächste Problem:
Das Flussbeet war nicht eben, sondern bestand aus unzähligen ungleich hohen Felsen und Steinen, sodaß sie sich nie auf alle 4 Beine stellen konnte, sondern im Wasser blind herumrumpelte und stolperte und dabei versuchte, sich irgendwie wieder aufs Ufer herauf zu katapultieren. Unnötig zu erwähnen daß die Steine noch dazu rutschig und teils moosbewachsen waren, was sie noch rutschiger machte.

Da die Aist dort überraschend tief war ( optisch sah es vorher nach 20 cm aus ) und das Ufer nochmal um einiges höher war, war die Oberkante des Ufers ungefähr eine Handbreit über der Brust-Bughöhe von Cuvee! Und es war ihr nicht möglich mit den Hinterbeinen so gut und sicher zu stehen, um heraufzuspringen. Sie versuchte trotzdem sich raufzukatapultieren, rutschte dabei aber mit den Hinterbeinen weg und stürzte zurück ins Wasser.

Mehrere vergebliche Versuche später sahen Renate und ich im Geiste schon zig gebrochene Beine und ein halbersoffenes Pferd vor Augen - und die Kräfte bei Cuvee schwanden sichtlich - im gleichen Masse wie sie ihre Anstrengungen, da wieder hoch zu kommen, deutlich verdoppelte.

Und irgendwann schaffte sie es dann, ein Vorderbein aufs Ufer rauf zu bekommen, die Hinterbeine strampelten und schoben irgendwie nach, ein Vorderbein war oben am Ufer, das andere unterm Pferdeleib irgendwie eingeklemmt und unter viel Getöse, Wassertreten und Herumwutzeln schaffte sie es wunderbarerweise, sich irgendwie seitlich liegend aufs Ufer rauf zu schieben.

Renate und ich hatten zu dem Zeitpunkt schon nur mehr Schnappatmung und konnten es gar nicht glauben, daß das Pony vollkommen unverletzt vor uns zum Stehen kam.
Cuvee schüttelte sich ausgiebig, schrubberte den nassen Hals an Tinna und machte sich übers spärliche Gras am Ufer her.
Sie war zwar pitschnass, der Sattel und das Gepäck ebenfalls nass und schlammig - aber sie hatte ihren Durst gestillt und war glücklich




edit: Fotos gefunden:

Bild007.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Bild008.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Bild009.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Bild004.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)