Was bei dem vermehrt verkürzten Zügelmaß ganz wichtig ist, sind Tempiunterschiede in jeder Gangart. Da hilft es nicht, im Arbeitstrab Runde um Runde zu drehen, sondern es ist das ständige Vor- und Zurück, was es ausmacht, die Hinterhand zu aktivieren. Und zwar in kurzen Reprisen. So habe ich es gelernt. Dabei sollte man das Pferd in keinem Fall mit den Zügeln halten, sondern immer zwischendurch wieder Luft geben. Quasi mit der Hand atmen.

Man muss hier zwischen Lösungs- Arbeits- und Abspannphase deutlich unterscheiden. In der Lösungsphase soll in Dehnung und im Arbeitstempo an Übergängen gearbeitet werden. Hierzu werden lange, gebogene Linien genutzt. Die Arbeitsphase sollte mit verkürzterem Zügelmaß die Tempiunterschiede innerhalb der Gangarten beinhalten unter Zuhilfenahme von engeren, gebogenen Linien, SH, KSH, Travers, Renvers, etc. Um zu überprüfen, ob der Rücken noch aktiv ist, kann man in kurzen Reprisen immer mal die Zügel aus der Hand kauen lassen, sie dann wieder aufnehmen, und weitermachen. Eine Arbeitsphase sollte nie länger als 15-20 Minuten dauern. Danach geht es in die Abspannphase, die wieder in Dehnung geritten wird und zum Schluss das Schrittreiten am hingegebenen Zügel beinhaltet.

Hallo,

was Corinna zur Abspannphase schreibt, kann ich 100% bestätigen. Gelernt habe ich das in einem Reitkurs mit der IG Fjord vor 20 Jahren und habe es seitdem konsequent angewandt: funktionierte bisher bei allen Pferden!

Der Reitlehrer hat uns damals aus dem Leichttraben heraus die Zügel aus der Hand kauen lassen. 'Je länger der Hals und je tiefer die Nase kommt, umso besser habt Ihr gearbeitet'. So hatten er es uns damals vermittelt.
Bei ihm habe ich in 3 Kursen mehr gelernt als in 10 Jahren FN-Reitverein!
Allerdings hat er 2-3 Arbeits- und Entspannungseinheiten hintereinander gehängt.

LG
Ameli

Ich denke auch, für uns ist es so in dieser Richtung der richtige Weg.
Das vorwärts-abwärts ist nie ein Problem - bekommen wir immer hin, auch mit aktiver HH. Das Problem ist wohl eher, daß die HH mehr schiebt, und weniger trägt. Und das Tragen müssen wir jetzt mehr entwickeln, um irgendwann in Versammlung reiten zu können.

Das tragen erarbeiten wir im Moment durch langsames Tempo mit aktiver Hinterhand. Laut Anja Beran die einzige Möglichkeit das ein Pferd sich setzt, denn nur durch langsames Schritttempo beugen sich die Gelenke langsam und die Muskulatur arbeitet viel effektiver. Wie bei uns Menschen auch. Je langsamer eine Übung ausgeführt wird, desto effektiver sei sie. Schenkelweichen sei eine Übung die hervorragend dafür geeignet sei.

Gabi, das finde ich übrigens auch einen sehr schönen Weg, an der Tragkraft zu arbeiten. "Kost nicht viel" und bringt dafür sehr viel!
Ich baue das auch immer wieder in unsere Arbeit ein: sehr langsamer Trab (oder auch mal Galopp) und dann Schulter-herein -> wenn man dann das Tempo wieder "rauslässt",
bewegt sich zu mindest mein Pferd ganz anders. Und sehr schön auch: Schritt-verlangsamen auf ein homöopathisches Maß.
D.h. nicht einfach nur Mäuseschritte, sondern die Bewegungen an sich verlangsamen und dabei gerade bleiben (sehr schwierig). Ab einem gewissen Punkt merke ich dann
sehr deutlich, wie Jaleoso die Vorhand fluffiger vorschwingt und seine Schulter hochkommt - also die Hinterhand dann wohl runter ...