Kommt auf das Problem an, finde ich. Wenn sich bereits eine manifeste Verhaltensstörung etabliert hat, würde ich den Schlachtpreis zahlen (wenn überhaupt) . Wenn es aber auf der Hand liegt, dass es ein Kommunikations- oder Disziplinproblem ist, würde ich nachdenken, wieviel Zeit und Energie ich darin versenken muss inkl. Trainerstunden und das vom reellen Preis abziehen. Wobei der Preis bei einem Pferd ja immer eine ausgeprägte Liebhaberkomponente hat, finde ich...

Tja, es ist eine diffizile Angelegenheit.

Mir hätte einer 10.000 für die Motte bieten können - mit dieser - ich sag liebenswerten- Macke, ich hätte sie nicht dran gegeben. Ganz weg ist diese kleine Macke ja bis heute nicht. Ab und an schießt ihr eine Erinnerung durch den Kopf und zack, passiert es eben. Trotz unzähliger Trainerstunden, chiros und Ärzte. Was die Verknüpfung herstellt, hab ich bis heute nicht herausgefunden. Aber heute kenne ich sie gut genug, um das kleinste Vorzeichen zu bemerken und deswegen bringt es mich nicht mehr aus dem Konzept.

Andererseits, unsere Pia galt als absoluter Verbrecher - OTon der letzten ihrer Profireiterinnen- und sie brauchte nur etwas Zeit und die Gewissheit, dass sie geliebt wird, auch wenn sie keine Häuser springt - um ein verlässliches, völlig ungefährliches Reitpferd zu sein. Ganz ohne Trainer und chi-chi.

Da man aber weder das eine, noch das andere vorher weiß, wäre wohl so bis 900/1000 € ein eher angemessener Preis. Vor dem Wort Schlachtpreis hab ich immer innerlich so einen Widerwillen.

Vielleicht sollte man sich beim Preis für so ein Pferd nicht so sehr festlegen und "Verhandlungsbasis" dazuschreiben. Ich denke, wenn der oder die Interessentin einen super Eindruck macht, dann kann man da auch innerhalb eines gewissen Rahmens entgegenkommen.

Mein Caruso war ja auch ein Problempferd. Ich habe ihn mittlerweile 17 Jahre und möchte ihn nicht eine Sekunde missen aber ich muß zugeben, daß ich die Sache damals unterschätzt habe und oftmals heulend vom Pferd gestiegen bin. Nach ca. 1 1/2 Jahren Horsemanship-Training wurde er zwar kein Pferd für jedermann aber für mich ein tolles Verlasspferd, mit dem ich nur mit Knotenhalfter und Strick ausgeritten bin. Das Problem ist man meistens selbst, weil man nach manchen unlustigen Aktionen des Pferdes kein Vertrauen mehr zu diesem hat und meist schon mit einem unguten Gefühl aufsteigt. Da beginnt dann der Teufelskreis. Wir sind ja alle keine 15 mehr, wo man vieles noch lustig findet. Für Caruso habe ich damals 1.000,- Euro bezahlt, das Training in Summe dann noch ca. 2.000,-- (25,-/Einheit, 1 x/Woche) + Spritkosten zum Hinfahren. Also ist da auch einiges zusammengekommen aber es hat auch Spaß gemacht und man hat die Fortschritte gesehen.


Meine Freundin hatte vor Jahren einen superschicken Palomino-Wallach mit bernsteinfarbenen Augen verkauft. Er war ein Quarter/New-Forest-Mix, selbst gezogen und vom 1. Tag an bei ihr. Da sie nach dem Zureiten zwischenzeitig wenig Zeit hatte hat sie ihn zur weiteren Ausbildung zu einem guten Bekannten gestellt. Den kennt sie schon lange und der ist reiterlich sehr gut und auch immer fair zum Pferd. Jedoch war die Umstellung und Eingewöhnung samt fremdem Reiter für das Pferd kurzfristig so ein Stress, daß er zu koppen begonnen hat. Zum Reiten war er toll, mit superweichen Gängen. Nach einiger Zeit hat sie ihn wieder mit nach Hause genommen, jedoch wurde das Zeitproblem nicht kurzfristig besser, sodaß Herr Pferd wieder öfter einige Wochen nicht mehr gearbeitet wurde und wenn, dann sich von der schlechtesten Seite gezeigt hat (in vollem Galopp davonpreschen, buckeln etc.). Meine Freundin ist eine gute Reiterin, die auch mal gegen eine schnellere Gangart nichts einzuwenden hat aber irgendwann hat sie gemerkt, daß sie dem Pferd nicht gerecht wird und hat ihn dann zum Verkauf inseriert. Da war er 6 oder 7, Preis war 2.000,- Euro. Es hat sich lange nichts getan, irgendwann hat sich dann eine junge Frau für ihn interessiert und ihn trotz Macken für 1.900,- gekauft. Die war ganz erstaunt über den niedrigen Preis. Bei ihr ist er seit Jahren, lebt im Offenstall und sie beschäftigt sich intensiv mit ihm. Er ist ein totales Verlasspferd geworden, meine Freundn bekommt öfter E-Mails mit Fotos und immer schreibt die neue Besitzerin, wie glücklich sie mit ihm ist.

Beide Beispiele zeigen, daß es genügend Pferde gibt, die vlt. nichts für jedermann sind, jedoch ihren Besitzern trotzdem eine Menge Freunde machen können, wenn sich diese auf die Macken einstellen.

Da sieht man, daß an dem Spruch ‚für jeden Topf den passenden Deckel‘ was dran ist.

Ich glaube, es hängt auch viel davon ab, wie man das Pferd beschreibt. Wenn man Schlüsselwörter wie Gnadenbrot u.ä. vermeidet, kann man auch bestimmte Interessentengruppen ausfiltern
Manu hat gezeigt, wie‘s geht.

LG
Ameli

Och Küwi, jetzt hauste aber einen raus: Dieses Preissegment zieht dann auch bevorzugt den Typ potentiellen Pferdekäufer an, auf den man wohl dankenswerterweise gerne verzichten könnte.

Ich finde das ehrlich etwas sehr ketzerisch. Ich kenne sehr viele Pferdebesitzer, die sich einen bis alle Füße ausreißen für ihre Pferde.
Die sie lieben, als Familienmitglied betrachten und ihnen dieselbe Sorgfalt angedeihen lassen, wie der restlichen Familie.
Die eher trocken Brot mit nichts dazu essen würden, eh das Pferd etwas entbehren muss.
Die sich im Falle des Falles auch für die Gesundheit des Pferdes entscheiden, wenn es auch bedeutet, dass sie es nicht mehr reiten können.
Bei denen die Liebe zu diesem wunderbaren Geschöpf sich nicht nur im reiten manifestiert. Die wissen, dass jede Arbeit mit und am Pferd lohnend ist, und die sich einfach freuen, den Partner Pferd so lange als möglich zu begleiten.

Die aber leider Gottes nicht grad mal 2000 bis unendlich übrig haben, die sie in den Kauf eines Pferdes investieren können.
BtW, ich gehöre auch zu diesen Menschen, und keines unserer 3 war auch nur annähernd so teuer - denn, und jetzt kommt etwas wichtiges:

Es gibt diese Menschen auch auf der anderen Seite des Vertrages. Menschen, denen das Wohl ihrer Tiere am Herzen liegt, auch jenseits des Geldbeutels. Menschen, die z. B. ein gesundes 8 Jahre altes Pferd für einen symbolischen Euro verkaufen, oder ein gutes Rennpferd, dessen vegetatives Nervensystem aber den Rennbetrieb nicht gut verkraftet, im Sinne des Tieres an einen Liebhaber für weit unter 500 @ abgeben. Oder ein quirliges Rassepferd mit einem Stammbaum zum niederknien, das einfach nicht in die bestehende Pferdeherde passt.

Und glaub mir, diese Menschen finden sich immer, auch wenn es manchmal etwas länger dauert.

Aber wenn wir grad dabei sind. Anzeigen, in den das sooooo geliebte Pferd, mit schwerem Herzen, nach 10 tollen Jahren, leider abgegeben werden muss - für 500-1000€. Die finde ICH zum kotzen. Auf Nachfrage stellt sich meist heraus, sie haben den Turnschuh zerschlissen und nu muss er weg, damit man den nächsten ruinieren kann. Rücken, Sehnen usw. Meist grad noch reitbar - langsam, oder nach viel Rekonvaleszenz wieder reitbar - langsam. Oder nie mehr reitbar, aber sonst gesund. Gut, dass es auch für diese armen Dinger Menschen gibt, die sie aufnehmen und lieben. Eben Bodenarbeit mit ihnen machen und sie knutschen, bis sie schielen.

Mea culpa, das hab ich glatt übersehen.

Generell ist es ja eher schwierig den passenden Menschen für auffällige Pferde zu finden.
Und viele Leuts haben da ja auch eher merkwürdige Vorstellungen.
Mir ist es wichtiger den richtigen Menschen zu finden als den "richtigen" Preis zu bekommen.
Da ich aus gesundheitlichen Gründen verkleinern muß habe ich in den letzten 2 Jahren (neben den jungen, gesunden die ich passend verkauft habe) auch 2 nicht so ganz einfache Stuten vermittelt. Dabei habe ich die Mädels erst einmal den (meiner Meinung nach) passenden Leuten zur Verfügung gestellt - bin also Besitzer geblieben mit allen Konsequenzen (Beteiligung an höheren Tierarztkosten etc.) und erst nach einem Zeitraum von mindest. einem Jahr und nachdem ich mich davon überzeugt habe das es für alle Beteiligten okay ist wie es läuft habe ich die Mädels unentgeltlich (mit Schutzvertrag und Vertragsstrafe an einen gemeinnützigen Verein) in den Besitz der Halter übergeben.
Leider wollen viele Leute lieber für kleines Geld kaufen als sich nach einer solchen Probezeit ein Pferd "schenken" zu lassen weil sie keine Auflagen möchten - wobei sie ja eigentlich alle Möglichkeiten haben die sie auch mit einem gekauften Pferd haben ausser das Pferd weiter zu verkaufen.