Zurück am Auto überlege ich, wie ich nun weiterfahre. Eigentlich war der Glen Orchy Wasserfall das Ziel – aber schon wieder ein Wasserfall? Naja, was solls.

Der Weg durch das Glen Orchy ist ein Single Track. Endlich! Ich dachte schon, ich bekäme in diesem Urlaub keinen mehr zu Gesicht. Ich bin komplett allein hier im Tal und die Wahl war absolut richtig, denn es ist wunderschön hier! Die Straße führt am Fluss entlang, nur getrennt durch einen geradezu verwunschen wirkenden Wald. Ich suche angestrengt nach einer Haltmöglichkeit – in Passing Places zu parken, ist eine Todsünde! Endlich finde ich eine breite Zufahrt zu einem Tor, in der ich guten Gewissens mein Auto abstellen kann. Ich stiefele los in den Wald und bestaune die bizarren Formen, in denen die Bäume wachsen. Es wirkt wie ein richtiger Urwald. Durch die Bäume kann ich eine kleine steinige Landzunge im Fluss sehen, die mit blühendem Ginster bewachsen ist. Kannste dir so nicht ausdenken! Je mehr ich fotografiere, desto mehr werde ich leider auch von Midges gefressen. Vielleicht rettet mein Blutopfer ja andere Urlauber vor diesem Schicksal… Eigentlich sollte ich für die vielen kleinen Teiche im Wald einen Polfilter anbringen, dafür habe ich jetzt aber keinen Nerv. Ich mache noch ein paar letzte Fotos und flüchte ins Auto. Diese Biester!

Weiter geht es zum Wasserfall. Bzw. es sind eigentlich viele kleine Wasserfälle. Beim Aussteigen kommt mir ein Angler entgegen, der eher wie ein Imker verpackt ist. Er fragt besorgt, ob ich ein Midges-Netz habe, die wären ganz übel. Ich beruhige ihn, dass ich nur ein paar schnelle Fotos machen wolle. Jaja. Schnell. Sagt man ja immer.

Am besten sieht man den Wasserfall von der Brücke aus, diese ist allerdings ziemlich eng vergittert und deshalb unpraktisch zum Fotografieren. Also erklimme ich die Felsen unter der Brücke. So richtig toll ist die Perspektive hier aber nicht, also haue ich tatsächlich relativ schnell (fluchtartig) wieder ab. Im Auto stelle ich fest, dass mein Gesicht mittlerweile aussieht wie ein Streuselkuchen. Also kommt über die ölige Schicht des Midgesmittels noch eine Schicht Fenistil. Lecker.



Hier sieht man auch nochmal die gleiche Szene mit und ohne ND-Filter.

Nach einem guten Mittagessen geht es weiter Richtung Glen Coe. Ich mache einen kurzen Abstecher her zum Loch Tulla, aber das Licht ist uninteressant für Fotos. Also zurück auf die Strecke.
Der nächste Fotospot ist der Buachauille Etive Mor Wasserfall. Ja, schon wieder Wasserfall … aber der ist ein Muss. Schon tausend Mal fotografiert und es ist kaum möglich, da noch was Orginelles zu komponieren, aber egal – die Szene ist einfach toll, und der dunkle Himmel passt. Auch wenn er leider wieder etwas wenig Wasser führt. Wenig Wasser. In Schottland.

Wer auch immer den vorher schon tausend mal fotografiert hat ... Ich hab ihn noch nicht gesehen und bin begeistert von der Szene!
Auch mit wenig Wasser!

Danach kommt tatsächlich wie angekündigt zeitweise die Sonne durch. Leider führt das aber nicht zu den erhofften Lichtflecken auf der Landschaft, sondern eher zu einem flachen, unschönen Schlaglicht. Hmph. Ich fahre kurz zum Blackrock Cottage hoch in der Hoffnung, trotzdem ein lohnendes Motiv zu finden. Die Parkfläche daneben steht aber so unter Wasser, dass ich mich auch mit SUV nicht drauf traue. Und vom Glen Coe Mountain Resort runterzulaufen, dafür lohnt das Licht nicht.

Ich beschließe, nicht wie ursprünglich geplant über Oban und Loch Awe zurückzufahren, sondern jetzt noch rüber bis Ballachulish, ein wenig an der St. John‘s Curch zu bleiben und dann den Weg durchs Glen Coe zurückzufahren in der Hoffnung, dass ich dann die Sonne im Rücken und schöneres Licht habe. Hat auch den Vorteil, dass ich an der Kirche bin, bevor ich komplett mit Gegenlicht kämpfen muss.

Die Wiesen um die Kirche herum sind tatsächlich wie erhofft mit Bluebells geradezu übersäht. Wieder mal so ein toller Ort, der einfach ganz unscheinbar an einer Durchfahrtsstraße liegt – auf der einen Seite Loch Leven, drumherum die Berge und die Bluebells. Irgendwie finde ich dennoch keine richtig gefällige Perspektive. Vielleicht liegt es daran, dass die Sonne schon zu weit herumgerückt ist. Oder mir fehlt hier einfach der richtige Blick. Was solls.

Zitat von küwi im Beitrag #37

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die Tage hören sich extrem anstrengend und vollgepackt an!

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Zitat von küwi im Beitrag #37

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Ich hab mein Handy, das hat eine Kamerafunktion und meistens weiß ich, wie ich da ein Foto hin bekomme

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Ich mache mich auf den Rückweg und meine Hoffnung bestätigt sich. Sonne und Wolken schaffen um Loch Achtriochtan extreme Kontraste. Die Berge sind teils grün, teils fast schwarz. Das Wasser ist teils schwarz, teils braun, teils tiefgrün. Wenn man nicht weiß, wie das Licht in Schottland zaubern kann, würde man die Fotos für extrem bearbeitet halten. Sind sie aber tatsächlich nicht.

Als ich weiterfahre, beginnt es sich wieder zuzuziehen, es gibt einzelne Regenschauer. Regenbogen, bitte? Ne, bisher nicht. Ich mache einen kurzen Zwischenstopp bei Altnafeadh, wo der Fluss Coupall mit seinen zufließenden Bächen und das Glencoe Photography House nette Motive bilden. Wenn man links den Aonach Eagach ein Stück hochgeht, soll es einen tollen Aussichtspunkt geben. Die zwischenzeitlichen Schauer sind jedoch recht kräftig und ich habe keine Lust, mich komplett auf Regenkleidung umzuziehen. Es wird sicher ein nächstes Mal geben…

Irgendwie finde ich, dass diese Gegend so einen Frieden ausstrahlt - auch wenn man weis, dass das Leben dort
nicht grad leicht ist, die Natur rau und es früher immer wieder Kämpfe gegeben hat.

Zitat von suerte im Beitrag #43

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Irgendwie finde ich, dass diese Gegend so einen Frieden ausstrahlt - auch wenn man weis, dass das Leben dort
nicht grad leicht ist, die Natur rau und es früher immer wieder Kämpfe gegeben hat.

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Wahnsinn, was für tolle Bilder. Und die Berichte dazu sind auch toll. Ich glaube ich würde mich das gar nicht trauen so alleine loszuziehen.