"Unsere jungen Hengste werden zu viel und zu früh getestet und zwar auf Kosten ihrer Gesundheit und ihrer Zeit zum Heranwachsen", das sagt René Tebbel, selbst Hengsthalter und -aufzüchter. Die "ganze Testerei" habe aktuell zudem wenig Aussagekraft.
Emsbüren - Hengsthalter René Tebbel hat aktuell ein Statement auf seiner Homepage veröffentlicht, das die Diskussion über Körung und Prüfung junger Hengste erneut anheizen könnte:
Meine Hengste haben in diesem Jahr, wie in den Vorjahren, bei den 14-Tage-Tests gut abgeschnitten. Und die Prüfungsanstalten machen wirklich einen sehr guten Job. Ich hatte immer den Eindruck, dass meine Hengste gut aufgehoben und betreut sind. Und trotzdem gibt es aus meiner Sicht ein dickes ABER…
Zweieinhalbjährig gehen die Hengste zur Körung. Das bedeutet, dass sie einige Monate zuvor darauf vorbereitet werden müssen. Nach der Körung im Herbst steht im kommenden Frühjahr der 14-Tage-Test an. Was hier definitiv fehlt, ist eine reelle Pause für die jungen Hengste. Sie müssten noch mal ein halbes Jahr Zeit bekommen,– um zu reifen und um sich von den Vorbereitungen für die Körung zu erholen. Hinzu kommt, dass die 14-Tage-Tests keine starke Aussagekraft haben. Sie spiegeln selten wirklich wider, was in einem Hengst steckt. Die Noten, die dort vergeben werden, haben aus meiner Sicht zu wenig Nähe zum Sport.
Und damit ist ja noch nicht Schluss: Es warten weitere 3-Tage- und 14-Tage-Tests auf die Hengste. Die ganze 'Testerei' ist für die jungen Hengste eine enorme Belastung und steht ganz sicher nicht im Einklang mit Tierschutz oder echtem Horsemanship. Noch dazu kommen die Kosten, die für die Hengsthalter immens sind. Kosten, die nicht der Gesundheit des Pferdes dienen und die wenig nützen.
Ich denke, dieses System muss dringend überdacht und geändert werden. Ein Vorschlag wäre, die Körungen in den Februar zu verlegen. So hätten die Hengste schon mal ein halbes Jahr länger Ruhe und sind schon drei. Dann könnte man sie ein Jahr decken lassen und im kommenden Jahr ihre Nachzucht betrachten. Ehrlich gesagt, glaube ich, der Rest würde sich von alleine regeln. Wenn die Züchter die Nachzucht sehen und die nicht gut genug ist, wird der Hengst sowieso keine Nachfrage haben. Man könnte aber auch die Nachzucht offiziell beurteilen und entscheiden. Zudem könnten die Hengste vierjährig ein, zwei kleine Turniere gehen und sich beweisen. Wenn ein Hengst verletzungsbedingt ausfällt, dann könnte seine Rittigkeit und Qualität immer noch über einen Test geprüft werden.
Das sind nur einige Gedanken, aber fest steht für mich: Unsere jungen Hengste werden zu viel und zu früh getestet und zwar auf Kosten ihrer Gesundheit und ihrer Zeit zum Heranwachsen. Sinnvoll und aussagekräftig ist dieses System nach meinen Erfahrungen nicht.
Das sind nur meine persönlichen Anregungen. Vielleicht haben Sie noch ganz andere Ideen oder Vorschläge, aber ich denke, es ist wichtig, dass hier noch einmal eine Diskussion angeregt wird – im Sinne der Pferde, der Züchter, der Reiter, im Sinne aller.
Das sage ich schon seit Jahren.... die zweijährigen (man sagt ja bei einem Kind mit zweieinhalb auch nicht, das es schon fast drei ist, sondern es ist halt zwei) werden voll gearbeitet, und muskeln auf, als wären sie bereits ausgewachsen, nur um dann zweieinhalbjährig bereits richtig Leistung zu präsentieren. Das ist ja auch bei "meiner" Rasse so (womit ist jetzt nicht die Holsteiner, sondern die Fjords meine, meine SB züchtet Haffis, da habe ich es immer live und in Farbe gesehen, weil sie auch einige Hengste zur Körung fertig gemacht hat).
Ich finde es ehrlich traurig, habe aber meist den Eindruck, das die meisten das so richtig finden. Schön, wenn auch gestandene Züchter das anders sehen.
Schöne Erinnerungen sind eine zweite Gelegenheit zum Glücklichsein
Soweit ich es in Erinnerung habe, sind im Odenwald viele Fjordhengste tatsächlich erst mit drei zur Körung gegangen.
Was mir im oben stehenden Artikel aufstößt, ist die Aussage ‚zu wenig Aussagekraft für den Sport‘. Gab es da nicht schon genügend Diskussionen, daß nur Strampler und Springer für den Sport gezüchtet werden, das Gros der Kundschaft aber Freizeitpferde sucht, die klar im Kopf sein sollen? Was nützen all die Formel-1-Boliden, wenn Familienkutschen gebraucht werden?
Das ist auch ein Thema, das grundlegend falsch läuft.
Zitat von Ameli im Beitrag #3Was mir im oben stehenden Artikel aufstößt, ist die Aussage ‚zu wenig Aussagekraft für den Sport‘. Gab es da nicht schon genügend Diskussionen, daß nur Strampler und Springer für den Sport gezüchtet werden, das Gros der Kundschaft aber Freizeitpferde sucht, die klar im Kopf sein sollen? Was nützen all die Formel-1-Boliden, wenn Familienkutschen gebraucht werden?
DA hast Du natürlich absolut recht. Ich fand es schon bezeichnend, das ich irgendwann mal ein ganz stolzes Statement vom Verband der Züchter des Hannoveranischen Pferdes gelesen habe, das sie jetzt auch Pferde gezielt für den Freizeitreiter züchten. Ja wow.... *g*
Schöne Erinnerungen sind eine zweite Gelegenheit zum Glücklichsein
Zitat von Ameli im Beitrag #3Was nützen all die Formel-1-Boliden, wenn Familienkutschen gebraucht werden?
Wie suerte schon schrieb, perfekt formuliert Aber andererseits, was nützt es Familienkutschen zu züchten, wenn Hanni und Nanni (Verzeihung) meinen sie bräuchten einen Formel 1-Boliden zum Angeben (egal wie es dann endet)? Habe da so meine Zweifel wer eigentlich der Verursacher dieser " mal so einen Kracher haben wollen " Mentalität ist. Und das hat nichts mit dem höheren Turniersport zu tun. Trotzdem finde ich es gut, dass ein Leistungssportler-und Züchter diese Diskussion endlich anregt, egal aus welcher Motivation.
Zitat von GilianCo im Beitrag #6Statement vom Verband der Züchter des Hannoveranischen Pferdes gelesen habe, das sie jetzt auch Pferde gezielt für den Freizeitreiter züchten.
Das habe ich auch einst gelesen und innerlich gejubelt. Ich mag ja gerade diese 160er Hannoveraner-Füchse so gern, mit denen man alles machen kann! Dazu passen die Sättel und die Beine halten - also bei denen, die ich kenne ... Dagegen die "Ausreisser" in 1,80 gehen irgendwie schnell kaputt ... Das ist natürlich so eine "wer war zuerst da - Huhn oder Ei" Situation. Aber meines Erachtens kann man sinnvoll so einen Kreislauf nur von Seiten der Züchter unterbrechen. Das überträgt sich dann auf Kaufinteressenten, Preise, Turnierausgänge usw. Früher gab's ja auch Sieger - ohne Überstrampeln!
Zitat von suerte im Beitrag #8Früher gab's ja auch Sieger - ohne Überstrampeln!
Hachja, Lieselott Linsenhoff und Piaffe! Einfach nur göttlich, wie dieses Pferd gelaufen ist!
Mit Hanni+Nanni habt Ihr natürlich auch recht, habe ich in einem früheren Stall auch mal erleben dürfen.... Madame SB wollte Züchterin werden und hat sich alle möglichen passenden und unpassenden Stuten gekauft. Darunter eine mit heftigem Senkrücken - aber für die Zucht taugt sie ja noch . Dann wurden Kataloge gewälzt, von welchem Springkracher man denn gerne Sperma hätte. Zum Glück haben die Pferde nie aufgenommen! Pferde im Plural deshalb, weil wenn eine Stute nicht aufgenommen hatte, wurde sie verkauft und die nächste geholt
Manchmal wünsche ich mir den Sachkundetest bei Haltern und noch verschärfter bei solchen, die Nachwuchs produzieren wollen! Ist aber auch wieder ne Henne-Ei-Diskussion, weil man damit all die Seriösen bestraft. Wie mit Listenhundprüfungen/Sachkundenachweis/erhöhter Hundesteuer etc.
Zitat von Ameli im Beitrag #3Was nützen all die Formel-1-Boliden, wenn Familienkutschen gebraucht werden?
Das Problem ist nur, dass Lieschen Müller für die Familienkutsche aka "reines Freizeitpferd" aber maximal 2.000 € ausgeben will. Und dafür kann keiner ein Pferd ordentlich züchten und aufziehen... Da schließt sich wieder der Kreis.
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Hengste erst 3 jährig kören
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10.06.2019 18:09
Antworten
Aber andererseits, was nützt es Familienkutschen zu züchten, wenn Hanni und Nanni (Verzeihung) meinen sie bräuchten einen Formel 1-Boliden zum Angeben (egal wie es dann endet)? Habe da so meine Zweifel wer eigentlich der Verursacher dieser " mal so einen Kracher haben wollen " Mentalität ist. Und das hat nichts mit dem höheren Turniersport zu tun. Trotzdem finde ich es gut, dass ein Leistungssportler-und Züchter diese Diskussion endlich anregt, egal aus welcher Motivation.
