Der Bienentag

Es war an einem wunderschön warmen Sommertag, als meine Freundin Eva und ich auf Idee kamen, mit unseren beiden prachtvollen Hengsten einen Ausritt mal nur zum Vergnügen zu unternehmen. Ohne Reitgäste, ohne Rücksicht auf andere nehmen zu müssen. Und man musste unterwegs nicht laufend erklären welche Pflanze welche war, warum die Steine nun weiß sind oder grau, und um welche Zeit im Jahr man Oliven und Mandeln erntete. Kurz und gut, ein entspannter Ausritt mit der besten Freundin, mit der man babbeln kann wenn man will, und wenn man eben nicht zum reden aufgelegt ist, dann lässt man es einfach bleiben. Genießt gemeinsam still die Natur, hört dem Hufgetrappel der Pferde zu und erfreut sich an ihrem relaxten und zufriedenen Schnauben. So zogen wir also los. Eva mit ihrem damaligen Hengst Poderoso, den ich später von ihr übernahm, als sie aus unserer Stadt wegzog. Poderoso war mit Abstand das Pferd mit den schönsten Augen, das ich je kennen gelernt hatte. Sie waren mandelförmig, sehr groß und wunderbar glänzend. Und vor allem waren sie ehrlich. Er war schon immer ein kleiner Schelm gewesen, der den Schalk im Nacken sitzen hatte. Und wenn er sich über seine eigenen Schabernacke amüsierte, dann leuchteten diese riesigen Kulleraugen herrlich auf. Er war nicht sonderlich groß, etwa 1,52 m, aber kräftig, mit herrlich langem Behang und einer breiten Brust. Kurze kräftige Beine mit schöner Knieaktion untermalten noch seine Schönheit zusätzlich. Ich ritt auf meinem „Corpus delikti“ also auf Gitano. Ein 1,73 m großer PRE Hengst, den ich ja zuvor schon in meinen Geschichten erwähnt hatte. Ein prachtvoller Grauschimmel mit schwarzem Behang. Auch Gitano war einzigartig, vor allem was seine Bewegungen anbelangte. Spektakulär, und noch dazu ein Naturtölter. Einmal in den Tölt gefallen kam man sich da oben vor, als würde man fliegen. Einfach ein unglaubliches Sitzgefühl. Beide Hengste bogen ihre Hälse voller Stolz, es kam uns so vor, als wenn einer schöner und besser sein wollte als der andere, und wir amüsierten uns köstlich über ihr Macho-Gehabe. Aber sie waren friedlich, und wir hatten sie natürlich auch im Griff. Man musste schon etwas „Know how“ besitzen um mit zwei Hengsten dicht nebeneinander gemeinsam auszureiten. Die Pferde trugen unsere fast noch nagelneuen Sättel, die Eva und ich gemeinsam in einem Reitladen erst vor kurzem gekauft hatten. Spanische Sättel der Marke Lucas, mit Schweifriemen und Lammfell auf der Sitzfläche, sowie elegantes Vorderzeug. Ebenfalls mit Lammfell überzogen. Die knallgelben Bandagen machten das wunderschöne Bild perfekt. So trabten wir fröhlich nebeneinander her. Es war kurz vor einer Anhöhe, als Poderoso begann etwas nervös zu werden. Er tänzelte plötzlich hin und her, traversartig, Eva hatte Mühe, ihn zu beruhigen, und wir wussten auch nicht warum er sich so verhielt. Mitten im Trab begann er plötzlich mit den Vorderhänden vermehrt aufzufußen, so als würde er auf irgendetwas treten wollen. Gitano wurde von seiner Nervosität angesteckt, schob einen dicken Hengstkragen, und brummelte zu seinem Kumpel rüber. So langsam kamen wir ins schwitzen, wir hatten Mühe die Hengste unter Kontrolle zu halten. Aber plötzlich war der Spuk vorbei, alles war wieder gut, Poderoso wurde wieder ruhig. Eva und ich schauten uns nur kurz an und meinten: „Machos – was will man machen. So sind sie nun mal.“ Lachend zogen wir weiter und waren gerade dabei uns wieder zu entspannen, als Poderoso erneut nervös wurde. Und Eva erkannte dann den Grund. Sie rief nur noch: “Judy, es sind Bienen!“ Aber da war es schon zu spät. Ein riesengroßer Bienenschwarm machte sich über uns und die Pferde her. Wir galoppierten sofort los um den Angreiferinnen zu entkommen. Ich glaube so schnell sind wir im ganzen Leben noch nicht geritten. Die Pferde flogen nur so über den Weg, der immer steiler wurde. Aber die Bienen waren hartnäckig, sie stachen uns in den Nacken und in unsere Köpfe, Immer wieder buckelten auch die Pferde wild und schlugen nach hinten aus. Dann ging der Weg abwärts, aber im vollen Galopp zogen die Pferde weiter.
Und die Bienen wollten und wollten nicht von uns lassen. Nachdem wir fast schon wieder unten im Tal angekommen waren, ließen sie endlich von uns ab. Die Pferde fielen erlöst in einen müden Schritt. Und wir jammerten und jammerten. Ich weiß nicht wie viele Stiche wir abbekommen hatten. Mir tat der Kopf höllisch weh, da hatten sie mich am meisten erwischt. Eva machte ihr Nacken zu schaffen, er war ebenso übersäht mit Stichen. Zu allem Überfluss begann Poderoso auch noch zu lahmen, Wir stiegen ab um zu sehen was mit ihm los war: ein Eisen war abgefallen. Also heim laufen, und zwar alle. Das ist ein ungeschriebenes Reitergesetzt, wenn ein Pferd-Reiter-Team ein Eisen verliert, laufen alle Reiter ebenfalls. Das nennt man Kameradschaft. Der Tag der Bienen wird immer für uns unvergesslich bleiben. Wir wissen bis heute noch nicht, was passiert war. Entweder waren wir nur in der Nähe des Bienenstocks gewesen, und die Tiere haben sich bedroht gefühlt, oder Poderoso war zu Anfang in ein Erdnest getreten. Allerdings hatten wir auch kein sonderliches Interesse dies näher zu erforschen. Die zahlreichen Stiche ließen uns auch Jahre später noch einen gebührenden Abstand zu Bienenstöcken einhalten

Ja danke, mir reicht das Wettrennen mit einem Reh! Und Bizarro hat immer noch keinen Vertrag mit den Wildäckern (extra eingesät mit Sonnenblumen und allerhand Vogel/Bienennahrung) - da wird immer noch sehr genau Ausschau gehalten.
Auf ein Bienenwettrennen verzichte ich dankend für den Rest meiner reiterlichen Laufbahn

LG
Ameli

Oh ein Rennen wegen einem Reh bräuchte ich auch nicht

ein Horror echt, wurdet Ihr arg gestochen?