Nachdem in unserer Herde das zweite Pferd in kurzer Zeit verletzt war und separiert werden musste, ist uns aufgefallen, wie sich die anderen Pferde um das jeweils kranke Pferd kümmerten. Der erste Wallach ist ein etwa 30 jähriger Criollo, er hatte sich am Hinterbein verletzt und sollte für ein paar Tage Ruhe haben.
Unsere Pferde leben ja in einem weitläufigen Gelände mit Unterständen, verschiedenen überdachten Heuraufen, immer offener Winterweide und Bachlauf. Die Krankenbox ist in eine Liegehalle mit überdachtem Vorplatz integriert, dort halten sich die Pferde aber eher im Sommer auf, bei schlechtem Wetter sind die Pferde eigentlich draussen.
Nun stand der Criollo in seiner Box und bei ihm immer mindestens ein Pferd, sie mussten ja extra dort hin gehen, weil die Liegehalle nicht einfach auf dem Laufweg steht. Wenn der eine ging, war ein anderes da und "löste" ihn "ab". Das war faszinierend.
Am Sonntag brach sich der 20 jährige Trakehner offensichtlich bei einem Sturz den Hüfthöcker. Der Trakehner und Florido sind Freunde und Florido stand bei ihm, bis jemand zur Hilfe kam. Auch danach wichen er und die kleine Lusitanostute nicht von der Krankenbox. Nun ist auch dieser Patient nie alleine, immer steht irgendeiner aus der Herde bei ihm.

Kennt ihr das auch? Habt ihr das bei eueren Pferdegemeinschaften genauso erlebt? Menschlich gesehen erscheint es fast rührend, wie sie auf ein schwaches Mitglied ihrer Herde achten und es nicht alleine lassen. Ich fände das sehr spannend, ob das in jeder Gemeinschaft so praktiziert wird

Das klingt nach einer harmonischen Herde. Ich habe *klopf auf Holz* noch kein zu separierendes Pferd gehabt. Was mir bei uns aber immer wieder auffällt. Wenn einer ruht, steht immer mindestens einer dabei und wacht.

Bei mir steht derzeit auch der F von meiner Einstellerin in einem abgeteilten Teil des Unterstandes, da er leider eine mechanische Hufrehe hat.

Es kommt immer mal einer rein und schaut nach. Aber lange bei ihm bleiben, das macht jetzt keiner. Aber meine drei sind auch sehr auf einander fixiert. F war immer ein wenig Aussenseiter.
Wenn Bari oder Querida separat stehen, und sei es nur zum Heucobs fressen, bleiben sie solange da stehen bis der eine wieder rein kommt.
F ist aber nicht alleine, da ja noch der Equador daneben steht.

Hallo,

wow, das ist aber ein supersoziales Verhalten! In der Intensität habe ich das auch noch nicht erlebt. Allerdings waren Krankenboxen oder -paddocks in den bisherigen Ställen so gelegen, daß ein direkter Kontakt nicht möglich war.

LG
Ameli

Bei uns stehen immer alle rund um den Ziegenstall/Weide, wenn im Frühjahr die Zicklein geboren werden. Und als ein Pferd stark kolikte, standen auch auf einmal ganz viele bei ihm-es muss eine irre Stimmung gewesen sein, weil in dem Moment klar war, das er eingeschläfert werden muss ( diverse Baustellen haben gegen eine OP gesprochen). Und wenn neue Pferde kommen, gibt es einen Wallach, der sie schützt und aktiv integriert. Ein echter Chef!

Also, früher hat Carl auch auf neue Pferde aufgepasst. Lustigerweise ist das etwas, was Ragnar auch macht. Natürlich hat der Freund der SB sich da bei der Fuchsstute, die als vorletztes kam, total drüber aufgeregt - aber genau wie Carl läßt er das dann nach zwei, drei Tagen sein, und sagt, hey, ab jetzt kommst Du schon klar, oder? Finde ich schon auch nett irgendwie....

Heute Morgen fand unsere Stallbesitzerin ein Rentnerpferd tot im Bach. Es ist unerklärlich wie er so weit dem Bachlauf folgend im Wasser liegen konnte, denn der Bach ist vorher abgesperrt. Eine Stallfreundin fragte mich am Abend, ob ich L gesehen hätte als ich im Stall war, aber ich sah die Pferde alle ruhig zusammen stehen und Florido kam gleich zu mir, da schaute ich nur oberflächlich zu der Gruppe. Meiner Freundin war später aufgefallen, dass sie L nicht gesehen hatte, aber dann kam ja noch seine Besitzerin.
Sie hat zwei Pferde, den ersten kaufte sie als Turnierpferd, rausgenommen aus dem Sport weil er kaputt war, aber zum lernen passte er ihr noch. Sie ging mit ihm dann auch wieder auf Turniere. Als der Wallach dann endgültig im Rücken und auf den Beinen kaputt war, kaufte sie ein neues Pferd und stellte das ausgediente Pferd in den Offenstall. Er war jetzt gut zwanzig, sah aber eher wie zehn Jahre älter aus. Das neue Pferd, ein junger grosser Warmblutwallach, ganz bestimmt nicht günstig, ging dann auch nicht mehr vorwärts und er war komischerweise auch manchmal explosiv ( Boxenhaltung, wenig Weide) . Dann brachte sie den Jungen auch zu uns, es war natürlich auch praktischer. Irgendwie sahen beide Pferde ähnlich aus, wenig Muskulatur, beide massive Rückenprobleme, die Besitzerin war sehr bemüht und tat ganz viel für ihr Junges und deutlich weniger für ihr ausrangiertes Pferd.
Gestern Abend war sie im Stall, fütterte und hätschelte den Jungen, zum Alten im Sturm hinter zu laufen, dazu hatte sie keine Lust mehr. Da war er wahrscheinlich schon im Bach gelegen. Ich hoffe, dass er gleich tot war und nicht mehr kämpfen musste. Als die Stallbesitzerin ihn fand, schaute nur der Bauch raus, Kopf und Beine waren unter Wasser, die Umgebung zeigte nichts von einem Todeskampf. Es ist so traurig!

Ich bin grad sprachlos.

LG
Ameli

Das ist eine schlimme Geschichte.

F kann inzwischen so gut wie gar nicht mehr laufen hinten. Die Fesseln sind durchtrittig. Und vorne tun ihm auch die Füße weh. Ich habe so was noch nie gesehen. Er wirft den Rücken auf, stellt die Hinterbeine ganz weit unter den Bauch, schwankt. Braucht für 5 m gut 10 Minuten. Ich habe gestern ganz fest damit gerechnet das sie ihn einschläfern läßt. TA hat ihm noch mal Phenyl gespritzt und ein Schmerzmittel. Heute mirgen lag er im Sand. Konnte eigentlich ganz gut aufstehen, und frisst auch. Nur er trinkt zu wenig und er kann wirklich kaum mehr laufen.
Für mich wäre da jetzt schluß. Der quält sich so. Aber der TA meinte, es passt alles nicht zusammen und sein Herz schlägt ruhig und gleichmäßig. Er hat kein Fieber und ist eigentlich schon wach.
Querida und Bari gehen immer wieder hin zu ihm und brummeln ganz leise. Beide sind sehr sanft mit ihm. Sie roßt ihn an, und er blubbert. Kopfe ist wach, Beine bzw. Körper ist fertig.

Die Geschichte vom Pferd im Bach ist gruselig.
Es kann so schnell gehen... an einem Magenriss kann ein Pferd z.b. in weniger als einer Stunde versterben... da kannst Du gar nichts mehr machen...
Dass einer dann da so rum liegt ist einfach nur traurig.

@gabi
Es tut mir leid für Dich, das ist ein schwerer Anblick und Du kannst nichts entscheiden.
Ich habe vor vielen Jahren eine 22jährige Rentnerin wegen Rehe einschläfern lassen. Ich war RB. der Besi hat mich sehr in die Entscheidung einbezogen.
Für uns war die Tatsache wichtig, dass die Stute, die kaum noch (spazieren-)geritten wurde, nie mehr gedankenlos und mit den anderen Kumpels auf die Wiese gekonnt hätte. Was für ein Leben für eine Rentnerin wäre das gewesen? Damals hätte das 365 Tage Boxenknast mit minimalem Auslauf durch uns Besitzer bedeutet.
Wir haben sie gehen lassen. Heute kenne ich haltungsformen, wo sie vielleicht eine Chance gehabt hätte... aber ich habe die Entscheidung nicht bereut.
Sie hatte tagelang gekämpft, hatte ein schreckliches Schmerzgesicht, dass im Tod wieder weich und friedlich und wirklich erlöst ausgesehen hat.
Ich war noch sehr jung und es war eine schreckliche Sache, aber im Grunde hat es sich richtig angefühlt.

alles sehr traurig, was man hier liest
ich fühle mit euch und schicke eine grosse Portion Trost und Stärke