In letzter Zeit begegnet mir immer wieder das Thema PSSM 2. Bei uns am Stall gibt es einen Appaloosawallach, der definitiv betroffen ist - wurde vor ca. 2 Monaten getestet. Und in unserer Workergruppe ist noch ein PRE, bei dem es auch kürzlich bestätigt wurde. Habt Ihr irgendwelche Erfahrungen im Umfeld damit? Der Gendefekt scheint weiter verbreitet zu sein, als man vermutet.
Ich kann dazu nichts beitragen. Aber mich interessiert, wie sich die Krankheit bei den beide Dir bekannten Pferden äußert bzw. wie die Besitzer darauf kamen, auf diese Krankheit testen zu lassen. Und natürlich, wie es den Pferden mit dieser Krankheit geht!
Also, bei Oki (dem Appaloosa) war es so, daß er Ende 2020/Anfang 2021 immer mehr Muskulatur abbaute, vor allem am Rücken, obwohl sich so am Training und sonstigen Bedingungen nichts geändert hat. Beim Reiten war er oft sehr zäh, und zeigte immer mal wieder eine unklare Lahmheit. Es ging so die übliche Suche los - Sattel gecheckt, Blutbild gemacht, erstmal Ruhe/kein Reiten, nur leichte Longen-/Bodenarbeit. Im Blutbild leichter Selenmangel, was er dann als Zusatz ins Futter bekam - geringfügige Besserung. Ende Februar war Lutz Leckebusch endlich mal wieder bei uns zum Unterricht, wo auch Oki mitläuft. Der meinte dann, sie sollten ihn doch mal auf PSSM 2 testen lassen, was dann auch geschah. Und er hat tatsächlich einen Mehrfach-Gendeffekt (weiß jetzt nicht mehr, genau welche). Die RB hat sich sehr da reingehängt, und eine TÄ kontaktiert, die sich wohl darauf spezialisiert hat. Nun bekommt er seit April, glaube ich, speziell auf seinen Defekt abgestimmtes Futter, und allmählich bessert es sich. Außerdem ist wohl ganz wichtig sehr regelmäßige Bewegung.
Bei Dante (dem PRE) weiß ich es nur aus einem FB-Post der Besitzerin, da ich sie länger nicht persönlich gesehen habe. Bei ihm war es aber wohl ähnlich. Massiver Abbau der Rückenmuskulatur, zäh und sehr schief beim Reiten, sowie ein unklares, wiederkehrendes Kürzertreten mit einem Hinterbein und ständige Blockaden Im ISG/LWS.
Ich kenne nur PSSM1 (?) von den Quarters und Paints. Da habe ich recht viele Pferde kennen gelernt, die das hatten, weil die Züchter da lange Jahrzehnte absolut nachlässig waren und das regelrecht in die Rassen rein gezüchtet haben.
Einige der Pferde lebten damit lange und gut mit dem entsprechenden Futter und Trainingsmanagement. Andere Pferde leider absolut nicht ... und die mussten viel zu früh gegangen werden.
Hallo, auch wenn deine Frage schon etwas älter ist wollte ich gerne etwas dazu sagen. Ich habe 2018 meine Vollblautraber 3jährig Roh gekauft. 2019 sind wir na Ba Wü gezogen. Leider hatten wir das Pech das da gerade die Influenza ausbrach. Als ich nach 6 Wochen wieder mit meinem kleinen arbeiten durfte sind die ersten Veränderungen im Gangbild aufgefallen. Zum Winter hin wurde es besser. Im zweiten Frühjahr wurde es wieder schlimmer und im dritten Frühjahr wurde es noch schlimmer. Seine Symptome: Bewegungsunlust, Steif, hoher Muskeltonus, starke Verspannungen, schleifende Hinterhand, teilweise Kreuzverschlag ähnlich, Pseudonarkolepsie... Die TAs gaben sich die Klinke in die Hand und keiner wusste was mit ihm nicht stimmt. Alles durchgeröntgt, ohne Befund. Im Juni 2021 habe ich ihn auf PSSM2 testen lassen. Noch während ich auf das Testergebnis gewartet habe, habe ich einiges ausprobiert. Große Auswirkung hatte es als ich ihn nicht mehr auf Gras gelassen habe. Innerhalb von 3 tagen ging es ihm deutlich besser und seither nie wieder Probleme mit Pseudonarkolepsie, er macht wieder täglich seinen Mittagsschlaf. Wir haben als Ergebnis N/P2. Ich habe die Fütterung und das Training angepasst angepasst und decke ihn ein. Seitdem geht es ihm stabil gut. Leider haben wir dennoch mit den Folgen aus 3 Jahren Symptomatik zu kämpfen.
Das mit dem "Anpassen" finde ich immer recht mühsam, wenn man in einem Einstellbetrieb steht - vor allem wenn es der Typ "alle werden gleich behandelt" Stall ist, wie es leider zB bei uns der Fall ist. Dafür laufen hier eben inzwischen 6 Pferde mit Fresskorb herum - die haben dafür auch eine echt annehmbare Figur im Vergleich zum Rest Wobei gerade unsere 2 PSSM2 positiv getesteten Quarters ohne jegliche Fressbremse herumlaufen und sich auch gefühlt nur sehr sehr wenig bewegen müssen
Mich würde es auch interessieren was Du umgestellt hast - und je mehr Pferde im Umkreis mit der Diagnose aufpoppen, umso mehr denke ich daran, auch meine 3 testen zu lassen. Was man nicht weiß, macht einen nicht heiss... auf der anderen Seite könnte man da vom Management sicherlich was tun ( auch wenn es bedeuten würde, dass man sich auf lange Sicht einen anderen Stall suchen müßte)
Wichtig ist eine Zucker und Stärke arme Fütterung. Außerdem ist bei der Variante die meiner hat bekannt das die einen deutlich erhöhten Proteinbedarf haben. Ich füttere Erbsenproteinisolat. Ebenfalls sehr wichtig sind die Essentiellen Aminosäuren. Sehr großen erfolg hatten wir auch mit einer deutlich höheren Mangan supplementierung. Außerdem bekommt er Vitamin E als Antioxidant und Magnesiummalat. Die Futterumstellung hat unheimlich viel gebracht. Im Training sind lange aufwärmphasen sehr wichtig. Zuviel ist genauso schlecht wie zuwenig. Tägliche Bewegung ist wichtig und sehr hilfrrich sind die Abkauübungen. Wir arbeiten überwiegend an der Hand und man merkt genau wann er kann und wann nicht.
Der Appaloosa bei uns bekommt auch irgendein Spezialfutter mit bestimmte Aminosäuren (das er anfangs absolut nicht fressen wollte.... ). Und ebenfalls bei ihm ganz wichtig die regelmäßige Bewegung.
Mein Anduryn ist leider betroffen, nach mehreren Klinikaufgenthalten Szintie, MRT , alles an diesem Pferd ist geröntgt was geht, bis auf ECVM Röntgen der HWS, aber das steht auch noch an, weil es leider häufig mit pssM2 Hand in Hand geht. Zu ECVM komme ich später, es handelt sich hier um eine Malformation der unteren HWS. Ich habe Euch die Beiträge ( sie sind gestaffelt) von meiner FB Seite kopiert, bei Fragen, einfach melden.
Von PSSM1(nachfolgend als P1 benannt) hat sicher jeder schon etwas gehört, besonders in der Quarterzucht eine gefürchtete Thematik, es kann aber auch alle anderen Rassen betreffen. Während es sich bei P1 um eine Polysaccharid-Speichermyopathie handelt, in der Glycogen in der Skelettmuskulatur eingelagert wird und ein ähnliches Symptombild wie Kreuzverschlag hervorruft liegt die Pathologie bei PSSM 2 anders. Bei PSSM 2(kurz P2) ist die Begrifflichkeit nicht wirklich treffend. Es handelt sich hier zwar um eine Myopathie (Erkrankung der Muskulatur), jedoch nicht aufgrund einer Speicherstörung im eigentlichen Sinne P2 ist vielmehr ein Syndrom verschiedener Myopathien mit Untervarianten Hier sind 2 Subtypen aus P2 ableitbar. Die myofibrilläre Myopathien (MfM) unterteilt in P2,P3,P4,,P8,K1 mit jeweils spezifischer bzw. auch unspezifischer Symptomatik Wiederkehrende belastungsbedingte Myopathie, die im Zusammenhang mit der Variante Px steht. PSSM2 ist der Sammelbegriff Myopathien mit strukturellen Defekten in der Skelettmuskulatur, die zu einem erhöhten Bedarf an Aminosäuren, Proteinen und abgestimmten Mineralien Vitamine führt. Das Fütterungs- und Bewegungsmanagement ist die einzige zur Zeit verfügbare Therapie und würde hier den Rahmen sprengen. Dazu mache ich noch ein Spezial. Wer bislang durchgehalten hat🙏✌️ PSSM ist ein sehr komplexes pathologisches Geschehen im Muskelstoffwechsel, mit einem ebenso komplexen Symptombild. Dazu und zu den Testmöglichkeiten gehe ich im folgenden Beitrag ein.
Leben ist Bewegung und ohne Bewegung findet Leben nicht statt. ( Moshe Feldenkrais)
Vorweg gesagt, folgende Symptome sind unspezifisch und können ursächlich auch für viele andere Krankheitsbilder stehen, die tierärztlich abgeklärt sein sollten. Allgemein geht man von einer Erstsymptomatik im Alter von ca.7 Jahren aus, vielfach beschrieben auch früher,wobei eine Interpretation der Symptome bei einem in der Entwicklung und Einreitphase stehenden Pferdes schwierig ist. Die natürliche Schiefe ,entwicklungsbedingte Probleme, Balance aber auch z.B Zahnwechsel machen eine Bewertung in dieser Phase schwierig. Später gerät man schnell in die Sattler- Tierarzt-Zähne -Trainer -Szinti/MRT und Osteospirale,aber so wirklich findet man viel oder nichts. Selbst bei Befunden weiß man nicht unbedingt, welche Ursache hier zur Grunde liegt. Studien zur Pathologie/Pathogenität mit samt seinen Genvarianten sind noch lange nicht abgeschlossen und hier wird es auch in Zukunft- so funktioniert Wissenschaft eben- die ein oder andere Erkenntnis darüber modifiziert werden müssen. Die Varianz in der Symptomatik, deren Ausprägung, hängt stark von den Untervarianten ,die ich in Teil 1 bereits erwähnte, ab. Wir erinnern uns, PSSM2 ist ein Sammelbegriff myopathischer Erkrankungen, wobei auch Haltung, Umwelteinflüsse, Viruserkrankungen, Traumen, Unfälle, Stress, als Auslöser diskutiert werden. Wissenschaftlich fundierte Belege sind zur Zeit noch sehr unbefriedigend, aber, ein positives Testergebnis mit einem passenden Symptomkomplex lassen auf den Ausbruch der Erkrankung schliessen Zur möglichen Symptomatik ( Achtung , lang) Verhaltensmuster -im Laufe der Jahre gesteigerte Nervosität/Ängstlichkeit -explosives Verhalten unter dem Reiter, an der Lounge -Pferd zeigt Lustlosigkeit/Antriebsschwäche, jeder Schritt kostet etwas -Anwehrreaktionen, besonders im Galopp -wirkt in sich gekehrt,depressiv Bewegungsmuster folgen in Teil 3
Leben ist Bewegung und ohne Bewegung findet Leben nicht statt. ( Moshe Feldenkrais)
PSSM Teil 3 Bewegungsmuster -als stecke der Körper in einem Korsett - an manchen Tagen kostet jeder Schritt -Probleme im Galopp, angaloppieren, durchspringen, Bunnyhopp -Paraden werden durchlaufen - beim parieren einknicken in der Hinterhand aufgrund einer Abschwächung in der Quadrizepsmuskulatur - Bewegung nach vorne oben , Heraushebeln -wenig Untertritt -Trainingsintoleranz -Verzögerungsmomente in der Hinterhand -intermittierende Lahmheit -neurologische Symptome wie Shivering, gekreuzte Hinter- und Vorderbeine werden nicht oder verzögert korrigiert -seitliches Rausquellen der Zunge -ataktische Bewegungsmuster Muskelbilder /Haut -Dellen (Möglichkeit eines Trittes) - Faszienmuster auf der Haut - Schachbrettmuster -Linien am Halsheber -Berührungsempfindlichkeit , Fliegen/Insektenhysterie -Abschwächung in der Kruppenmuskulatur -deutliches Relief der Hamstrings -Empfindlichkeit der Sohle trotz guter Hufqualität -Hunters Bump - verspannte, deutlich verhärtet e Hals, Rücken-Kruppenmuskulatur -Myogylosen im Longissimus Hinzu kommen noch weitere Einzelfallsymptome,die den Rahmen sprengen Teil 4 folgt
Leben ist Bewegung und ohne Bewegung findet Leben nicht statt. ( Moshe Feldenkrais)
PSSM2 Teil 4 Wie in den vorherigen Teilen bereits erwähnt ,PSSM2 setzt sich aus verschiedenen Varianten zusammen P2, P3, P4, P8 , PX , K1 mit spezifischer Symptomatik, wobei PX und K1 noch eine weitere Sonderstellung einnehmen, auf die ich hier nicht weiter eingehe, was den Rahmen sprengen würde. In der Myopathologie liegt hier keine Speicherstörung vor, sondern eine genetisch bedingte myofibrilläre Dysfunktion. Myofibrillen und hier bewegen wir uns hier schon auf der Zellebene, sind kleinste funktionelle Einheiten der Muskelfasern, welche gebündelt in der Muskulatur liegen. In diesen kleinsten funktionellen Einheiten wird der Muskelstoffwechsel durch Aminosäuren ( Proteinbausteine) Aktin und Myosin, gesteuert. Hier reichen kleinste Störungen in den Muskelzellen, um zu einer Instabilität/Dysfunktion in der Muskulatur zu führen. Dies ist leider das, was bei PSSM2 passiert, ein Zelluntergang in der Muskulatur, was zur Abschwächung und Schmerzen führt. P2 ist nicht rezessiv ,also nur wenn beide Elternteile Gendefektsträger sind, hier kann bereits ein Gendefekt EINES Elterntieres ein Pferd symptomatisch werden lassen. Werden verschiedene Varianten vererbt, also zum Beispiel N/ P2 x N/PX oder als Doppelträger P2/P2, besteht ei n hohes Risiko zur Erkrankung. Möglichkeit zur Testung sind eine Muskelbiopsie am Semitendinosus und/oder die Bestimmung aus Haarwurzeln durch ein Labor, was man als Besitzer selbst in Auftrag geben kann. Hierzu benötigt man ca.30 Schweif- oder Mähnenhaar MIT Wurzeln, sendet diese an das Labor und erhält ca.2wochen später das Ergebnis. Dies stellt allerdings keine Diagnose da, es besagt lediglich, die genetische Prädisposition für eines oder mehrere Varianten, die mit der spezifischen Symptomatik als Befund imponieren. Eine medikamentöse Therapie existiert bislang nicht, aber ein spezielles und sehr aufwendiges Futter- und Trainingsmanagement kann zu Beschwerdefreiheit führen.
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PSSM 2
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02.06.2021 22:08
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Wobei gerade unsere 2 PSSM2 positiv getesteten Quarters ohne jegliche Fressbremse herumlaufen und sich auch gefühlt nur sehr sehr wenig bewegen müssen 
). Und ebenfalls bei ihm ganz wichtig die regelmäßige Bewegung.
