Zitat von jaara2008 im Beitrag #29

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Ein Grund, warum ich "die FN" kritisiere, ist der, dass sie sich an ihre eigenen, grundsätzlich guten Vorgaben und Ideen oft nicht hält. Beispiel: Die Skala der Ausbildung. Eine sehr feine Sache! Aber in wie vielen Ställen kommt eben doch immer wieder die Anlehnung an erster Stelle, und da gehört sie nicht hin. Landauf, landab laufen Pferde mehr oder weniger mit dem Kopf in Position gezogen, aber von Takt oder Losgelassenheit ist nichts zu sehen. Das finde ich ärgerlich. Anderes Beispiel: Das leidige Thema der Kopf-Hals-Position. Ich rede nicht von einem "Mal hinter die Senkrechte kommen" oder "Mal zu tief gekommen". Sondern von systematischem Missachten des ureigensten Gebotes "Das Genick ist der höchste Punkt, und die Nase ist stets leicht vor der Senkrechten". Es ärgert mich, wenn auf kleinen und größten Turnieren Reiter hoch bepunktet werden, deren Pferde niemals das Genick als höchsten Punkt haben und deren Nase allenfalls beim Rausreiten am langen Zügel vor die Senkrechte kommt

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Im Prinzip sind wir ja gedanklich alle beieinander, denn tatsächlich ist die "FN-Reiterei" ja deshalb in Verruf gekommen, weil die Versammlung so oft mit der Hand erzeugt wird, ohne dass die Hinterhand und der Rücken die Voraussetzung für die Versammlung erfüllen. Mich ärgert es auch nicht minder, dass die absolute Versammlung von den Richtern mit hohen Noten belohnt wird - genauso wie das Gestrampel im starken Trab, bei dem es dann vorne trommelt und hinten keine Soldaten kommen.

Dass so etwas an FN-Turnieren und von FN Richtern unterstützt wird, ist ein Dauerthema. Ich kann mich noch gut an eine Bundeschampionatsprüfung in Warendorf erinnern, bei der die Richter ausgebuht wurden, weil sie nach Neunen und Zehnen griffen, obwohl der Dreijährige übelst vorne mit der Hand hochgezogen wurde, der Rücken weggedrückt, die Hinterhand schleppend und die Vorderbeine in der Luft herumfuchtelnd bewegt wurden.

Darüber wurde lange auch in Fachzeitschriften geschrieben.

Aber in den Köpfen der Leute ist es halt drin, dass die FN-Reiterei aus vorne halten, hinten treten besteht und dass die Rollkur dazu gehört - wer aber die FN Richtlinien Reiten liest, wird feststellen, dass die Hyperflexion da kein Mittel zum Lösen eines Pferdes ist.

Und ja - der Weg über die FN-Skala der Ausbildung ist lang, mühsam und führt auch immer mal wieder zur Stagnation. Dann kann man einen Schritt zurückgehen, vielleicht noch mal an der Losgelassenheit oder der Geraderichtung arbeiten, damit die Anlehnung verbessert wird. Aber wie verlockend ist das, wenn man andererseits doch so wunderbare Alternativen aufgezeigt bekommt, die doch alles viel leichter machen?

Ich erinnere mich noch gut an einen Beitrag im "alten" Forum, in dem das Problem des Pferdes der Schritt war. Das Pferd schwankte wohl, fand den Takt nicht und bewegte sich im Schritt auf zwei Hufschlägen. Dazu kam dann der Rat einer BB-Schülerin, das Pferd mehr zu versammeln.

Mein Einwand, dass man ein Pferd, das nicht im Takt und geradegerichtet Schritt gehen kann, wohl auch kaum versammelt werden kann, wurde insofern weggewischt, als dass man mir erklärte, dass die Versammlung die Basis allen Reitens ist - und ich dachte, dass sie die höchste Stufe ist, die zu erreichen nur möglich sein kann, wenn Losgelassenheit, Takt, Anlehnung, Schwung und Geraderichtung erreicht sind (ja ich weiß, da wird darüber diskutiert, wo die Durchlässigkeit zu stehen hat).

Ich finde halt - aber ich bin auch seit über 40 Jahren der FN-Reiterei verbunden - dass sich die Skala der Ausbildung gut umsetzen lässt. Gleichzeitig fehlt mir bei alternativen Reitweisen die Logik. Wie eben beispielsweise bei der Lätschärätä, wo ich mich frage, wohin der Schub aus dem Hinterbein, der dann über den Rücken fließt und ihn zum Schwingen und Aufwölben bringt, dann über das Nackenband zum Maul weiter gegeben wird, dann hin geht, wenn er sich nicht am Gebiss abstossen und zurückfließen kann. Meine liebe Freundin erklärte mir, dass da eben immer neue Impulse aus der Hinterhand kommen und somit nichts aus dem Schwung zurückfließen oder hin- und herfließen muss.

Ich will das nicht kritisieren, aber ich kann es auch nicht nachvollziehen.

Insofern bleibe ich eben dann doch lieber bei meiner FN-Reiterei - und zwar bei der klassischen Variante, die ohne Rollkur und am Zügel ziehen auskommt.

Wobei ich neulich staunte, weil mir ein Westernreiter erklärte, dass das "Flexen" ja keinen Druck aufs Pferd ausübt, weil das Pferd ja gelernt hat, dass der Druck sofort aufhört, wenn es nachgibt und darum auch immer nachgibt. Deswegen sei dieses Ausbildungsmittel ja auch frei von Druck und Zwang. Aha. Kann mir dann bitte mal jemand erklären, wo dann der Unterschied zur Rollkur ist, wenn das Pferd dahin ausweicht, wo es keinen Druck fühlt? Und wo das frei von Druck und Zwang ist, wenn zuerst mal Druck nötig ist, dem das Pferd auszuweichen lernen soll?

Das ist eben so ein Punkt, an dem ich mich als FN-Reiter schlecht fühlen soll, weil ich mit meinem Gereit anscheinend mein Pferd quäle, obwohl ich weder Druck noch Zwang einsetze, während die Reitalternativen als pferdeschonend gelobt werden, weil sie sich so verkaufen. Setzt man aber die Theorie in die Praxis um, merkt man, dass man auch rasch an einen Punkt kommt, an dem die Theorie sich so leicht und unkompliziert nicht in die Praxis umsetzen lässt.

Ich verweise hier mal auf das Buch von Racinet, das da heißt "Feines Reiten in der Tradition der französischen Légereté". Habe es gelesen, ist schwere Kost, ich bin mir nicht sicher, ob ich immer alles richtig verstanden habe und ich maße mir auch nicht an, einen Vergleich zu P K ziehen zu können

Ich habe gerade ein Buch von Stefan Baumgartner gelesen und seine Einstellung zum Partner Pferd gefällt mir sehr gut! Ich bin gespannt, was Anchy von dem Lehrgang berichtet!
Bzgl. Alternativen zum FN-konformen Reiten war ich auch immer SEHR misstrauisch, weil man im Netz doch immer wieder furchtbare Bilder und Videos von schrecklich schlechter Reiterei zu sehen bekommt ABER ich muss inzwischen zugeben, dass diese dort zu sehenden Reiterinnen FN-konform auch kein besseres Bild abgeben würden. Sie können einfach nicht reiten und da ändert auch kein Guru etwas dran
Ich erfahre seit einem Jahr, dass der Blick über den Tellerrand sehr berreichernd sein kann, wenn man sich darauf einlässt. Mangels Verfügbarkeit und Bezahlbarkeit von Rindertraining bei einem Working Equitation Trainer fahre ich ja mit Whoopi zu einer (sehr guten!) Westerntrainerin zum Rindertraining. Ich nehme bei ihr nicht nur Unterricht am Rind sondern auch in den für die Rinderarbeit benötigten Basics wie Stops, Turns, Back usw. teilweise auch an der Cuttingmaschine. Am Anfang habe ich nicht geglaubt, dass Whoopi diese Manöver jemals lernen wird, da ich die Hilfengebung und die Heranführung an die Manöver KOMPLETT anders gestaltet hätte. Ich habe jedoch einfach getan, was mir gesagt wurde (so gut ich konnte ) denn sonst bräuchte ich keine Trainerin bezahlen und siehe da - das Ergebnis ist unglaublich! Der Weg dieser Trainerin ist ein anderer als bei allen Trainern, bei denen ich bisher geritten bin: mit ganz viel Geduld und Verständnis für das Pferd und mit möglichst geringem Druck wird dem Pferd seine Aufgabe verständlich gemacht und es bekommt immer wieder die Möglichkeit, seine Aufgabe zu erfüllen, ohne vom Reiter über das notwendige Maß hinaus dominiert zu werden. Natürlich wird trotzdem verlangt, dass das Pferd jegliche Hilfen annimmt, bei Whoopi ist z.B. der Schenkelgehorsam etwas, wo wir immer wieder dran arbeiten, aber es werden auch nur Hilfen gegeben, wenn es notwendig ist.
Ich habe ja ursprünglich gelernt, mein Pferd dauerhaft mit meinen Hilfen einzurahmen und zu 100% zu kontrollieren, das war und ist eine sehr schwere Umstellung für mich. Natürlich reite ich mein Pferd in der Dressurarbeit weiterhin eingerahmt, für den Zweck ist das ja auch der richtige Weg, aber am Rind oder an der Cuttingmaschine darf Whoopi selbstständig arbeiten und wird nur mit möglichst geringen Hilfen korrigiert - beim Training macht sie das inzwischen richtig gut, auf dem Turnier ist sie im Moment noch zu schissig am Rind aber das wird schon noch!
Für meine Dressurarbeit habe ich daraus aber ebenfalls ganz viel gewonnen, nämlich den Wunsch und den Willen mit viel weniger Druck zu reiten. Bei einem phlegmatischen Pferd wie Whoopi fällt mir das nicht leicht, aber ihre spritzigen Manöver beim Rindertraining haben mir klipp und klar gezeigt, dass man sie auch ohne bzw. gerade ohne unnötigen Druck flott bekommt. Natürlich sagt mir auch meine Dressurtrainerin immer, ich solle nur so viel Druck wie nötig ausüben, aber so eindrucksvoll gespürt, wie mein Pferd sich von alleine anstrengt, habe ich erst durch den Blick über den Tellerrand.

Ich finde es auch nicht falsch, über den Tellerrand zu schauen und gehe beispielsweise beim Longieren gar nicht mit den FN-Richtlinien Longieren konform, weil das Pferd dort prinzipiell ausgebunden longiert wird.

Insofern lasse ich mich gerne inspirieren.

Zitat von jaara2008 im Beitrag #29

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Dieses Thema wurde schon x-mal an- und durchdiskutiert. Ich weiß gar nicht, ob wir alle das noch mal möchten? Vielleicht kommen wir ja noch mal zu einem guten Austausch oder zu interessanten (neuen?) Erkenntnissen.

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Zitat von Picasa im Beitrag #33

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Ich verweise hier mal auf das Buch von Racinet, das da heißt "Feines Reiten in der Tradition der französischen Légereté". Habe es gelesen, ist schwere Kost, ich bin mir nicht sicher, ob ich immer alles richtig verstanden habe und ich maße mir auch nicht an, einen Vergleich zu P K ziehen zu können

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