Joya wurde heute morgen beschlagen. Es war jetzt das vierte Mal für sie.
Wie bei allem, war sie auch bei diesem Thema von Anfang an sehr brav. Zwar gab es mal ein Wegziehen hier oder etwas Rumgenöle da, und das Aufbrennen fand sie sogar tatsächlich ein bisschen gruselig - aber alles in allem hat es von Anfang an sehr gut geklappt. Es kristallisierte sich dann jedoch mit der Zeit heraus, dass sie das Hämmern, sei es beim Aufnieten der alten Nägel, sei es beim Befestigen der neuen Eisen, nicht besonders schätzt. Mit Geduld und Spucke und vor allem mit einem wirklich sehr rücksichtsvollen und einfallsreichen Schmied, der zur Not auch halb unter dem Pferd liegend die Nagelspitzen abknipst, war aber auch das einigermaßen zu schaffen.
Bis heute. Vorne ging's noch, aber hinten trat sie dann wirklich in Streik. Sie hat immer wieder weggezogen, so dass an Aufnageln nicht zu denken war.
Fand ich echt ganz schön doof!!! Wir haben es im Guten versucht und wir sind dann auch mal etwas strenger geworden. Das nützte aber auch nichts, sie wurde nur hektisch, und mir war klar, dass man selbst dieses grundgute und gelassene Pferd spielend leicht über die Uhr drehen könnte. Mal ne Grenze setzen, klar, das müssen sie abkönnen, und das kennt sie ja auch. Aber es gibt auch Situationen, da kommt man mit Strenge kein Stück weiter.
Zur Lösung der Sachlage haben wir ihr dann eine Ladung Domosedan verpasst, und nach einer halben Stunde (das Zeug muss ja erst wirken) war das Thema erledigt. Ich bin natürlich froh, dass sie nun erst mal neu beschlagen ist. Aber eigentlich bin ich nicht froh, weil es unter so doofen Umständen sein musste. So lernt sie es ja auch nicht, denke ich. Und ich möchte das ja jetzt auf keinen Fall ihr Leben lang so handhaben müssen.
Das mit dem Hämmern an ihren Hufen werde ich in den nächsten Wochen intensiv üben. Habt Ihr noch andere Tipps, wie ich sie da cooler kriegen kann, damit sie den Beschlag zulässt?
Ich brauche dringend was Aufbauendes! Vielen Dank!
Ich würde das mit dem Hämmern einfach immer einbauen, wenn möglich (beim Hufeauskratzen... reicht ja auch vielleicht mit dem Hufauskratzer) und die nächsten ein, zwei Male vielleicht doch sedieren, damit sie einfach diese Stresssituation nicht mehr hat. Vielleicht auch nur leicht sedieren, sodass sie nicht völlig weg ist, sondern einfach nur diese Stress-Höhepunkte nicht erreicht. oder jemanden mit Futter an den Kopf stellen, hilft auch häufig. Dann halt immer füttern, wenn beschlagen wird bis es irgendwann mal reicht, wenn du ihr nach jedem Huf einen Keks gibst oder so.
Aaalso - da möchte ich noch mal 'nen anderen Gedanken einwerfen: ich hatte mit meinem vorigen Herzensbuben auch so eine Situation. Pferd strunzbrav !!!!! Aber beim Aufnageln komplett am Nervenzusammenbruch... Allerdings auch bis zu 3 Tage nach dem Beschlag extrem fühlig. Ich habe ihm dann schon immer nach Beratung mit meinem TA 1 Tag vorher Epuipalazone gegeben - so ging's Und dann nach einem erneuten Schmiedwechsel - die Erleuchtung! Ich war baff - Suerte auch! Was war geschehen? Er sagte, bei einem so empfindlichen Pferd, wo die weiße Linie sehr dicht an der Wand liegt, nimmt er extra dünne Nägel. Die halten zwar nicht ganz so gut; deshalb falzt er die Nagelspitzen besonders sorgfältig um. Dafür hatte Suerte 0,0 Preobleme ! Und wir haben trotz vieler Geländeritte nie ein Eisen verloren.
Das besterzogenste Mädchen weltweit, das seinen Huf stundenlang ruhighält und steht wie eine 1 --- bis der Schmied mit dem Aufnageln anfing.
Dann flippte sie komplett aus und es war wirklich ausgesprochen stressig wann immer sie doch mal - als 90% ihres Lebens Barhufpferd - einen Beschlag brauchte. Weder mit gut zureden noch mit Beruhigungsmitteln oder gar mal einer deutliche Ansage war ihr da beizukommen.
Und ich hatte immer nur ausgesprochen gute, erfahrene Schmiede mit Geduld, Können und vielen Nerven. Auch das Hämmern am Huf als stundenlange Trockenübung zwischen den Beschlagterminen steckte die Puppe weg wie nix - die weiß nämlich ganz genau, ob jetzt da ein Nagel kommt oder nur so drauf geklopft wurde.
Bis ich letztes Jahr nach unserer ewigen Hufabszess-Geschichte einen kostbaren Huforthopäden zu ihr bestellte.
Und seither steht die Maus. Bombenfest. Hat den Kopf locker entspannt gesenkt, schleckt sich das Maul und hilft dem Schmied beim Aufhalten wo sie nur kann.
Er kann mir gar nicht glauben, das sie sich jemals anders benommen hatte.
Auch bei uns sind es ultradünne Nägel kombiniert mit einem NBS Beschlag (der scheinbar an ein wenig anderer Stelle genagelt wird als das normale Eisen?) und ein kompetentes Auftreten des Schmiedes, der ihr " ganz einfach" so viel Vertrauen in seine Nagelkünste gibt, dass aus der hysterischen Zicke schlagartig das bravste und beste Stütchen beim Beschlag ever wurde.
Auch mein Schmied meint daß es bei relativ engen, kleinen (Zwangs)Hufen oft nur um Bruchteile von Milimetern geht, die dem Pferd ein Wohlgefühl geben oder es aber zu einem Hysteriker werden läßt.
Er vergleicht es mit einer nicht ganz 100%ig sitzenden Zahneinlage: Wenn eine Plombe auch nur um wenige Zehntel Milimeter im Kiefer anders sitzt oder geformt ist, wie man es zuvor gewohnt war, dann führt sie zu einem deutlichen Unwohlgefühl - und man läßt das schleunigst vom Zahnarzt korrektieren, weil man sonst total kirre wird.
Ähnlich geht es da wohl dem Pferd - nur daß dann je nach Körperfülle 500kg+ auf die Stelle einwirken - oder sogar bis zu 2,5 Tonnen in der Bewegung! Und manche Pferde sind an der weißen Linie einfach empfindlicher oder flippen schon in Erwartung eines unangenehmen Schmerzes faktisch prophylakisch aus.
Er hatte allerdings auch schon großkalibrige Noriker mit Tellerhufen, die sich beim Beschlagen wie kapriziöse Mimosenprinzessinen gebärdet haben bis sie gemerkt haben, daß er auch schmerzfrei beschlagen kann. So gesehen ist dieses Verhalten relativ weit verbreitet egal bei welcher Hufform ... scheinbar
Joya hat eine wunderbar dicke Hufwand und insgesamt keine Hufe, die auf eine besondere Empfindlichkeit hinweisen würden. Trotzdem ist ihr das Hämmern anscheinend höchst unangenehm. Sie mag es einfach nicht. Ich habe es vorhin beim Reinbringen und Hufeauskratzen direkt noch mal gemacht, und es gab auch erst wieder etwas Zirkus. Mit der richtigen Mischung aus Anmeckern/Ermahnen und dann bei erstbester Gelegenheit überschäumendem Lob wurde es dann von Huf zu Huf besser. Ich habe noch Hoffnung! Allerdings muss ich zum Üben schon einen richtigen Hammer nehmen: Das bisschen Hufkratzergeklopfe hatte ich schon vorher immer gemacht, aber das stört sie überhaupt nicht.
Insgesamt ist sie halt manchmal eine ziemliche Mimose: Sie hatte mal eine Verletzung am Bein, da war sie noch recht klein, jedenfalls war da also diese Verletzung, es war nicht nichts, aber es war jetzt auch kein Riesendrama. Sie lag jedoch im Offenstall und war furchtbar arm und wollte auch nicht aufstehen. Und als sie dann irgendwann doch stand, stöhnte sie in einer Tour und war immer noch furchtbar arm. Ich will damit sagen: Das Beschlagen wäre rein von ihren körperlichen Voraussetzungen her eigentlich nicht das Drama. Aber SIE findet es halt schlimm, weil sie da etwas Unangenehmes aushalten muss, was den meisten anderen Pferden vielleicht gar nicht unangenehm auffällt.
Ach so, ja, Petra, die Bedingungen bei uns sind so, dass die Pferde hier nicht dauerhaft ohne Hufschutz laufen können. Selbst auf den Paddocks kommt Joya barhuf nicht zurecht. Das hatten wir ja die ersten drei Jahre hier, und das war manchmal echt nur zum Weggucken. Spätestens seit ich sie jetzt reite und vor allem ja auch ausreite, braucht sie einen Hufschutz, denn wir haben hier zum allergrößten Teil geschotterte Wege. Mir selber sind Eisen lieber als Hufschuhe, ich bin da ehrlich. Aber da ist ja bekanntlich jeder Jeck anders, wie der Rheinländer sagt. :-)
Ich würde Dir sehr gerne einen Rat geben, aber ich habe mit Whoopi beim Schmied ja auch Probleme und weiß da leider keine Lösung. Auch sie war als junges Pferd zunächst völlig unkompliziert und brav beim Beschlagen. Dann fingen die Probleme damit an, dass sie die Hufe nicht mehr auf den Bock stellen wollte, dann kam irgendwann dazu, dass sie sich beim Nageln schrecklich aufregte und ständig den Huf wegzog und irgendwann war sie sobald der Schmied auftauchte ein einziges Nervenbündel. Ich habe aus anderen Gründen dann irgendwann den Schmied gewechselt, seitdem ist es wieder besser geworden, aber Hufe auf den Bock stellen geht bis heute nicht. Üben zwischen den Beschlagterminen hilft bei Whoopi gar nicht. Beim Üben wird es besser, sobald der Schmied da ist, ist es als hätten wir nie geübt
Naja Whoopi, ist doch klar: wenn Muddi Dir beim Nägelschneiden ein paar mal "zu tief" geschnitten hat *ups*, dann kannste das x-mal trocken üben. Wenn Muddi mit der Nagelschere kommt, kriegste Schweißausbrüche! Ganz bestimmt!
Zitat von suerte im Beitrag #9Naja Whoopi, ist doch klar: wenn Muddi Dir beim Nägelschneiden ein paar mal "zu tief" geschnitten hat *ups*, dann kannste das x-mal trocken üben. Wenn Muddi mit der Nagelschere kommt, kriegste Schweißausbrüche! Ganz bestimmt!
Meine Muddi hat mir mal die Haare geschnitten - hätte die danach eine Schere in die Hand genommen, um sich damit meiner Frisur zu nähern, dann wäre ich auch gelaufen, so schnell ich konnte ;-) Mein Pony war nämlich so kurz, dass ihn nicht mal der Friseur noch retten konnte und ich danach einen Mecki trug!
Aber ich möchte Susannes Idee trotzdem noch mal aufgreifen: Wenn Du Deinem Pferd mal probehalber vor dem Schmiedtermin ein Schmerzmittel gibst, könntest Du zumindest überprüfen, ob es wirklich nur Anstellerei ist, oder ob es doch eine Empfindlichkeit im Huf bei ihr gibt, die ihre Abwehrreaktion fördert. Steht sie braver, wenn sie Equi bekam, würde ich schon von einer besonderen Empfindlichkeit ausgehen. Regt sie sich trotzdem auf, dann ist es eher Anstellerei, die man durch Training verhindern kann.
Ich hatte nämlich mal ein Jungpferd, das sich auch mit Sedalin nicht beschlagen ließ, weil er es nicht wollte. Schon beim ersten Mal gab es ein Drama und es dauerte viele Trainingseinheiten, bis man ihn problemlos beschlagen konnte.
Man darf nicht vergessen, dass auch eine Sedierungspaste das Schmerzempfinden herabsetzt - mein Trakehner Wallach war auch ein Mimöschen, der zwar keine auffällige Hufform hatte, aber der das Nageln nicht mochte. Mit Sedierungspaste ging es, aber das war ja auch keine Dauerlösung. Vor allem auch darum nicht, dass es auch mal vorgekommen war, dass er am Turnier ein Eisen verlor und wir hätten das Eisen ohne Sedalin nicht aufnageln können. Damit war die Prüfung so oder so gelaufen.
Ich habe dann mit meinem Schmied gesprochen und mich für Klebeeisen entschieden. Einziger Nachteil: Die Glasurschicht des Hufes wird abgeraspelt, damit der Kleber hält und man darf kein Huffett benutzen, weil der das den Kleber löst. Aber sie haben locker gleich lang gehalten wie die genagelten Eisen.
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
Heute war mal wieder Beschlagstermin! Und was soll ich sagen! Es hat super geklappt!!! Ich freu mich so!!!
Ich hatte in den letzten Wochen sehr regelmäßig Hämmern geübt, und es hat sehr lange gedauert, bis sie wirklich nicht mehr reagiert hat. Kein Wegziehen oder Hochziehen mehr, kein Zucken, nix, keine Reaktion - wie gesagt, das aber erst nach mehreren Wochen.
Heute habe ich ihr dann noch mal 1,5mg Domosedan gegeben (letztes Mal waren es 2,5mg, und da war sie wirklich "abgeschossen"). Es war genau die richtige Mischung aus "Ist mir doch alles egal" und doch noch genügend Rest-Wachheit, dass es heute nicht nur super geklappt hat, sondern auch noch einen großen Lerneffekt hatte. Hach, wie schön!!!
Ich denke, nächstes Mal gebe ich ihr nur noch 1mg, und vielleicht ist das Thema dann auch bald schon Geschichte...
Ich dumdideldei eine Runde mit Dir mit und freue mich, dass das Beschlagen nun wieder besser klappt und das Problem sich als lösbar darstellt.
Manchmal fragt man sich ja, bei welchen Gelegenheiten sich unsere Pferde solche Sachen ausdenken. Auf der Weide beim Grasen? Beim Reiten? Nachts in der Box? Oder fällt ihnen beim Heumümmeln ein, dass es mal wieder Zeit ist, dem Menschenfreund eine neue Denkaufgabe zu geben?
Wie auch immer ... es ist sehr schön zu lesen, dass der Schmiedtermin für Euch beide nicht mehr zu unangenehmen Gefühlen führt.
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
Ich kenne das Problem auch von Mulle. Sie mag die Bearbeitung der Vorderhufe nicht und zog andauernd weg. Seit ihr im Einstellerstall der Schmied mal - er hatte wohl nen schlechten Tag - eine geklatscht hat, was sie reineweg irre, sobald der HO auf den Hof rollte. Dabei wird ja bei ihr nur geschnitten und "Nägel gefeilt". Einmal (schon in Jettingen im Offenstall) war es so schlimm, dass sie sich beim steigen in der Anbindestange verhedderte und lang auf die Seite krachte - dann war es ganz rum. Nur noch mit Domosedan war es möglich. Aber mit ganz viel Geduld, nicht mehr anbinden, sondern am Strick halten und - nicht lachen - bürsten, während der HO arbeitet, hab ich sie soweit bekommen, dass man sie den "Drogen" entwöhnen konnte. Das setzt allerdings voraus, dass ein Pferd das bürsten so sehr liebt, wie Mullemaus. Heute ist sie meist sehr brav, zieht pro Huf höchstens 2 mal weg an schlechten Tagen, die aber immer seltener werden, und ganz vorsichtig, um niemanden zu verletzen. GsD hat unser HO viel Humor und mag sie sehr.
Liebe Grüße, Ginny
Nein, meine Pferde sind nicht schwierig - sie sind sensibel, verhaltensoriginell und emotionsflexibel - und das ist gut so !!
Heute haben wir dann das erste Mal komplett "ohne alles" beschlagen, und es hat sehr gut geklappt. Einzig das Aufbrennen vorne führt noch mal zu leichter Beunruhigung, aber ansonsten alles prima! Klar, ist sie manchmal unkonzentriert und macht das nicht zu hundert Prozent brav (wie Peri) - da wird mal weggezogen oder da werden die restliche Beine umsortiert, während eigentlich das eine Bein gebraucht wird. Aber das ist ja alles verzeihlich bei einem jungen Pferd.
Bin sehr glücklich! :-)
Beim nächsten Mal wagen wir uns eventuell an diese Schnee-Grip-Dinger. Das ist ja immer noch eine etwas längere Fummelei, bis dann alles sitzt.
Und das Ziel für die Zukunft ist natürlich, dass ich dann irgendwann nicht mehr danebenstehen muss - Peri kann das schließlich auch alleine!
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30.04.2016 13:03 (zuletzt bearbeitet: 30.04.2016 13:05)
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Und wir haben trotz vieler Geländeritte nie ein Eisen verloren.
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