Ich habe ja auch so ein altes Schätzchen zu Hause, mein Trakehner Pony ist jetzt 26 Jahre alt und gesundheitlich nicht auf der Höhe. Und wisst Ihr was, ich schaue manchmal Joya an und versuche mir vorzustellen, wie sie ist, wenn sie irgendwann in Ehren ergraut sein wird. Das ist eine sehr seltsame Vorstellung!

Hm, tja, wie geht es Peri? Das ist eine Frage, die ich kaum beantworten kann. Die Hufrehe besteht nun seit Juli letzten Jahres, und ich rechne nicht mehr damit, dass sie wieder gesund wird. Die Sohle ist nicht mehr nur sehr flach, sondern nach außen gewölbt. Die weiße Linie ist mittlerweile, vor allem im Zehenbereich, zwei Zentimeter breit. Ohne ihren Schuh kann sie gar nicht laufen, mit Schuh hinkt sie. Je nach Situation reicht es aber doch noch zu einem Galopp und auch zu lustigen Bocksprüngen. Fressen tut sie nach wie vor gut und gerne. Auch aufs Rausgehen freut sie sich. Insgesamt fordert sie all ihre Gewohnheiten im Tagesablauf ein und nimmt Anteil an allem. In der Rangordnung ist sie mittlerweile von Platz 2 auf 4 (letzter Platz) gerutscht: Im Herbst ist ein neues Pferd dazugekommen, ein Wallach, der nicht unfreundlich ist und die Stuten auch nicht (allzusehr) drangsaliert, der aber auf eine merkwürdig gelassene Art das Zepter in die Hand genommen hat, bei der selbst unsere sehr starke und souveräne Leitstute (die auch Peris Freundin ist) nicht mehr wusste, was sie dazu sagen sollte. Mehr oder weniger zeitgleich ist Joya bewusst geworden, wie stark sie eigentlich inzwischen ist. Dadurch hat auch sie Peri nach kurzer Zeit des Hin und Her klargemacht, dass sie die Bestimmerin ist. So steht Peri nun im Gegensatz zu früher, wo sie wie eine Briefmarke auf dem Umschlag neben der Leitstute klebte, oft für sich alleine. Das finde ich natürlich herzzerreißend, und ich muss mir oft einreden, dass das zu vermenschlichend gedacht ist.

Ob sie wirklich noch glücklich ist und ihr Leben genießt, vermag ich nicht zu sagen. Sicherlich ist es nicht schön, wenn man immer Schmerzen hat. Andererseits haben alte Menschen ja oft auch mit allerlei Widrigkeiten zu kämpfen und freuen sich dennoch, am Leben zu sein. Schwer zu sagen. Es gibt immer wieder Tage, an denen ich denke, es geht nicht mehr, es hat keinen Sinn mehr, ICH kann es nicht mehr aushalten. Dann wiederum schäme ich mich dafür und denke, die Tapferste von allen ist immer noch mein altes Mädchen, und ich dürfte nicht jammern. Ob ich es richtig mache, sie am Leben zu halten? Oder ob ich es richtig machen würde, wenn ich dieses Leben beende? Ich weiß es nicht und fühle mich seit einiger Zeit mit dieser Situation sehr belastet. Die Freude, dass sie immer noch da ist und die ich lange Zeit verspürt hatte, verflüchtigt sich momentan ein wenig. Vielleicht ist es auch nur der Winter-Blues, und ich sehe eher wieder einen Sinn in dem allen, wenn die Wiesenzeit erst mal wieder anfängt. Wenn sie so lange durchhält, wäre das sehr schön.

Kurze Frage, lange Antwort, ich hoffe, das ist ok!

Ich weiß, dass das mit dem "einen Punkt setzen" kein schlechter Gedanke ist, aber ich komme da zu keinem Ergebnis. Klar, bei einer Kolik oder etwas ähnlich Schwerem würde ich nicht mehr behandeln, da bin ich ehrlich. Aber mit diesem Schwammigen kann ich schlecht umgehen. Ich hatte immer gehofft, dass ich in solch eine Situation nie hineingerate. Wenn es eindeutig ist, fällt es mir "leichter", eine Entscheidung zu treffen. Nun ist das mit dem "eindeutig" natürlich auch eine Frage der Wahrnehmung und der Bewertung - jemand Außenstehendes hält die jetzige Situation möglicherweise auch für eindeutig schlecht. Aber ich kriege da irgendwie die Kurve nicht.

Ich zähle aktuell keins meiner Pferde zu den Oldies. Der älteste ist 17 und im besten Mannesalter.
Aber ich habe dieses Abwägen mit meinem Hengst durch. In Deutschland hatte ich schon häufig die Bedenken, dass er nicht mehr lange lebt. Immer haben wir mit dem Gewicht gekämpft, schubbern und dann noch Lungenprobleme. Der Umzug nach Schweden hat ihm die letzten beiden Leiden aber vergessen gemacht und er hatte noch über 2 Jahre hier.
Das Gewicht blieb aber sein Problem. Ich konnte gar nicht so viel füttern wie offenbar die Krebszellen von innen gefressen haben. Bis September 2013 bin ich ihn aber noch mehr oder weniger vol geritten. Dann kam der Ausritt, bei dem ich einfach merkte, dass er nicht mehr will. Ich habe ihn quasi von jetzt auf gleich in Reitrente geschickt und bin nur noch spazieren gegangen.
Im Folgesommer wurde es dann noch schlimmer und er sah einfach schrecklich aus. Ich habe mich mit dem hiesigen Tierarzt beraten, noch mal Blutprobe gemacht und die Ergebnisse auch noch mal mit dem deutschen Tierarzt, der ihn jahrelang betreut hat abgestimmt. Ergebnis: schau nicht hin und gib ihm den Sommer so lange er will.
Es war klar, dass er den nächsten Winter nicht mehr überlebt. Zum Herbstbeginn kam dann ein weiteres Leiden hinzu und wir haben ihn gehen lassen. Fast 24 Jahre, zwischendurch hatte ich nicht gedacht, dass er 20 wird. Ich habe nichts bereut und hoffe, für alles den richtigen Zeitpunkt gefunden zu haben.