Hallo, mich würde mal interessieren, wie ihr zu den sogenannten "Pferdeflüsterern" steht bzw. wie Eure Erfahrungen sind. Dabei ist es egal, ob es um die bekannten Namen geht oder um die "selbsternannten" Pferdeflüsterer, die allerorten zu finden sind. Nur eins fände ich wichtig und fair: Keine Namen!
Ich selber bin in meiner Meinung zu dem Thema eher zwie-gespalten: Einerseits finde ich es gut, dass es Menschen gibt, die versuchen, eine feine Kommunikation zwischen Mensch und Pferd zu vermitteln. Allerdings bin ich mir nicht immer sicher, ob die "Erkenntnisse" dieser Trainer ein solides und reelles Fundament haben.
Andererseits habe ich selber schon Sachen erlebt, bei denen sich mir die Haare im Nacken aufgestellt haben. Beispiel 1: Von einer Schülerin wurde verlangt, ihr Pferd immer vor ihr in die Halle gehen zu lassen. Also Strick lang, Pferd geht vor und Mensch folgt dem Pferd! So solle das Pferd mehr Selbstvertrauen aufbauen. Das Ergebnis: Pferd stürmt in Halle, Mensch hängt an Strick und knallt vor die Wand neben der Tür, da es dann doch etwas eng wurde. Super! Nebenbei: Meine Pferde warten an der Hallentür hinter mir, bis ich trotz "Tür ist frei" sicher bin, das kein Pferd gerade auf dem Hufschlag an der Tür vorbei kommt. Beispiel 2: Backstage bei einer großen Pferdemesse mit Vorführungen. Ein(e) bekannte(r) Pferdeflüsterer/~in sucht sich aus einer Anzahl Pferde die aus, die hinterher für die Vorführung "benutzt" werden sollen - heißt: die Pferde, die dann hinterher wahrscheinlich kooperieren und funktionieren! Ist das noch Vorführung einer Methode oder ist das Marketing?
Jetzt bin ich auf Eure Erfahrungen/Meinungen gespannt....
Ach ja: Seht den Begriff "Pferdeflüsterer" jetzt nicht so eng. "Kommunikationstrainer" wäre auch möglich, würde aber vielleicht in die falsche Richtung führen. Bei PF weiß eigentlich jeder, was gemeint ist.
"Die meisten Menschen laufen ihr Leben lang dem Glück hinterher - Ich setze mich auf mein´s einfach drauf!"
Ich hatte das unheimliche Glück, vor über 25 Jahren einen der ersten Trainer zu haben, der seine fundierte Ausbildung aus den USA mit nach Hause brachte und hier diese Trainingstechniken angewendet und weitergegeben hat. Dieser Mensch hatte sowohl eine besondere Begabung in der Kommunikation mit Pferd und Mensch und war noch dazu ein grandioser Lehrer, der nicht nur selbst Techniken anwenden, sondern auch nachhaltig und sinnvoll weitergeben konnte.
Im Laufe der Jahre schossen dann an jedem Eck mehr oder weniger selbsternannte Pferdeflüsterer aus dem Boden - oft nur mit den Erkentnissen eines gerade absolvierten Wochenendkurses bei oben genanntem Trainer.... und mit der einzigen Option den noch unwissenderen Schülern das Geld aus der Tasche zu leiern.
Meine Grundeinstellung dazu ist, daß man immer den Trainer hat, den man sich aussucht und der genau zu jenem Level paßt, auf dem der jeweilige Schüler eben gerade ist. Ist der Schüler gut genug und mündig genug, die Ausbildungstechniken zu hinterfragen, wird er wohl bald die Fähigkeiten eines schwachen Trainers anzweifeln und sich einen besseren suchen. Wenn nicht, kann man nur hoffen, daß die armen Pferde und Reiter nicht zu sehr zu Schaden kommen
Insgesamt denke ich aber, daß diese Kommunikationstrainer im Laufe der letzten 20 Jahre doch sehr viel positives im Umgang und Handling mit den Pferden gebracht haben - auch wenn die Pferde vor über 30 - 40 Jahren ja auch einfach mittels gesundem Menschenverstand brav erzogen waren und "funktioniert" haben. Nur stirbt dieser gesunde Menschenverstand wohl durch zu viel Dteailverliebtheit und systematischer "Volksverblödung" immer mehr aus.
Positiv und negativ behaftete Ausbilder gibt es letztlich in jeder Sparte und ich bin ein ziemlicher Gegner von Verallgemeinerungen. Meine Einstellung ist, daß man sich letztlich aus jeder Sparte, Ausbildungstechnik und Trainingsvariante was herauspicken kann, das man für sich und sein Pferd anwenden kann. Man muß nur den Mut und den Überblick haben, daß man aus seiner Nudelsuppenschüssel auftaucht und sich traut über den Tellerrand zu schauen. Und die schwierige Fähigkeit sich selber reel einzuschätzen und zu trauen, selbstständig für sich und sein Pferd Entscheidungen zu treffen.
Da pflichte ich Küwi bei. Ich wundere mich desöfteren, bei welchen Dingen sogenannte Profis zur Hilfe geholt werden, anstatt mal den Verstand einzuschalten und selber zu überlegen.
Das öffnet natürlich die Türen für alle möglichen selbsternannte Gurus. Damit kann man ja gutes Geld verdienen.
So richtige oder selbsternannte Pferdeflüsterer habe ich persönlich noch nicht kennengelernt, wahrscheinlich wird es dazu auch nie kommen, höchstens diverse Trainer/innen, die teilweise aber sehr gut mit Pferden kommunizieren konnten. Diese sind nicht berühmt, aber können den Pferden und ihren Menschen in Problemsituationen sehr gut weiterhelfen. Ich denke sie kombinieren gesunden Menschenverstand, reiterliches Können und ein gutes Einfühlungsvermögen für Mensch und Tier und sind daher so gut!
Vielleicht sind sie ja auch Pferdeflüsterer und ihnen fehlt nur noch das entsprechende Marketing!
Zitat von küwi im Beitrag #2Ich hatte das unheimliche Glück, vor über 25 Jahren einen der ersten Trainer zu haben, der seine fundierte Ausbildung aus den USA mit nach Hause brachte und hier diese Trainingstechniken angewendet und weitergegeben hat. Dieser Mensch hatte sowohl eine besondere Begabung in der Kommunikation mit Pferd und Mensch und war noch dazu ein grandioser Lehrer, der nicht nur selbst Techniken anwenden, sondern auch nachhaltig und sinnvoll weitergeben konnte.
Küwi, ich glaube ihn auch zu kennen. Er war auch mein Trainer.
Leute als "Pferdeflüsterer", "Gurus" oder ernst zu nehmende Trainer zu bezeichnen, ist die eine Seite, letztere zeichnen sich durch ihre Qualität aus. Pferdige Grüße Horst
So gänzlich ohne Namenshinweise finde ich das hier schnell etwas "blutleer" Das muß nicht in Hetzkampagnen abdriften, bei der Vox Prümaaaaaashow haben wir ja auch alle keine Hemmungen
Naja, nun driften solche Threads ja leider durch die relative Anonymität des Internets ja oft in eine Richtung ab, die schon an Rufschädigung grenzt...
Ich denke, in der Richtung "positiv" sind Namen nicht so tragisch - aber oft gibt es leider auch jemanden, der mit jemandem negative Erfahrungen gemacht hat. Und dann "ham wir den Salat"....
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Ich erinnere mich gerade wieder an stundenlange Trainingssessions an vielen kalten Sonntag Vormittagen, wo wir oft von 8- 15 Uhr die einzig verfügbare Reithalle in der Gegend belegten. Wir fuhren unsere Pferde am Anhänger am Traktor mit Schneeketten runter, dann kamen auch jene Züchter, wo ich jetzt mein Jungpferd kaufte, mit ihren Stuten in über ca 1h Fahrzeit in die Halle. Inzwischen fuhren wir die ersten Pferde wieder heim und holten eine 2. oder 3. Partie nach
Anfangs von den Einstellern des Reitstalles dort milde belächelt ( da wurde ja schließlich richtig Dressur und Springen geritten ) füllte sich der Zuschauerraum mit jedem Sonntag mehr und letztlich wurden die Trainings immer bekannter und dauerten den ganzen Tag, weil auch die Derssur- und Springreiter mitmachten. Überzeugt hat sie die Entwicklung der teilnehmenden Pferde, vor allem meiner schwarzen Stute, durch das Training mit Reini. Ich stehe immer noch mit vielen der damaligen "Schüler" in Verbindung und in den Gesprächen fallen oft Sätze wie "so einen Trainer wie den damals gibt es heute nicht mehr..."
Als Negativbeispiel kann ich aber auch jenen jungen Mann anführen, der einmal beim Demotag von Hr. M. Roberts war, dann heimkam und meinte er müsse jetzt mit seinem RB Haflinger ein Join up machen... und der das arme Tier ca 3h im Kreis galoppieren ließ, bis der PB endlich einschritt und das schweissnasse Pferd erlöste.
Aber wie schon erwähnt - sowas gibt es leider immer und überall. Deshalb dann ein ganzes Trainingssystem zu verdammen, nur weil es zu oft mißbraucht und von Laien völlig falsch verstanden angewendet wurde, ist dann doch etwas zu leicht ( aber nur zu menschlich )
Ich finde das Problem dabei, dass heute jeder denkt, wenn er ein Pferd halbwegs "hingebogen" ausgebildet oder sonstwas hat, dann kann man auch Trainer werden. Jawoll! Ich finde das erschreckend. Ich habe mein Pony auch showreif ausgebildet, alle ZL, Feuer, schussfest, etc. Und wurde auch immer wieder gefragt: kannst du mir das beibringen? Gegen Bezahlung? Nein, kann ich nicht. Oder eher: will ich nicht. Ich habe meine Ponies ausgebildet, habe auch viel Erfahrung mit Jung- und Problempferden sammeln dürfen, aber NEIN ich bin und will kein Trainer sein. Ich "kann" sowas nämlich nur, wenn ich eine Beziehung zum Pferd aufbauen kann und Vertrauen schaffe. Für diese "Schnellaktionen" fehlt mir der Werkzeugkoffer. Und das finde ich gegenüber dem Tier nicht fair. Aber leider sehen das nicht alle so.....
Und mehrere Auftritte bei der Equitana, Hund und Pferd, CHIO Aachen und CSI Hachenburg etc. über mehrere Jahre hinweg, haben mich immer mehr von den üblichen Gurus weggebracht. Es gibt mittlerweile genau 3 Personen, denen ich mein Pony anvertrauen würde, die ich seit Jahren persönlich kenne und die mit der Pferdeausbildung ihr Geld verdienen. Und gefühlt 100 Gurus, bei denen ich das aufgrund erlebter Vorkommnisse niemals machen würde. Was Nachts in den Abreitezelten, auf den Parkplätzen und hinter den Bühnen passiert, ist manchmal mehr als ernüchternd. Leider
Zitat von Durable im Beitrag #10 Was Nachts in den Abreitezelten, auf den Parkplätzen und hinter den Bühnen passiert, ist manchmal mehr als ernüchternd. Leider
Das unterschreibe ich zu 100%. Und würde dann noch hinzufügen: Was hinter geschlossenen Reithallentüren passiert, ebenso. Und manchmal sind die Türen noch nicht einmal geschlossen, Leute schauen (mehr oder weniger beiläufig) zu - und keiner sagt etwas. Nur hinterher, in den (un-) sozialen Netzwerken - da bekommt dann so mancher den Mund auf (möglichst in geschlossenen Gruppen)...
Deshalb (das nur als Anmerkung) hatte ich am Anfang den Punkt mit der Namensnennung eingebracht. Zwar habe ich hier den Eindruck eines sehr freundlichen und ausgeglichenen Umgangstons - Aber gebranntes Kind scheut Feuer!
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Ich glaube ja, man kann immer etwas lernen. Und wenn man sich diese so genannten "Gurus" anschaut und auch hinterfragt - dann womöglich auch etwas von Ihnen. Es geht ja m.E. nicht darum, alles sofort 1:1 am eigenen Pferd auf Gedeih und Verderb auszuprobieren. Und wer stundenlang sein Pony im Kreis scheucht in der Hoffnung, es funktioniert ein Join up, der hat nicht ganz verstanden, worum es geht oder? Ich habe mir seinerzeit auch Teile von Herrn Roberts abgeschaut, ich habe durch Herrn Hempfling (nagut, der ist später dann extrem abgedreht, hatte aber eben auch hilfreiches für mich in seinem Buch) endlich damals kapiert, wie ich mein Trampeltierstoffel Willow (ach, ach) dazu brachte, frei im Zirkel ordentlich zu laufen und perfekt durch den Zirkel zu wechseln, indem ich endlich die richtigen Zeichen gab und vor allem die richtigen Wege lief (jaha, da kam ich nicht von alleine drauf). Und so geht es durch diverse Literatur. Ich nahm mir hier ein bisschen, da ein bisschen - was ich gerade brauchte und vor allem auch, was ich umsetzen konnte, ohne mich oder das Pferd zu schädigen. Ich bin aber nie komplett einem "Guru" verfallen - und ich glaube da liegt das Problem. Dieses blind folgen und nie hinterfragen und nie auch mal auf seinen Bauch hören. Das gilt für alles, was man lernt, denke ich. (Und für Politik und Nachrichten auch *kicher*) Reiten gelernt habe ich seinerseits in einer der rar gesähten Reitvereine der DDR, mit strengen Regeln und ziemlich starren Lektionen. Umso ausgehungerter war ich später nach neuen Impulsen.
Btw: Willow ist trotz allem immer ein liebenswerter Trampeltierstoffel geblieben, solange ich ihn hatte. Und vermutlich hab ich ihn genau deshalb immer geliebt
“There is a rumour going around that I have found God. I think this is unlikely because I have enough difficulty finding my keys, and there is empirical evidence that they exist.” ― Terry Pratchett
Habe auch einiges mit meinen Pferden eingeübt. Der Lusi legte sich hin, ist mit mir und ohne mich gestiegen. Hat sich das Pad, wenn ich den Sattel holte runter gezogen und fast alles was vor ihm lag aufgehoben, sowie mir den Hut vom Kopf gezogen. Der Araber wieder folgt mir wie ein Hündchen, brauche ihn fast nie anbinden macht Referenz, legt sich aber nicht hin. Ich übe das alles, so lange es ihnen Spass macht. Dabei noch ziemlich umständlich, da ich mal bei "Profis" zugesehen habe, wie es viel einfacher gehen würde. Und es dauert bei mir viel länger. Dafür aber ganz ohne Gewalt. Bin ich jetzt ein "Pferdeflüsterer"? :0))
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Pferdeflüsterer - selbsternannt oder auch bekannt
04.02.2017 12:11 (zuletzt bearbeitet: 04.02.2017 12:18)
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