Ohne die Geschichte zu kennen, kann ich sagen, dass ich es nicht einmal bis zum 1. Überschlagen hätte kommen lassen. Ich kenne mein Pferd und merke, wenn ihm etwas nicht behagt oder er mit etwas arge Probleme hat. Das "da muss er jetzt einmal durch..." höre ich mir an, bevor ich dann abbreche. Genau das habe ich unlängst mit einem sehr namhaften Trainer der Working Equitation gemacht, und es war gut so, auch wenn ich bei dem Herren jetzt als Zicke gelte. Das Wohlbefinden meines Pferdes steht an allererster Stelle in einem Lehrgang und nichts ist so wichtig, als dass es mit übersteigertem Druck gelehrt werden muss!

Das Thema Tierarzt hatte ich auch schon, aber oft bricht man nicht ab/merkt nicht dass etwas falsch läuft, bis es zu spät ist. Wäre meine erste Tierärztin nicht so inkompetent (zumindest in dieser Situation) gewesen hätte Gitano mit ziemlicher Sicherheit nicht Kolikoperiert werden müssen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich aber keine Erfahrung mit Koliken und wusste nicht wie man richtig behandelt.
Auch was den Sattler angeht habe ich schon zu blind vertraut.

Hallo,

ich glaube, die meisten haben ein ganz gutes Gefühl, wann wirklich was grundlegend falsch läuft. Von daher dürfte der Tod des Pferdes beim Erlernen des Kompliments eher ein seltener Fall sein. Oder eine ungünstige Konstellation von unsicherem Besitzer/Reiter und sehr dominantem Trainer.
Meist kennt man sein Pferd und auch die Signale, wann etwas zu viel ist. Oder man hat seine eigenen Grundsätze, die es nicht so weit kommen lassen: Janosch mußte mit seiner Hufrollenthematik nie über mehr als eine Gangart runterbremsen, also immer von Trab über Schritt ins Halt oder vom Galopp über Trab in Schritt. Das habe ich den jeweiligen Trainern immer gesagt und dann gab es für mich keine Diskussion. Wenn da ein "der kann/soll das aber" kam, war die Antwort "muß er aber nicht" und gut.

Die ganzen Grauzonen zu beurteilen halte ich für viel schwieriger: oft holt man sich ja einen Profi, weil man selbst unsicher ist. Egal ob Hufe oder Sattel. Da ist es dann nur menschlich, die Verantwortung abzugeben, weil der andere ja vermutlich die Situation besser beurteilen kann.
Hand auf's Herz, jeder von uns hat mal zu lange gewartet und die falsche Entscheidung mitgetragen. Ich auch

Mittlerweile hinterfrage ich, wenn ich mir in einer Situation unsicher bin. Z.B. im Kapitel "Tiere suchen ein Zuhause bei Arien Aguilar", hier ging es um eine PNH-Trainerin, deren Methoden und Ansichten ich komisch fand. Und wenn es ganz derb wird, schreite ich ein, siehe mein Eintrag Nr. 24 in "Sanftes Verletzen bald erlaubt". Das macht mich aber noch lange nicht zum perfekten Hinseher - es wird immer wieder Situationen geben, bei denen ich es einfach nicht besser weiß und eben nicht reagiere.

Meine 5 Cent ;-)

LG
Ameli

Vor vielen Jahren ritt ich einige Zeit bei einer damals recht bekannten Trainerin. Anfangs war es ein toller Unterricht, später stimmten die pferdefreundlichen Aussagen und Ziele einfach nicht mehr mit ihrem Verhalten überein. Also feines reiten sollte gelehrt werden, öfter wurden die Pferde sehr hart angepackt, besonders wenn sie dann selber eines der Pferde ritt. Ich liess es in einem Kurs dann nicht zu, dass sie meinen Hafi so anpackte, sie wurde sehr wütend und machte sich den Rest des Kurses vor allen Teilnehmern über mich lustig. Das war zwar nicht so toll, aber ich hatte mich vor mein Pferd gestellt und fühlte mich gut. Den Kurs konnte ich nicht abbrechen weil er weit weg war und ich Mitfahrer bei einer Stallfreundin war.
Ich habe ab und zu bei ihr Pferdebesitzer weinend in der Mitte des Platzes stehen sehen, weil die Trainerin ihre Pferde beim reiten verhaute und kein Besitzer sagte, jetzt ist aber genug! Es waren Menschen, die im Leben "was leisten", führende Positionen hatten oder sonst mit festen Beinen am Boden stehen, aber es mitansahen, dass ihre Pferde verdroschen wurden. Das wunderte mich doch, denn gefallen hat das den Besitzern ja nicht, aber sie sagten nichts. Das ist manchmal schon eine entsetzliche "Gurugläubigkeit" und der gesunde Menschenverstand setzt da einfach aus. Vielleicht auch aus Unsicherheit, weil sie meinen das gehöre so

Da Börgi mich oben erwähnt hat, würde ich gerne mal als ein Ausbilder etwas dazu sagen. Das Thema kocht ja, ganz besonders dank Facebook mega hoch, ich war persönlich nicht dabei, aber irgendwie kann es nicht sein, dass man so weit geht für ein, entschuldigt bitte "scheiß" Kompliment. Wer schonmal bei mir war, weiss dass ich immer den Spruch loslasse, nicht jedes Pferd muss alles können und auch kein Pferd braucht Zirkuslektionen, es ist aber schön, wenn es Freude daran hat.

Die Beinlonge "kann" ein Hilfsmittel sein, muss sie aber nicht. Ich arbeite, noch sehr selten mit der Beinlonge, weil ich selber viele unschöne Bilder gesehen habe und auch erlebt habe. Man kann, selbst als Profi die Reaktion auf dieses Hilfsmitteln nicht immer einschätzen. Es gibt Pferde die durch diese korrekte "Anlehnung" Ruhe finden und Sicherheit, aber es gibt Pferde die ganz unvermittelt panisch darauf reagieren, deshalb versuche ich es zu vermeiden damit zu arbeiten. Ich habe einmal in den vor ich glaube ca. 10 Jahren ein Pferd gehabt was sich überschlagen hat, aus unerfindlichen Gründen, beim ersten Versuch, ich kann Euch sagen, das war ein mehr als erschreckendes Erlebnis, dem Pferd ist nichts passiert, Gsd, an dem Tag hat sich meine Einstellung zum Thema BL radikal verändert. Das Pferd hat nie wieder eine BL gesehen und wir haben sofort aufgehört!
Die Beinlonge, um deren Sinn und Zweck zu erläutern, ist, um ehrlich zu sein, eine Hilfe für den Trainer! Sie entlastet den Rücken des Trainers, es ist deutlich weniger anstrengend und schon die Knochen des Ausbilders, wenn man sich nicht bücken muss, nicht halten, ziehen, stützen muss, ich spreche aus eigener Erfahrung mit zwei Bandscheibenvorfällen. Das ist schon echt ein Kraftakt, wenn man Zirkuskurse macht!

Es ist halt schwierig, ich würde mich sofort von einem Trainer abwenden, der mir sagen würde, Dein Pferd MUSS mit diesem Hilfsmittel gearbeitet werden. Es gibt viele Ausbilder, die mit sehr viel Zeit und Geduld mit der BL arbeiten, da "fällt" aber auch kein Pferd beim ersten Kurs um, sondern es wird über Monate erarbeitet. Die BL wird nicht als Hebel sondern als Stütze benutzt.

Ich persönlich habe vor ca. 15 Jahren das erste Mal mit Beinlonge gearbeitet, die Reaktion meines Pferdes darauf waren alles andere als schön. Der Trainer sagte mir damals, da muss sie durch, die beruhigt sich schon. Mein Pferd stand mehr auf zwei als auf vier Beinen, ich dachte, wenn der Profi das sagt, dann muss dass ja so sein und habe weiter gemacht. Danach habe ich viele weitere Lehrgänge besucht und auch als Co-Trainerin assistiert um den Umgang mit der BL zu erlernen. Ich habe immer zwischendrin versucht es über die Futter-Hand-Methode zu machen und hatte damit auch wesentlich bessere Erfolge und auch die Besitzer konnten dies bedienen und damit umgehen, was mit der Beinlonge oft nicht der Fall war. Heute würde ich mit meinen eigenen Pferden nicht mehr mit BL arbeiten, weil ich Zeit und Geduld (vielleicht ist es auch das Alter!) habe und mir manche Dinge einfach nicht mehr soooo wichtig sind. Übrigens trainiert dieser Trainer, der mir damals sagte, man MUSS mit Beinlonge arbeiten, mittlerweile soweit ich weiss, auch komplett ohne Beinlonge.

Bei Reitlehrgängen die ich mit meinen Pferden besucht habe, habe ich schon sehr oft die Reißleine gezogen, wenn ich merkte, dass es für mein Pferd zuviel wird, da habe ich öfter mal die Einheit früher beendet oder die letzte Einheit nur noch im Schritt gearbeitet, ich finde da kann man sehr gut einschätzen, was das Pferd kann und man kennt halt auch die gesundheitlichen Probleme besser als der Trainer.

Diesem Trainer ist ein Fehler unterlaufen, von dem oben gesprochen wird, aber ich war persönlich nicht dabei, es ist tragisch, aber ich möchte mir kein Urteil erlauben, weil irgendwie und irgendwas muss ihn dazu bewogen haben, weiter zu machen. Deshalb finde ich sollte niemand verurteilen, der nicht persönlich dabei war.

Den Fall mit dem Blutabnehmen kenne ich gut, irgendwann war ich auch mal im KH und die KS meinte auch 5 mal versuchen zu müssen, ich habe dann allerdings Veto eingelegt, weil rumstochern auf der Sehne wenig erfreulich ist.

Ich habe allerdings so spät gemockert weil ich weiß das es bei mir mit dem Blutabnehmen nicht so einfach ist, aber auch mir reicht es dann irgendwann.

Beim Hausarzt hatte ich immer meine bestimmte Bluttante und nur die durfte, habe vorher immer nachgefragt ob sie da ist

Aber ich denke jeder kennt das, das er in der ein oder anderen Situtation im Nachhinein denkt "hättest du mal früher".

Und @Luna ja mit dem Alter wird man "weiser" und mutiger und nimmt nicht mehr alles so einfach hin wie in den "Lehrjahren"

Vermutlich bin ich bei Schmieden und Tierärzten berüchtigt, weil ich recht schnell einschreite, wenn mir nicht gefällt, wie jemand mit meinem Tier umgeht.

Ich gelte durchaus auch als zickig und meine Pferde mussten sich auch schon als "Weiberböcke" bezeichnen lassen, weil ich anmerkte, dass die keine groben Umgangsformen kennen.
Ich verhätschele meine Pferde nicht, aber ich kann auch nicht akzeptieren, dass ein Schmied-Macho, der sich für einen ganz tollen Hecht hält, sein Ego an meinem Pferd aufpoliert, indem er mir zeigt, wie man dem "Bock" mal "Manieren" beibringt.

Ich habe auch interveniert, als ein Schmied einem zweijährigen Hengst einen Nasenbremse so festzog, dass die Zunge des Pferdes sich blau verfärbt (und da wollte er mir noch weismachen, dass das nicht schlimm ist).

Eine Tierärztin, die meinem Pferd eine Nasen-Schlundsonde einführen wollte, stocherte so lange in seinen Nüstern rum, bis er Nasenbluten hatte. Da habe ich sie auch höflich gebeten, das doch bitte jetzt zu lassen und statt dessen einen Kollegen anzurufen, der etwas mehr Erfahrung hat.

Ein junger Tierarzt warf mein Fohlen auf den Rücken, weil er ihm die Infusionsnadel nicht in die Vene einführen konnte - da habe ich ihm erklärt, dass die Infusion so dringend nicht sein kann, als dass er meinem Fohlen dafür das Kreuz bricht (Marzipan lahmte danach, weil er sie auf einen Stein gedrückt hatte).

Und auch wenn ich gelernt habe, dass man während des Reitunterrichts nicht diskutiert, sondern Probleme hinterher klärt, gab es Trainer, bei denen ich den Unterricht abbrach, weil mein Pferd zunehmens gestresster wurde und gar nichts mehr ging. Als der gute Mann dann noch meinte: "Jetzt hau doch dem Drecksack mal eine auf den Zahn, der verarscht Dich doch!", habe ich durchpariert, bin abgestiegen und habe mein Pferd in den Stall gebracht. Nein, ich habe nicht diskutiert, sondern die Konsequenzen gezogen, denn "auf den Zahn hauen" steht in meinen Richtlinien zur Ausbildung von Pferden nicht drin.

In jedem dieser Fälle bin ich der Kunde gewesen, der die Dienstleistung bezahlen muss. Für mein Geld also eine Leistung zu verlangen, die im Sinn meines Pferdes und in meinem Sinn ist und meinem Tier keinen Schaden zufügt, halte ich für mein gutes Recht.

Sicher gibt es Situationen, in denen ich meinen ehemaligen Reitschülern mal sagen musste, dass wenn sie nicht wissen, was sie wollen, das Pferd es erst recht nicht wissen kann, aber mit Gewalt und Druck erreicht man definitiv nur Gegendruck.

Ich bin auch bei Petra, denn ich habe auch schon mit der Beinlonge gearbeitet und das kann eine große Unterstützung für das Pferd sein. Man muss aber dabei eben auch das Pferd lesen und wissen, wann man einen Schritt zurück gehen muss. Das erfordert mehr Größe, als das Ziel um jeden Preis erreichen zu wollen.

Ich finde, dass viele Leute sich sehr schnell "ungerecht behandelt fühlen" und in ihrem Recht "eingeschränkt" und für jeden Pups wird nach Anwalt und Klage und Gelderstattung geschrien, aber eigene Verantwortung zu übernehmen, einzuschreiten und sich selber zu informieren, daaaaaaas wird gerne übersehen. Mir geht das total auf den Senkel. Natürlich bin ich selber weder Sattler, noch Reitlehrer, noch Tierarzt, aber verdammich, ich habe die Verantwortung für meine Tiere und somit auch die Pflicht, mir Wissen anzueignen, mich zu informieren und abzuwägen und auch mal ein VETO einzulegen. Aber das Rückgrat in den Menschen, das wird immer weniger und zwar in allen Bereichen. Ich versuche im Beruf, Menschen in Arbeit zu bringen. Erwachsene Menschen. Die wissen teils überhaupt nicht, was ihnen liegt oder welche beruflichen Wünsche sie haben oder auch welchen Beruf sie ausüben sollen. ICH soll ihnen das sagen! Ja wie denn? ICH bin doch nicht in ihren Köpfen!

Ich gebe Dir durchaus Recht, aber es ist auch nicht leicht, Verantwortung zu übernehmen, wenn man sie an den Tierarzt, den Schmied, den Trainer oder Berater gewissermaßen abgibt, weil der erfahrener sein sollte und ich ihm darum vertrauen können müsste.

In meinem Beruf berate ich auch jeden Tag und versuche den Tierbesitzern zu helfen, aber ich weise immer wieder darauf hin, dass ich ihnen die Verantwortung für das Tier nicht abnehmen kann und der letzte Entscheid, ob eine Richtung eingeschlagen werden soll oder nicht, bei ihnen liegen muss.

Trotzdem bekam ich Anfang diesen Jahres einen Anruf von einer Kundein, die mir vorwarf, dass ich schuld sei, weil ihr Pony nun wieder mitten in einem Reheschub steckt.

Fakt war aber, dass die Dame mich zwei Wochen zuvor fragte, ob ihr Pony, das gerade einen Reheschub überstanden hatte, je wieder auf die Weide darf. Ich sagte ihr daraufhin, dass das vermutlich wieder möglich sein wird, aber natürlich auch nur mit deutlichen Einschränkungen. Die Frage stellte sie mir Mitte Januar und ich wies sie darauf hin, dass sie ihr Pony vermutlich frühestens im August ganz vorsichtig auf einer überständigen Wiese anweiden sollte, wo eigentlich nur Heu am Stiel steht und wo sie ihn mal 5 Minuten an der Hand grasen lassen könnte. Dass er rund um die Uhr im Gras stehen kann, würde vermutlich eher nicht mehr möglich sein, aber ob und wie lange er auf die Weide könnte, müsste man dann auch davon abhängig machen, wie es ihm geht und wie er das Gras verträgt. Ganz sicher dürte das Pony aber nicht im Winter auf die Wiese, wenn noch Frost im Gras sitzt und sinnvoll wäre es, ihn auch nicht auf die Weide zu stellen, wenn der Fruktangehalt sehr hoch wäre.

Man kann sich also vorstellen, dass ich sehr erstaunt war zu hören, dass sie ihr Pony Anfang Februar mal eben drei Tage lang für jeweils 5 Stunden!!! zu den anderen Pferden auf die Weide stellte, Klar hätte es Nachts gefroren, aber sei sei ja morgens immer so schön sonnig gewesen und ich hätte ja gesagt, dass er wieder auf die Weide darf.

Was soll man da sagen? Sie wollte von mir hören, dass ihr Pony wieder auf die Weide darf und blendete darum alles, was ich an Einschränkungen aufzählte einfach aus, um mir dann die Schuld am neuen Reheschub ihres Ponys geben zu können.

Das ist dann eben die andere Seite und genau das Problem, wenn jemand seine Verantwortung abschiebt, damit jemand anderer die Schuld trägt, wenn es schief geht.

Darum gebe ich die Verantwortung nur bedingt an Tierärzte, Schmiede oder Trainer ab und hinterfrage auch mal ihr Handeln, respektive bespreche vor der Behandlung oder Ausbildung, welcher Weg sinnvoll ist oder welchen Weg ich nicht zu gehen bereit bin. Genau darum schicke ich aber eben auch bei meinen Kunden voraus, dass ich die Verantwortung für ihre Tiere nicht übernehmen kann und dass ich auch nicht garantieren kann, dass mein Vorschlag für den Heilweg der erfolgreiche sein wird, aber dass ich jeden ihrer Entscheide uneingeschränkt respektiere und akzeptiere, auch wenn er von meiner Idee abweicht. Ich weise trotzdem auf "Risiken und Nebenwirkungen" hin, wenn sie einen anderen Weg beschreiten wollen, aber ich mache auch keine Versprechungen, wenn sie meinen Vorschlag annehmen und verweise darauf, dass die Verantwortung für ihr Tier immer bei ihnen bleibt.

... und ich bin in meinen Formulierungen noch vorsichtiger geworden. Das ist schwer, weil man ja auch Mut machen und keine Hoffnungen zerstören will, aber ich möchte auch nicht an einer Aussage festgenagelt werden, die jemand aus dem kontext reißt und nach seinen Wünschen zurechtbiegt.