Diese "3 Jahre" beim Pferd haben sich wohl in den letzten 150 Jahren als Nutzungsalter beim Pferd eingeschlichen und werden wohl daher in der Zuchtmaschinerie als erstes Prüfungsalter angenommen.

In ganz ganz früher Vorzeit wurden Jungpferde ab dem Zeitpunkt zur Arbeit herangezogen, ab dem sie ins Geschirr der (meistens) Mutter paßten. ABER im Gegensatz zu heute wäre es damals keinem eingefallen, ein Jungpferd mit unmässiger Arbeit zu belasten, wie stundenlangem gymnastizieren auf meistens altersmässig zu kleinen Kreisbögen, Springen über hohe Hindernisse oder rasante Manöver, die auf Sehnen und Gelenke gehen.
Die alten Pferdemenschen wußten, daß man es mit Jungpferden langsam anzugehen hatte und es ist in jedem historischen Ausbildungsbuch auch so nachzulesen.

Auch die deutsche Armee setzte die Remonten ab 3 jährig bis ca 5 jährig nur zu leichter Arbeit ein und führte die Pferde langsam an die volle Leistungskraft heran.
So steht doch in der HDRV12 daß die Remontenreiter nach maximal 10 Minuten ( oder mindestens dann, wenn die Pferdeköpfe hoch kommen, weil die Kraft ausging ) abzusteigen und ihre jungen Pferde mindestens 10 Minuten an der Hand zu führen haben, bevor sie für die zweite 10minütige Reitarbeit wieder aufsteigen dürften.


Die heutige Pferdezucht Maschinerie hingegen will mit den Zuchtprodukten einfach nur Geld verdienen.
Ein Jungpferd auf der Weide kostet (ohne extra TA Ausgaben) mindestens 3500 Euros bis es 3 Jahre alt ist.
Die wenigsten Pferdekäufer schlagen schon bei einem Fohlen zu, das preismässig meistens in Verhältnis zum (finanziellen) Aufwand für den Züchter ja ohnehin auch kein großer Geldgewinn ist.

Also muss das Pferd aufgezogen und (leider zu oft ) angeritten werden, um es für den Käufer attraktiv zu machen.
Und da ist dann dieses "3jährig" wieder so ein ominöser frühestmöglicher Zeitpunkt, der sich hier eingebürgert hat.

Dazu kommt dann daß die Züchter frühestmöglich eine Bewertung der Zuchtleistung von Vater- und Muttertier erwünschen - um eben einen z.B. Hengst optimalst vermarkten zu können.
Als 3jähriger HLP Teilnehmer oder sogar -Sieger lassen sich die Decksprünge eben schon viel früher verkaufen, als wenn der Hengst bis 5jährig glücklich auf der Wiese steht.
Dann dauert es ohnehin noch mal 1,5 Jahre, bis der erste Fohlenjahrgang prämiert ist und wenn der Hengst dann 8jährig reif genug für "richtige" Eigenleistung im großen Sport wäre, ist seine Blutlinie vielleicht schon wieder nicht mehr modern genug oder ein anderer Vererber hat inzwischen die Züchterherzen begeistert.
Und wenn es ein Hengst ausbildungs- oder gesundheitstechnisch nicht schafft, im Sport von sich Reden zu machen, geht er meistens sehr sang- und klanglos unter bevor er 10 Jahre alt ist.
Hengste die bis ins hohe Alter populär sind und durchs (finanziell sehr aufwändige) Deckgeschäft ihre Euros verdienen werden gefühlt immer weniger.



Von den Preisgeldern bei den amerikanischen 2- und 3 jährigen Bewerben will ich gar nicht erst anfangen, weil der post sonst länger wird wie einer von Sabine

Ich muß gestehen, letztens interessierte sich jemand aus meinem Bekannten Kreis auch für eine 6jährige Stute mit dem Ausbildungsstand "kennt Sattel und Reiter".
Und mein erster Verdacht auf die Angabe "wurde antrainiert, dann hat die Besitzerin keine Zeit gehabt und seither stand das Pferd auf der Weide" war bei dem Pferd ebenfalls, daß es womöglich krankheitstechnisch ( also psychisch und/oder physisch ) beim Anreiten zu gravierenden Problemen kam und es darum erst jetzt als "faktisch roh und ungeritten" ums sehr kleine Geld vermittelt werden sollte.

Allerdings war das eine Quarterstute und da ist durchaus Vorsicht geboten

edit:
ich weiß nicht, ob die wirklich was hatte, weil sie war dann schnell verkauft um 2000 Euro für ein angeblich gesundes QH Stütchen mit Papieren in Sonderfarbe....

Mal anders gefragt: nennt mir einen Bereich, in dem es ums Geld oder auch einfach nur um Angeberei geht, in dem nicht ständig zufrüh angefangen wird. Gilt für Tiere und Menschen.

Erschreckend finde ich hier in Schweden, wie früh und selbstverständlich angefangen wird, die Pferde einzufahren. Die Traber-Dramen nehme ich jetzt bewusst aus. Ich sehe auch so häufig genug Bilder von Jährlingen im ersten Kurschgeschirr, die den ersten Reifen hinter sich herziehen.