Um mein Anliegen zu schildern, muss ich sehr ausholen:

Ihr erinnert Euch an die Situation mit Luke, dem Wallach, der andere Pferde übel jagte und attackierte, und der letztlich einzeln gestellt werden musste und mittlerweile woanders lebt.

Jetzt in der Winterzeit hatten wir das gleiche Problem mit einem anderen Pferd, das ebenfalls einzeln gestellt wurde, und nun auch MIT MEINEM EIGENEN PFERD!!! Ja, die liebe, sanfte, zurückhaltende Joya, die eigentlich immer eher etwas abseits steht und sich aus allem raushält (zumindest solange es nicht um Futter geht...) und die eher ein Einzelgänger ist, hat nun in der vergangenen Woche ebenfalls angefangen, eines der anderen Pferde ständig vor sich her zu treiben und hin und her zu schicken usw. Sie hat einfach keine Ruhe gegeben! Das andere Pferd ist wohl ausgewichen, aber Joya hat das Spielchen trotzdem immer weiter getrieben. Sicherlich bei weitem nicht so krass, wie Luke und das andere Pferd das gemacht haben, aber im Grunde schon mit der gleichen Taktik. Die Besitzerin des anderen Pferdes ist extremst empfindlich und hat sofort darauf bestanden, dass die Pferde getrennt werden.

Im Ergebnis steht Joya alleine, und das wird sich trotz verschiedener Gespräche und Vorschläge, die ich gemacht habe, in diesem Winter auch nicht mehr ändern. Das ist für mich als "Lösung" nicht akzeptabel. Wenn ich die Ursache für ihr Verhalten nicht ergründen kann, bleibt nur, sie woanders hinzustellen. Das wird nicht einfach sein. Ich kann mich also drehen und wenden, wie ich will - die Lage ist gerade richtig besch***n!

Warum macht sie das nur???

Ich schildere Euch noch die Haltungsbedingungen und die anderen Pferde, damit Ihr Euch ein besseres Bild von der Situation machen könnt:

Jetzt im Winter haben wir ein Paddock, das ringsum verschiedene Unterstellmöglichkeiten angeordnet ist und das an verschiedenen Stellen unterteilt werden kann. Anfangs hatten wir alle sieben Pferde zusammen auf dieser Fläche. Es ergab sich dann sofort das Problem, dass die Stuten - Ende Oktober! - reihenweise noch mal rossig wurden und einer der Wallache da ständig draufhing. Also wurden die Stuten und die Wallach getrennt = zwei kleinere Fläche mit einmal drei und einmal vier Pferden.

Kurz darauf fing eine der Stuten an, die anderen zu jagen und immer wieder auch zu treten. Das war teilweise sehr massiv, weshalb man nach ein paar Tagen des Abwartens, ob die Situation sich doch wieder beruhigt, diese Stute ebenfalls separierte. Es wurde mittels Hindersständern und Litze ein Eckchen im Stutenpaddock abgetrennt. Das ging eine Zeitlang - nach meinen Beobachtungen - gut. Die überbesorgte Besitzerin (s.o.) berichtete ab und zu von Schwierigkeiten, die ich aber gedanklich abhakte, weil sie Joya sowieso nie leiden mochte und schon immer schlecht über sie gesprochen hat, und weil sie eben mit ihrem eigenen Pferd immer sehr empfindlich ist.

Ich selber weiß, dass Joya, wenn mittags Heu verteilt wird, schon immer sehr hinter dem Futter her ist und sich ihren Anteil sichern möchte. Auch kann sie schon mal giftig werden, wenn sie bei mir steht und andere Pferde sich dazugesellen wollen. Aber im Großen und Ganzen ist sie immer sozial und fair gewesen und hat nie grundlos und vor allem nie ohne Vorwarnung und auch nie über ein normales Maß hinaus irgendeinem anderen Pferd irgendetwas "gesagt".

Das Pferd, das nun von ihr "gejagt" wurde (ich selber habe das nicht gesehen und kann es mir kaum vorstellen, aber es muss schon stimmen, weil das auch jemand anderes erzählt hat), ist wiederum eher von der dreisten Fraktion. Wenn es also weggeschickt wird, geht es nicht unbedingt wirklich weg, oder wenn, dann auch nur so weit, wie es unbedingt sein muss, und dann kommt es auch sofort wieder an. Es akzeptiert Ansagen also nur mäßig. Ich könnte mir vorstellen, dass das die anderen Pferde auch nervt bzw. dass sie ihre Autorität nicht respektiert sehen. Hinzu kommt natürlich das Problem mit den kleinen Flächen. Will ein Pferd "seinen Raum" verteidigen, so kann ein anderes Pferd, das diese Ansage vielleicht sogar akzeptiert, kaum wirklich richtig weggehen, weil die Paddocks natürlich eine gewisse Begrenzung aufweisen. Sie sind nicht winzig, bieten aber eben auch nicht den Platz, den die Pferde im Sommer auf den Weiden zur Verfügung haben.

Vielleicht noch etwas zur Gruppenhierarchie:

Die Stute, die herausgenommen wurde, hatte das Sagen. Sie ist nicht wirklich Leitstute, wäre damit im Prinzip auch total überfordert, aber da niemand anderes wirklich über ihr steht, hat sie halt alle Macht der Welt. Und hat diese dann auch weidlich ausgekostet. Aber eben nicht souverän wie eine Leitstute, die ja immer im Sinne ihrer Gruppe handeln würde, sondern einfach nach Lust und schlechter Laune. Die ehemalige Leitstute wurde vor zwei Jahren verkauft und steht nun woanders. Wenn ich es recht bedenke, begannen genau damit die Schwierigkeiten in der gesamten Herde (also auch mit Luke damals; mit Joya noch nicht! Das Problem ist jetzt ganz akut). Wir bräuchten wahrscheinlich eine souveräne Leitstute, und das Problem würde sich erledigen. Haben wir nur leider nicht.

Joya steht in dieser Kleingruppe an zweiter Stelle. Wie sie tickt (normalerweise und eben jetzt), habe ich ja schon geschildert. Im Grunde vielleicht das gleiche Thema: Es steht niemand mehr über ihr und jetzt hat sie nen Höhenflug?!

Dann kommt die junge Stute meiner ehemalig besten Freundin. Joya und sie sind, bis sie zweieinhalb (RF) bzw. dreieinhalb Jahre(Joya) alt waren, zusammen aufgewachsen. Diese Stute ist sehr stark und hätte sicherlich das Zeug zu einer Leitstute. Vielleicht ist sie nur noch zu jung. Ernsthafte Ambitionen hat sie jedenfalls noch nicht gezeigt. Bisher weicht sie nach wie vor vor Joya - vielleicht hat sie das aus Kindertagen noch so abgespeichert?

Danach noch die letzte im Bunde: Die ziemlich selbstbewusste und dreiste Ponystute von N., der überbesorgten Helikopter-Mama. Ich habe sie ebenfalls bereits beschrieben. Seit sie da ist, wurde Joya nicht mehr mit der anderen Stute zusammengestellt. Ihre ehemalige Freundin oder Gefährtin steht seitdem mit diesem Pferd zusammen. Die beiden wurden immer zusammen gehalten, haben Boxen nebeneinander, werden zusammen raus- und reingebracht usw. Sie hängen tatsächlich auch sehr aneinander. Joya ist seitdem irgendwie "über". Man hatte allerdings nie den Eindruck, dass ihr das sooo viel ausmacht, weil sie eben oft auch für sich ist. Und das Ganze läuft ja nun auch schon seit drei Jahren so, ist also keine neue Situation.

Ich könnte ewig weiterschreiben, weil mir all das so im Kopf herumschwirrt. Weil ich verstehen möchte, was da los ist. Und weil ich am allerliebsten eine Lösung finden würde.

Habt Ihr Ideen? Was kann ich tun?

Wenn Ihr noch weitere Fragen habt: Immer her damit! Ich stelle das jetzt erst mal so ein.

Andrea, Deine Antwort kam, während ich meinen langen Beitrag verfasste.

Ja, ich finde es auch extrem auffällig, dass nun das dritte Pferd "aus dem Ruder läuft". Früher gab es keinerlei Schwierigkeiten dieser Art, und während meines Schreibens glaube ich die Ursache gefunden zu haben: Es fehlt eine Leitstute! Nur woher nehmen und nicht stehlen?

Danke für Deinen Beitrag!

Magst Du mir noch die Veränderungen, die Du damals an Bronco bemerkt hattest, schildern? Das fände ich sehr interessant. Natürlich nur, wenn Du es schaffen kannst.

Zitat von Assja im Beitrag #7

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Britta, mir kam ein ähnlicher Gedanke, wie Andrea.
Ich denke auch, dass etwas von außen einwirkt. Genug Rauhfutter steht dauerhaft zu Verfügung? Nachdem die Jungs von den Mädels getrennt wurden, denke ich es ist nicht immer das gleiche Pferd, das gejagt wird, oder?
Habe ich das richtig verstanden, dass Joya schon nach ein, zwei Zwischenfälle aus der Gruppe genommen wurde?

VG
Anja

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Zitat von Gambassi im Beitrag #8

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Also unsere sind momentan auch relativ übellaunig, vor allem Richard sieht man sehr oft mit angelegten Ohren und gerümpften Nüstern den anderen gegenüber. Wir sind noch ein wenig auf Ursachensuche.

Unsere stärkste Vermutung ist 'Stallkoller' - zwar stehen sie im Offenstall, sie hocken aber die meiste Zeit drinnen, weil sie keine Lust haben, bei dem Matsch auf den Trail zu gehen. Gestern habe ich sie dann doch mal zwangsweise auf den Trail geschickt und dort haben sie sich mal richtig ausgebockt. So richtig 'wütend', mit furzen und steigen. Danach hatte ich eine Weile den Eindruck, dass sie deutlich ausgeglichener waren.

Trotzdem bin ich auch körperlichen Ursachen auf der Spur - bei Richard habe ich ja allen voran immer die die Leber im Blick, schlechte Leberwerte führen zu Aggressionen. Allerdings waren die letzten Blutbilder völlig in Ordnung. Auch denke ich an eventuelle Magenschleimhautreizungen - zwar wird er getreidefrei gefüttert und kriegt 24/7 Heu, aber er ist eben stressanfällig. Auch die können Pferde sehr nölig machen.

Von einigen habe ich auch schon gehört, dass die Pferde nöckelig werden, wenn sie frieren. Den Eindruck habe ich bei Richard zwar nicht, aber eine Überlegung ist es beim uneingedeckten Pferd wert, gerade bei dem vielen Regen in letzter Zeit.

Richard bekommt erstmal auch wieder Mönchspeffer in der Hoffnung, dass das ggf. die Stresshorme etwas reguliert.

Du siehst, wir haben auch noch keine konkrete Lösung, aber du stehst damit nicht allein da und es gibt eine Menge Richtungen, in die man denken kann... Auffällig ist bei euch tatsächlich, dass immer mehr Pferde das gleiche Verhalten zeigen. Das Fehlen einer Leitstute kann sicher ein Faktor sein. Richard übernimmt ja auch eher gezwungenermaßen die Leitrolle, mit der er eigentlich überfordert ist. das sorgt schon für Stress.

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Ja, dieser Zusammenhang ist schon klar. Joya gehörte dennoch nie zu den aktiven "Täter-Pferden" in dieser Situation.

Ich fürchte, ein Stallwechsel ist unausweichlich. Oder sie bleibt alleine.