Andalusierforum - Das virtuelle Treffen für Liebhaber der Pferde iberischer Rassen
»
Unser Stübchen
»
Smalltalk
»
mein Pferd hatte eine schwere Kindheit....
.... kennt ihr diese Beiträge, bei denen man einfach nur mit dem Kopf schütteln muss? Gerade las ich von einem Pferd mit einer Verdickung auf der Nase. Die MUSS einfach von den bösen bösen Spaniern in der Kindheit kommen. Woraufhin ganz viele dies bekräftigten und mit Fotos (von vermeintlichen Serreta-Narben zwischen den Nüstern ) demonstrierten, dass auch ihr Pferd eine schwere Kindheit hatte.
Warum wird eigentlich immer davon ausgegangen, dass nur die bösen bösen Spanier Schuld an Eigenarten, Narben und vermeintlichen Traumatas sind?
Irgendwie sehe ich häufig ganz viel hausgemachten Mist und um des lieben Friedens Willen denke ich mir meistens meinen Teil.
Ich fürchte - und Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel - dass es mehr hausgemachten Mist gibt als "importierten". Gerade, weil im Freizeitpferdsektor sich jeder für einen Fachmann (sorry, eine Fachfrau) hält und alles von ganz alleine toll kann. Und dann zu "nett" zu wenig diszipliniert, zu unkontrolliert, zu sprunghaft, zu unachtsam (ganz beliebt und besonders böse wie ich finde) und zu eingefahren sind.
Bei uns am Stall (ich sage noch uns....) ... ich war die Tage oben, weil ich eine Freundin dort abholen wollte und war furchtbar erschrocken über den Zustand eines Pferdes, das ich da sah. Der arme Kerl ist bis auf die Knochen abgemagert und steht sehr traurig auf dem Paddock. Ich habe meine Freundin gefragt, was sie weiß - aber es weiß kaum jemand etwas, weil die Besitzer eher die eigenbrödlerischen Typen sind. Ich erinnere mich, dass das Pferd Bandwürmer hatte als ich mit Bronco da war und behandelt wurde. Tags drauf (da war so heiß kam die Nachricht, dass das Pferd auf der Wiese umgekippt ist, mit mehreren Leuten hochgetrieben wurde und nun an einer Infusion hängt, der TA sagte wohl "morgen springt er wieder über die Wiese". Das Pferd wird gesattelt und gelegentlich als Kinderreitpony genutzt. Meiner Meinung nach völliges Versagen de TA - der Besitzer UND der Stallgemeinschaft - und ich überlege ernsthaft, ob das etwas ist, dass man dem Amtstierarzt melden sollte. Ich VERMUTE der Junge hat ein Magengeschwür oder schlechte Zähne oder sowas - oder die Würmer sind noch da. Ein Fall wo ich mir wünschte es wäre meins - dann würde entweder jeder wissen was Sache ist und dass etwas getan wird - oder er wäre im Pferdehimmel.
Sorry, das hat jetzt nix mit Kindheit zu tun.... Aber - an selbem Stall wurde ja vor 2 Jahren ein Fohlen geboren (was immer noch dort lebt und nie im Leben ein anderes Pferdekind kennengelernt hat) und derzeit sind da noch zwei andere 2-Jährige (die dort ohne entsprechende Altersgenossen leben und von denen einer jetzt in AUSBILDUNG geht. Ich kann gar nicht so viel Essen wie ich Kotzen möchte).
You can never know everything, and part of what you know is always wrong. Perhaps even the most important part. A portion of wisdom lies in knowing that. A portion of courage lies in going on anyway. (Al'Lan Mandragoran)
BTW - ich versuche erst mal, die Besitzer zu erreichen bevor ich zum Amt gehen würde - aber mir fehlt derzeit der Kontakt....
You can never know everything, and part of what you know is always wrong. Perhaps even the most important part. A portion of wisdom lies in knowing that. A portion of courage lies in going on anyway. (Al'Lan Mandragoran)
Zu dem Thema kann ich nur beitragen, dass ich seit vielen Jahren beobachte, dass viele von langjährig erfahrenen (Holsteiner)-Züchtern gezogene Fohlen häufig allein oder bestenfalls zu zweit mit den Müttern rauskommen und vorallem, was mich echt ärgert NUll Erziehung mit auf den Reitpferdelebensweg bekommen. All diese Pferde waren weder mit 1,2, 3 oder 4 Jahren wirklich halfterführig oder schmiedefromm. Das allein macht sie nicht nur zur Gefahr aller, sondern bedeutet auch stets Stress, Gezerre und Gebrüll bei jedem Führvorgang. WAS soll das!? Ich bin ganz sicher nicht der Meinung, dass ein junges Pferd Gott-weis-was schon lernen muss. Aber stressfreien und respektvollen -gerne auch freundlichen- Umgang mit den Menschen wäre doch sehr wünschenswert, denn sonst hat man diese Pferde, die sich später gerne mal "merkwürdig" benehmen und die Besis eben auch mal sagen "er/sie hatte eine schwere Kindheit".
In so einem Fall wird Dir vermutlich ein Amtsarzt die Auskunft geben, daß das Pferd ja Futter bekommt Wasser bekommt Gesellschaft zu anderen Pferden hat ( zumindest in Sichtweite, was "völlig ausreicht" ) in TÄ Behandlung steht und er somit absolut keinen Handlungsbedarf sieht und auch nix tun kann....
Was glaubst Du , wie oft man als TA solche Situationen sieht ( leider ganz oft in Kombination mit diesen kleinen, oft völlig verarmten Wanderzirkussen ) und man NICHTS tun kann, weil die Besitzer die Behandlung ablehnen ( zu teuer, nicht nötig etc ) und der Amtsarzt keinen Handlungsbedarf sieht oder - wie im Falle von Wanderzirkussen - einfach 1-3 Tage z.B. übers Wochenende abwartet, weil dann ist der Zirkus hoffendlich in die nächste Gemeinde weitergezogen und er ist nicht mehr zuständig
Und um auf das ursprüngliche Thema zurückzukommen:
"Der hat eine schlechte Vergangenheit" ist die tollste Ausrede für absolutes Versagen der derzeitigen Besitzer, die sich damit von jeder Schuld befreien und die eigene Unfähigkeit kaschieren und unter den Tisch kehren. Gleich gefolgt von der Ausrede "der mag das nicht" oder "der ist allergisch auf....." Wobei ich schon Pferde sah, die doch tatsächlich auf Plastik(pylone) allergisch waren oder auf simples Stillstehen
und selbst bei der schlechtesten Vorgeschiche kann man versuchen, das neue Leben positiv zu besetzen, statt mit Vermeidungstaktik alte "Fehler" zu belassen und sogar noch neue Unarten beizubringen !
Um auf den Eingangspost zurückzukommen.. Auch ich habe auf den Facebookpost reagiert. Mein Pferd hat eine Narbe auf der Nasenlinie, kommt aus Spanien und ist erst seit vier Jahren in meinem Besitz. Ich kann nicht beurteilen, was mit ihm in den ersten 5 Jahren seines Lebens passiert ist. Für mich dokumentiert ist das letzte halbe Jahr seiner Zeit in Spanien. Ich würde deshalb nicht hergehen und behaupten, dass diese Narben von schlechter Ausbildung kommen. Fakt ist, dass sie irgendwo entstanden sein müssen. Und zwar in Spanien, denn er kam mit diesen Narben bei mir hier in Deutschland an.
Um den Post auf Facebook richtigzustellen: Dort hat eine Userin ein Bild ihres Pferdes gepostet, dazu geschrieben, dass sie sich an dem Gesicht ihres Pferdes nicht sattsehen kann, hat auf einen leicht verdickten Teil der Nasenlinie ihres Pferdes hingewiesen und dazu gefragt, ob das auch Pferde anderer User haben und ob es vielleicht mit der Zuchtlinie zu tun haben könnte.
Es geht mir eher um das Prinzip. Ich weiß nicht wie oft ich das schon gehört habe, dass PREs/Andalusier Traumas haben durch ihre Vergangenheit. Und viel zu oft wird damit alles entschuldigt. Pferd zappelt rum, daher muss es natürlich schon in jüngsten Jahren anpiaffiert worden sein - "kriegste halt nicht mehr raus". Pferd rempelt Schmied um - "hat sicher ein schlimmes Erlebnis mit Männern gehabt". Pferd hat ne Narbe am Hintern - "da muss das arme Tier ganz sicher schlimm geschlagen worden sein". usw. usf.
Ganz ehrlich, ich kann es nicht mehr hören, dass man seine eigenen Unzulänglichkeiten hinter Dingen versteckt, die man nicht mal selber gesehen hat.
Naja, also wenn man da ein wenig weiter gelesen hat, wurden da durchaus sämtliche Verdickungen mit möglicher Serreta gleichgesetzt. Und mein Highlight ist die Serreta-Narbe an den Nüstern...
Ich werde in meinem nächsten Leben sowieso "Problempferdehändler" oder "Misshandelte-Pferde-Händler". Das Geschäft scheint, wenn man so im Netz und an Ställen guckt, einen reißenden Absatz zu haben. Ich zumindest erlebe immer wieder, wie sehr sich gewisse Damen (und es sind eigentlich immer Frauen) mit den Federn schmücken, dass sie das Tier gerettet hätten, es auch ganz schlechter Haltung kam, bösartig war und/oder ein schlimmes Trauma hat. Insofern scheint es dafür einen Markt zu geben. Ich kaufe dann die letzte liebe Kröte und gebe vor, dass dies Pferd eigentlich JEDEN beißt und nur bei diesem Interessenten überhaupt die Ohren nach vorne bekommt, von reiten ganz zu schweigen.
Scherz beiseite: Ich glaube, die Leute WOLLEN sich damit einen vorgaukeln und erzählen es so lange, bis sie selber dran glauben. Das ist schließlich einfacher, als würde man mal auf sich und seine Fehler schauen oder einfach mal akzeptieren, dass man, selbst wenn das Tier Schlechtes erlebt hat, immer sagen muss: JETZT aber ist es gut und wir wollen daran arbeiten, dass auch du das dauerhaft erkennst.
Besonders abstrus wird es, wenn anderen dem EIGENEN Pferd eine schlimme Kindheit nachsagen. Hatte das mit Galeon, der eben eine absolute Mimi war. Ja, es war sicher nicht alles toll, aber ich wusste doch, wie er tickte. Absolute Mimose auf allen Ebenen und DEM musste man nun echt nicht mit Serreta malträtieren, um ihn völlig einzurollen oder schlagen, dass er verzweifelt nach einem Ausweg suchte. Ja, vielleicht waren die Aufzucht oder das Handling mit dem Menschen nicht gut, aber wer bin ich denn zu sagen, dass sie ihn gequält haben?! Vielleicht war er auch einfach von Beginn an die absolute Mimose und hat das konsequent weitergeführt... wer weiß? Macht es einen Unterschied?
Bei schüchternen Menschen oder solchen, die völlig über die Uhr reagieren, sagt man ja auch nicht per se, dass er verprügelt worden ist, nur weil er eine Narbe hat.
Naja, man steht halt viel besser da, wenn man ein verstörtes, ängstliches, unreitbares Pferd wieder "hinkriegt". Damit stelle ich mich auf ein Podest, die anderen bewundern mich, weil ich die Bestie wieder reiten kann oder das Pferd Vertrauen aufgebaut hat. Und wenn der Gaul noch so grottenschlecht läuft, kann ich immer noch sagen "den konnte niemand reiten" und schon ist mir Applaus sicher. Das ist Ausrede um keine reelle Ausbildung machen zu müssen, weil das Pferd keine Zügelverbindung oder den Schenkel am Bauch nicht erträgt, denn für "nicht reitbar" ist draufsitzen ja schon toll. Auf Kursen haben sich Pferdebesitzerinnen in den Schauergeschichten ihrer Pferde oft übertroffen, man macht sich halt interessanter mit einem Problempferd, anstatt zu sagen "meiner ist ganz normal"
Mir ist da jetzt wieder die Geschichte rund um eine alte "Bekannte" in Erinnerung gekommen bei der plötzlich laut eigenen Aussagen jedes Pferd zum absolut unreitbaren, unerzogenen Getier wurde.
Es ist jetzt mittlerweile 28 Jahre her, als ich mein 1. Pferd bekam und dieses in einem großen Einstell- und Zuchtbetrieb untergestellt hatte. Ich war damals 17 und habe mich innerhalb von ca. 2 Jahren zu einer doch relativ passablen Reiterin mit gutem Verständnis für Pferde und die Dressur entwickelt, sodaß mir vom Betreiber des Stalles öfter mal verschiedene Pferde für Reitstunden oder zum Ausreiten zur Verfügung gestellt wurden. Darunter waren oft gut ausgebildete Schulpferde (für sehr fortgeschrittene Reiter) oder Privatpferde des Betreibers oder von Miteinstallern, die wenig Zeit hatten und froh waren, daß ihre Pferde bewegt wurden. Nachdem mein 1. Pferd ein Trabertier war, das für die Dressur nicht wirklich geboren war, habe ich diese Angebote gerne angenommen und es hat mich über die Jahre auch in meinem reiterlichen Können um vieles weitergebracht.
Wie es aber in so einem Betrieb mit vielen Einstellern so ist, haben das natürlich die anderen Einsteller auch mitbekommen und binnen kurzer Zeit wollten ein paar Mädels natürlich auch verschiedene Pferde reiten. Und jetzt kommt besagte Bekannte ins Spiel, Typ "Reiter, der es nie lernen wird" aber von seinem Können so überzeugt ist, daß ja nur die Pferde schuld sein können. Auf alle Fälle hat B. es so weit gebracht, daß auch sie manche Pferde reiten durfte aber immer mit dem "Problem", daß diese Pferde doch absolut unerzogen und unreitbar wären und die Besitzer das dringend zu ändern hätten, weil es ja ein Unding wäre, wie sich die Pferde verhalten. Die beste Aussage von B. war ja damals, daß alle anderen die braven Pferde hätten nur sie immer die vermurksten zugeschanzt bekäme. Daß es aber an ihrem schlechten Reiten gelegen haben könnte, auf diese Idee kam sie nie. Die Pferde waren nämlich wirklich alle brav, wollten jedoch mit ordentlichen Hilfen geritten werden. Ich habe damals immer gesagt "ich reite Pferd xxx", ihre Worte waren immer "sie BEreitet Pferd xxx".
Auf alle Fälle reitet sie immer noch und laut anderen Bekannten um keinen Millimeter besser als damals und die Pferde sind nach wie vor Schuld, weil es gibt ja so viele schlimmen Pferde.
Zitat von Börgi im Beitrag #1.... kennt ihr diese Beiträge, bei denen man einfach nur mit dem Kopf schütteln muss? Gerade las ich von einem Pferd mit einer Verdickung auf der Nase. Die MUSS einfach von den bösen bösen Spaniern in der Kindheit kommen. Woraufhin ganz viele dies bekräftigten und mit Fotos (von vermeintlichen Serreta-Narben zwischen den Nüstern ) demonstrierten, dass auch ihr Pferd eine schwere Kindheit hatte.
Warum wird eigentlich immer davon ausgegangen, dass nur die bösen bösen Spanier Schuld an Eigenarten, Narben und vermeintlichen Traumatas sind?
Irgendwie sehe ich häufig ganz viel hausgemachten Mist und um des lieben Friedens Willen denke ich mir meistens meinen Teil.
Es ist eben viel einfacher mit dem Finger auf andere zu zeigen, um von den eigenen Unzulänglichkeiten ab zu lenken. Und die pösen, pösen Spanier, die wahrscheinlich ganz zufällig (und ohne Mithilfe der alles besserwissenden Deutschen) die wunderbarste und eine dem Menschen extrem zugewandte Rasse gezüchtet haben eignen sich dafür offenbar besonders. Mein Senior hat auch Serreta Narben, er hat keinen Dachschaden davon getragen und ich würde mir wünschen, daß sich die Leute lieber mehr Gedanken über die seelischen Schäden machen würden, die Pferde hier durch schlechtes Reiten und falsche Haltung (inkl. quasi zu Tode Fütterung) erleiden, als über ein paar fehlende Haare auf dem Nasenrücken.
In vielem, was Ihr hier äußert, stimme ich Euch zu. Das Verhätscheln und Verzärteln von Pferden ist auch mir ein Graus. Das Zu-Tode-Füttern-und-es-nicht-einmal-merken sowieso. Und doch bleibt bei mir ein kleiner Beigeschmack bei manchen Eurer Sätze. Denn dass man in Spanien - und auch andernorts, inklusive Deutschland! - manches Mal sehr rauh mit Tieren umgeht, ist bekannt. Und ich möchte nicht werten, welches Extrem nun das Schlimmerere oder Schädlichere für die Tiere ist. Ein paar Narben auf dem Nasenrücken als "halb so wild" abzutun, finde ich aber durchaus ein wenig zynisch - genau so wie das unförmig fett gefütterte Pony, bei dem man dann überrascht ist, wenn es einen Reheschub erleidet. Beides ist gleichermaßen unnötig!
Unerzogenheit und mangelnde Ausbildung mit der Vergangenheit des Tieres zu erklären oder zu entschuldigen, finde ich genauso lächerlich und ärgerlich wie Ihr. Ich bin sicher, dass der Großteil der Pferdebesitzer mit einem WIRKLICH traumatisierten Pferd hoffnungslos überfordert wäre. Meist ist es doch eher so, dass die Pferde in ihrer Erziehung etwas falsch gelernt und abgespeichert haben. Und da ist es dann Aufgabe der (neuen) Besitzer, diese unerwünschten Verhaltensweisen "umzuprogrammieren".
Andalusierforum - Das virtuelle Treffen für Liebhaber der Pferde iberischer Rassen
»
Unser Stübchen
»
Smalltalk
»
mein Pferd hatte eine schwere Kindheit....
30.05.2018 12:57 (zuletzt bearbeitet: 30.05.2018 12:57)
Thema drucken
) demonstrierten, dass auch ihr Pferd eine schwere Kindheit hatte. 
Antworten
kam die Nachricht, dass das Pferd auf der Wiese umgekippt ist, mit mehreren Leuten hochgetrieben wurde und nun an einer Infusion hängt, der TA sagte wohl "morgen springt er wieder über die Wiese".
