Andalusierforum - Das virtuelle Treffen für Liebhaber der Pferde iberischer Rassen
»
Allgemeine Themen
»
Recht und Versicherung
»
Absicherung eines "Reitmädchens"
Seit kurzem hat Joya ein "Reitmädchen". Da ich kein Geld dafür nehme, ist es keine Reitbeteiligung. Eher so was wie ein Pflegepferd - bzw. aus Joyas Sicht ist A. eben unser Reitmädchen. Sie ist 15 Jahre alt und geht sehr einfühlsam und anständig mit Joya um. Sehr fein!
Nun die Frage: Anfangs bin ich immer mit ihr gegangen, habe ihr unsere Wege gezeigt, auch mal Unterricht gegeben, und die beiden sind auch schon mal gesprungen (ok, es war ein Hopserchen). Übrigens habe ich es im Anschluss auch gewagt!!! Bisher habe ich Joya ja immer nur freispringen lassen.
Aber ich schweife ab. Mir geht es um die Frage, wie ich mich absichern kann, FALLS dem Mädel mal was passiert. Mein Versicherungsmensch sagte mir, dass Sach- und Personenschäden an Dritten versichert sind, auch wenn das Pferd sich in Obhut von A. befindet. Denn die Tierhalterhaftpflichtversicherung bezieht sich auf das Pferd, egal, wer gerade damit umgeht. So weit so gut! Doch was geschieht, wenn sie selber mal blöd da runterknallt oder sonst was Schlimmes passiert? Greift dann einfach nur ihre Krankenversicherung (bzw. die der Eltern, da sie ja noch minderjährig ist)? Oder ggf. eine Unfallversicherung?
Ich möchte sichergehen, dass ich nicht privat belangt werde, wenn ein solcher Fall eintritt. Mein Versicherungsmensch empfahl mir, mir etwas Diesbezügliches von den Eltern unterschreiben zu lassen. Hat ein solches Schreiben im Zweifelsfall wirklich Gewicht?
Das ist ja interessant. Mein Versicherungsmensch sagte mir nämlich, dass das grundsätzlich nicht enthalten sei. Wenn dem Reiter/dem Reitmädel etwas passiere, ginge die Versicherung quasi von einem "Bedienfehler" aus (sprich: "Selbst schuld").
Du meinst aber nicht diese Klausel mit dem "Fremdreiterrisiko"? So wie ich es verstanden habe, bedeutet das nur, dass die Versicherung auch dann greift, wenn jemand anderes mit dem Pferd unterwegs ist, und das Pferd dann dritten Personen (oder Sachen) Schäden zufügt. Unfälle des (Fremd-)Reiters sind damit nicht gemeint.
Der hat wohl wirklich Ahnung und ist weit bekannt. Arbeitet eng mit einer Anwältin für Pferderecht zusammen. Wenn ich nicht einen gute Makler hätte, würde ich zu ihm wechseln.
"Die Reitkunst ist eine unendlich schwere Kunst, und noch niemand ist wohl in vollem Sinne Meister darin geworden, bevor ihm das Alter den Schädel gebleicht hat."
Zitat von jaara2008 im Beitrag #3Du meinst aber nicht diese Klausel mit dem "Fremdreiterrisiko"? So wie ich es verstanden habe, bedeutet das nur, dass die Versicherung auch dann greift, wenn jemand anderes mit dem Pferd unterwegs ist, und das Pferd dann dritten Personen (oder Sachen) Schäden zufügt. Unfälle des (Fremd-)Reiters sind damit nicht gemeint.
Also ich hatte damals als es aktuell wurde, bei meiner Versicherung (bzw. dem Makler, über den ich sie abgeschlossen habe) angefragt, wie das aussieht. Da bekam ich die Auskunft, daß es sehr wohl unter Fremdreiterrisiko läuft. Wenn die RB "offiziell" gegen Entgelt usw. reiten, fallen sie nicht darunter, weil sie dann quasi als Mitbesitzer betrachtet werden. Aber ansonsten fällt unter Fremdreiterrisiko auch die Absicherung des Reiters, der mit dem Pferd unterwegs ist. Ich hatte ja auch schon zweimal so einen Fall. Einmal war es der Sohn einer Freundin, der runterfiel als Lana einen kleinen Bocksprung machte, und sich eine Gehirnerschütterung zuzog. Das lief damals über die Haftpflichtversicherung. Und dann vor ein paar Jahren stürzte ja Lana mit einer Kollegin von mir auf einem Ausritt. Die erlitt einen Schlüsselbeinbruch. Auch das ging über die Versicherung (die sich da zwar ziemlich angestellt hat und alle möglichen Dinge und unmöglichen - Fotos von dem Weg, wo der Sturz passierte und wer für die Pflege des Weges zuständig wäre - wissen wollte, aber schließlich doch bezahlte).
Früher hatte ich von den RB immer einen Text unterschreiben lassen, in dem stand, daß der Umgang und das Reiten auf eigene Gefahr erfolgt, und ein Schutz nur in dem Umfang besteht, den die Haftpflichtversicherung abdeckt. Ob das im Zweifel tatsächlich eine rechtliche Absicherung wär und bei einer Klage bestand hätte, weiß ich nicht.
Ich hatte damals für den Bronco ja ein "RUndumpaket bei der U...er (Haftpflicht, Unfall und OP - ach ja und Rechtschutz) abgeschlossen - und die hatten mir damals ausdrücklich bestätigt, dass ein "Reitmädel" mit versichert ist. Wollten aber zur Sicherheit damit sie es richtig zuordnen können gerne den Namen haben.
GLG Andrea
You can never know everything, and part of what you know is always wrong. Perhaps even the most important part. A portion of wisdom lies in knowing that. A portion of courage lies in going on anyway. (Al'Lan Mandragoran)
Bei mir ist es so, dass die "Fremdreiter Versicherung" nur für die Haftpflicht Versicherung gilt - im Falle eines Schadens, den das Pferd verursacht, wenn es mit dem Fremdreiter unterwegs ist.
Eine (Unfall) Versicherung für die RB hat diese gegebenenfalls selbst abzuschließen - weil selbst ein unterschriebener Zettel oder Vertrag im Falle eines ernsten Schadensfalls nichts hilft.
Egal ob ich dabei bin oder nicht - wenn mein Pferd einen anderen Menschen verletzt, dann bin ich als Pferdebesitzer dran...
Die Frage ist im Grunde immer, ob bzw inwieweit die RB als Mithalter oder -hüter des Pferdes gewertet wird. Da ist die Rechtsprechung uneinheitlich und das ist auch nicht zwingend davon abhängig, ob Geld gezahlt wird oder nicht. Davon ist abhängig, ob man zB auch von einem stillschweigenden Haftungsausschluss o.ä. ausgehen kann.
Und ein Mithalter oder auch -hüter ist erstens kein Fremdreiter (darunter fallen sowieso nur Personen, die wirklich nur gelegentlich, z.B. als Urlaubsvertretung oder Besuch mit dem Pferd zu tun haben) und deshalb auch nicht als solcher versichert, und zweitens deckt so eine Halterhaftpflicht im Grundsatz nicht die gegenseitige Haftung unter den Versicherten (d.h. dem Halter und der RB) ab (genauso wie z.B. die Familienhaftpflicht nicht Schäden abdeckt, die man beim mitversicherten Ehepartner verursacht).
Häufig werben Versicherungen zwar damit, dass die RB (kostenlos) mitversichert wird, da muss man aber genau aufpassen, denn häufig bedeutet das nur, dass sie nur versichert ist, wenn sie sonst gegenüber Dritten haften würde. Das deckt nicht Schäden ab, die die RB durch das Pferd erleidet und für die man als Eigentümer des Pferdes u.U. (mit-)geradestehen müsste. Das heißt, man sollte sehr genau hingucken und ggf. durch nachfragen sicherstellen, dass die Versicherung auch Eigenschäden der RB abdeckt. Denn sonst kann man schnell dumm dastehen und Haftungsausschlüsse sind in dem Bereich sehr schwierig. Bei meiner Versicherung hat die RB eine eigenen Versicherungsschein bekommen, in dem explizit steht, dass auch ihre eigenen Schäden abgedeckt sind.
Diese Geschichte, dass die RB eine Unfallversicherung haben soll, ist übrigens totaler Humbug, obwohl es immer noch verbreitet wird. Das geht einen als Pferdebesitzer null an und hilft einem vor allem nicht weiter, wenn die RB verletzt oder sonst geschädigt wird, denn erstens ist eine Unfallversicherung weder eine Kranken- noch eine Arbeitsunfähigkeistversicherung oder sonstwas, und zweitens zahlt die entweder nicht oder holt sich das Geld zurück, wenn es einen primär Haftenden (d.h. einen selbst) gibt.
Ich kenne mich zwar nicht sonderlich gut aus mit solchen Versicherungen, weiss aber, dass ich selbst und auch die potenziellen Reiter meiner Pferde über die Gruppenversicherung meines Reitvereins abgesichert sind, wenn es um Schäden an Dritten geht. (Die Versicherung schliesst sich dann mit meiner Haftpflicht kurz und die knobeln aus, wer die Fakten untersucht und wer wofür zuständig ist) Körperschäden an mir oder den möglichen Reitern meiner Pferde müssen davon unabhängig abgesichert werden. Also habe ich eine zusätzliche Sportversicherung für "gefährliche Sportarten" (denn dazu zählt Reiten per Definition) und evtl. Mitreiter müssten mir unterschreiben, dass auch sie eine solche Versicherung haben, ehe ich sie aufs Pferd lassen kann. Die Schäden am Pferd sind zu meinen Lasten, wenn nicht generell Dritte für den Unfall haftbar zu machen sind oder grobe Fahrlässigkeit der RB vorliegt. Ich würde immer darauf bestehen, dass eine RB den Nachweis einer eigenen Versicherung für Schäden an der eigenen Person vorweist. Ich empfehle, das Kleingedruckte genau zu lesen und gezielte Fragen an den Fachmann zu stellen, der die Versicherung "verkauft" .
Zitat von muniqui im Beitrag #10 Ich würde immer darauf bestehen, dass eine RB den Nachweis einer eigenen Versicherung für Schäden an der eigenen Person vorweist.
Die Frage ist nur, ob so eine Versicherung nicht dich in Regress nimmt (oder gar nicht erst zahlt), wenn du als Halter des verursachenden Pferdes haftest. Die wird ja nicht einfach so lustig zahlen, wenn jemand anders nach dem Gesetz dafür geradestehen muss. Oder du haftest eben neben der Versicherung weiter (dass der Verletzte auf eigene Kosten eine Versicherung abgeschlossen hat, kann ja nicht zu seinem Nachteil gereichen). Ich wäre da sehr vorsichtig und würde das genau bei deiner eigenen Versicherung erfragen.
Das hört sich ja fast so an, wie bei "wirtschaftlicher FahrzeugTotalschaden" - da kannst Du unschuldig und versichert sein, wie Du willst, ist Dein Wagen schon älter, bist Du der Gea......te
Ich habe inzwischen ein privates Schreiben aufgesetzt, in dem zum einen Rechte und Pflichten (sowie Verbote wie z.B. alleine Springen) aufgelistet sind, zum anderen eben klar formuliert ist, dass ich für eventuelle Schäden nicht privat hafte. Das haben mir beide Elternteile (obwohl getrennt lebend) unterschrieben.
Ich hoffe natürlich, dass solch ein Schrieb im Zweifelsfall tatsächlich irgendwelches Gewicht hat. Und noch mehr hoffe, ich dass wir nie über sowas nachdenken müssen!!!
@muniqui: Naja, aber jetzt stell dir doch mal vor, du hast eine tolle Zahnzusatzversicherung abgeschlossen. Kostet dich im Monat 50 € - einfach für den Fall, dass du mal über den Fahrradlenker gehst oder dein Pferd dir ne Kopfnuss verpasst und du dir die Vorderzähne aushaust. Nun kommt es aber anders - ein Dritter verschuldet einen Unfall und du verlierst deine Zähne. Muss der bzw. seine Haftpflichtversicherung dann nichts zahlen und kommt völlig ungeschoren aus der Sache raus, weil er sagen kann: "Ach, du bist ja schon versichert, da hab ich ja Glück gehabt! Tschüssi!" Kann irgendwie nicht sein, oder?
@jaara: Hast du denn schonmal bei deiner Haftpflichtversicherung ganz konkret angefragt, ob du Schäden des Mädchens zusätzlich absichern lassen kannst? Das wäre ja der einfachste Schritt. Sonst würde ich tatsächlich einen Versicherungswechseln andenken. Mir persönlich wäre das zu heiß. Ein Haftungsausschluss daneben schadet ja nicht, ist aber wie gesagt sehr schwierig rechtssicher zu gestalten.
Man sieht ja hier schon, es herrscht sehr viel Unsicherheit und auch Diskrepanz zwischen den Versicherungen. Im Zweifel würde ich sowas anwaltlich oder durch einen unabhängigen Versicherungsmakler prüfen lassen. Schadensersatzforderungen bei Personenschäden gehen schon bei vermeintlichen Kleinigkeiten in Höhen, die einem die Ohren schlackern lassen. Ich bin da eher übervorsichtig und frage alles dreimal nach, gerade weil Versicherungspolicen auch gern mal etwas undurchsichtig sind.
Zitat von Gambassi im Beitrag #14ein Dritter verschuldet einen Unfall und du verlierst deine Zähne. Muss der bzw. seine Haftpflichtversicherung dann nichts zahlen und kommt völlig ungeschoren aus der Sache raus, weil er sagen kann: "Ach, du bist ja schon versichert, da hab ich ja Glück gehabt! Tschüssi!" Kann irgendwie nicht sein, oder?
Der Vergleich hinkt zwar, aber ich glaube Dir natürlich Deine Aussagen denn ich sagte ja schon, ich kenne mich nicht gut aus mit Versicherungen und kann nur wiedergeben, was mein Agent bzw. der meines Reitvereins uns Reitern geraten haben.
Andalusierforum - Das virtuelle Treffen für Liebhaber der Pferde iberischer Rassen
»
Allgemeine Themen
»
Recht und Versicherung
»
Absicherung eines "Reitmädchens"
Thema drucken
27.11.2020 17:35 (zuletzt bearbeitet: 27.11.2020 17:36)
Antworten
- wissen wollte, aber schließlich doch bezahlte).
