Uraltes Thema - ich schneide es trotzdem noch mal an.
Ich selber habe seit dreißig Jahren eigene Pferde und kenne natürlich das alte Modell, dass alle Pferde pauschal x mal im Jahr entwurmt werden. Seit einigen Jahren haben wir, angeregt durch unseren Tierarzt, die Selektive Entwurmung für uns entdeckt. Es werden also mittels Kotprobe diejenigen Pferde ermittelt, bei denen ein hoher Wurmbefall vorliegt, und diese werden dann gezielt entwurmt. Allerdings müssen wir zugeben, dass wir unsere Wiesenflächen nicht abäppeln, obwohl dies ja eigentlich zwingend zu diesem Konzept gehört.
Joya liegt bei den Kotproben grundsätzlich um die 50 EpG, also immer unter der magischen Grenze von 200. Daher war/ist für sie im Grunde keine WK erforderlich.
Nun vertritt unser TA aber seit zwei Jahren (?) den Standpunkt, dass man die Dezemberwurmkur in jedem Falle doch geben solle wegen des Bandwurms. Nach seiner Auskunft sind Bandwurmeier kaum nachweisbar bzw. wenn sie nachweisbar sind, ist es eigentlich auch schon fast zu spät. Ok, dachte ich mir, dann gebe ich eine WK gezielt gegen den Bandwurm. Das habe ich im letzten Jahr auch so gemacht. In diesem Jahr gibt es aber wohl keine Präparate mehr, die nur gegen den Bandwurm wirken, sondern nur Breitbandmittel, die pauschal gegen alle Würmer vorgehen. Ist ja eigentlich wieder nicht logisch, oder?
Dazu kommt, dass wir am Stall diverse Befindlichkeiten haben und auch unterschiedliche Aussagen verschiedener Tierärzte. Pferd 1: Die Besitzerin möchte, dass er auf jeden Fall eine WK bekommt, "das haben wir immer so gemacht". Pferd 2: Soll keine WK bekommen um nicht Gefahr zu laufen, wieder einen PA-Schub oder sonstwas am Auge auszulösen. Pferd 3: Die TÄ dieses Pferdes hat anders argumentiert, was den Bandwurm anbetrifft und hat geäußert, dass das Pferd keine WK bräuchte. Pferd 4 ist Joya, und ich bin jetzt irgendwie total ratlos, was ich machen soll.
Denn im Grunde geht es bei dem Thema doch um drei verschiedene Ebenen: Die Bedürfnisse jedes einzelnen Pferdes. Die Bedürfnisse der Pferdegemeinschaft, die im Sommer alle die gleichen Wiesenflächen nutzen. Die Frage nach möglichen Resistenzen bei einem nicht sinnvollen Entwurmungs-Konzept.
Könnt Ihr mir helfen, meine Gedanken zu ordnen? Und welches Entwurmungskonzept habt Ihr bei Euren Pferden?
Ich selbst entwurme nur 2 mal fest im Jahr, einmal vor der Weide und die Dezemberwurmkur und die grundsätzlich nach dem ersten Frost, außer letztes Jahr, da hatten wir den ganzen Winter nicht eine Frostnacht. Wenn nach der Dezember-Kur bei irgendwem etwas in den Äppeln zu sehen ist, schiebe ich nochmal etwas passendes nach. Das hatte ich aber in 10 Jahren 1 mal. Ich entwurme mit Ivermectin, auf 700kg pauschal alle, wir haben keine Wage und schätzen kann ich nicht. Alle Jubeljahre 3-5 und wenn , ein neuankömmling kommt oder wir ein Jungpferd haben, dann gibt es für diese Pferde eine Große Kur mit Bandwurm. Wir äppeln zu Hause die 5000m2 täglich ab, die Koppeln nicht. Ich finde die Selektive Betrachtung ganz toll und würde gern umstellen, weiß aber nicht sonrecht, wie ich das anstellen soll. Bei 4 Stallpferden ist’s einfach, aber 5 leben im Offenstall und 2 gemeinsam in einer Box (30m2) mit gemeinsamen Auslauf.
Mit welcher Firma arbeitest du Jaara? Was kostet dich die Untersuchung?
Achso, was ich eigentlich sagen wollte: Meine beiden Tierärzte meinten immer Bandwurm muss man nicht jährlich mit entwurmen. Das Risiko ist gering. Ich schaue immer, wenn ein Pferd äppelt die äppel durch, ob mir etwas auffällt.
Also was Bandwurm angeht, ist das schon relativ gut nachweisbar, wenn man bei der selektiven Entwurmung die richtigen Abstände einhält und auch wirklich ein ZSE-Labor (und nicht nur den einfachen Test beim HausTA oder sowas wie vetevo/derWald - die haben nicht die richtigen Verfahren) nutzt. Wenn man ganz sicher gehen will, kann man zusätzlich noch einmal den Speicheltest von Equisal machen - der ist sehr sicher und eigentlich nie falsch negativ. Er kann allenfalls mal falsch positiv sein, weil die Pferde auch nach einer Entwurmung noch relativ lange Antikörper gegen die Bandwürmer haben. Wir machen die Dezemberwurmkur allerdings trotz selektiver Entwurmung immer, weil wir in einem Dasselgebiet leben, und die sind tatsächlich nicht nachweisbar. Wir haben dieses Jahr zwar keine Eier an den Pferden gefunden, aber sicher ist sicher. Bei Dassel ist es aber im Grunde jedem selbst überlassen, da die ja nicht über Kot o.ä. von Pferd zu Pferd übertragbar sind. Ansonsten musste Richard auch seit Jahren nicht entwurmt werden, weil er bei allem weit unter der Nachweisgrenze ist. Da er nun nicht mehr auf Gras steht, habe ich sogar die Beprobungen zurückgefahren, da das Ansteckungsrisiko für Bandwürmer, Strongyliden etc. praktisch wegfällt.
Zitat von jaara2008 im Beitrag #1In diesem Jahr gibt es aber wohl keine Präparate mehr, die nur gegen den Bandwurm wirken, sondern nur Breitbandmittel, die pauschal gegen alle Würmer vorgehen.
Ich habe zuletzt von meinem TA ein wässriges Mittel erhalten um nur gegen Bandwürmer zu behandeln bei den Tieren, die lt. SE nicht anderweitig entwurmt werden mussten. Eine sehr grosse Menge davon sollte per normaler Spritze (ohne Kanüle) verabreicht werden. Das Zeug schmeckte wohl nicht sehr gut und jeder Kandidat musste 10ml pro 100kg Körpergewicht einnehmen, ohne es wieder aus zu spucken. Es hat geklappt, ist aber sicher nicht so geeignet für den "Unbedarften" mit diesbezüglich wenig händelbarem Pferd. Wahrscheinlich wird deshalb nur das "pastenartige Zeug" verkauft, damit das dann auch die Chance hat, IM Pferd zu landen.
Ansonsten hätte ich folgenden Denkanstoss für Dich : Du trägst die Verantwortung für Stall, Weiden, Auslaufflächen +++ , denn Du bist Pächter des Stalles. Also bestimmst unterm Strich auch Du, was wann wie dort geschehen soll, darf oder muss
Bei mir wird (nach dem ersten Jahr, in dem 4 Beprobungen pro Pferd stattfanden) je nach Ausscheidertyp 2-4 x jährlich beprobt und entsprechend entwurmt. Wer das nicht möchte, darf gerne woanders anders verfahren.
Also nochmal: ich würde gerne Selektive Entwurmung machen, aber da spielt SB nicht mit. Wir entwurmen 2-3x im Jahr. Um Resistenzen vorzubeugen, wechsel ich in Absprache mit TÄ unterjährig die Wirkstoffe. Gegen die Dasseln kommt Ivermectin oder Moxidectin zum Einsatz. Stimmt, dieses Jahr habe ich kaum Dasselfliegeneier an den Pferdebeinen gesehen!
Seit wir auf einer Nachbarweide im Odenwald mal Bandwurmbefall hatten, ist Praziquantel bei mir auch 1x jährlich im Sortiment! Ein Pferd dort war immer wieder am koliken. Als es zur Not-OP eingeliefert war, entdeckte man die Bandwurmbescherung! Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wie die Mossmilbe (der Zwischenwirt) aussieht, wie genau ihre Wunschbiotop aussieht und ob man sicher sagen kann, ob sie auf den eigenen Weiden vorkommt oder nicht. Deswegen gehe ich da lieber auf Nummer sicher.
Bei mir gibt es auch grundsätzlich die "volle Packung", denn meist bleibt ja was an den Pferdelippen hängen oder es wird was verschlabbert.
Ich bin seid über 10 Jahren bei der selektiven Entwurmung. Die Dezemberwurmkur (Eqimax gebe ich dennoch). Getestet wird 2x im Jahr oder wenn ich den Eindruck habe es stimmt was nicht. Dieses Jahr werden wir nachtesten, da der letzte Neuzuganz (Brownie) im Blur erhöhte eosinophile granulozyten hat. Um diese Jahreszeit ist es oft ein Indiz für Parasiten.
"Die Reitkunst ist eine unendlich schwere Kunst, und noch niemand ist wohl in vollem Sinne Meister darin geworden, bevor ihm das Alter den Schädel gebleicht hat."
Von den momentan 17 Pferden bei uns, bin ich die einzige die bei der ZSE mitmacht. Es geht nicht nur ums Monitoring und beproben, das Labor hat ja auch meine Ansprechpartnerin, die ich jederzeit fragen kann, wenn etwas unklar ist. Sie kennt die Lebenssituation meines Pferdes (Haltung, Herde, wie die anderen entwurmen, was behandelt wird) und wenn ich entwurmen muss, wird mir das Präparat genannt. Dazu wird ja nach der Entwurmung nach 14 Tagen noch eine Kotprobe untersucht um die Wirksamkeit testen zu können und Resistenzen zu erkennen. Von dem her bin ich mit der Zusammenarbeit mit dem ZSE Labor (bei Dr. Menzel) auf der sicheren Seite und kann mich immer beraten lassen.
Natürlich ist es schwieriger, wenn jeder einbisschen was anderes will, entweder aus Unwissenheit (wir haben das schon immer so gemacht) oder aus gesundheitlichen Gründen des Pferdes. Entweder kannst du versuchen, die anderen über die ZSE und ihre Vorteile aufzuklären, vielleicht macht noch jemand mit oder du machst es nur für deine Joya. Wenn sie regelmässig beprobt wird, siehst du ja wie der Wurmbefall ist und kannst entsprechend behandeln. Ich hatte Florido dieses Jahr wieder auf Bandwurm testen lassen, er war negativ und ich habe ihm keine WK gegen Bandwurm gegeben wie es jetzt alle taten - weil man das in der kalten Jahreszeit so macht . Da geht es aber in der kalten Jahreszeit um die Magendasseln. Nachdem wir keine haben, muss da auch nichts dagegen gegeben werden. Nach der letzten Sichtung gibt man nach frühestens sechs Wochen das passende Präparat, einen Bandwurm muss man nicht erst im Dezember behandeln, sondern wenn er gesichtet oder ein Befall nachgewiesen wird.
Zitat von Francis im Beitrag #8Dazu wird ja nach der Entwurmung nach 14 Tagen noch eine Kotprobe untersucht um die Wirksamkeit testen zu können und Resistenzen zu erkennen.
Genau so mache ich das auch allerdings schicke ich die Proben mittlerweile nicht mehr ein, sondern untersuche selber. Bei vielen Proben amortisiert sich das nötige Equipment ja recht schnell. DerBandwurm wird weiterhin ausser Haus ermittlet, allerdings machen wir dazu nur noch 1 Probe alle 2 Jahre (oder bei Auffälligkeiten bzw. Neuzugängen) Leider habe ausgerechnet ich den "grossen Ausscheider" in Form von Mikado - umso wichtiger ist mir das Nachtesten wegen eventueller Resistenzen.
@muniqui Florido war auch Hochausscheider, vom ZSE Labor wurde empfohlen, ihn ein Jahr lang alle elf Wochen mit Moxidectin zu entwurmen, das ja eine Wirksamkeit von 12 Wochen hat, sodass Florido einen dauernden Spiegel des Wirkstoffs hätte. Sie hätten gute Erfahrungen damit gemacht, Hochausscheider könnten zu Niedrigausscheider werden, wie es ca 70 % der Pferde normalerweise sind. Nach längerem überlegen und in Absprache mit dem Labor behandelte ich Florido 5 x mit Moxidectin, danach war die obligatorische Kotprobe 14 nach der letzten WK Gabe negativ, wie zu erwarten war . Drei Monate später liess ich ein ausführliches Monitoring machen, alles negativ, kl. Strongyliden <20 und so ist es bisher geblieben. Natürlich überlegte ich genau, ob ich ein Jahr lang konsequent so entwurmen wollte, auf der anderen Seite machten wir das früher auch standartmässig 4 x im Jahr ohne drüber nach zu denken. Dann wollte ich es doch versuchen, im schlechtesten Fall wäre Florido Hochausscheider geblieben, es hat aber geholfen, da freue ich mich sehr drüber. Deswegen schätze ich ja auch die persönliche Beratung und Betreuung des ZSE Labor, sie haben ein enormes Wissen und bemühen sich sehr zu helfen.
Zitat von Dori im Beitrag #10das klingt spannend mit dem selbstuntersuchen. Kannst du mir dazu mehr Infos geben?
Eine meiner Einstallerinnen hatte ein TierarztStudium angefangen und erklärte mir, dass die WurmEiZählung bei ihnen immer von Praktikanten gemacht wurden (weil es echt keine Kunst ist). Daraufhin habe ich alle nötigen Instrumente und Zutaten bei "Wurmcheck" bestellt und zähle nach McMasterVerfahren aus.
Zitat von Francis im Beitrag #11behandelte ich Florido 5 x mit Moxidectin, danach war die obligatorische Kotprobe 14 nach der letzten WK Gabe negativ, wie zu erwarten war
War denn sonst die Kotprobe nach 14 Tagen positiv bei Florido ? Das würde doch auf Resistenzen gegen das vorherige Produkt hinweisen, oder ? Mikado's "Nachproben" sind immer negativ, aber er fängt sich danach wieder schnell eine zu behandelnde Zahl Wurmeier ein, leider.
Bevor wir de SE begannen, hielt ich mich immer an einen Plan mit verschiedenen Präparaten im Wechsel über 3 Jahre. Das war recht aufwändig, weil Präparat X nicht im seben Jahr wie Y gegeben werden durfte und Z nicht direkt vor oder nach A - doch offenbar hat es uns vor Resistenzen geschützt.
Eingangs erwähnte ich, dass Joya immer um die 50 EpG hatte. Bei der Kotprobe letzte Woche hatte sie, für mich überraschend, auf einmal 250 EpG! Sie erhält nun eine Wurmkur, klar. Aber gibt es eine Erklärung für den plötzlichen hohen Befall? Und besteht die Chance, dass sie zukünftig wieder weniger hat?
Übrigens hatte sie den ganzen Winter über immer wieder ein bisschen mit Kotwasser zu tun, was es früher nie gab bei ihr. Nun denke ich, ach, guck! Das ist womöglich ein Zusammenhang. Oder?
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04.12.2020 08:13 (zuletzt bearbeitet: 04.12.2020 08:13)
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. Da geht es aber in der kalten Jahreszeit um die Magendasseln. Nachdem wir keine haben, muss da auch nichts dagegen gegeben werden. Nach der letzten Sichtung gibt man nach frühestens sechs Wochen das passende Präparat, einen Bandwurm muss man nicht erst im Dezember behandeln, sondern wenn er gesichtet oder ein Befall nachgewiesen wird.
. Drei Monate später liess ich ein ausführliches Monitoring machen, alles negativ, kl. Strongyliden <20 und so ist es bisher geblieben. 
