Ich will nicht schon wieder ein Ausbildungstagebuch mit off topic Diskussionen vollspammen, darum habe ich das Zitat zur weiteren Diskussion hier herüber kopiert:
trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass jemand 10 Jahre lang ein Pferd hat und es nie reitet oder irgendwas mit ihm macht ... aber ich kann mir auch nicht vorstellen, warum jemand nach 10 gemeinsamen Jahren sein Pferd verkauft. Klar kann es immer sein, dass man gezwungen ist, so einen Entscheid zu treffen, wenn es finanziell eng wird oder sich einfach die Lebensbedingungen verändern. Aber wenn ich mit einem Pferd nicht klar komme, gebe ich es - wenn ich es deshalb verkaufe - doch relativ zügig wieder ab und nicht nach 10 Jahren.
Ich kenne mehr als genug Gründe, warum man sich nach so langer Zeit von einem Pferd trennt. Auch wenn es absolut NICHT meine eigenen Beweggründe wären und ich es auch nicht gut heisse.
Aber ich treibe mich ja auf einigen ausländischen Pferdeforen bzw in sozialen Medien herum und bekomme schon seit Jahren den Eindruck, dass wir hier in Zentraleuropa ein sehr spezielles Verhalten haben bezüglich Pferdehaltung.
Hierzulande wird ein Pferd angeschafft - und in fast allen Fällen bleibt es dann bei dem selben Besitzer bis ins hohe Alter. Klar gibt es immer wieder Situationen, wo auch mal ein Pferd "von Privat" abgegeben wird, aber das ist eher nicht die Regel sondern hat etwas mit Lebensituationen, absoluten Inkompatibilitäten oder einem eher verantwortungsloseren Menschentyp zu tun.
In vielen anderen Ländern ist es aber völlig normal, dass man die Pferde regelmäßig austauscht. der Haupt Beweggrund ist meistens das das vorherige Pferd nicht mit dem steigenden Anforderungspotential des persönlichen Ehrgeizes vom PB nicht mithalten kann. Da wird ein Pferd angeschafft ( oft mit Hilfe vom Trainer ) das ein solides Anfängerpotential hat und den Reiter sicher durch E Bewerbe trägt oder gute 68er Noten bekommt. Aber anstatt sich dann MIT dem Pferd weiterzubilden, wird (mit Hilfe vom Trainer) es gegen eines ausgetauscht, das das Potential für 70er Noten hat. Dann wird zwar ewig gejammert, weil einem das alte, durchaus geliebte Pferd fehlt, aber der Ehrgeiz und die Aussichten auf einen Rookie Meistertitel sind größer als der aktuelle Ausbildungsstand des Pferdes. Außerdem wird sich der Verkauf schön geredet mit "jetzt hat er eine neue Familie von Reitanfängern, die er sicher und verlässlich in den Reitsport bringt" Ein bis zwei Jahre später ist es dann wieder so weit und ein sicheres 72er Score Pferd muss her und so zieht es sich durch das Leben der Pferdebesitzer bis sie irgendwann mal "nur mehr gemütlich ins Gelände reiten wollen". Dann wird der Turnierkracher abgeschafft und statt dessen wird ein verlässliches Trailpferd angeschafft. Aber auch das wird nach 2-3 Jahren umgetauscht, weil jetzt alle im Stall einen Schecken oder einen Palomino oder ein Gangpferd oder... haben und da will man ja nicht zurückstehen.
Wenn man in so eine Gesellschaft geboren wird, wo es völlig normal ist, dass man ein Pferd alle paar Jahre ausgetauscht wird, ist es vermutlich völlig normal, sich immer wieder vom "Liebling" zu trennen
Ähnlich verhält es sich auch bei den Züchtern, die selten einen Hengst für mehrere Jahre besitzen. Der hat 3-4 Fohlenjahrgänge und wird dann entweder kastriert oder an den nächsten Züchter weiterverkauft - weil man eh schon genug Nachzucht von dem Hengst hat und entweder einen Junghengst verwedet oder ganz fremdes Blut braucht, um mit selbst gezogenen Jungstuten weiter zu züchten. Genauso werden da teil sehr alte Zuchtstuten verkauft mit dem Vermerk "wir haben schon 2-3 Fohlen von ihr, wissen aber nicht mal, ob sie jemals geritten wurde"
Och - ich habe in den inzwischen Jahrzehnten die merk- und fragwürdigsten Gründe zur Pferdehaltung und Verkaufsgründen erlebt. Pferde, die nur aus Liebhaberei oder Mitleid von absoluten Nichtreitern gekauft wurden und auch nicht angeritten wurden. Ich bat in einem Fall den Besi, die Maus zu mindestens ein ganz klein wenig Grundausbildung angedeihen zu lassen, weil man weis ja nie, was einem das Leben noch so bereitet. Und er starb tatsächlich zu früh - und Mandy wurde dann als Halbwildling über Behörden an eine Tierschutzorganisation vermittelt, die dann eine neue Heimat suchte. Auch so einigermaßen erfolgreiche Turnierreiter, die dann ihr 18-jähriges Pferd leider aus persönlichen Gründen nur in beste Hände in Lebensstellung abgeben müssen. Klaro - nicht weil der Gaul so langsam alt teuer und nervig wird ... Nain! Pferde, die schon jung von brutalen Bereitern psychisch und physisch zu Grunde gerichtet wurden, dann von ahnungslosen jungen oder älteren Damen gekauft wurden, die daran verzweifelten und versuchten, diese armen Geschöpfe wieder neuen Ahnungslosen weiter zu verkaufen. Die Liste lässt sich noch gut verlängern. Es können wirtschaftliche Gründe sein aber auch menschliche Abgründe aber auch einfach "nur" veränderte private Situationen.
Ja, wenn ich so die e..y Kleinanzeigen durchforste müssen komischerweise immer die Ü20 er Pferde aus"persönlichen" oder "gesundheitlichen" (des Menschen) Gründen abgegeben werden. Nachtigall ick hör dir trapsen... Wenn Pferdi vielleicht nicht mehr reitbar ist, dann ist es ja langweilig und man muss auch noch stallmiete zahlen... dann lieber weg damit🤔🤨
Zitat von küwi im Beitrag #2In vielen anderen Ländern ist es aber völlig normal, dass man die Pferde regelmäßig austauscht. der Haupt Beweggrund ist meistens das das vorherige Pferd nicht mit dem steigenden Anforderungspotential des persönlichen Ehrgeizes vom PB nicht mithalten kann.
Na, von der Sorte gibt es auch in Deutschland genug Leute, vor allem unter den FN-Turnierreitern. Wenn ich an die beiden Vielseitigkeitsreiterinnen vom alten Stall denke - da gingen diverse Pferde ein und wieder aus, in der Zeit, die sie dort am Stall gestanden haben.
Und dann gibt es auch diejenigen, die ein (junges) Pferd kaufen, ausbilden, auf Turnier - möglichst erfolgreich - vorstellen, und es dann verkaufen (natürlich für großes Geld).
Ich würde niemandem Vorwerfen, wenn er sein Pferd verkauft. Am Ende gehen einen die Gründe ja auch nichts an. Würde sich keiner von seinem Pferd trennen, dann würde man ja auch keine Pferde kaufen können, von daher.... wäre auch doof.
Und im Fjordbereich ist es schon so - da wird häufig ein gerittenes Pferd gesucht, gerne so im Alter von acht, neun Jahren. Die findet man aber tatsächlich (vernünftig geritten) eher schwer, oder sehr teuer. Also kauft der, der wirklich der Rasse "verfallen" ist (wie ich auch) sich doch ein Jungpferd und bildet es aus, auch wenn das nicht das war, was er wollte. Und gibt es dann ausgebildet am liebsten auch nicht wieder her.
Aber auch wenn ICH sage, dass ich meine Pferde eigentlich kaufe, um sie ein Leben lang zu haben, muß das bei anderen ja nicht der Fall sein. Ich kenne auch Menschen, die dann sagen, wie kann derjenige sich von seinem Pferd trennen - ich finde im Grunde immer, wenn man als Käufer nicht gerade über den Tisch gezogen wird, was das Pferd angeht (es als lieb verkauft wird, obwohl es schlechte Erlebnisse hatte und jeden Reiter runterbockt beispielsweise, oder wenn gesundheitlich etwas verschwiegen wird), dann gehen mich als Interessent die Bewegründe des Verkäufers im Grunde auch nichts an.
Schöne Erinnerungen sind eine zweite Gelegenheit zum Glücklichsein
Keine Diskussion - es wird immer Menschen geben, die Pferde verkaufen und das aus den verschiedensten Gründen
Aber ich habe doch den Eindruck, dass dieses vor allem in den USA verbreitete Wesen des "Projekt-Pferdes" für einen begrenzten Zeitraum von 1-2 Jahren bei uns weit nicht so üblich ist. Aber gefühlt wird überm großen Teich schon den Kids in den Schulen dieses "ich habe ein Pferd nur für ein Schuljahr und dann wird es wieder verkauft" Gehabe eingebläut und dann halten die das auch lebenslang und sind völlig baff und von den Socken, wenn sie hören, dass wir Pferde 20-30 Jahre im selben Besitz haben und unseren reiterlichen Ehrgeiz an das Potential des Pferdes anpassen
Ich verurteile auch keinesfalls, wenn jemand sein Pferd verkauft. Warum und weshalb ist tatsächlich Sache desjenigen, der sein Pferd verkauft und als richtig oder falsch, gut oder schlecht, vernünftig oder herzlos möchte ich auch nicht beurteilen.
Ich habe über 20 Jahre lang gezüchtet und da kann man nicht jedes Pferd behalten, das man aus der Stute zieht. Hin und wieder hatte sich der Köraspirant, der sich als Fohlen noch überragend präsentierte, dann zweijährig doch nicht so entwickelt, wie erwartet und dann haben wir uns auch entschieden, ihm ein neues Zuhause zu suchen, denn eine Deckstation lebt nun mal von den Decksprüngen ihrer Hengste und der Nachzucht ihrer Stuten und da passt ein potentieller Wallach nicht ins Konzept.
Auch Hengste, die wider Erwarten die Leistungsprüfung nicht schafften oder deren Nachzucht eher mittelmäßig war oder die so gar keine Nachfrage hatten, standen hin und wieder zum Verkauf. Das tat weh, aber es war eben eine reine Vernunftentscheidung, die ich aus wirtschaftlichen Gründen treffen musste.
Als ich aber merkte, dass mich das immer mehr belastet und ich nicht mehr mit dem Herzen, sondern mit meinem Verstand entscheiden muss und so heulend hinter dem davonrollenden Anhänger mit meinem verkauften Pferd herwinkte, gab ich erst die Zucht und dann auch die Deckhengsthaltung auf. Ich wollte mich nicht mehr von meinem Pferden trennen müssen und die behalten dürfen, die mir geblieben waren - und damit bin ich glücklicher, als mit einer Hengststation, auf der nur die Pferde sein dürfen, die ihr Futter und unser Geld zum Leben verdienen können.
Was mich aber wundert, ist beispielsweise, warum jemand ein Pferd nach vielen Jahren abgibt. Ihr habt das natürlich schon beantwortet: Die Ansprüche ans Pferd steigen und so muss ein talentierteres Pferd gekauft werden und der "alte Esel" kann weg.
Das ist für mich natürlich aus der Sicht eines Profisportlers auch nachvollziehbar, aber ich vertrete auch eher die Meinung, dass man mit dem Pferd wachsen sollte und habe sehr oft erlebt, dass eben das Pferd, das eine solide A- und L-Dressur lief und sogar noch Platzierungen im A-Springen holte, irgendwann sehr vermisst wurde, weil der neue Kracher sich als schwierig erwies und halt mehr konnte, als der Reiter, der nun komplett überfordert war und sich so auch keine Erfolge einstellten.
Aber wer den Erfolg vor die Beziehung zu seinem Pferd stellt, muss solche Entscheide wohl treffen ... und vielleicht irgendwann bereuen.
Was mich aber doch erstaunte war, dass ich auf meiner Suche nach einem Beisteller auch Angebote bekam, bei denen ein neuer Platz für einen 28 Jahre alten Araber gesucht wurde. Gewiss hätte ich den Dropsi nicht, wäre seine Vorbesitzerin nicht bereit gewesen, ihn zu verkaufen. Aber ich finde trotzdem, dass es eigentlich kein Pferd verdient hat, mit 28 Jahren noch einmal umziehen zu müssen.
Ich weiß, dass hinter solchen Verkaufen natürlich auch finanzielle Dramen oder persönliche Desaster stecken können, die keine andere Lösung zulassen, als sich vom Pferd zu trennen, aber der Araber wurde abgegeben, weil die Leute nicht mehr züchten wollten und nun auch keinen Hengst mehr brauchten.
Ich schrieb es schon: Ich habe die Deckhengsthaltung auch aufgegeben und trotzdem hätte ich Irco oder Schimmi nicht weggegeben. Sie haben Geld für mich verdient, haben Fohlen für mich gezeugt und mich zu Erfolgen und durch den Wald getragen. Da sehe ich es als meine Pflicht, ihnen eben auch die Rente zu finanzieren. Sie waren teurer im Unterhalt, als ein junges, reitbares Pferd, aber selbst wenn ich für sie hätte auf irgendwelchen Luxus hätte verzichten müssen, wäre ich dazu immer bereit gewesen.
Ich bin natürlich froh, dass sich alle Vorbesitzer vom Dropsi entschieden, ihn abzugeben, aber ich habe sehr oft Mitleid mit den Pferden gehabt, die uns als Beisteller angeboten wurden, weil da eben auch sehr oft der Grund der Abgabe war, dass man nun lieber ein junges, reitbares Pferd kaufen würde und zwei im Budget nicht drin sind ... und an dieser Stelle denke ich eben, dass der Entscheid für ein Pferd auch dann noch gelten sollte, wenn es nicht mehr jung, gesund und erfolgreich ist, denn ich habe vielleicht nur eine überschaubare Zeitspanne meines Lebens mit ihm geteilt, aber für das Pferd war es ein Großteil seines Lebens, das es mir schenkte.
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
Wollte auch noch kurz dazu schreiben, dass ich die Entscheidung, ein Pferd zu verkaufen, eher neutral sehen wollen würde. Aus meiner Sicht hat ein Pferd im Gegensatz zu z.B. einem Hund keine so persönliche Bindung and seine Menschen (ich bin mir sicher, dass es Leute gibt, die das anders sehen, aber es ist meine Ansicht). Das Pferd ist vor allem auf eine wohlwollende, für seine Grundbedürfnisse sorgende und für es sich sicher anfühlende Umgebung angewiesen. Ich denke, dass es im Freizeitbereich viele Leute gibt, die ihr Pferd viel zu lange behalten, bevor sie registrieren, dass es eben einfach nicht passt. Dann investieren sie in teuren Beritt und ständigen Unterricht und was auch immer, können es aber für sich selber doch nicht umsetzen und bleiben unglücklich mir ihrem Pferd. Für mich war bei meinen (zugegeben wenigen) bisherigen Pferden und ist auch mit dem jetzigen Jungpferd ziemlich klar, dass es Grenzen gibt. Es muss mit mir gehen - wenn es Schwierigkeiten gibt, dann hole ich mir Rat und nehme Unterricht, aber wenn ich allein mit meinem Pferd nicht mehr zurecht komme oder zu viel Angst entwickele weil ich mit dem Temperament oder was auch immer überfordert bin, dann würde ich es verkaufen. An jemanden der das besser kann, und den gibt es sicher. Ich wäre nicht bereit, mich jahrelang unter hohen Kosten mit einem Tier zu quälen, das mich ständig überfordert. Und ich meine, das man das nicht vorher wissen kann. Pferde haben auch eine Persönlichkeit, und man kann zwar nach einem geeigneten suchen, aber sicher sein kann man gerade bei einem Jungpferd nicht, dass es dann auch wirklich gehen wird. Oder auch bei einem geplanten Turnierpferd, dass dann eben doch nicht das erreicht, was man erhofft hatte. Wo ich ganz zustimme ist mit dem Verkauf eines alten langjährigen Begleiters oder auch eines kranken Pferdes. Ich verstehe das Kostenthema aber diesen „Vertrag“ habe ich mit meinem Pferd irgendwie geschlossen. Wenn es gepasst hat und wir unsere Zeit hatten, dann bleibt es auch bei mir, solange ich es eben kann.
Und dann falle ich gerade darüber: Schweren Herzens müssen wir uns von unserem Lewitzer Wallach trennen. Die Gründe sind privater Natur und haben nichts mit dem Pony zutun. Paco ist ein 4 jähriger Lewitzer Wallach mit einem Stockmaß von circa 1,45 m.. Er ist angeritten. Paco kennt Reiter Gewicht auf seinem Rücken und läuft freundlich Im Schritt, Trab und Galopp. Leider ist er aufgrund eines Sehnen Schadens zur Zeit nur bedingt reitbar, das bedeutet Kinder und leichte Personen sind im Schritt kein Problem. Er darf gerne viel spazieren, ausgeritten werden und mit ihm darf Bodenarbeit gemacht werden. Traben sowie Galoppieren während der Arbeit am Pferd sollte vorerst vermieden werden. Unsere Tierärztin hat uns empfohlen ihn ein Jahr stehen zu lassen und in einem Jahr einen erneuten Ultraschall zu machen. Paco ist Schmiedefromm, sowie Geimpft und entwurmt. Die Zähne wurden gerade erst gemacht . Wenn du Lust hast unseren Frechdachs kennenzulernen melde dich sehr gerne. Aber gut - vielleicht hat der Verkaufsgrund ja wirklich nichts mit dem Pony und seinem gesundheitlichen Zustand zu tun ...
Zitat von elchbine im Beitrag #8dass der Entscheid für ein Pferd auch dann noch gelten sollte, wenn es nicht mehr jung, gesund und erfolgreich ist, denn ich habe vielleicht nur eine überschaubare Zeitspanne meines Lebens mit ihm geteilt, aber für das Pferd war es ein Großteil seines Lebens, das es mir schenkte.
@suerte Nein, das hat ganz sicher nichts mit dem sehnenschaden zu tun.nur damit, dass die Kinder jetzt halt 1 Jahr lang nicht auf dem Pony rumturnen können und deswegen quengeln: das pony ist kaputt, wir wollen ein neues.
Zitat von nellie im Beitrag #10Wollte auch noch kurz dazu schreiben, dass ich die Entscheidung, ein Pferd zu verkaufen, eher neutral sehen wollen würde. Aus meiner Sicht hat ein Pferd im Gegensatz zu z.B. einem Hund keine so persönliche Bindung and seine Menschen (ich bin mir sicher, dass es Leute gibt, die das anders sehen, aber es ist meine Ansicht). Das Pferd ist vor allem auf eine wohlwollende, für seine Grundbedürfnisse sorgende und für es sich sicher anfühlende Umgebung angewiesen. Ich denke, dass es im Freizeitbereich viele Leute gibt, die ihr Pferd viel zu lange behalten, bevor sie registrieren, dass es eben einfach nicht passt. Dann investieren sie in teuren Beritt und ständigen Unterricht und was auch immer, können es aber für sich selber doch nicht umsetzen und bleiben unglücklich mir ihrem Pferd. Für mich war bei meinen (zugegeben wenigen) bisherigen Pferden und ist auch mit dem jetzigen Jungpferd ziemlich klar, dass es Grenzen gibt. Es muss mit mir gehen - wenn es Schwierigkeiten gibt, dann hole ich mir Rat und nehme Unterricht, aber wenn ich allein mit meinem Pferd nicht mehr zurecht komme oder zu viel Angst entwickele weil ich mit dem Temperament oder was auch immer überfordert bin, dann würde ich es verkaufen. An jemanden der das besser kann, und den gibt es sicher. Ich wäre nicht bereit, mich jahrelang unter hohen Kosten mit einem Tier zu quälen, das mich ständig überfordert. Und ich meine, das man das nicht vorher wissen kann. Pferde haben auch eine Persönlichkeit, und man kann zwar nach einem geeigneten suchen, aber sicher sein kann man gerade bei einem Jungpferd nicht, dass es dann auch wirklich gehen wird. Oder auch bei einem geplanten Turnierpferd, dass dann eben doch nicht das erreicht, was man erhofft hatte. Wo ich ganz zustimme ist mit dem Verkauf eines alten langjährigen Begleiters oder auch eines kranken Pferdes. Ich verstehe das Kostenthema aber diesen „Vertrag“ habe ich mit meinem Pferd irgendwie geschlossen. Wenn es gepasst hat und wir unsere Zeit hatten, dann bleibt es auch bei mir, solange ich es eben kann.
Ich bin ganz bei Dir.
Wenn die Chemie zwischen Pferd und Mensch nicht stimmt, dann ist es besser, man gibt dem Pferd die Chance einen Menschen zu finden, der ihm gerecht wird und für den genau dieses Pferd der Sechser im Lotto ist und nicht nur der Dreier, der die Sehnsucht nach mehr weckt.
Ich hatte auch mal einen Hengst gekauft, der im Grunde ein nettes Pferd war, aber mein Fehler war, dass ich mich zuvor schweren Herzens von einem Pferd trennen musste, der das zweite Mal durch die Leistungsprüfung gerasselt war und damit eben als Hengst keine Zuchtzulassung mehr hatte. Jeden Tag sah ich die leere Box und das schmerzte so derart, dass ich mir dachte: "Wenn da wieder ein Pferd drin steht, wird der Herzschmerz geringer werden!"
Aber das Gegenteil war der Fall. Ich vermisste meinen Rappschecken und der "Neue" konnte seine Hufspuren nicht ausfüllen und war nett, aber eben nicht das, was ich erhofft hatte. Reiterlich waren wir nicht gerade ein Bild der Harmonie. Das arme Pferd spürte ja meine innere Ablehnung und ich warf vermutlich das Haar in die Suppe, damit ich mich darüber ärgern konnte.
Dann kam eine junge Frau, die eigentlich einen Deckhengst für ihre Stute suchte und meinen "Fehlkauf" auf der Weide sah - und sich spontan in ihn verliebte! Ich bot ihr an, ihn ihr zu verkaufen, sie ritt ihn Probe und das sah so harmonisch und schön aus, dass ich wusste, dass er auf sie und sie auf ihn gewartet hatte. Nach vier Monaten rief sie mich an und erzählte mir, dass sie die erste A-Dressur gewonnen hatte und im Springen ebenfalls noch in der Platzierung gelandet war. Das war für mich die wunderbarste Nachricht, die man nach einem Pferdeverkauf bekommen kann.
Allerdings könnte ich mir schon jetzt nicht mehr vorstellen, den Dropsi abzugeben.
Es mag schon stimmen, dass man zu einem Pferd nicht so eine enge Beziehung aufbaut, wie zu einem Hund, aber ich glaube, das ist auch ein bisschen davon abhängig, wie ich mein Pferd halte.
Meine Pferde, die im Einstellerstall untergebracht waren, vermissten mich vermutlich auch nicht, wenn ich mal nicht kam, die Reitbeteiligung sich um sie kümmerte oder sie einfach nur mal drei Wochen im Sommer auf der Weide standen.
Ich würde aber durchaus behaupten, dass die Beziehung zu meinen Pferden viel enger geworden ist, seit ich mit ihnen Tür an Tür wohne. Ich weiß zwar nicht, ob sie mich zu ihrem Glück brauchen, aber mit Schimmi habe ich 27 gemeinsame Jahre zusammen gelebt und so lange durfte kein Hund mein Leben teilen ... wir waren schon so ein bisschen, wie ein altes Ehepaar - ich akzeptierte seine Schrullen und er verzieh mir meine.
Ich habe vor mehr als 20 Jahren mal ein sehr, sehr gutes Angebot für ihn bekommen - und habe es nicht angenommen. Unvernünftig? Ja! Aber ich habe es auch nie bereut, denn er war viel wertvoller für mich, als das Geld, das man mir für ihn bot.
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
^Ok, das mit dem Tür-ab-Tür leben mag einen Unterschied in der Beziehung machen. Vielleicht erlebe ich das auch noch mal später, mal sehen. In einem anderen thread fiel der Satz über das „es aus der Menschenperspektive betrachten“, und das geht uns sicher jeden Tag so. Aus welcher Perspektive sollten wir auch sonst schauen? Und manchmal kann auch eine ganz nüchterne Entscheidung letztlich richtig sein.
Andalusierforum - Das virtuelle Treffen für Liebhaber der Pferde iberischer Rassen
»
Allgemeine Themen
»
Haltung und Fütterung
»
Pferdeverkauf - Warum?
Thema drucken
14.10.2022 11:28
Antworten
