Zitat von suerte im Beitrag #15(so 35 Jahre her*hüstel)
Damals schon hat man darüber gesprochen? Ich habe erst die letzten Jahre davon gehört.
"Die Reitkunst ist eine unendlich schwere Kunst, und noch niemand ist wohl in vollem Sinne Meister darin geworden, bevor ihm das Alter den Schädel gebleicht hat."
Ich habe von dieser Erkrankung zum ersten mal gehört vor locker 20 Jahren, da wurde bei einem Kundenpferd meiner damaligen TÄ (bei der ich ja viele Jahre mitgefahren bin) eine Biopsie genommen für die Diagnose. Was das bedeutet, war mir damals allerdings noch nicht bewußt.
Schöne Erinnerungen sind eine zweite Gelegenheit zum Glücklichsein
ich hatte ca 1990/91 den ersten Kontakt mit der Krankheit. Damals gab es in Ö einen relativ bekannten Quarterhengst, der das munter verbreitet hat. Jeder hat es gewusst - keinen hat es interessiert
Meine Peri war an PSSM 1 erkrankt - und das war manchmal wirklich sehr dramatisch, weil sich damals noch niemand damit auskannte und deshalb auch niemand wusste, welches die Auslöser sind. Sprich: Was man tun kann, um solche "Kreuzverschlag"-Anfälle zu vermeiden.
Peri war im September 1989 geboren. Dreijährig (damals war das halt so) wurde sie angeritten. Natürlich immer alles ganz in Ruhe und mit niedrigen Anforderungen. Dennoch traten die Symptome erstmals nach ca einem halben Jahr auf. Manchmal war eine Schrittrunde ums Dorf nicht möglich, ohne dass ein "Kreuzverschlag" ausgelöst wurde. Manchmal konnten wir ein, zwei Stunden mit Schritt, Trab, Galopp ausreiten, ohne dass irgendetwas passierte. Es gab einfach keine Regelmäßigkeit und keine Anhaltspunkte. Die Verzweiflung war natürlich groß, denn es ging Peri jedes Mal extrem schlecht, wenn sie einen solchen "Anfall" bekam. Das, was Suerte schildert, ist in keinster Weise übertrieben.
Der Tierarzt war anfangs regelmäßig vor Ort. Später habe ich ihn gar nicht mehr angerufen, wenn es passierte. Pferd in die Box, Decke drauf und nach ein paar Stunden war der Spuk vorbei. Es blieb rätselhaft, jahrelang.
Natürlich gab es auch immer wieder den Versuch, eine vernünftige Diagnose zu stellen. Von den ganzen Irrwegen und Dramen (Pferd für ein halbes Jahr fest in der Box, weil angeblich ein Rückenwirbel entzündet war und ähnliche Geschichten) und natürlich auch immensen Tierarztrechnungen will ich gar nicht reden.
Es kamen dann Jahre, in denen ich Peri gar nicht mehr ritt. Zu groß war das Risiko, dass sie wieder in diesen schrecklichen Zustand geraten könnte. Irgendwann, hm, das muss aber dann schon Anfang der 00er-Jahre gewesen sein, hatte der Tierarzt (Sohn des bisherigen Tierarztes) den Verdacht, dass es PSSM sein könnte. Es wurde eine Biopsie genommen und siehe da, der Verdacht bestätigte sich. Hurra, es gab eine Erklärung! Und vor allem einen Ansatz, ihr zu helfen!
Sie bekam von da an keinen Hafer mehr, sondern nur noch ein haferfreies Müsli. Auch die diversen "Süßigkeiten" - Äpfel, Möhren und so was alles - wurden gestrichen.
Seitdem hatte sie nie wieder einen "Kreuzverschlag", und wurde doch noch einige Jahre geritten.
Wir haben ein paar Kunden mit PSSM1-Pferden - tatsächlich vor allem Quarter, Appaloosa und Araber.
Bei einer Stute ist das Problem, dass sie sehr zickig und nervenschwach ist - und da hatten wir dann ein Problem, denn ein PSSM1-Pferd darf keine Phytoöstrogenhaltigen Pflanzen bekommen und Hopfen, als Regulator für die Hormone fiel damit raus. Auch Kräutermischungen für die Muskulatur sind schwer zu kreieren, wenn eine PSSM1 besteht, denn hier wäre beispielsweise Chromhefe oder chromhaltige Pflanzen wie Bockshornkleesamen oder Heidelbeerblätter ideal, aber die sind auch tabu. Bei Kräutern für die Leber darf keine Artischocke enthalten sein und Fellmischungen müssen ohne Leinsamen auskommen. Hustenmischungen sollten keinen Salbei enthalten und die Entgiftungskräuter müssen ohne Brennnesseln oder Hirtentäschelkraut hergestellt werden.
Auch Luzerne, Reis- oder Weizenkleie sollte nicht verfüttert werden (sie enthalten Phytohormone) und das macht es oft nicht leicht, noch Kräutermischungen zu kreieren, die auch noch genügend Wirkstoffe enthalten, aber dem Pferd nicht schaden und keinen Kreuzverschlag provozieren.
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
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PSSM 1
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10.11.2022 12:54
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