Zitat von nellie im Beitrag #5Unser Stallbesitzer hat ein Schulpferd, eine großartige Stute, die mit weit jenseits der 20 noch immer die Kinder durch die Halle trägt. Sie ist toll und hat mehr Energie als die Jüngeren. Er hat schonmal versucht, sie zu „berenten“, aber das tat ihr gar nicht gut. Vielleicht gilt auch bei Pferden: man ist so alt wie man sich fühlt…
Ich wurde früher auch hier und da mal gefragt, wann Carl denn in Rente geht. Ich hab es nie wirklich beantworten können. In unserem letzten Jahr merkte man ab und zu, aber auch bei weitem nicht immer, dass ihm irgendwann der Elan für die Arbeit mal verloren ging. Aber insgesamt hatte ich immer das Gefühl, es tut ihm total gut, dass er eine Aufgabe hat, und es tut ihm körperlich gut, dass ich ihn beweglich halte. Rumlaufen kann er auch ohne mich auf der Weide oder im Winter auf dem Paddock genug. Aber was ich definitiv mit unserer Arbeit geschafft habe, ist, ihn reell beweglicher zu halten. Das haben mir auch einige Trainer bestätigt, die ähnlich alte oder auch jüngere Pferde hatten - dass meiner da durchaus für sein alter noch sehr beweglich ist. Das war mir auch immer echt wichtig - auch für IHN.
Schöne Erinnerungen sind eine zweite Gelegenheit zum Glücklichsein
Ja, ich musste mich erstmal von der Vorstellung lösen, dass sobald ein Pferd nicht mehr völlig unbeeinträchtigt laufen kann, es nicht mehr reitbar ist oder man nichts mehr mit ihm machen kann. Manchmal wenn ich mit Ijar in die Halle komme und sie beim ersten Antraben wirklich im Zeitlupentempo läuft und man ihr deutlich anmerkt, wie schwer es ihr fällt, dann denke ich, dass mich die anderen für eine Tierquälerin halten. Wenn sie dann 10 min später wieder leichter und flüssiger läuft, weniger stolpert und ihre Schulterherein und Travers hinlegt, dann fühle ich mich besser. Ich reite sie vorsichtig, lobe sie für ihren Mut, freier zu laufen trotz der Schmerzen, die sie vermutlich zumindest anfangs hat. Und ich hetze sie nie durch Treiben, ich weiss, dass sie schneller wird, sobald sie es kann. Hätte nie gedacht, dass es so viele Facetten von Reiten gibt, wie ich sie gerade erlebe.
So vieles eurer Anmerkungen kann ich auf meinen 27-jährigen Hidalgo übertragen. Körperlich super drauf, aber manchmal etwas geistesabwesend und - dezent gesagt - mehr als autark. Ich lasse ihm inzwischen alles (fast) durchgehen, weil er trotzdem immer charmant und einfach unvergleichlich ist. Man lernt dadurch ja auch was mit 'Altersstarrsinn' gemeint ist...Seit gestern sind unsere Weiden zu und jetzt werde ich ihn auch wieder mehr reiten und nicht nur hauptsächlich an der Hand bespaßen Ich wette, er ruft auch sein ganzes Macho Repertoire ab. Hoffentlich bleibt es noch lange so...
Zitat von Sonriente im Beitrag #18Ich lasse ihm inzwischen alles (fast) durchgehen, weil er trotzdem immer charmant und einfach unvergleichlich ist.
Gestern bei unserem Sonntagsspaziergang am Halfter+Strick durch den Wald. Bubi holt im flotten Schritt neben mir auf, dreht den Kopf leicht vor meine Schulter und zwinkert mir zu. "Krieg ich mal einen Unterwegskeks?" Ich: "nein wirklich, Du durftest eben noch nach Eicheln schnüffeln." Er: "hrmpf". Sekunden später fliegen mir seine Vorderbein im schönsten spanischen Schritt durch Blickfeld. Ne, wirklich, DAS ist Betteln! Ihr hättet ihn sehen sollen: der hat sich fast die Beine ausgerenkt. Höher geht nicht! Dabei n Kragen gemacht und mich mit Strahleaugen angeschaut. DA kann ich dann auch nicht mehr widerstehen! Ich verbuche das dann unter Gymnastik/Krafttraining und streiche das "Betteln" aus meinen Gedanken. *Keks*
Zitat von Sonriente im Beitrag #18Ich lasse ihm inzwischen alles (fast) durchgehen, weil er trotzdem immer charmant und einfach unvergleichlich ist.
Gestern bei unserem Sonntagsspaziergang am Halfter+Strick durch den Wald. Bubi holt im flotten Schritt neben mir auf, dreht den Kopf leicht vor meine Schulter und zwinkert mir zu. "Krieg ich mal einen Unterwegskeks?" Ich: "nein wirklich, Du durftest eben noch nach Eicheln schnüffeln." Er: "hrmpf". Sekunden später fliegen mir seine Vorderbein im schönsten spanischen Schritt durch Blickfeld. Ne, wirklich, DAS ist Betteln! Ihr hättet ihn sehen sollen: der hat sich fast die Beine ausgerenkt. Höher geht nicht! Dabei n Kragen gemacht und mich mit Strahleaugen angeschaut. DA kann ich dann auch nicht mehr widerstehen! Ich verbuche das dann unter Gymnastik/Krafttraining und streiche das "Betteln" aus meinen Gedanken. *Keks*
... und Recht hast Du! Wenn Dein Jaleoso so charmant und gekonnt die Tasten vom Keksausgabeautomat zu bedienen weiß, dann hat er die Belohnung definitiv verdient!
Ich denke oft bei Glücki, die ja nun mit 25 Jahren unsere Alterspräsidentin ist, dass ich ihr keinen Keks verweigern möchte, denn im Vergleich zu unserem Leben, ist das eines Pferdes eben doch kurz und wir haben so viel Zeit, Glück zu sammeln in den vielen Jahren, die wir leben, während wir unsere Pferde nur eine begrenzte Zeit glücklich machen dürfen ... da nutze ich dann auch jeden Moment, der sich dafür anbietet, die Glückskiste zu füllen, damit sie randvoll ist, wenn sie mal über die Regenbogenbrücke galoppieren.
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
Zitat von suerte im Beitrag #19und mich mit Strahleaugen angeschaut. DA kann ich dann auch nicht mehr widerstehen!
Genau das ist es, ich schmelze dann dahin Und wie Sabine - auch dank ihrer Kräuter ist er so gut drauf - so schön schrieb, nutze ich jeden Moment, um die Glückskiste zu füllen.
40 und noch voll im Einsatz finde ich auch beneidenswert.
Mein Hengst wurde aufgrund seiner Zipperlein schon mit 16 so langsam alt. Ich merkte zumindest, dass er mit meinen Anforderungen nicht mehr mithalten konnte und dann kam Flamenco. Er wurde dann noch weiter gut bewegt, aber mit 22 hat er uns gezeigt, dass er nicht mehr geritten werden möchte. Ein Jahr später ist er dann verstorben. Unseren Hertz habe ic ja auch mit 21 schon aus der Arbeit genommen. Jetzt mit 23 schubse ich ihn wieder an. Er wird aber aufgrund seiner körperlichen Gegebenheiten (Exterieur, Cushing) nur noch leichte Arbeit verrichten können. Rocky ist jetzt 24 und wird noch in allen Gangarten bewegt- Bis zu 2 Stunden geht er auch super raus und hat richtig Spass dran. ich nehme natürlich Rücksciht auf ihn und verlange nicht zu viel. Er ist aber auch ein großes, schweres Pferd, dass auch mal einen Sehnenschaden hatte. Cushing steht auch bei ihm im Raum. Er hat auch hier und da immer wieder seine Zipperlein. Bislang haben wir aber alles in den Griff bekommen.
Flamenco wird nächstes Jahr 20 und ist eigentlich fit. Sein Sehnenschaden von vor ein paar Jahren sieht man ihm schon manchmal an und mein Gefühl sagt mir, dass er motivierter und engagierter ist, wenn ich ihn nur jeden zweiten Tage mit auf einen größeren Ausritt nehme. Daher kam ja auch Amarillo ins Spiel. ich denke, dass er unser Sommerreitprogramm noch 1 - 2 Jahre mitgemacht hätte, aber wenn ich ihn schonen kann, hoffe ich, dass er mir noch länger gut erhalten bleibt.
Ydin ist jetzt 18 und so einem Kaltblut merkt man es auch an. Auch bei ihm versuche ich, die Reiter noch leichter zu machen und ihm eher mal einen Pausentag zu gönnen. Dafür habe ich ja jetzt auch Jormal. Fit ist er und er sieht muskulär toll aus. Aber man merkt, dass er nicht mehr das Tempo von vor 5 Jahren schafft.
Zitat von suerte im Beitrag #19und mich mit Strahleaugen angeschaut. DA kann ich dann auch nicht mehr widerstehen!
Genau das ist es, ich schmelze dann dahin Und wie Sabine - auch dank ihrer Kräuter ist er so gut drauf - so schön schrieb, nutze ich jeden Moment, um die Glückskiste zu füllen.
Danke
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
Ich glaube diese Einstellung, dass ein Pferd mit ca 20 Jahren als alt angesehen wird, hat auch viel mit unser aller Kindheitserinnerungen zu tun.
Wenn ich mich da an die "alten" Schulpferde meiner Kindheit erinnere, dann waren die 12-15 Jahre alt und entsprechend verbraucht, ausgelaugt und meistens auch optisch sehr alte Pferde. Ein Schulpferd mit 20 Jahren war sogar uralt und der alte "Frech" war mit seinen 24 Jahren in meiner Erinnerung eines der ältesten Pferde überhaupt - und der sah aus meiner Erinnerung auch optisch so aus, dass es heute vermutlich tierschutzrelevant wäre.
Wenn ich mir hingegen heute die ü20 Pferde meiner Umgebung ansehe, dann sind die voll fit und nutzbar - so sie nicht durch Vorerkrankungen wie Sehnenschäden oder Rehe nur mehr eingeschränkt nutzbar sind!
Es gibt auch tatsächlich einige Reitkulturen auf der Welt, wo es gezielt einen regen Markt für Pferde über 20 gibt, weil die einfach gerade für ältere oder unsichere Reiter einen Vertrauensbonus und meistens auch sehr viel Erfahrung haben und durch die langjährige Ausbildung oft auch regelrechte Spezialisten sind!
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Ab wann ist ein Pferd "alt"
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20.11.2022 21:20
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Ich wette, er ruft auch sein ganzes Macho Repertoire ab. Hoffentlich bleibt es noch lange so...
Ne, wirklich, DAS ist Betteln! Ihr hättet ihn sehen sollen: der hat sich fast die Beine ausgerenkt. Höher geht nicht! Dabei n Kragen gemacht und
Ich verbuche das dann unter Gymnastik/Krafttraining und streiche das "Betteln" aus meinen Gedanken.
