Andalusierforum - Das virtuelle Treffen für Liebhaber der Pferde iberischer Rassen
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Zuchtziel verfehlt, oder was ist los in der Zucht der WB.
"Die Reitkunst ist eine unendlich schwere Kunst, und noch niemand ist wohl in vollem Sinne Meister darin geworden, bevor ihm das Alter den Schädel gebleicht hat."
Katharina Ros war früher im Taunus meine Pferdezahnärztin. Eine sehr kompetente, sympatische Tierärztin. Habe ihren Umzug in den Norden sehr bedauert. Habe das Video erst zur Hälfte geschaut und stimme ihr vollumfänglich zu.
Sehr sehr wahre Worte! Ich sehe auch in meinem Umfeld viel zu viele Extremfrührentner, bei denen systemisch "irgendwas" nicht stimmt. Beine, Muskeln, Magen, Lunge - es gehen Unsummen in Diagnosen und Behandlung, scheinbar ohne echte Besserung. Ein Schxxx ! Die Problematik liegt aber nicht nur beim sportambitionierten Käufer, sondern meines Erachtens auch im Richtersystem. Wenn dort nur der maximal möglich Trab hoch bewertet wird, zwingt das förmlich die Käufer, schon junge Lampenaustreter zu kaufen. Sonst braucht man ja kaum mehr anzutreten. Habe ich auch oft genug im Stallalltag erlebt. Körperlich solide, ordentlich gerittene Pferde, die aber NIE mit ner Schleife nach Hause kamen. Da ist der Frust groß und es wächst der Wunsch nach einem Tänzer. Parallel beobachte ich den Trend "junger" Pferdekäufer (hust - also umme 30), die eben so ein Pferd nicht haben wollen. Sie suchen gezielt nach einem Allrounder - klar im Kopf und solide auf den Beinen. Die landen nun allerdings bei Zuchtmixen, zum Teil abenteuerliche, und wissen da mal so garnicht, was sie erwartet. Auch suboptimal! Ich kann locker 1/2 Duzent aufzählen, die mit einem WB von alten Schlag auch sehr gut beraten wären. Gibt's aber eben kaum noch; außer vielleicht beim Händler, der aus dem Ostblock (Schlacht)pferde vermittelt.
Ich habe tatsächlich gerade die Zeit nicht, mir das ganze Video anzuschauen - allerdings bin ich definitiv auch der Ansicht, dass so einiges schief läuft in der Pferdezucht. Ich hab ja nun ein Pony einer noch sehr ursprünglichen Rasse. Aber auch da wird von manchen Züchtern so selektiert, dass die Pferde möglichst viel Bewegung aufweisen (mit den damit einher gehenden Nachteilen, und auch Erkrankungen), und wichtige Rassecharakteristika gehen dafür teilweise verloren. Zum Glück wird diese Rasse im Ursprungsland auch noch als Arbeitspferd eingesetzt, so dass aus dieser Richtung zumindest keine Abkehr von "bewährten Werten" zu erwarten ist.
Im Warmblutbereich ist es aber ja schon sehr lange so. Man möchte züchterisch das Pferd verbessern - wobei mein Eindruck da auch vielfach ist, dass hierbei Exterieur und Leistungsbereitschaft bei so manchem Züchter weit wichtiger zu sein scheinen, als das Interieur. Erkennt man ja beispielsweise an bestimmten Linien, wo immer gerne behauptet wird, die wären deswegen so schwierig, weil sie eben genial wären (Genie und Wahnsinn, you know....) - als Beispiel würde mir da Weltmeyer einfallen.
Nun kommen auch noch Erkrankungen dazu.
Wir hatten im letzten Winter Einsteller, Eltern mit zwei Töchtern (sie Reiterin, ihr Mann Reitanfänger, die beiden Töchter auch noch nicht so weit, aber sehr ambitioniert), die, da sie das Geld hatten, als erstes Pferd eben nicht klassisch ein Pony gewählt haben (wäre sicherlich sinnvoller gewesen), sondern ein knapp sechsjähriges Sportpferd. Ich weiß gar nicht, welcher Rasse. Jedenfalls "Springen gezogen", und die eine Tochter auch ehrgeizig, mit der auch was zu erreichen.
Irgendwann waren sie dann so weit zu erkennen, dass das alleine nicht geht. Die erste Trainerin wurde von der Tochter "veräppelt", weil sie keine Lust hatte, dann kam eine Bereiterin dazu (Pferd wurde insgesamt immer schwieriger unter dem Sattel, Kind ist auch mit der stolpernden Stute einmal gestürzt, tatsächlich sogar aus dem Schritt, meine ich, zum Glück ist nichts passiert), die sagte, solange das Pferd nicht medizinisch abgecheckt wird, wird sie es nicht reiten. Rö ergab genau einen der Punkte, die oben erwähnt werden, Arthrose in den Facettengelenken. SECHS JAHRE ALT. Ich fand das damals schon echt schockierend.
Die Familie hat dann den Stall gewechselt, damit das Pferd gezielter gearbeitet werden kann (bei uns kann man halt auch mal ne Woche nur Schritt gehen, oder halt in die Longierhalle), ich weiß gar nicht so genau, was aus ihr geworden ist, muß ich mich eigentlich noch mal schlau machen....
Aber da wollen die Eltern was tolles, kaufen ein Sportpferd, was dann natürlich auch etwas länger "halten" soll, als das kleine Pony für die Kiddies - und haben direkt einen gesundheitlichen Problemfall an der Backe,... das ist schon bitter, irgendwo.
Schöne Erinnerungen sind eine zweite Gelegenheit zum Glücklichsein
Auf der Sachebene sagt sie gar nicht so viel Neues. Dennoch beeindruckt diese Frau mich sehr - wegen ihrer ruhigen, klaren, direkten und dringlichen Art, diese Sachverhalte auszusprechen und den Finger in die Wunde(n) zu legen, ohne dabei ausfallend oder aggressiv zu werden und unmittelbar jemanden anzugreifen.
Ich wünsche mir für alle Pferde und für die Pferdezucht als Ganzes (und für alle ebenfalls leidenden Pferdebesitzer), dass sie etwas bewirken kann!
Ich bin der Turnierreiter , der mit dem kräftigen Pferd, kein Lampentreter, aber grundsolide geritten. Wir können nur mit sehr korrekt gerittenen Dressuren punkten, Präzision, Linientreue, punktgenauigkeit und keine Fehler, dann bekommen wir auch Schleifen ab, ganz zuverlässig. Die Lampentreter haben es da sehr viel einfacher, die können auch mal auf 2 Hufschlägen gleichzeitig Lampenaustreten oder in Schlangenlinien oder durch die Ecke schleudern, weil die Bremse klemmt. Ja das ist frustrierend, dafür werden wir in 10 Jahren noch starten. Mit Dori bin ich noch gesprungen, da war sie 23 -A** kein Problem!
Frau Barbara Schulte von Pro Pferd e.v. stößt ja auch schon lange in dieses Horn und prangert die "moderne Warmblutzucht" schon seit Jahrzehnten an. Da folge ich dem Verein auf FB und sehe von Zeit zu Zeit ihre Beiträge.
Auch dieses Video war dort verlinkt und mir gefällt diese Frau Heuss ausgesprochen gut - danke für den link!
Das ist ZB das Auktionsvideo der Stute Tirana N - das mit 46000 Euro (!) teuerste Pferd der Horse Auction Belgium. Abgesehen von dem schrecklichen Körperbau - aber wer soll dieses Pferd mit diesem höchst eigenwilligen Springstil, bei dem sie fast senkrecht landet, und dieser fast ataktisch anmutenden Bewegung jemals reiten?
Zitat von Dori im Beitrag #6Ich bin der Turnierreiter , der mit dem kräftigen Pferd, kein Lampentreter, aber grundsolide geritten. Wir können nur mit sehr korrekt gerittenen Dressuren punkten, Präzision, Linientreue, punktgenauigkeit und keine Fehler, dann bekommen wir auch Schleifen ab, ganz zuverlässig. Die Lampentreter haben es da sehr viel einfacher, die können auch mal auf 2 Hufschlägen gleichzeitig Lampenaustreten oder in Schlangenlinien oder durch die Ecke schleudern, weil die Bremse klemmt. Ja das ist frustrierend, dafür werden wir in 10 Jahren noch starten. Mit Dori bin ich noch gesprungen, da war sie 23 -A** kein Problem!
Das Problem ist aber, dass ja auch noch dazu kommt, wo Du startest. Ich bin in der Schweiz und im Südwesten erfolgreich unterwegs gewesen - hier wehte dann aber ein anderer Wind, denn da wurden dann die ganzen Deckhengste der bekanntesten Deckstationen (Sprehe, Böckmann, Schockemöhle, Harli Seifert, Vorwerk, Bonnehomme, Sosath etc.) vorgestellt - im Sattel eben auch entsprechend namentlich bekannte Reiter. Wenn man dann in einer Dressurpferde-M mit Leuten wie den Hannövers, Nicole Uphoff etc. um die Schleifen reitet und die dann die Kör- und HLP-Sieger vorstellen und Du kommst mit was solide und korrekt gerittenem an, dann wirst Du nie die Ehrenrunde mitreiten. Damals wurde mir klar: In der Vergangenheit war ich der Einäugige, der unter den Blinden der König sein durfte, während ich hier der Prominenz das Preisgeld mit meinen Nenngeldern sponsorte. Ich bin dann irgendwann nur noch ins Emsland oder nach Ostfriesland gefahren, wenn ich mir Hoffnungen auf eine Schleife machen wollte, denn im Oldenburger Münsterland gab es für "Normalos" keine Chance.
... und wenn Du hier am Rand einer Jugendreiterprüfung stehst, siehst Du die ehrgeizigen Muttis die Ponys vorbereiten, damit der Nachwuchs das Tier dann in einer Einsteigerprüfung vorstellt, als ginge es um Bundeschampionat - zumindest die Ponys haben die Qualität dafür.
Wenn Du also Züchter bist, dann verkaufst Du die Nachzucht Deiner Stuten nur dann, wenn der in genau der Liga mitspiuelen kann, in denen der Nachwuchs der bekannten Gestüte spielt. Also nutzt Du Mainstreamhengste - ob die zu Deiner Stute passen, spielt keine Rolle - wichtig ist, dass der Käufer bei der Erwähnung des Vaters des zukünftigen Schleifensammlers glänzende Augen bekommt. Und da spielt die Mutter dieses Pferdes auch nicht zwingend eine wichtige Rolle. Ich war an Fohlenschauen, da gingen die Pferdemütter deutlich lahm, aber wen interessiert das schon, wenn das Fohlen entsprechend strampeln kann?
Gesundheit spielt bei einer solchen Zucht keine Rolle - wichtig ist, dass die Abstammung passt.
Das klingt frustriert - das bin ich auch gewesen, als ich die Zucht aufgab. Kein Pferd aus unserer Zucht ist je durch die AKU gefallen und alle Hengste hatten bei der Köruntersuchung die Röntgenklasse 1. Aber sie waren eben nie spektakulär im Auftritt.
Ich erinnere mich noch gut an meinen Amaro - Abenteuer x Zauberglück v. Assistent. Altes Blut von harten Pferden die stark von der Leistungsbereitschaft der englischen Vollblüter geprägt wurden.
Mein kleiner Rappe fand auf dem Vorbereitungsplatz viel Anerkennung und ich wurde ständig nach seiner Abstammung gefragt. Kein Fohlen war so gelassen und souverän wie mein Räppchen. Auch die Kommission zeigte sich beeindruckt, aber als ich nach der Abstammung gefragt wurde, sah man die Fragezeichen über den Köpfen von Heckmann, Schockemöhle, Schulze-Schleppinghoff und Co.: "Abenteuer? Ist das ein Oldenburger?" "Ja, von Akitos xx." "Hab ich nie was von gehört!" "Wie ist die Mutter gezogen? - Assistent? Ist das nicht ein Württemberger?" "Nein, ein Trakehner HLP-Sieger aus Marbach!" "Kenn ich nicht!"
Ich habe oft von Nachkommen des Weltmeyer gehört, die fast unreitbar waren und von Pilot-Kindern, die zwischen Genie und Wahnsinn unterwegs waren, von Starhengsten die kleine und enge Hufe oder Kehlkopfpfeifen vererbten, aber vor der Kommission präsentierte sich mein Amaro als Vertreter von Vorfahren, die sich durch Gesundheit, Härte und Leistungsbereitschaft auszeichneten und er konnte sich auch noch bewegen.
Wir bekamen die Fohlenprämie und die Empfehlung, ihn als Hengst aufzuziehen, wenn wir ihn selbst einsetzen wollen, denn die Körung könnte er durchaus schaffen - aber viele Deckeinsätze oder eine Einladung zur Eliteausktion? Eher nicht, weil er von der Abstammung zu uninteressant ist.
Man weiß eben, dass es Abstammungen gibt, die gesundheitlich oder charakterlich problematisch sind - man nimmt das hin, weil sich die Nachkommen gut verkaufen lassen und zuverlässig Schleifen sammeln. Warum sollten die Züchter ihre Richtung also ändern, wenn sie die Pferde züchten, die Geld bringen, statt Pferde zu züchten, die zwar gesund, hart und langlebig sind, aber nicht im im anspruchsvollen Sportbereich ankommen und sich auch nicht verkaufen lassen?
Natürlich kenne ich das Argument; "Ich will ja höchstens mal eine L-Dressur reiten!" - aber dafür muss es dann ebewn auch ein Lampenaustreter sein, oder?
GesundeSportperde findet man vielleicht noch im Vielseitigkeitsbereich ... da ist Härte gefragt und Abstammung fast egal.
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
Zitat von küwi im Beitrag #7Frau Barbara Schulte von Pro Pferd e.v. stößt ja auch schon lange in dieses Horn und prangert die "moderne Warmblutzucht" schon seit Jahrzehnten an. Da folge ich dem Verein auf FB und sehe von Zeit zu Zeit ihre Beiträge.
Auch dieses Video war dort verlinkt und mir gefällt diese Frau Heuss ausgesprochen gut - danke für den link!
Das ist ZB das Auktionsvideo der Stute Tirana N - das mit 46000 Euro (!) teuerste Pferd der Horse Auction Belgium. Abgesehen von dem schrecklichen Körperbau - aber wer soll dieses Pferd mit diesem höchst eigenwilligen Springstil, bei dem sie fast senkrecht landet, und dieser fast ataktisch anmutenden Bewegung jemals reiten?
Das Problem ist, dass dieses extreme Überspringen oft durch spezielle Trainingsmethoden gefördert wird - im Turniersport mag man das eigentlich auch nicht. Ein vorsichtiges Pferd ist erwünscht, das sein "Fahrgestell" einklappen kann, aber diese Energieverschwendung kostet Zeitfehler und ist nicht erwünscht. Aber es ist eben spektakulär und das ist, was Geld bringt
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
Was ist eigentlich aus "auf Papieren kann man nicht reiten " geworden? Wenn ich das so höre, @elchbine, scheint es ja tatsächlich wichtiger zu sein, einen Don Hitmeyer als Vater oder grossvater im papier zu haben, als tatsächlich auf das Pferd zu gucken, was dabei rausgekommen ist
Das Video ist ja schrecklich und sieht nach diesen fürchterlich antrainierten Abläufen aus. Ich bin etwas blind, was die Bewegungsabläufe angeht, ich kann selten sagen, was mich stört, nur dass es komisch aussieht. So wie hier. Das war auch die Preisspitze bei der Auktion. Irgendwas stört mich hier massiv. https://dsp.horse24.com/de/auctions/deta...ts/babajaga-817
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20.12.2022 12:33 (zuletzt bearbeitet: 20.12.2022 12:34)
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