Oh jaaa, der Kloster Schönthal Hubertus ... ich glaube, der kostete damals um die 500 Mark, aber es war dann auch mein erster Sattel, den ich für mein erstes Pferd erstand.
Wir saßen nach dem Reiten meistens noch in der Sattelkammer und putzten die Sättel und Zäume der Schulpferde ... ich kann auch noch alle Namen aufzählen und wüsste sogar noch, wer in welchem Ständer stand (damals gab es ja noch keine Boxen für die Schulpferde - die waren für die zahlenden Kunden reserviert). Meine erste Reitstunde absolvierte ich auf Argo ... aber das hatte ich ja auch schon alles erzählt.
Damals holten wir uns für 50 Pfennig ein Päckchen Prinzenrolle, dazu eine Fanta und dann schäumten wir das Lederzeug ein und so schmeckten die Kekse dann auch immer ein bisschen nach Sattelseife
Kostenlose Reitstunden gab es bei uns, wenn wir morgens beim Putzen der Pferde halfen (ging nur in den Schulferien) oder wenn jemand ausfiel und das Pferd sowieso schon gesattelt in der Halle stand ... oder wenn unser Stallbetreiber mal wieder ein neues Pferd erstanden hatte und er einen Testreiter dafür brauchte
Ich hatte ja das Glück (oder das Pech), dass wir in einem Handelsstall reiten lernten und da wurden dann eben die Verkaufspferde erst mal den etwas geübteren (den sogenannten Fortgeschrittenen) Reitern für den Nachmittagsunterricht untergeschoben - dafür musste man die Reitstunde nicht bezahlen und damals war ich ja auch noch unbedarft genug, mich auf jeden Zossen zu setzen, den ich umsonst reiten durfte. Und wenn das Pferdchen dann brav im Unterricht mitgelaufen war, wurde es dann auch als kindertauglich und brav verkauft. Später wurden wir mit den Verkaufspferden dann auch noch ins Gelände geschickt und wenn wir heil wiederkamen, bekam das Tier auch noch den Stempel "geländeerfahren, braves Freizeitpferd und verkehrssicher" und kostete 1000 Mark mehr
Aber mach das heute mal! Die Zeiten haben sich nämlich definitiv geändert!
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
Oh ja - Probereiten ... Ich erinnere mich noch von der neuen Carina-einer fuchsfarbenen Dänin- in einer halben Stunde 5x runtergescheppert bin. Irgendwann gab sie auf und ich habe einige Freistunden bekommen.
Zitat von elchbine im Beitrag #91 Ich hatte ja das Glück (oder das Pech), dass wir in einem Handelsstall reiten lernten und da wurden dann eben die Verkaufspferde erst mal den etwas geübteren (den sogenannten Fortgeschrittenen) Reitern für den Nachmittagsunterricht untergeschoben - dafür musste man die Reitstunde nicht bezahlen und damals war ich ja auch noch unbedarft genug, mich auf jeden Zossen zu setzen, den ich umsonst reiten durfte. Und wenn das Pferdchen dann brav im Unterricht mitgelaufen war, wurde es dann auch als kindertauglich und brav verkauft. Später wurden wir mit den Verkaufspferden dann auch noch ins Gelände geschickt und wenn wir heil wiederkamen, bekam das Tier auch noch den Stempel "geländeerfahren, braves Freizeitpferd und verkehrssicher" und kostete 1000 Mark mehr
Aber mach das heute mal! Die Zeiten haben sich nämlich definitiv geändert!
Damals, nach der Wende, als die ganzen (West)Berliner ja raus durften in die freie Wildbahn und dann auch unseren Reitverein fanden und sich dort gegen gute DM teuer Pferde stundenweise mieteten, da wurde ich als damals 14 jährige mit denen ins Gelände geschickt, um a) auf die Berliner aufzupassen und b) weil ich mich im Gelände auskannte (die Damen und Herren hätten ja alleine nie wieder aus den brandenburgischen Wäldern rausgefunden). Ich war also Vorreiter und Pferdeerklärer und Wegezeiger. Und hatte teilweise Leute auf den Pferden, die vorher noch nie oder nur rudimentär mal geritten sind. Teilweise echt abenteuerlich! Es ist nie was passiert, aber wenn ich heute zurückdenke an ein paar brenzlige Situationen, dann wirds mir schon mulmig. Aber damals war das Geld halt wichtiger für die Stallbetreiber/Vereinsleute, als die Gesunndheit irgendwelcher Leute oder auch Pferde
“There is a rumour going around that I have found God. I think this is unlikely because I have enough difficulty finding my keys, and there is empirical evidence that they exist.” ― Terry Pratchett
Das mit den "nur sehr rudimentär reiten könnenden Reitgästen" gibt es immer noch bzw habe ich das auch sehr oft erlebt. So blieb mir mit damals ca 15 Jahren ein sehr abenteuerlicher Tag nachdrücklich in Erinnerung, als es auf einem Isländerhof mit gefühlt 150 Schulis einen "Journalistentag" gab.
Aus ganz Europa waren Journalisten geladen, die gefühlt 80 Gäste wurden auf sämtliche verfügbaren, reitbaren Isländer mit Sattel verfrachtet und in "Kleingruppen" zu je ca 10 Pferden hintereinander mit uns Pferdemädels als Begleitreiter auf einen gemütlichen Tagesritt zu einer Bauernhof-Roas losgeschickt. Die wenigstens waren vorher jemals auf einem Pferd gesessen und in meiner Erinnerung trug auch keiner Reithelm oder Sicherheitsweste...
Alle paar Kilometer gab es also Essen und Trinken in Form von hochprozentigem Schnaps und schon nach der 2. Pause stieg die Selbstüberschätzung, das Tempo und der "Spaß" am Ausflug.
"Leider" zog dann im Laufe des Nachmittags ein heftiges Gewitter auf und irgendwann war es klar, daß die Journalisten nicht im Regen weiterreiten würden. Da standen wir also nun - fast 2 Reitstunden weg vom Hof mit 80 Isländern mitten im Gewitter und der einsetzenden Dunkelheit. Also schnappte sich jeder von uns eine Handvoll Zügel links und rechts und los ging es im flotten Tölt durch Nacht und Regen ohne Rücksicht auf Verluste. Letztendlich ist nix passiert, außer daß wir triefnass waren und auch das Sattelzeug noch Tage später feucht war. Zum Glück haben die Isis dort grundsätzlich so einen großen Herdentrieb, daß sie brav beieinander blieben. Aber heutzutage wären solche Aktionen einfach nicht mehr machbar
Boah, wie gruselig! Was für eine Action! Habt Ihr als "Lebensretter" wenigstens was vom Ergebnis der Life-Recherche mitgekommen? Gab es Zeitungsartikel?
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09.02.2018 21:35
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