Meine Reitlehrerin erzählte des Öfteren, dass Reitschüler von ihr weg zu einem anderen Reitlehrer gegangen sind, weil es Ihnen nicht schnell genug voranging. Soviel zum Thema Zeit... Ich hadere auch auch manchmal damit, warum mein Pferd (noch) nicht Pi und Pa kann- muss ich ja zu meiner Schande gestehen. Aber wenn Pferdi noch nicht so weit ist und ja auch erstmal die Basis stimmen muss, muss man sich in Geduld üben - auch wenn´s schwerfällt.
Ok, oder man kauft sich einfach ein anderes Pferd - ist auch ne Möglichkeit... Nicht für uns, wir nehmen unsere Hottis ja so, wie sie sind, aber es gibt bestimmt genügend andere Leute
aber... wer will denn heutzutage noch an der Basis arbeiten oder womöglich gar noch "richtig korrekt reiten" lernen?! Wenn man sich die Spitzenreiter ansieht, findet man da nur sehr wenige die so einen Sitz und eine unsichtbare Hilfengebung haben, wie es eigentlich gehören würde.
Und ja - diese "Wegwerfmentalität" wo das Pferd einfach nur das "aktuelle-Level-entsprechende Sportgerät" ist und nach 1-2 Saisonen ausgetauscht werden muss, weil der Trainer meint, dass dieses Pferd nur Potential für zB 70er Wertungen hat, man aber für die nächste Saison unbedingt eine 72er Wertung braucht (auch um den Ruf des Trainers zu heben natürlich *hust), die greift in gewissen Kreisen immer mehr um sich. Da jammern in diversen Medien unzählige junge Mädels "herzergreifend" über den Verlust ihres heißgeliebten Pferdes, das sie aber für ein neues, besseres austauschen mussten, weil sonst würden sie das Saisonziel nicht erreichen
Ich bilde mir allerdings ein, dass es doch damals so eine (ungeschriebene?) Regel gab, dass ein Turnierpferd mit 18 offiziell zu alt war und somit in Turnierpension ging Und dass das vor allem im Spitzensport eigentlich immer eingehalten wurde - bzw einzelne Pferde eine Sondergenehmigung bekamen, wie der unverwüstliche Townsend Angelzark.
Heute ist es leider viel verbreiteter, dass die Pferde schon deutlich jünger aus dem Sport genommen werden (müssen)
Ich kann mich zwar nicht erinnern, dass es eine Altersbeschränkung für die Pferde im nationalen oder internationalen Dressursport gibt, aber im Grunde kommt eben leider bei jedem Sportpferd der Punkt, an dem die jüngere Konkurrenz chancenreicher wird. Wobei ich tatsächlich an den Hengstschauen schon Vererberstars sah, welche die 25 bereits deutlich überschritten hatten und trotzdem noch mehr Ausstrahlung hatten, als die jüngeren Hengste.
Nicole Uphoffs Rembrand war bei seiner letzten Teilnahme bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta auch schon 19 Jahre alt - er wurde dann aber wegen einer Sehnenverletzung aus dem Wettbewerb genommen.
Als Reiter, der sein Pferd kennt und um dessen Wohl bemüht ist, kann man aber vermutlich auch gut einschätzen, mit welchen sportlichen Anforderungen ein älteres Pferd überfodert ist ... oder ab wann man ihm keinen Gefallen mehr tut, wenn man ihn gegen die Konkurrenz der jungen Pferde laufen lässt.
Was mich aber wirklich wundert ist, dass so ein vierhufiger Spitzensportler doch auch einen finanziellen Wert darstellt und quasi die Versicherung für den Reiter ist, dass er weiterhin erfolgreich unterwegs ist. So ein Pferdeschätzchen, das als Schleifengarant wertvoll ist, hegt und pflegt man doch in der Regel, damit es möglichst lange hält.
Oder gibt es einfach zu viele hochtalentierte Pferde, die man günstig kaufen kann, dass genügend "Nachschub" da ist und man somit den Schleifengaranten ruhig kaputtreiten kann, weil er austauschbar ist?
Ich kann mich zwar auch an die Zeit erinnern, in der ich mein erstes eigenes Pferd bekam - damals war ich 18 Jahre alt - und mir nie hätte vorstellen können, dass ich mich nach einem neuen Pferd umsehe, nur weil ich mein Pferd nicht gleich erfolgreich auf Turnieren vorstellen konnte. Aber mit der Einstellung war ich damals schon eher ein Aussenseiter im Vereinsstall, denn da wurden die Pferde damals schon schnell ausgetauscht, wenn sie keine Erfolge hatten.
Tatsächlich gab es aber auch in diesem Stall, in dem rund 60 Pferde standen, keine Oldies. Wenn da ein Pferd 18 war, galt es als alt und bis auf eine Arztfamilie, die drei Pferde hatten und auf ihren Senioren jeden Morgen durchs Gelände schaukelten, waren wohl den meisten Pferdebesitzern die Stallkosten zu hoch, als dass man sich dafür ein Pferd in die Box stellte, das man nur noch bedingt reiten konnte ... da wurde dann der Entscheid, es auf die letzte Reise zu schicken, rascher getroffen.
Es gab aber auch keine 24/7-Weiden oder Offenställe, wo man einen Senior hätte unterbringen können, wenn er nicht mehr voll reitbar war. Gut, es gab das Pferdealtersheim Le Roselet im Schweizer Jura, wo Pferde damals ab 20 Jahren aufgenommen wurden, aber da waren die Wartelisten lang und die Unterbringung für einen Senior kostete damals schon um die 500 Franken pro Monat ... und dafür verlor man auch alle Rechte am Pferd.
Heute gibt es ganz andere Möglichkeiten, dem Pferdesenior ein altersgerechtes Leben zu ermöglichen - wenn man die Kosten dafür tragen möchte, obwohl man das Pferd nicht mehr "nutzen" kann und es ist nicht mehr so selten, dass Pferde 30 Jahre oder älter werden.
Trotzdem ist so ein Seniorenalter bei Sportpferden immer noch seltener, als beim "Freizeitpferd" - es sei denn, es handelt sich um international erfolgreiche Pferdestars, die nach ihrer Verabschiedung aus dem großen Sport noch immer gehätschelt und verwöhnt werden - im Übrigen sind dabei dann auch häufig Vielseitigkeitspferde, die - obwohl sie ja körperlich sehr gefordert werden - ein langes Rentnerdasein genießen und nicht selten auch mal 30 Jahre alt werden.
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
Zitat von Picasa im Beitrag #31Ich hadere auch auch manchmal damit, warum mein Pferd (noch) nicht Pi und Pa kann- muss ich ja zu meiner Schande gestehen. Aber wenn Pferdi noch nicht so weit ist und ja auch erstmal die Basis stimmen muss, muss man sich in Geduld üben - auch wenn´s schwerfällt.
Klar, und es dann Pferd A noch viel leichter fällt, trotz allem, als Pferd B. Aber siehe JBB - Piaffe ist auch im Grunde ganz einfach *kicher* Aber ich kenne das, habe bei meinem Großen (wenn auch ohne Reitergewicht) auch Jahre genau darauf noch hingearbeitet, und es nur eingeschänkt erreicht. War für mich und für ihn, und am Ende des Tages gab es auch wichtigeres, aber dennoch.... den Gedanken kann ich verstehen. Aber die Idee, das Pferd auszutauschen (weswegen andere es dann hinbekommen haben) halt nicht so sehr....
Zitat von küwi im Beitrag #35Heute ist es leider viel verbreiteter, dass die Pferde schon deutlich jünger aus dem Sport genommen werden (müssen)
Ganz genau. Heute SIEHT man im Spitzensport gar keine so alten Pferde mehr. Da aber das Augenmerk heutzutage aber vielfach auf schneller Ausbildung, nicht auf reeller Arbeit beruht, scheinen auch mehr Pferde als Nachfolger zur Verfügung zu stehen, was natürlich auch wieder einen kleinen Unterschied ausmacht. Denke ich tatsächlich auch.
Schöne Erinnerungen sind eine zweite Gelegenheit zum Glücklichsein
Es ist gut und richtig, dass die Verbände nun reagieren, aber prompt erfolgt nun auch die Stellungnahme von Dr. Kerstin Klieber und Stefan Sandbrink und klar ist das alles ganz, ganz anders gewesen.
Sicher kann man vielleicht glauben, dass Herr Sandbrink lediglich der Reiterin helfen wollte, die mit dem Pferd, das aus der Zucht von Herrn Sandbrink stammt, nicht mehr klar kam, weil es nur noch stieg und bockte. Also hat er das Pferd geführt und natürlich auch nicht mitbekommen, was um ihn rum passierte und welche Trainingsmethoden eingesetzt wurde. Gut - kann auch sein, dass der Focus woanders lag, aber auch wenn ich auf ein Pferd fokussiert bin, bekomme ich doch noch mit, was sonst noch so in der Reithalle passiert.
Auf dem Foto, das wohl als Beweis dienen soll, dass er das Pferd nur führte, läuft ein Helferlein hinterher ... wozu es den brauchte? Und dass Frau Dr. Klieber "Amazing" rief, hatte dann wohl nichts damit zu tun, dass das Pferd nun tanzte, sondern damit, dass ihr Lebensgefährte und die Reiterin überlebt haben. Naja ... ob "amazing" da das richtige Wort ist? Frau Dr. Klieber rechtfertigt sich so, dass sie ja in Deutsch passendere Ausdrücke gefunden hätte, aber ihr bei der Aufregung der passende Ausdruck fehlte.
Ich möchte da nicht urteilen. Fakt ist aber, dass nun sowohl die Oldenburger, als auch die Hannoveraner, der ZfDP und die Westfalen keinen Hengst aus dem Sandbrink-Bestand mehr kören, keine Stute mehr ins Zuchtbuch eintragen und auch keine Fohlen mehr brennen. Damit wird sowohl der Wirtschaftszweig der Zucht, als auch der Hengsthaltung und das Deckgeschäft nicht mehr betrieben werden können.
Wenn die Ausführung der Beiden stimmt, dann wäre das natürlich übel, wenn ihnen diese Wirtschaftszweige wegbrechen. Aber - und wenn ich mir nun das "Beweis-Foto" anschaue - sieht das für mich weniger nach: "Herr Sandbrink führt das Pferd, damit es nicht wieder steigt" aus, sondern eher nach: "Herr Sandbrink übt mit dem Pferd und der Reiterin Piaffe oder Passage und das Helferlein "aktiviert" die Hinterhand".
Ich mag mich täuschen ... aber wenn ich in einer Situation wäre, dass ein Pferd so steil steigt, dass es sich samt Reiterin zu überschlagen droht, würde ich es nicht mit der Longe bremsen und ich würde der Reiterin raten, die Zügel nach vorne zu geben und nicht so kurz zu halten, dass das Pferd gebremst und ermuntert wird, nochmals zu steigen.
Das "Beweisfoto" erinnert mich aber statt dessen sehr an den ersten Lehrgang, an dem der Trainer an der Ausdruckskraft der Piaffe meines Pferdes arbeitete und ich dafür die Zügel stramm anstehen lassen sollte und er trieb vom Boden nach, um die Hinterhand zu aktivieren.
Vielleicht liege ich trotzdem falsch - oder was denkt Ihr?
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
Danke Manu für den Link - der dann auch meine These bestätigt, dass das "Beweisfoto" keinesfalls dokumentiert, dass Herr Sandbrink eine Reiterin unterstützte, um das Steigen ihres Pferdes zu unterbinden, sondern dass hier die Passage als "Zirkusdressur" einstudiert wird. Aber wahrscheinlich hat Herr Sandbrink gar nicht gemerkt, dass der Mann im rosa T-Shirt von hinten auf das arme Pferd einprügelte
Diesen stramm angezogenen Schlaufzügel habe ich tatsächlich auf dem Foto noch für die Longe gehalten - auf dem Video sieht man dann aber sehr deutlich, dass es sich um einen Schlaufzügel handelt ... der ja bekanntlich das beste Mittel ist, um dem Pferd das Steigen abzugewöhnen, respektive zu verhindern, dass das Pferd sich überschlägt
Insofern kann ich all denen, die das Statement als Märchenerzählung bezeichnen, nur zustimmen.
Aber mal ehrlich ... weiß Herr Sandbrink, der aus dem besagten Video ein Foto rausnahm, um zu beweisen, dass er das Pferd nur führte, denn nicht, dass der Rest der Szenen seine herzergreifenden Geschichten vom pferdefreundlichen Ausbilder widerlegen und man das ganze Video sehen kann? Man kann ihm wirklich nur zu Schuhen mit Klettverschlüssen raten, denn ich zweifle - genau wie Claudija Schlewing - daran, dass der Mann intelligent genug ist, sich die Schuhe allein zuzubinden.
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
Das ist nur das halbe Video, das ich anfangs gesehen hatte. Da fehlt die erste Runde um den Hufschlag wo jemand die Szene von hinten mitlaufend filmte. Da wehrte sich das Pferd noch viel massiver während man die rosa Hand mit der Longepeitsche auf die Hinterbeine eindreschen sah. Da kam auch die Reiterin mehrfach sehr in Bedrängnis und der Führende und das rosa Hemd ebenfalls.
Aber auch dieses Video lässt erahnen dass ein " hab ich nicht mitbekommen " wohl eher unwahrscheinlich ist. Was ich aber durchaus glauben könnte ist, dass der Typ vorne am Pferd eher zufällig dorthin kam. Aber gemerkt, was da abgeht hat er und such alle Zuseher mit Garantie!
Zitat von küwi im Beitrag #44 Was ich aber durchaus glauben könnte ist, dass der Typ vorne am Pferd eher zufällig dorthin kam.
Ich glaube das eher nicht, denn wenn er den Steiger korrigieren wollte, dann hätte er doch vermutlich bei dem Pferd nicht noch mehr Spannung aufgebaut - er betont doch in seinem Statement, dass er als Reitlehrer unterrichtet und als solcher weiß man eigentlich schon, dass dem Steigen am ehesten mit "nach vorne gehen und Spannung rausnehmen" oder eben mit abwenden und den Hals des Pferdes zur Seite führen, damit es keinen Schwung zum Steigen holen kann und der Hals als Balancestange nicht genutzt werden kann, funktioniert.
Ergo denke ich schon eher, dass mit dieser "Übung" etwas anderes geplant war.
Ich gebe Dir aber absolut Recht: Dass Herr Sandbrink das "rosa Hemd" nicht mitbekommen hat, kann man sich definitiv nicht vorstellen - und spätestens an dieser Stelle hätte wohl jeder von uns darauf bestanden, dass der Helfer es sofort unterlässt, auf das Pferd einzudreschen. Schließlich führt "vorne Halten, Druck aufbauen und hinten Draufhauen eher dazu, dass das Pferd noch widersetzlicher reagiert und man die Reiterin erst Recht in Gefahr bringt - und das war ja, laut Aussage von Herrn Steinbrink, nicht seine Absicht ... im Gegenteil: Er wollte ja anscheinend helfend eingreifen, weil das Pferd stieg.
Und ja Britta: Dass das Pferd sich wehrt, ist sicher kein Zeichen einer gefühlvollen Ausbildung, sondern das Resultat von "vorne bremsen, hinten Draufhauen und möglichst viel Spannung ins Pferd bringen".
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
Andalusierforum - Das virtuelle Treffen für Liebhaber der Pferde iberischer Rassen
»
Unser Stübchen
»
Smalltalk
»
Gewaltexzesse von Dressurreiter unter deutscher Beteiligung
16.02.2024 12:51 (zuletzt bearbeitet: 16.02.2024 12:52)
Thema drucken
Antworten
