Andrea, Du bist ja auch mein "Spaziergänger-Idol"!

Ich wäre früher auch niemals auf die Idee gekommen von meinen Pferden beim Ausreiten abzusteigen. Aber trotzdem konnten wir genauso ganz entspannt mit beiden am Halfter und zu Fuß spazieren gehen und wenn wir keine Lust mehr hatten zu laufen, konnten wir rauf klettern und den Rest nach Hause reiten. Bei 1,54 kleinen Ponys findet man immer irgendeine Erhöhung, mit der man schnell rauf geklettert ist.

Anders wurde es allerdings als ich "mein" verpimpeltes Dressurpferd zum Reiten bekam und anfing ihn ans Gelände zu gewöhnen. Er schaffte bis dahin nicht mal alleine eine Runde um die Halle. Das einzige an frischer Luft, das er bis dahin als 10 jähriger gesehen hatte, waren Turnierplätze. Die ersten Ausritte hat er eigentlich nur passagierend und mehr über der Erde als am Boden zurückgelegt. Mittlerweile frage ich mich, ob ich eigentlich Lebensmüde war. Da habe ich mich aber auch im Sattel noch wohler gefühlt als am Boden. Die Idee abzusteigen kam mir erst, als er anfing, sich in gewissen Situationen nach links umzudrehen. Also wie eine halbe Pirouette. Nur im Affenzahn. Egal ob dort ein Zaun, ein Abhang oder vorbeifahrende Autos im Weg waren. Mit Druck wurde es nur schlimmer und er drehte noch schneller und raste gleichzeitig rückwärts. Gerade auf asphaltierten Wegen hörte der Spaß dann auf. Sobald ich abgestiegen bin war der Spuk sofort vorbei und er lief mit mir als wäre nie etwas gewesen. Mittlerweile können wir auch meistens entspannt mit anderen ausreiten und die Anfälle sind nur noch ganz selten geworden.

Oh ja - diese halbe Pirouette kenne ich - die heißt bei uns "fliegende Wende"!

Früher wäre ich niemals abgestiegen, da dachte und empfand ich so wie Sabine und auch heute kommt es auf das Pferd an.
Da das Lünchen die ersten 2 Jahre durch Krankheiten gepeinigt und sie noch nicht eingeritten war, blieb mir nichts anderes übrig als zu Fuß die Gegend zu erkunden. Dabei haben wir unsere Höhen und Tiefen durchlebt, von der "Spanischen Kampfansage" an mich oder ihre Umwelt, bis zum vertrauensvollen Schmusepony das selbst ein Kleinkind führen konnte.
In den letzten 2 Jahren kam ich eigentlich nicht mehr in eine Situation mit ihr, wo ich die Entscheidung "oben bleiben" oder "runter" treffen musste.
Wobei sie von unten immer gut zu beruhigen und zu händeln ist, selbst wenn sie mal einen Clown gefrühstückt hat, hüpft sie auch mal an der Hand aber nur so das der Führstrick sich nicht mal richtig bewegt und wenn sie mal erschrickt, gibt es alleshöchstens eine Galoppsprung nach vorne dann steht sie wieder.

Ich bin auch eher ein Obenbleiber. Von oben behalte ich einfach den Überblick und wenn Herr Pferd Reißaus nehmen will oder anfängt, zu kreiseln, dann bin ich weiterhin an der gleichen Stelle - oben drauf. Richard ist ein Pferd, das auch in größer Panik noch einen Rest Gehorsam zum Reiter behält. Er mag auf der Stelle, seitwärts und rückwärts galoppieren und mit den Augen rollen, aber man kann ihn immer irgendwie halten oder zumindest zusehen, dass man aus der Situation rauskommt. Ich habe von oben einfach viel mehr Einwirkungsmöglichkeiten, als wenn ich unten nur auf einer Seite am Kopf hänge.

Wenn ich absteige, habe ich über 1,70m und 650 Kilo Pferd neben mir, die, wenn sie etwas richtig gruselig finden, einfach nur noch weg wollen. Erstens sehr ich nichts mehr, wenn das Riesentier mir ständig ins Sichtfeld läuft, außerdem ist, wenn er richtig aufdreht, die Gefahr auch groß, dass er mich umrempelt oder mir zumindest auf den Fuß steigt. Und wenn er einmal einen richtigen Satz macht und ich die Zügel verliere, ist er weg. Zudem kann es auch wenn ich einmal abgestiegen bin eine Weile dauern, bis er so runterkommt, dass ich wieder aufsteigen kann. Ich habe einfach Sorge, dass mir bis dahin mal die Kraft in den Armen ausgehen könnte, wenn ich ihn ewig von unten halten muss.
Ich hatte mal so eine Situation, in der ich abgestiegen bin, weil ich Schiss hatte oben drauf. Dafür hätte ich mich nachher in den Hintern beißen können, denn wir waren direkt an einer viel befahrenen Straße. Da hing ich dann an meinem hysterischen Pferd, das so sehr am Zügel zerrte, dass mir langsam aber sicher die Arme lahm wurden, weil ich zu Fuß nicht hinterherkam. Sobald ich nicht mehr schnell genug war, fing er an, um mich herum zu kreiseln oder auf die Straße auszuweichen. Wir hatte noch 400Meter und besagte Straße zwischen uns und dem Stall und ich wusste wirklich nicht, ob ich es schaffe, ihn so lange zu halten. Wir haben es dann mit Mühe und Not hinbekommen, aber das war echt übel. Wäre ich oben geblieben, hätte ich in dieser Situation seinem Fluchtreflex zumindest ein wenig nachgeben und nach Hause traben oder zur Not auch galoppieren können. Und vor allem hätte ich den Überblick behalten und nicht nur noch 'Pferd' gesehen.
Das war natürlich eine Ausnahmesituation, aber wir mussten ja auch dieses Jahr notgedrungen viel Spazieren gehen und auch da fand ich es äußerst unangenehm, wenn er sich mal aufgespult hat.

Was anderes ist es, wenn er mal einfach was Gruseliges sieht und nicht dran vorbei will. Da spare ich es mir auch manchmal, das vom Sattel auszudiskutieren und gehe vor, woraufhin er dann auch brav mitdackelt. Aber in richtigen Paniksituationen (die zum Glück sehr selten sind) - lieber oben.

Aber das ist natürlich auch vom Pferd abhängig. Bei einem Pferd, das bekanntermaßen steigt oder völlig unkontrollierbar durchgeht, würde ich auch absteigen - da ist es mir dann im Zweifel lieber, der Gaul rennt allein nach Hause, als wenn wir uns überschlagen oder zusammen vorm Auto landen. Aber mit so einem Pferd würde ich auch schlicht nicht ins Gelände gehen. Und natürlich gibt es auch Kandidaten, die sich von unten eher beruhigen lassen.

Da das Motti und ich ja in unserer Anfangszeit viel spazieren gingen, ist es bis heute so geblieben, dass wir unbekanntes erst mal zu Fuß erleben.
An der Hand, das ging eigentlich recht schnell, vertraute sie mir und wäre auch am brennenden Atlanta mit mir vorbei marschiert. Im Sattel musste erst ich den inneren Schweinehund überwinden und wir uns zusammen eingrooven. Heute bleibt sie evtl einen Moment überrascht stehen, evtl gibt es bei schneller Fahrt auch mal nen Sidestep, aber wildes buckeln und durchgehen, nein, dafür sind wir zu alt.

Entweder wir gehen zu Fuss, oder wir reiten, aber nicht beides zusammen.

Franziska - ich habe bei jedem Deiner Worte genickt und mich in Deinem Beitrag absolut wieder gefunden. Genau solche Situationen, wie Du sie an der Straße schilderst, lassen mich auch lieber oben bleiben, denn ich bin so sicher wie Du, wenn 650 Kilo Pferd die Flucht ergreifen, halte ich das nicht mehr.

Ich habe erst gestern wieder so eine Situation mit Schimmi erlebt. Er ist ja nun locker 13 cm größer als ich und wenn er den Hals reckt, ist der Kopf für mich unerreichbar. Jedenfalls holte ich ihn von der Weide, als es schon dunkel war und ich in der Nebelsuppe und dem Regenschleier die Hand vor Augen nicht mehr sah. Schimmi merkt ja leider auch sofort, wenn er Oberwasser bekommt und legte gleich mal so einen Zahn zu, dass ich wirklich Mühe hatte, neben ihm herzugehen. An der engen Stelle, an der er eigentlich hinter mir hergehen soll, drängelte er sich an mir vorbei und streifte mich fast zwischen den Tannen ab. Wäre es noch heller gewesen, hätte es dafür Sanktionen gegeben.

Die Situation war zwar keinesfalls so, dass ich die Kontrolle über mein Pferd hätte verlieren können, aber mir wurde wieder mal bewusst, dass ich als Menschlein wenig Chancen hätte, wenn ein 1,72m großer Hengst den Kopf hoch- und mir den Strick aus der Hand reißt und sich vom Acker macht.

Gleichzeitig war ich neulich aber wieder von Lilo fasziniert, mit dem ich ja rückwärts vor ihm hergehend übe, dass er immer nur einen Schritt macht, auf Handzeichen hält und auch wieder antritt. Währne Lilo Schritt für Schritt auf mich zukam und ich rückwärts vor ihm herlief, hob Micha hinter Lilo das Tor aus den Angeln und warf es zu Seite. Lilo erschrechte sich sichtlich, dachte ganz sicher auch eine Nanosekunde lang drüber nach, die Flucht nach vorne anzutreten, aber ich stand vor ihm und so zuckte er nur und bleib dann mit Panik im Blick vor mir stehen. Als ich mit ihm sprach, entspannte er sich auch sofort.

Die Überlegung, dass es vom Pferd abhängig ist, ob man absteigt oder oben bleibt, kann ich also gut nachvollziehen, denn von Schimmi würde ich nie absteigen - da hätte ich verloren.

Die Frage, ob ich von einem Steiger oder Durchgänger abspringen würde, hätte ich vor 10 Jahren mit nein beantwortet, denn ich hatte solche Pferde und wenn sie zu solchen Problemen unter dem Sattel neigen, halte ich es für schwierig, das von unten korrigieren zu können - da muss man dann wahrscheinlich durch ... zumindest bin ich nie abgesprungen. Heute würde ich mich auf so ein Pferd aber gar nicht mehr setzen, denn da bin ich wirklich zu alt für.

Aber ich finde Deinen Satz, liebe Angelika, dass Du entweder zu Fuß gehst oder reitest und nicht beides zusammen machst, sehr treffen - so mache ich es mit Lilo auch.

Ich oute mich dann auch mal als Schissbuxe und steige lieber ab, wenn mein Pönnchen den Eindruck macht, er würde jetzt lieber die Beine in die Hand nehmen. In seinem Ausbildungstagebuch habe ich ja schon von unserem Umzug vor 3 Jahren geschrieben, als ich durch Zufall herausfand, dass er panische Angst vor Kühen hat. Leider war das mitten auf der Landstraße in einer Kurve...
Pico ist aber vom Boden aus absolut händelbar. Selbst wenn er in Panik gerät, so wie letztens, als ein Mann mit Kettensäge Baumstämme zurechtgesägt hat und neben ihm auch noch ein Trecker stand,
kann ich mir den Führstrick locker über den kleinen Finger legen und er bleibt bei mir. Zwar mit Schnauben und tänzeln und großen Kulleraugen, aber wenn ich mich nicht bewege, bewegt er sich auch keinen Millimeter von mir weg.
Insofern habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich ihm vom Boden aus mehr Schutz bieten kann, als wenn ich obendrauf sitze. Das heißt natürlich nicht, dass ich sofort abspringe, wenn er mal was gruselig findet. Solange er sich dann soweit vom Objekt entfernen kann, das es für Ihn erträglich wird, passiert ja auch nix.

Vielleicht hat es auch zu einem gewissen Grad tatsächlich mit der Größe des Pferdes zu tun - ab 1,70m aufwärts ist das mit dem 'Überblick verlieren', was ich oben beschrieb, wahrscheinlich problematischer als bei 1,50m Pferd, über das man (ich :D) drüber gucken kann. Auch wenn die Kraft im Endeffekt die gleiche ist, fühlt man sich ggf. einfach kleiner und hilfloser. Ich habe in meiner Reitkarriere ja immer nur Riesen gehabt - Richard ist mit 1,73m noch der kleinste, die anderen gingen eher in den Bereich 1,80m. Ausnahme war mal eine zeitlang eine 1,50m Quartermixstute - ganz süß, aber mit einer sehr kurzen Reißleine. Wir sind nie in eine wirkliche Stresssituation gekommen, aber bei der kann ich mir auch vorstellen, dass ich abgestiegen wäre - vielleicht allein schon, weil ich 'zu wenig Pferd' unter mir gehabt hätte, um mich oben drauf wohler zu fühlen...

Ich weiß nicht, ob ich es von der Größe des Pferdes abhängig machen würde, ob ich mich oben oder unten wohler fühlen würde, denn Lilo ist ja auch 10 cm größer als ich und genau genommen auch nur 4 cm kleiner als Schimmi und überdies mehr Pferd, aber er ist eben ein gelassenerer Typ, der eher stehen bleibt, als auszuflippen. Selbst als ich beim Absteigen mit dem Sattel seitlich von ihm abgerutscht bin und der Sattel unter seinem Bauch hing, bewegte er sich nicht einen Schritt.

Schimmi hätte in der gleichen Situation ganz sicher losgebockt, um sich des Sattels zu entledigen. Dabei ist Schimmi kein ängstliches Pferd, das zu Panikattacken neigt. Er ist eher der Nein-Sager, der Dinge aus Prinzip tut oder nicht tut.

Außerdem ist er sich seiner Kraft bewusst und beim ersten Kennenlernen zog er ja auch die Züchterin über den Hof, auf den Misthaufen, von dem er dann runtersprang, um dann die Hengstkoppel seines Vaters zu besuchen.

Wenn ich die Beiträge lese, in denen Ihr schreibt, dass Eure Pferde durch die Hand- und Bodenarbeit zu 100% zuverlässige Partner sind, die neben Euch nie ausflippen würden, weil sie 1. erzogen sind und wissen, dass sie das nicht dürfen und 2. so viel Vertrauen zu Euch haben, dass sie sich bei Euch sicher fühlen und froh sind, dass Ihr sie beschützt, dann finde ich Lilo in dieser Beschreibung durchaus wieder, denn wenn er durchgehen würde, dann wirklich nur, wenn er Angst hätte. Ich würde auch behaupten, dass er sich bei mir sicher fühlt und bei mir bleiben würde - und dass seine Sorge, dass ich sauer auf ihn wäre, größer ist, als irgendein Gedanke an Renitenz.

Trotzdem würde ich lieber im Sattel bleiben, weil ich mich oben wohl und sicher fühle und Lilo auch von oben zu 100% vertraue.

Aber ich gebe zu, dass ich - bei allem Respekt vor Eurer Pferdeerziehung, Eurer Vertrauensarbeit und Eurer Pferdeerfahrung - mir nicht vorstellen könnte, dass Ihr von einem Pferd wie meinem Schimmeligen absteigen würdet und dabei ein besseres Gefühl hättet, als ihr es von oben habt, denn da oben gerät man vielleicht ein bisschen in Wohnungsnot, aber neben ihm hat man keine Chance, ihn zu bändigen.

Dabei ist er wirklich gut erzogen - aber wenn der Schalter kippt, dann pfeift der sich ein Liedchen, auf das was das Menschlein am Zügel von ihm will. Er wird auch nie panisch und damit wäre die Chance, dass er sich erschrickt und ausflippt ganz, ganz gering. Aber er braucht auch die Sicherheit des Menschen nicht, auch wenn er uns vertraut, aber der verlässt sich trotzdem lieber auf sich selbst. Wenn er durchgeht, dann nicht, weil er sich fürchtet, sondern weil ihm das Mützlein nach Geschwindigkeit steht. Ich kann mich an eine Dressurstunde erinnern, da ließ er mich nicht mehr absteigen. Wann immer ich ihn hinstellte und den Fuß über die Kruppe schwingen wollte, trabte er wieder an. Er fand das witzig - ich nicht, denn ich musste meine Trainerin bitten, ihn mir eben festzuhalten.

Insofern möchte ich daran erinnern, dass es bei allem Vertrauen und aller guten Erziehung auch Pferde gibt, die sehr selbstbewusst sind und in denen immer ein Rest Wille zum Widerspruch bleiben wird. So einen Freigeist kann man nie ganz und gar "beherrschen" und bei so einem Pferd nützt es auch nichts, wenn man abspringt, um es von unten zu beruhigen, denn die tanzen ihre Tänzchen ja nicht, weil sie unsicher sind - folglich nützt die Sicherheit vom Menschen, der abspringt um das Pferd zu beruhigen auch nichts, denn es ist ja nicht unruhig. Die tanzen ihre Tänzchen, weil es ihnen Spaß macht und der Spaß wird sogar noch größer, wenn das Menschlein absteigt und dann gar keine Chance mehr hat, die Kontrolle wieder zu erlangen, weil es kleiner und leichter ist, als das Pferd.

Im Rahmen eines Lehrganges war bei uns auch mal ein Pferdetrainer, der den Leuten erklärte, sie müssen das Alpha-Tier sein und dominant ihrem Pferd gegenüber.

Als der Kurs zu Ende war, habe ich ihn gefragt, ob er sicher sei, dass das bei jedem Pferd funktioniert und er meinte, dass es kein Pferd gäbe, das man so nicht beherrschen könnte. Ich habe ihn dann gebeten, Schimmi an einem anderen Hengst vorbei zu führen und ich gebe zu, dass ich ein kleines bisschen meinen inneren Reichsparteitag feierte, als Schimmi sich kein Stück darum scherte, ob der Mann glaubte, dominant zu sein oder sich als Alpha fühlte, denn Schimmi ignorierte ihn und hätte ich nicht blitzschnell das Fenster der Hengstbox verschlossen, das Schimmi ins Visier genommen hätte, wäre der Mann wie ein Fähnlein hinter meinem Schimmel hergeflogen - ohne dass der auch nur die geringste Chance gehabt hätte, den Hengst zu halten.

Als ich küwis Beitrag las, erinnerte ich mich daran, wie ich mit Schimmi mal kämpfte, weil er rückwärts gehen sollte. Schimmi konnte das, wollte aber gerade nicht und sagte nein. Ich saß im Sattel, wurde wütend und wollte ihn zwingen. Da warf mein Trakehner den Hals nach hinten und brach mir das Nasenbein.

Vor langer langer Zeit schrieb ich im alten Forum einen Beitrag zum Unterschied zwischen PRE und Trakehner und damals kam ich zum Fazit, dass dem PRE als Arbeitspferd der Gehorsam eher in den Genen steckt und diese Pferde ihren Reiter unterstützen, eigene Befindlichkeiten unterdrücken, wenn es darum geht, das Richtige zu tun. In dem Bericht über die Kartäuserpferde bestätigte das ein Züchter, der erzählte, dass er mal von hinten von einem Stier angegriffen wurde, aber sein Pferd hat ihn gerettet und ist dem Stier ausgewichen, bevor der Reiter ihn kommen sah.

Ich glaube, das zeichnet auch den PRE aus - dass er für den Reiter mitdenkt und versucht, in seinem Sinn zu handeln.

Ich will nun meinen Trakehnern nicht unterstellen, dass ihnen ihr Mensch egal wäre und sie sich nur um die eigenen Befindlichkeiten kümmern, aber ich glaube, es wäre ein ganz schlechte Idee, mit einem Trakehner zum Stierkampf anzutreten, denn der würde durchaus darüber nachdenken, erst mal eine Runde darüber zu diskutieren, ob man jetzt unbedingt links rum galoppieren muss, bloss weil da so ein Stier im Weg rumsteht.

Insofern denke ich, dass man nicht davon ausgehen sollte, dass wenn ein Spanier oder eine andere Arbeitspferderasse, die über viele Generationen nach Eigenschaften wie Gelassenheit beim Holzrücken, vor dem Wagen oder bei der Arbeit mit Rindern selektiert wurde, sich am Menschen orientiert und sich neben dem Menschen schneller beruhigt, als unter dem Sattel, man das Verhalten auf blüterige Pferde übertragen kann oder davon ausgehen sollte, dass ein solcher Gehorsam und Fixierung auf den Menschen eine Frage der Erziehung, des Trainings oder des Vertrauens ist.

Ich glaube tatsächlich - und Franziskas Beschreibung von Richard passt gut dazu - dass es auch und vor allem eine Sache des Pferdetyps ist, ob man von unten mehr Einwirkung aufs Pferd hat, als von oben.

Wobei ich auch zugebe, dass ich mich eher einem 1,51-er Pferd entgegenstelle, als einem, der 1,73 m misst ;-)

Sabine,ich kann deiner Unterscheidung zwischen Warmblut und P.R.E. voll und ganz beipflichten.
Noch nie hatte ich auf einem Spanier das Gefühl er würde komplett abschalten und sein eigenes Ding machen,
in letzter Konsequenz waren sie immer noch händelbar,auch wenn sie unerfahren und schreckhaft waren.
Die Situationen,in denne ich mich völlig hilflos fühlte und die auch gefährlich wurden,passierten auf
Warmblütern,auch Trakehner waren dabei.
Das ist ,glaube ich, der Unterschied zwischen der reinen Sportpferdezucht und den Pferden,die immer noch als
Arbeitspferde angesehen werden.
Leider scheint in letzter Zeit auch bei den Spaniern vermehrt auf Sportpferdequalitäten selektiert zu werden.
Ich bleibe aber dabei,dass ich lieber auf dem Pferd sitze.
Selbst mein lieber kleiner Valli (ca. 480 kg) hat sich schon beim Führen losgerissen,
wäre ich obengesessen hätte ich ihn wahrscheinlich nach 100m wieder gebremst.

Ich habe letztens eine ganz interessante Studie gelesen, bei der getestet wurde, wie und auf was bestimmte Pferdetypen ängstlich reagieren und wie sich das äußert. Verglichen wurden Araber/Vollblüter und Iberer und man fand ganz signifikante Unterschiede. Nicht nur in der schreckhaftigkeit an sich sondern auch darin, wovor die jeweiligen Typen Angst hatten. Ganz spannend, muss mal sehen, ob ich die wiederfinde.
Von daher denke ich auch, dass das sicher auch mit dem Schlag des Pferdes zu tun hat. Nun habe ich ja mit Iberern zu wenig zu tun, um einen Vergleich zu Warmblüter zu ziehen. Aber ich habe selten Robustponies und Kaltblüter so am Rad drehen sehen, wie manche Warmblüter. Richard ist ja eigentlich durchaus gelassen und mutig und macht vieles problemlos mit, wo andere Pferde sich aufregen. Ich bin da auch nicht zimperlich und bin bei vielem der Meinung, dass er da halt durch muss. Aber wenn er sich mal wirklich aufregt, ist da auch mit Erziehung und Vertrauen nicht mehr viel zu wollen, dann hat er einfach Panik. Die Erziehung reicht immerhin so weit, dass er nicht durchgeht oder sich losreißt. Aber alles andere schaltet ab und ich glaube, dass man das auch mit Training nicht ändern könnte.