Zitat von Casper109 im Beitrag #46

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Es gab aber auch andere Arabohaflinger, ich hatte das Glück eine Zeit lang eine solche Stute reiten zu dürfen.

Sie war weder dickschädelig noch hysterisch sondern wirklich eine gelungene Mischung, hätte ich damals das Geld gehabt hätte ich sie gekauft. Leider gehörte sie dem Schulbetrieb in dem ich auch ritt und war für die Kinderreitstunde angeschafft worden, das allerdings ging völlig schief, da sie einen sicheren Reiter brauchte, merkte sie da sitzt wer drauf der nicht kann, hat sie ihn schonungslos in den Sand gesetzt.
Bei mir hat sie das Rodeomäßig einmal versucht ich blieb oben und wir waren ein Dreamteam.
Ich konnte mit ihr alles machen, ich war totunglücklich als der Verein sie wieder abgab und ich nicht die Möglichkeit hatte sie zu kaufen.

Rina war eigentlich wie PIna, hatte man ihr Vertrauen war sie DAS PFERD für einen.
Ich habe sie 2 Jahre lang als Pflegepferd gehabt und durfte sie für die Pflege, ich hatte damals viel Zeit und verbrachte sie auch im Reitverein, da ich Arbeitssuchend war, auch außerhalb der Reitstunden reiten an den Tagen wo sie nicht viele Stunden hatte, was aufgrund ihrer Kreativität in den Kinderstunden ja gegeben war.

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Womit aber dennoch die These unterstützt wurde, dass der Arabohaflinger kein so gelungenes Zuchtprodukt aus einer Arbeitspferd und einer "Rennpferd"rasse ist, denn im Grundsatz ist der Haflinger ein trittsicheres Gebirgspferd - und ich spreche jetzt davon, dass er durch züchterische Selektion den Bedürfnissen angepasst wurde, die man mit einem solchen trittsicheren Gebirgspferd verbindet. Das darf eigentlich nicht bocken oder die Ansage des Reiters hinterfragen, denn auf schmalen, unwegigen Pfaden kann ein Schritt zur Seite bereits ein Schritt in den Abgrund sein.

So waren die Haflinger, die ich vor rund 30 Jahren kannte (und bei Goldschmidts in Kirchzarten gab es im Schulbetrieb nur Haflinger und Norweger und so gar eine sehr bekannte Haflingerquadrille, die auch an Messen und Schauen auftrat), brav, unkompliziert, duldsam und gelassen. Vielleicht auch ein bisschen phlegmatisch, aber sie machten ihren Job und trugen die Reitschüler sicher durchs Anfängerleben, aber brachten auch noch den Fortgeschrittenen was bei.

Die Araber, die ich kannte, waren Leistungspferde, die gefordert werden mussten, um wirklich ausgeglichen zu sein. Allerdings wurden die Araber auch gerade mal warm, wenn dem Warmblüter schon die Puste ausging. Ich behaupte, dass man dem Bewegungsdrang eines "Nomadenpferdes", das für weite Distanzen durch die Wüste selektiert wurde, hier kaum mit einer Stunde Reiten auf dem Platz gerecht wird. Kreuzt man also so ein Leistungspferd mit einem Energiesparmodell, ist fast damit zu rechnen, dass bei zwei ursprünglich so unterschiedlichen Zuchtzielen ein Pferd mit gespaltener Persönlichkeit herauskommt.

Insofern bestätigst Du, Kirsten, dann eben doch wieder eben diese gespaltene Persönlichkeit Deiner Rina, denn sie brauchte eine klare Ansage eines sicheren Reiters und setzte alle anderen in den Sand, die sie nicht ernst nahm. Sicher kann so ein Pferd genial sein - die meisten Halbblüter sind es auch -, aber die meisten Reiter sind eben mit ihnen auch überfordert.

Sehe ich nun aber die beiden Ursprungsrassen, habe ich nie einen schwierigen Haflinger oder einen schwierigen Araber geritten. Gut, die Hafis ließen sich bitten und die Araber waren gerne flott unterwegs, aber keiner versuchte seinen Reiter zu testen oder lieferte erst mal Rodeoeinlagen, bis geklärt war, wer das Sagen hat.

Ein leichtrittiges Pferd - und das sollte ja das Zuchtziel sein und nicht ein Pferd, das nur von einem sicheren Reiter bedient werden kann und alle anderen in den Sand setzt - funktioniert unter jedem Reiter.

Ich will damit natürlich nicht sagen, dass ein leichtrittiges S-Dressurpferd auch unter einen Anfänger Serienwechsel springt, aber es bietet sich dem Reiter an und nutzt nicht seine Schwächen aus, um ihn schnellstmöglich wieder los zu werden, sondern trägt ihn und versucht, seine Hilfen umzusetzen. Das wird beim Anfänger trotzdem nicht mal nach A-Dressur aussehen, aber auch nicht nach Rodeo.

Allerdings - und deshalb schließt sich für mich "S-Dressurpferd" und "leichtrittig" fast schon aus -, ist es so, dass einem braven Pferd leider auch oft dieser Ehrgeiz fehlt, der ihm diese ganz besondere Ausstrahlung verleiht, die es in den Kreis der Besonderen erhebt. Das ist ein bisschen wie mit einem Ferrari: Der ist nicht unbedingt bedienerfreundlich und kein Auto, um für die Führerscheinprüfung zu üben, aber dem routinierten Fahrer verleiht so ein Auto einen Hauch von Luxus.

An dieser Stelle komme ich auch wieder auf meinen ersten Ritt auf einem PRE Hengst zurück. Ich war ein Kind, hatte kurze Beine, die knapp über das Sattelblatt reichten und ein Könner im Sattel war ich gewiss auch noch lange nicht (bin ich vermutlich auch nie geworden). Aber dieses Pferd trug mich wie ein rohes Ei, auch wenn es mich hätte spielend absetzen können. Gut, es piaffierte, als ich angaloppieren wollte, weil es mein Beingewackel nicht interpretieren konnte, aber es bemühte sich, obwohl ich es nicht durch meine Sicherheit unterstützen konnte, alles richtig zu machen.

DAS ist für mich ein Pferd, bei dem das Zuchtziel der Leichtrittigkeit erreicht wurde!

Alles andere, mit dem man sich arrangieren muss, ist vielleicht genial, aber eben nicht leichtrittig, sondern ein Pferd für den Könner - der sich aber auch mit ziemlich jedem Pferd arrangieren kann und eher keinen Arabo-Haflinger reiten wird, wenn er ein Pferd für den großen Sandkasten sucht.

Insofern ist eine Rasse wie der Arabo-Haflinger oder der Quarab ein verfehltes Zuchtziel das sich eigentlich an einer Zielgruppe orientiert, die es nicht gibt, weil der Edelhafi und der Edelquarter zu anspruchsvoll und zu wenig nervenstark für den Reiter sind, der nur gemütlich durchs Gelände schaukeln will und der Westernreiter mit Turnierambitionen oder der Almhirte, der ein trittsicheres Bergpferd braucht, findet sein Idealpferd auch in den Ursprungsrassen.

Aber genau da unterstreiche ich auch küwis Beitrag der wahren Worte, denn die Zucht geht immer mehr in eine Richtung, in der sie die Zielgruppe aus den Augen verliert.

Vor 30 Jahren sah ich an der Ponykörung noch Kinder, die ihren Welsh B-Hengst selbst vorführten - heute kannst Du Deinem Kind diese Vollblüter im Kleinformat nur noch in die Hand drücken, wenn es Dir egal ist, ob es das heil übersteht.

Da kommen Power-Ponys tänzelnd, steigend und kaum zu bremsen in die Bahn, bei denen sogar der Erwachsene überfordert wirkt, der sie vorstellt ... wer soll die Nachkommen dieser Hengste und dieser Stuten, die ja genauso eine kurze Zündschnur wie die Hengste haben, denn reiten? Kinder?

Also sieht man leichte, kleine Erwachsene im Sattel dieser Minipferde, wenn sie zum BUCHA vorgestellt werden und so gut wie nie, wird beim Schaufenfenster der Bundeszucht (und das genau ist ja das BUCHA) ein Pony von einem Menschlein geritten, der eigentlich die Zielgruppe der Zucht sein sollte - also von 8 bis 14-jährigen Kindern.

8 bis 14-jährige Kinder können in der Regel nämlich diese spektakulären Trabbewegungen, die da gezeigt, verlangt und honoriert werden, gar nicht sitzen! Trotzdem werden sie als Zuchtziel gesteckt, denn wer sie nicht zeigt, gehört eben auch nicht zu den besten Ponys aus Deutscher Zucht.

Aber ... welches ist denn - fragt man mal die Mütter und Väter, die für ihre Kinder ein braves, leichtrittiges Pony suchen, mit dem der talentfreie Nachwuchs auch noch eine Schleife in einer E-Dressur erreiten kann - das beste Pony aus Deutscher Zucht? Es ist genau dieses Pony, das kein Ponyzüchter züchtet, weil die eben die Knaller züchten, die am BUCHA brillieren und hoffen, dass es genügend kleine und leichte Erwachsene gibt, die diese Ponys entsprechend erfolgreich vorstellen können.

Als ich vor 20 Jahren ein Pony für unsere damals fünfjährige Tochter suchte, fand ich es nicht bei den Deutschen Reitponys - die waren nämlich allesamt nach dem Schema "Sportmodell" gezüchtet und von Kindern nicht zu bedienen. Ich wurde nach langer, langer Suche in einer Lewitzerzucht im ehemaligen Osten Deutschlands fündig, wo man von Veredelung noch nichts gehört hatte und brave, wenngleich nicht unbedingt spektakuläre, aber dafür leichtrittige und nervenstarke Ponys für Kinder züchtete. Die liefen durchaus bis L-Dressur mit, ohne sich zu blamieren, denn die hatten auch Schwung und konnten sich sehr hübsch bewegen, aber überragende Bewegungen waren nicht das primäre Zuchtziel. Heute ist auch diese Rasse mit Arabern veredelt und ensprechend dem auch nur noch eingeschränkt als Kinderpony tauglich.

Damals aber konnte unsere Tochter ihr Pony alleine auf dem Platz reiten, mit ihm an der Hand grasen gehen, es alleine putzen und bei ihm in der Box sitzen, ohne dass ich befürchten hätte müssen, dass ich mein Kind vom Pony zerfleddert da wieder rausziehe.

Wenn also unsere Bundeszucht Ponys präsentiert, mit denen jedes 8 bis 14-jährige Kind überfordert ist (wenn die Mutti dem Pönneken nicht mindestens drei mal in der Woche wieder die Spur einstellt) und Pferde, welche die Sterne vom Himmel treten, aber in einer A-Dressur unter dem "Normalo-Reiter" eine Lebenskrise inszenieren, weil vor dem Richterhäuschen ein Blumenpott steht und wenn ich schaue, wieviele Kräutermischungen für bessere Nerven ich verkaufe und wie viele "Pferdeprofis" sehr gut davon leben, dass sie Pferde korrigieren, mit denen ihre Menschen überfordert sind, dann opfern sämtliche Verbände das Zuchtziel der Leichtrittigkeit zu Gunsten der spektakulären Auftritte - die nur von Profis bestritten werden.

Tatsächlich müsste man, wäre die Leichtrittigkeit das höchste Zuchtziel, gar nicht darüber diskutieren, ob man überhaupt von einem Pferd absteigt, wenn es auszuflippen droht, weil der Fall dann gar nicht eintreten würde, weil man solche Pferde eben gar nicht mehr in der Zucht einsetzen würde und sich über die Jahre die schwierigen Pferde wegselektieren würden.

Mein Paradebeispiel hierfür ist eine Zentrale Trakehner Stuteneintragung des Zuchtbezirkes Nord-West. Die meisten Stuten kamen schon verschwitzt und sichtlich nervös aus dem Anhänger ... nur eine stieg aus und begann am Wegesrand vollkommen entspannt und staubtrocken das Gras abzuknabbern.

In der Halle ließen sich viele der Stuten nach dem Freilaufen kaum mehr einfangen - unsere war froh, als die Scheucherei aufhörte und man sie wieder an den Zügel nahm. Im Ring gab es Stuten, die an der Hand keinen Trab, sondern Hoppelgalopp zeigten und fast den Vorführer umrempelten und im Schritt kaum mal zum entspannten Viertakt fanden. Beim Halten vor der Kommission war es kaum möglich, die Stuten in der Grundaufstellung zu beurteilen, weil sie nur herumzappelten. Unsere Stute blieb die ganze Zeit über entspannt, trabte, als sie traben sollte, ging Schritt im Viertakt und stellte sich vor der Kommission zur Musterung auf, ohne dass wir sie 5 x vor uns zurück schieben mussten.

Im Musterungsprotokoll unserer Stute stand, dass man sich mehr Ausdruck und Präsenz wünschen würde. Die Siegerstute hatte diesen gewünschten Ausdruck und die Präsenz, aber bei der Siegerehrung stieg sie kerzengerade, als man ihr die Schleife ans Stirnband heften wollte, riss dem Vorführer die Zügel aus der Hand und preschte, gegen die anderen Stuten auskeilend, über den Platz.

Und an dieser Stelle sei dann die Frage erlaubt, welche der Stuten wohl eher dem Zuchtziel des Reitpferdes entspricht, von dem ich nicht zuletzt auch ein bisschen Nervenstärke erwarte ... solange die Verbände aber ihr Zuchtziel primär in der Präsenz und Ausstrahlung manifestieren, werden - und ich spreche nun von den Trakehnern, aber man könnte die Geschichte so auch an anderen Eintragungsplätzen anderer Verbände erleben - die Elchschaufler und die meisten Pferde aus Deutschen Sportpferdezuchten für eine Zielgruppe gezüchtet und ihren Ruf als wenig nervenstark und nicht gerade leichtrittig nicht verlieren.

Und so lange werden sich selbst turnierambitionierte Freizeitreiter lieber spanische Pferde, Tinker, Westernpferde, Isländer oder andere Arbeitspferderassen kaufen, weil die eben den Anforderungen ihrer Zielgruppe entsprechen - bis man sie auch zu veredeln versuchen wird und ihre positivsten Eigenschaften dem Adel und der Ausstrahlung opfert.

Ich will natürlich nicht ausschließen, dass es Reiter gibt, die es schaffen, selbst einen kreuzbraven Hafi wuschig zu machen, aber es bräuchte bei einer Zucht, die sich an der Leichtrittigkeit orientiert, eben sehr viel länger, bis der Hafi bei diesem Reiter wuschig würde.