Ich hoffe mal, man hat bei der Studie einkalkuliert, dass Araber zu 90% Show machen und maximal zu 10% des Nüsternblähens und Kragenstellens tatsächlich Angst haben XD
Ich kenne die Warmblüter jetzt, salopp gesagt, auch eher als Panzer, wenn sie sich aufregen oder sonst etwas nicht wollen. Die sind da nicht so sensibel.
Ich bin da zweigeteilt. Bei durchgehendem Pferd bin ich der obenbleiber (so schnell, wie Pferdies durchstarten, kann ich gar nicht reagieren und bei voller Fahrt steige ich nicht freiwillig ab, wenn aber ein Pferd anfängt zu bocken (und nicht nur sanft hopselt wie seinerzeit der Asterix von Küwi), dann steig ich ab. Auch bei Situationen, wo es zu einer handfesten Diskussion kommen könnte, bin ich zumindest früher lieber abgestiegen.
Das führte vor mehr als 20 Jahren dazu, dass ich vor Lachen nicht mehr aufs Pferd kam. Mit einer Freundin war ich auf Vereinspferden im Gelände, vor einer Brückenunterführung sind wir nach Absprache sicherheitshalber abgestiegen, weil mein Mohrchen halbblind war und Brückenunterführungen nicht mochte. Dann soviel herumgealbert, dass wir beide nicht mehr auf unsere Pferde kamen vor lachen, bis meine Freundin plötzlich wie aus heiterem Himmel auf ihrem Pferd saß und weggalloppierte! Mohrchen (ein herzensguter Kumpel der mich nie im Stich ließ und auch in der Situation nicht hektisch hinterher wollte) und ich standen ziemlich verwirrt da. Ich kletterte also auf meinen Dicken und galoppierte hinterher und fand meine Freundin hinter der nächsten Kurve. Auf Nachfrage sagte sie leicht panisch, sie hätte hochgeschaut und oben auf der Brücke stand ein Afrikaner, der sie groß angrinste und sie hätte sich massiv erschrocken. (dass sie mich nichtsahnend zurückließ und dem Schicksal überließ, fand ich ja dann noch krasser).
“There is a rumour going around that I have found God. I think this is unlikely because I have enough difficulty finding my keys, and there is empirical evidence that they exist.” ― Terry Pratchett
Zitat von papilio-niger im Beitrag #31Ich hoffe mal, man hat bei der Studie einkalkuliert, dass Araber zu 90% Show machen und maximal zu 10% des Nüsternblähens und Kragenstellens tatsächlich Angst haben XD
Ich kenne die Warmblüter jetzt, salopp gesagt, auch eher als Panzer, wenn sie sich aufregen oder sonst etwas nicht wollen. Die sind da nicht so sensibel.
Das unterschreibe ich so! Und zu den showmachenden Arabern würde ich gleich noch die Trakehner dazuzählen, denen ja hier und da die Elchschaufel vors Gehirn fällt, die Halbblüter, die sich auf der Gratwanderung zwischen sensibel und stur bewegen und bestimmte Linien der Warmblutzucht, die dafür bekannt sind, eine ausgeprägte eigene Meinung zu haben.
Wobei ich natürlich auch nur meine eigene Erfahrung im Bezug auf spanische Pferde zum Besten geben kann und durchaus weiß, dass es auch hysterische Iberer gibt.
Aber mir fiel auch im Umgang mit Lilo und dem direkten Vergleich mit den Trakehnern und meiner Oldenburgerin schon gleich zu Anfang auf, dass es da massive Unterschiede gibt. Wie Schatzis Franzi schon schrieb: Blüterigen panzern los, rennen einen über den Haufen, drehen sich dann um und sagen: "Du hättest ja zur Seite springen können, denn ich hatte gehupt!"
Mein "Nicht-Absteigen" hat ja nichts mit meinem Mut im Sattel zu tun, sondern mit meinem "Nicht-Mut", in solchen Fällen abzusteigen. Bei Lilo fühle ich mich im Sattel zu 100% sicher, aber bei ihm hätte ich inzwischen auch den Mut, abzusteigen ... wobei das bislang noch nie nötig war.
Vor mehr als 20 Jahren war ich ja mal 10 Tage mit einem Messestand an der Western Horse Show und ich war während der ganzen Zeit fasziniert, wie gelassen diese Westernpferde in der Gegend herumstanden. Selbst nach dem Barrel-Race, wo die so richtig aufdrehten, sanken sie sofort wieder in den Entspannungs-Modus zurück - quasi von 100 auf 0.
Dann lief die Klasse joung stallions at halter.
Der erste junge Hengst kam rein, tänzelte, präsentierte sich, blähte die Nüstern, rollte mit den Augen und sein zwartbitterschokoladiges Fell glänzte schon dunkel und feucht. Der Zweite latschte hinter seinem Vorführer her, stellte sich hin und versank in die Tiefenentspannung. Der erste Hengst wurde gleich noch ein bisschen wacher und versuchte dem Kumpel zu imponieren, indem er ihn annöckelte. Dann kam Hengst Nummer 3 rein und der zog den Schnüffel durch den Sand, dass ich fürchtete, er könnte sich gleich auf die eigenen Nüstern treten. Auch er stand teilnahmlos auf seinem Platz und ignorierte alles, was um ihn geschah. Hengst Nummer vier war auch so ein Schluffi.
Aber dann kam, was mich erst mal zutiefst empörte, denn mein heißer Favorit, der Zartbitterschokoladenfuchs wurde disqualifiziert! Dabei war ich sicher: Gegen den haben die anderen Luschen doch nicht die Spur einer Chance! Die waren doch im Prinzip schon tot und nur zu faul zum Umfallen!
Mein Standnachbar - ein Quarterhorsezüchter - amüsierte sich köstlich über meine Unwissenheit und erklärte mir, dass diese Gelassenheit im Quarter stecken muss und es das erklärte Zuchtziel ist, dass der Quarter seine Engerie nicht fürs Herumhampeln vergeudet, sondern alles gibt, wenn er am Rind arbeitet, aber danach wieder vollkommen cool ist.
Diese Erfahrung brachte mich, als Lilo bei uns einzog, auch zu der Überlegung, ob der Spanier eben auch, wie der Quarter, als Arbeitspferd zum Rinderhüten, keine Energie mit Herumhampeln vergeuden darf, sondern nur dann wach werden soll, wenn es ums Ganze geht.
Bei Lilo würde das passen. Der ist in der Regel tiefenentspannt, aber wenn Action verlangt wird, gibt er 200 Prozent. Gut, der sucht auch mal Huchs, aber auch nur, wenn ihm zu langweilig wird, was ich mit ihm veranstalte.
Unsere Trakehner sind hingegen immer unter Strom - nicht weil sie ängstlich sind. Im Bezug aufs "Nicht- Angsthaben" sind die Lilo weit überlegen (nicht das Lilo eine ausgemachte Schissbuxe ist, aber die Trakis sind förmlich furchtlos). Wenn die sich aufrtegen, dann nicht, weil sie sich fürchten, sondern weil sie sich gerade jetzt und in diesem Moment aufregen wollen.
Und da bin ich ganz und gar bei Richards-Franzi: Da kann man weder mit Training, noch mit Vertrauensarbeit und auch nicht mit Erziehung entgegen wirken, denn wenn das Gehirn auf Panzer umschaltet, dann ist es ihnen egal, ob Du oben sitzt oder abspringst - dann flippen die aus und treten Dir auch noch auf die Füße, wenn Du glaubst, dass es unten sicherer ist, als oben.
Mein Paradebeispiel dafür ist immer unser Bambi: Dier ist ein so nettes, anhängliches und kuscheliges Pferd, dass man sie einfach lieben muss. Niemand traut ihr zu, dass sie einem gegen die Wand drückt, wenn sie den Platz für sich alleine beansprucht. In dem Moment könnte man sie verhauen, sie anbrüllen oder irgendwelche Dominanztrainingseinheiten mit ihr absolvieren - das würde nichts nützen. Und wenn ihr Panzeranfall vorbei ist, wird sie wieder von Mr. Hyde zu Dr. Jekyll.
Insofern finde ich es auch sehr interessant zu lesen, dass die Warmblutreiter meistens zu den Obenbleibern gehören und die Reiter von spanischen Pferden zum Absteigen tendieren - das unterstreicht irgendwie schon meine These.
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
Zitat von elchbine im Beitrag #34 Mein "Nicht-Absteigen" hat ja nichts mit meinem Mut im Sattel zu tun, sondern mit meinem "Nicht-Mut", in solchen Fällen abzusteigen.
Genauso geht mir das auch! Ich bin wahrlich nicht besonders mutig im Sattel - aber ich habe noch viel mehr Schiss, unten wie eine Fahne im Wind am Pferd zu hängen.
Ich bin ja ein bekennender "über den Tellerrand-Gucker" gerade was Reitweisen und Pferderassen rund um den Globus und in allen historischen Entwicklungen betrifft. Und zum Thema Arbeitspferderassen kann ich soviel dazu beitragen, daß es weltweit so ist, daß alle Pferderassen, die fürs Arbeiten gezüchtet und (noch) verwendet werden, diese Art "Energiesparmodus" aufweisen. Die einzigen mir bekannten Rassen die das nicht haben, sind europäische "Sportpferderassen" und Rassenkreuzungen mit zentraleuropäischen Warmblütern.
Und darum fiel es mir immer schon auf - und die Entwicklung ging in den letzten 20 Jahren massiv weiter in die Richtung - daß sich der ( ich nenne es jetzt einfachheitshalber so ) europäische Warmblüter immer mehr vom nervenstarken, leistungsbereiten Pferd mit gutem Temperament und klarem Kopf zu einem überdurchschnittlich leicht erregbaren und nicht mehr ganz einfach zu händelndem Sportpferd entwickelt hat, das mit dem ursprünglichen 08/15 Warmblut meiner und auch Eurer Jugendzeit nich tmehr viel gemein hat sowohl was das Exterieur als auch vor allem das Interieur betrifft.
Egal wohin man schaut - Arbeitspferde haben nach wie vor das oberste Zuchtziel, daß sie charakterlich einen immensen "will to please", eine sehr hohe natürliche Rittigkeit und einen bombenfesten Nerv haben. Jedes Pferd mit schwierigem Charaker oder Temperament wird zielstrebig aus der Zucht genommen und keinesfalls vermehrt, weil eben kein berittener Arbeiter den Nerv und die Zeit hat, sich mit einem charakterschwachen Pferd auseinanderzusetzen und es außerdem extrem gefährlich ist, wenn ein Arbeitspferd mitten in der Pampas meint, es müsse jetzt aufgrund von eingebildeten Gespenstern völlig am Rad drehen. Auch diese Energiesparfunktion die so ein Arbeitspferd extrem schnell von 0 auf 100 und noch sehr viel schneller von 100 wieder zurück auf 0 bringt ist eine Überlebensmassnahme, die "draussen in der Wildniss" unabdingbar und somit höchstes Zuchtziel darstellt. Egal ob sich der berittene Arbeiter jetzt im mittleren Westen der USA, in den afrikanischen Wüsten, in der südamerikanischen Pampa, in den unendlichen Weiten der Zentralmongolei, in den Tiefebenen des Don, in den eisigen Vulkangebieten Islands oder den Bergen des Kauskasus befindet ( Liste beliebig erweiterbar )
Je nach Rassen gibt es sehr wohl eine Charaktereigenschaft, die der Südamerikaner "brio" nennt und die auch z.B. dem Araber und dem Spanier zu Eigen ist: Nämlich daß sich das Pferd - wenn gewünscht !! - so präsentiert, wie wenn es extrem feurig und temperamentvoll ist, sich dabei aber immer spielend leicht kontrollieren läßt und diese Nervigkeit sozusagen nur gespielte Show ist. Das läßt die stolzen Mannen dort als erheblich besseren Reiter dastehen und macht einfach viel mehr her, als ein grottenbrav dastehendes Pferd, aber dieses brio soll eben nie auch nur ansatzweise in Unkontrolliertheit umschlagen.
Und genau diese Unkontrollierbarkeit ist es, die in meinen Augen das (moderne) europäische Warmblut / Sportpferd oft zu so einem eher spaßbremsenden Geschoß macht. Klar gibt es den berechtigten Einwand, daß unsere Pferde leider nicht mehr im aktiven Arbeitseinsatz stehen und tagtäglich stundenlang unterm Reiter oder vor dem Wagen unzählige Kilometer zurücklegen. Die heutige Pferdehaltung in Europa beschränkt sich leider auf den Einsatz als Freizeit- oder Sportpferd mit 1-5 Std. Arbeit am Tag ( und oft nicht mal so viel ). Die Pferde werden heiß geliebt und verhätschelt und man hat die Zeit und die Musse sich auch mit extrem schwierigen Pferden unendlich lange und geduldig auseinanderzusetzen, bis man sich "irgendwie" arrangiert und überlebt. Und genau das ist es vermutlich im Gegenzug was den Pferdezüchtern in Europa den Einsatz von Pferden mit Charaktermänglen wiederum erst ermöglicht ;)
Küwi, das unterschreibe ich, auch wenn ich bekennender Warmblutbesitzer und -reiter bin. Die Zucht richtet sich immer nach dem, was vom Käufer gefragt wird und die europäischen Hobbyturnierreiter wollen ein Pferd, was sich bewegt wie Totilas oder springt wie Cornet Obolensky. Dabei vergessen sie leider, dass Genie und Wahnsinn immer eng beieinander liegen und diese Genies auch bedient werden müssen, die eigenen reiterlichen Fähigkeiten aber oft eher zu wünschen übrig lassen. Meine beiden Damen haben auch oft eigene Ideen, sind aber für mich sowohl von unten, als auch von oben (soweit ich das beim Blümchen bisher beurteilen kann) jederzeit händelbar. Ich bin eher ein Obenbleiber, weil Ich es als Jugendliche so gelernt habe, habe aber auch kein Problem damit, abzusteigen, wenn es mir in der Situation sinnvoller vorkommt.
Als Nachtrag unterstelle ich jetzt noch schnell der europäischen Warmblutzucht, daß die Pferde so grell drauf sind, weil sie eben keine Arbeitspferde mehr sind, die sich stundenlang unterm Sattel oder vor der kutsche bewähren müssen ;)
Seinerzeit ( also vor dem Krieg und in der Nachkriegszeit ) waren alle diese Rassen nämlich charaktertechnisch auch viel gefestigter und es wäre keinem eingefallen mit einem notorischen Buckler, Durchgeher oder Hysteriker zu züchten, weil man da eben auch noch Wert darauf gelegt hat, daß die Pferde händelbar sind.
Ich kann mich gut erinnern an Anfang der 70er Jahre als ich mit ca 8 Jahren das erste Mal auf eine Warmblutauktion mitgehen durfte und die Elitejungpferde dort in provisorischen Ständern dicht an dicht untergebracht waren. Die Besucher und Kaufinteressenten wuselten rund um die Pferde herum und die Situation an sich wäre heute dermassen undenkbar! Ein Wallach stach besonders hervor, weil sich der eben gebärdete wie nicht von dieser Welt - im Gegensatz zu den anderen die trotz ihrer 3-4 Jahre den ungewohnten Trubel stoisch über sich ergehen liessen. Und der alte Züchter, der micht davor bewahrte von herumfliegenden Hinterhufen getroffen zu werden, fing einen höllischen Streit an mit den Verantwortlichen der Auktion und dem Züchter jenes hysterischen Wallachs - eben weil das Pferd keinesfalls dem Zuchtziel entsprechen würde, das man anstrebt! Weil der hat sich zu benehmen und basta. So ein Pferd wurde damals von den alteingesessenen Züchtern noch als fehlerhaft und nur gut für die Wurst angesehen, aber keinesfalls als Aushängeschild für eine Elite Warmblutzucht.
Bezeichnenderweise war aber genau jener Wallach letztlich der teuerste im Auktionslot, er ging in den Stall von Fr. Theurer und war dann einige Jahre im großen Sandkasten ganz gut unterwegs, aber immer an der Grenze zwischen Genie und Wahnsinn pendelnd.
Ein Cis/Cid/Cyklon Sohn der mütterlicherseits Absatz/Abglanz Blut hatte *grins zu Sabine*
Ich kann das, was du schreibst küwi, schon zu einem großen Teil unterschreiben.
Andererseits denke ich aber auch, dass die Hysterie und Svhreckhaftigkeit vieler Warmblüter heutzutage hausgemacht ist. Wenn ich denke, dass man heute in vielen Dressurhallen nicht mehr husten darf, weil sonst die Gäule durchknallen... Wenn man die Pferde vor jedem äußeren Eindruck schützt, nur in der Halle oder bei strahlendem Sonnenschein und Windstille auch mal auf dem Platz reitet und die Weide handtuchgroß und direkt neben der Reithalle ist, dann kriegt so ein Pferd bei ungewohnten Dingen auch gleich einen an der Knispel. Das ist sicher ein Teufelskreis, die Pferde haben eine kürzere Leitung, die Reiter reagieren darauf und härten die Tiere noch weniger ab.
Aber wir haben ja bis auf ein Pony ausschließlich Warmblüter am Stall und davon würde ich keinen als 'durchgeknallt' bezeichnen'. Klar reagiert mein Richard, wenn sich irgendwann der Schalter umlegt, so wie oben beschrieben, und da ist dann tatsächlich auch nichts mehr zu wollen. Aber bis dahin dauert es eben auch eine ganze Weile (in der vorher von mir angesprochenen Situation sind wir mitten in einem Feuerwehreinsatz gelandet!), weil wir unsere Pferde eben nicht vor neuen Eindrücken schützen und sie eben da 'durchmüssen' wenn etwas gruselig ist. Dass aber irgendwann bei diesem Pferden ein Punkt erreicht sein kann, wo sie kopflos werden, ist mE nicht unbedingt ein Zeichen von falschen Zuchtzielen, sondern natürlich. Pferde sind nunmal Fluchttiere. Es gibt ja auch immer zwei Seiten der Medaille. Man kann darüber natürlich endlos diskutieren, aber bei manchen 'Arbeitspferdetypen' geht mir das Phlegma auch schon zu weit. Gerade wenn ich an solche wie die oben von Sabine beschriebenen Quarterhorses denke. Sorry, aber wenn ein junger Hengst in einer völlig fremden Halle mit Scheinwerfern und Rambazamba vom ersten Moment an mit hängendem Kopf und ohne auch nur mit den Ohren zu zucken durch die Gegend trottet, dann ist das für mich nicht mehr gelassen, sondern scheintot. Mag sein, dass das für jemanden, der das Pferd tatsächlich als Arbeitsgerät braucht, von Vorteil ist. Aber ich würde das nicht wollen, ich möchte einen lebendigen Partner mit Charakter an meiner Seite (und ich denke, das geht ja den meisten hier so). Die richtige Mischung machts da.
Ich glaube schon, dass in der Warmblutzucht die Tendenz vorhanden ist, "Knaller" zu züchten, die dann keiner mehr bedienen kann. Nichtsdestotrotz sind natürlich nicht alle Warmblüter so und solange man unter den Warmblütern auch "normale" Pferde findet, werde ich diesen auch treu bleiben. Sie bieten dem ambitionierten Freizeitreiter wie mir nämlich auch durchaus Vorteile gegenüber den "Arbeitspferden". So finden Sie -meiner Ansicht nach- in der dressurmäßigen Ausbildung leichter zu Takt, Losgelassenheit und Balance und mir macht es einfach Spaß, ein Pferd mit etwas mehr Gang zu reiten oder ein paar Sprünge zu machen. Auf die von Küwi beschriebene Gelassenheit muss ich trotzdem nicht verzichten, mit Whoopi habe ich schon mehrtägige Wanderritte unternommen, wo sie ein absolut verlässlicher Partner war und ich habe sie im Hexenkessel des Claashofes Speedtrail geritten und habe am langen Zügel im Schritt den Platz verlassen. Geht alles
Ich kann da nur Gambassi beipflichten, daß einiges an Problemen hausgemacht ist. Man muß die Pferd von kleinauf möglichst vielen Umwelteinflüssen und Reizen aussetzen, um sie "abzuhärten". Dann haben sie auch wesentlich weniger Probleme mit Schreckhaftigkeit. Natürlich gibt es immer unterschiedliche Typen - auch innerhalb einer Rasse, aber wenn mein Pferd nichts kennengelernt hat, kann es eben schlecht mit Ungewohntem umgehen.
Bei uns am Stall werden die Pferde schon automatisch abgehärtet. Es gibt viele verschiedene "Viecher": Hunde, Katzen, Schafe, Hühner, Kaninchen, Ziege, Pfaue. Im Dezember steht der Hof voller Weihnachtsbäume, inklusive Kaufinteressenten, Feuerfässer zum Aufwärmen. Die Trecker fahren tagtäglich an den Pferden vorbei, und der Hoftruck bis in den Stall hinein. Das alles sorgt dafür, daß sie sich über solche Dinge einfach nicht aufregen. So mache ich mir im Gelände auch keine Gedanken, wenn mir irgendwelche gruseligen Dinge begegnen. Die Pferde bleiben meistens ruhig. Ich habe eher schonmal das gegenteilige Problem - daß wir nicht weiter vorwärts kommen, weil sie erstmal glotzen müssen. Flucht ist mir noch nie passiert mit meinen Pferden.
@elchbine Dann ist mir alles klar. Bajano kann zwischen tiefenentspannt und völlig drüber hin und her schalten. Wenn er sich in den Kopf setzt, dass ihm jetzt irgendwas nicht passt, dann darf ich mich auf eine nette Diskussion freuen. Er rennt dann gerne einfach los, oder geht rückwärts oder hebt die Vorderbeine vom Boden.
Zum Thema umschwenkend. Bisher bin ich bei seinen Eskalationen oben geblieben. Solange ich das Gefühl habe, ich bekomme es vom Sattel aus hin, bleib ich sitzen.
Sollte ich mal gegenteiliger Meinung sein, werde ich absteigen und ihn führen. Allerdings weiß ich von unseren vielen Spaziergängen, dass mein Bub sich am Boden wahnsinnig an mir orientiert.
Küwilein, da kannst Du gerne grinsen, aber ich muss trotzdem mal meine Elchschaufler in Schutz nehmen, denn Cyklon, der Großvater von Cis, wurde noch im Hauptgestüt Trakehnen geboren und machte eigentlich keine schwierigen Pferde ... Abglanz oder Lateran im Übrigen auch nicht, aaaaber ich habe dieses Phänomen, dass die Anpaarung von Veredlern an die zu jener Zeit ja noch eher im Wirtschaftstyp stehenden Hannoveraner, Oldenburger oder Holsteiner etc. führte tatsächlich oft zu schwierigen Pferden.
Ich habe ja ein Faible für Halbblüter und konnte da ganz Ähnliches beobachten. Der Vollblüter an sich verschenkt keine Energie - die braucht er auf der Bahn zum Gewinnen. Aber paart man Vollblüter an Warmblüter an, erhält man oft schwierige Pferde, die zu extremer Sturheit neigen können. Mir sagten schon viele Buschis, dass sie 100 mal lieber einen Vollblüter reiten, als einen Halbblüter - vielleicht passen die Zuchtziele da einfach nicht so optimal zusammen?
Ich schätze Lilos "Berechenbarkeit" sehr, aber ich gebe zu, dass ich hier und da auch schon mal darüber nachgedacht habe, ob eines Tages ein zweiter PRE oder eher wieder ein Trakehnerhengst neben Lilo einzieht. Leichter mache ich es mir vermutlich mit einem Spanier, aber manchmal fehlt mir tatsächlich auch ein bisschen das, was Heike schon ansprach: Dieser natürliche Schwung, die ich mir beim Spanier (und ich kann nun auch nur von Lilo ausgehen) erst mühsam erarbeiten musste.
Auf der anderen Seite bleibe ich auch meinem Standpunkt treu: Von keinem meiner Trakehner wäre ich im Gelände freiwillig abgestiegen, wenn die einen Raptus bekamen. Bei Lilo würde ich das heute tun, aber da ist es nicht nötig.
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
Ich habe ja ein Faible für Halbblüter und konnte da ganz Ähnliches beobachten. Der Vollblüter an sich verschenkt keine Energie - die braucht er auf der Bahn zum Gewinnen. Aber paart man Vollblüter an Warmblüter an, erhält man oft schwierige Pferde, die zu extremer Sturheit neigen können. Mir sagten schon viele Buschis, dass sie 100 mal lieber einen Vollblüter reiten, als einen Halbblüter - vielleicht passen die Zuchtziele da einfach nicht so optimal zusammen?
Das Phänomen hat man ja bei vielen dieser todschicken Reitponies, die ja auch verdammt schwierig unterm Sattel sein können und meist für Kinder so gar nicht geeignet sind. Da wird dann eine gewisse Hitzigkeit und Erregbarkeit von Blütern mit einer gewissen 'Sturheit'/Phlegma/Eigensinnigkeit von Ponies gepaart. Das kann dann recht heikle Charaktere ergeben, die Lange auf stur schalten und dann irgendwann explodieren...
... und darin liegt der Grund, warum man den Araber inzwischen wieder aus den Haflingern herauszüchtet, denn die Idee, dem Hafi ein bisschen Spritzigkeit hinein zu züchten, dabei aber die Gelassenheit zu bewahren, ging absolut daneben - heraus kamen meist hysterische Halbaraber mit der Sturheit des Haflingers. Von so einem würde ich im übrigen auch nicht absteigen wollen, denn so einer panzert einen einfach um. aber dafür braucht er nicht mal einen Grund.
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Der "Ich steige lieber ab" oder "Ich bleibe lieber oben"-Fred
15.12.2016 15:14 (zuletzt bearbeitet: 15.12.2016 15:17)
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Das unterschreibe ich so! Und zu den showmachenden Arabern würde ich gleich noch die Trakehner dazuzählen, denen ja hier und da die Elchschaufel vors Gehirn fällt, die Halbblüter, die sich auf der Gratwanderung zwischen sensibel und stur bewegen und bestimmte Linien der Warmblutzucht, die dafür bekannt sind, eine ausgeprägte eigene Meinung zu haben.
