Zitat von Corazon Espinado im Beitrag #15"Reiten können" im Sinne von "sicher und ausbalanciert im Sattel sitzen und Tempo und Richtung zuverlässig bestimmen können" ist ja recht gut und schnell erlernbar.
Bei dem, was viele Reitschulen heutzutage an Unterricht und vor allem Schulpferden bieten, leider nicht. Bei den meisten Schulis muss man doch heutzutage froh sein, wenn sie an allen drei Gangarten um die Kurve kommen, ohne umzukippen. Da wird halt immer das vom Händler gekauft, was billig ist, einigermaßen brav und nicht zu sehr humpelt. Es ist schön, dass Reiten ein Breitensport geworden ist, aber das, was in Reitschulen angeboten wird, hat damit glaube ich qualitativ enorm abgenommen. In den meisten gehört man, wenn man so einigermaßen auf E-Niveau reitet, schon zu den 'richtig Guten'. Wenn man als Reitschulkind kein eigenes Pferd bekommt oder das Glück hat, von einem Privatreiter unter die Arme gepackt zu werden, hat man doch nur noch selten die Chance, über Dressurreiter-WB-Niveau hinauszukommen. Da sind Reitschüler seit 12 Jahren dabei und schuckeln immer noch mit Ausbindern durch die Gegend...
Natürlich gibt es auch andere Reitschulen, in denen das nicht so ist. Aber die sind rar, zumindest hier.
Ich selber bin geschlagene 7 Jahre so auf Schulpferden rumgegurkt, bis ich eine Reitschule gefunden habe, in der ich auf den Schulis lernen konnte, wie man ein Pferd konstant durchs Genick reitet und wie sich auch nur ein korrektes Schenkelweichen anfühlt. Traurig, aber wahr. In der Reitschule habe ich dann enorm schnell sehr viel gelernt, da gebe ich dir absolut Recht. Aber sowas muss man erstmal finden. Vielleicht ist das hier in der Gegend besonders arg, aber ich höre es so auch von vielen anderen.
Und sooo einfach sind "Tempo und Richtung bestimmen" auch nicht. Gib mal 10 Leuten die Aufgabe, einen Zirkel (kein Ei!) im Trab zu reiten, ohne, dass das Pferd schneller oder langsamer wird. Ich wette, 9 von 10 Reitern bekommen das nicht hin. Weil entweder der Zirkel kein gleichmäßiger Kreis ist (Zitat meine RL:"wissen, wo man reiten möchte" und/oder das Pferd zwischendurch im Trab schneller oder langsamer geworden ist, ohne dass sie das gemerkt hätten. Klingt einfacher, als es ist.
Picasa, es gibt aber auch eine Menge Reiter, die vorwiegend Gelände und wenig Platz reiten. Sind die dann schlechtere Reiter, weil sie z. B. aufgrund mangelnder Platzübung das nicht richtig hinkriegen?
Ich stell das mal ganz wertfrei in den Raum und gehe dabei von der gängigen Ansicht aus, dass ein Pferd auch durch Gelände reiten richtig gearbeitet sein kann.
Liebe Grüße, Ginny
Nein, meine Pferde sind nicht schwierig - sie sind sensibel, verhaltensoriginell und emotionsflexibel - und das ist gut so !!
Das sind einfach zwei ganz verschiedene Dinge - "Pferd sicher durchs Gelände navigieren" und "Dressurmäßig reiten".
Und durchs reine Geländereiten wird ein Pferd sicher nicht "richtig gearbeitet", zumindest nicht im Sinne den ersten "Reitenkönnens" (sitzt sicher in den GGA, kann Richtung und Tempo bestimmen). Oftmals halten solche reinen Geländeschrubbsis aber länger als die von ambitionierten Dressurkringlern.
Für mich kann derjenige Reiten, der sein Pferd biodynamisch und psychisch dabei in allen Gangarten und Situationen gesund erhält. Das kann auch ein Buschreiter sein, der reiterliches Potential für mehr hätte, diese aber nicht nutzen möchte, warum auch immer. Man braucht schließlich keine Piaffe, um sein Pferd gesund zu reiten, ich behaupte sogar mal, die meisten Freizeitpferde werden heute sogar eher durch eigene Überschätzung der Reiter in ihren Fähigkeiten mit Hoher Schule kaputt geritten.
Piaffe und Passage traut sich mittlerweile jeder zu, der sein Pferd nichtmal anständig über den Rücken reiten kann.
Wenn ich heute ein Pferd sehe was anständig über den Rücken geht, kommt in mir schneller der Verdacht der Reiter kann was ( besonders bei Iberern ) als eine Beinhebepassage oder der spanische Schritt, den mittlerweile auch eher Inflationär Einzug in die Ställe gehalten hat. Das ist für mich eher Zirkus, hat aber mit wirklichen Reiten nichts zu tun.
Und auch mir geht es so, dass ich im Laufe der Jahre immer mehr an meinem Tun und Können zweifle, ja fürchte, ich könne es eh nicht mehr wirklich erlernen und mehr Schaden als Nutzen anrichten.
Zitat von Corazon Espinado im Beitrag #20Das sind einfach zwei ganz verschiedene Dinge - "Pferd sicher durchs Gelände navigieren" und "Dressurmäßig reiten".
Und durchs reine Geländereiten wird ein Pferd sicher nicht "richtig gearbeitet", zumindest nicht im Sinne den ersten "Reitenkönnens" (sitzt sicher in den GGA, kann Richtung und Tempo bestimmen). Oftmals halten solche reinen Geländeschrubbsis aber länger als die von ambitionierten Dressurkringlern.
Ich meine nicht nur navigieren. Schau:
Wenn ich ausreite, dann wird z. B. geklettert - rauf und runter, es werden Bäume umritten, mal grösserer Bogen, mal kleinerer, es werden Seitengänge geübt etc. Aber stell mich mitten in eine Reitbahn, jetzt nach 3 Jahren, oder nimm mein Paddock als Reitbahn und verlange einen korrekten Zirkel (ohne A,B,C zur Orientierung), der wird sicher auch eher krumm. Das seh ich aber erst, wenn ich die Spur im Sand betrachte.
Liebe Grüße, Ginny
Nein, meine Pferde sind nicht schwierig - sie sind sensibel, verhaltensoriginell und emotionsflexibel - und das ist gut so !!
@Ginny : Ich habe der These widersprochen, das Tempo und Richtung bestimmen einfach wäre und habe dazu das Beispiel Zirkel gewählt. Du kannst das auch auf das Gelände übertragen indem du versuchst, einen Kreis um einen auf dem Feld stehenden Baum zu reiten (ist ja auch ein Zirkel, nur ohne Bahnpunkte und Bande). Wenn du das hinbekommst, ohne das der Kreis ein Ei wird und dein Pferd nicht selbständig das Tempo wechselt (auch Tempounterschiede innerhalb einer Gangart), dann ist das gut. Aber ich stelle die These auf, dass viele Reiter einfach nicht bemerken, ob der Zirkel wirklich rund ist, oder ob das Pferd ein gleichmäßiges Tempo geht. Und nur wenn ich als Reiter auch fühlen kann, ob das Pferd unter mir auch wirklich das tut, was ich angefragt habe, kann ich korrigierend eingreifen, falls das nicht der Fall sein sollte.
Nachtrag: Aber natürlich kann man ein Pferd auch im Gelände richtig arbeiten und auch nicht schlechter als in der Bahn! Aber wie schon gesagt: Dafür muss ich wissen, wo und wie ich reiten will und fühlen, wenn es Abweichungen gibt, die ich dann korrigieren muss. Sonst ist es halt nur "irgendwie "
Ja, aber auch dein Gelände-Beispiel "funktioniert" nur mit einem gewissen dressurmäßigen Können und Ambitionen. Das, was du schilderst, ist ja eigentlich "dressurmäßiges Gymnastizierung im Gelände". Ein reiner "Ich sitz drauf und bestimme Richtung und Tempo"-Reiter übt sicher keine Seitengänge oder reitet absichtlich Slalom um Bäume, am End´ gar mit korrekter Stellung und Biegung - sobald du das aber machst, also unkorrekte, aber ambitionierte Reiterei,mit mit schief sitzendem Reiter, schiefem Pferd und ohne Rücken, ist das eigentlich "Pseudo-Dressurreiten im Gelände" und das ist, genau wie Anchy sagt, eher schädlicher und verschleißender, als einfach geradeaus durch die Natur zu schaukeln.
Bei Leuten wie Schöneichs zB landen keine reinen Geländepferde, sondern genau die, die von ambitionierten, aber nicht guten Freizeitreitern krummgeritten worden sind.
Wir haben bei uns im Stall einige so von Euch mit eher verächtlichem Unterton bezeichneten " seit über 40 Jahren reine Geländeschrubber" Reiter - und die sind glücklich damit, mit ihren Pferden fast täglich 1-6 Std im Gelände geradeaus zu reiten.
Diese Pferde sind so ziemlich die gesündesten, durchtrainiertesten mit der meisten Muskulatur in der ganzen Gegend. Inzwischen durch die Bank 20 Jahre oder noch älter, teilweise schon das 2. oder 3. Pferd in deren Besitz, die den TA nur von den jährlichen Impfungen kennen. Jeder dieser Reiter und ihre Pferde könnten aber auch am Platz problemlos eine relativ nette Basis-Dressuraufgabe abliefern, ohne sich ernsthaft gegenüber so manchen "ambitionierten Gymnasitizierern" eine Blöße geben zu müssen. Und das mit vielleicht 3-5 x im Jahr auf den Reitplatz oder in der Halle reiten, weil es draussen absolut nicht geht.
Nur haben die Reiter absolut kein Interesse daran, sich ausgiebig im Kringel Reiten zu versuchen - wozu auch.... Dafür können sie ihre Pferde ohne jedes Problem in jeder Situation in dem Tempo dahin reiten, wo sie hinwollen, egal bei welchem Wetter, unter welchen Umständen, Gelände oder Situationen.
Diesen Menschen jetzt aber zu unterstellen, sie "können nicht reiten" oder "würden dadurch ihre Pferde kaputt machen" wäre eine absolute Frechheit
Ich wage jetzt einfach mal zu behaupten daß weltweit mehr als 70% der Gesamtpopulation von Reitpferden (!) keinen Reitplatz oder Gymnastikarbeit im Viereck kennen - und die Pferde auch faktisch frei von "Wohlstandsländer-Ambitionen" einfach so "geradeaus" durchs Gelände geritten werden. Nämlich überall dort, wo das Pferd noch zur täglichen Arbeit oder zum Überwinden von Strecken genutzt wird und nicht als heißgeliebte und verhätschelte Freizeitbeschäftigung dient und wo ein gesundes Pferd auch noch überlebenswichtig ist.
Küwi, wen meinst du denn jetzt mit den angeblichen Unterstellungen bzgl. Pferde kaputtreiten, verächtlich usw.? Ich habe nämlich genau in dein Horn gestoßen.
Küwi, meinst Du hier Beitrag 20 von Corazon? Glaube, das war gar nicht abwertende gemeint, sie betonte ja, dass diese Pferde oftmals einfach länger halten.
Oderrrr und dazu könnte ich eine Gegenthese aufstellen, man merkt es einfach nicht. Leider habe ich tatsächlich schon sehr viele von den Ahnungslosen gesehen ( ach ich will ja nur schööööön gemütlich ins Gelände gehen), deren Pferde tatsächlich "platt" waren ohne Ende. Kaputte Rücken, die nicht bemerkt wurden oder dicke knubbelige Sehnen, wo man schon weiß, was die hinter sich hatten. Pauschal kann man das alles gar nicht so schreiben.
Interessantes Thema - zu dem ich gerne Waldemar Seunig zitieren möchte: Reiten: das Zwiegespräch zweier Körper und zweier Seelen, das dahin zielt, den vollkommenen Einklang zwischen ihnen herzustellen."
Ich würde von mir selbst nicht behaupten, dass ich reiten kann - und das, obwohl ich durchaus in der Lage bin, einen wirklich runden Zirkel in einem gleichmäßigen Takt des Trabes mit meinem Pferd zu reiten. Ich glaube auch durchaus, dass ich ein sehr gutes Einfühlungsvermögen besitze, um mich relativ schnell auf unterschiedlichste Pferde einstellen zu können. Und ich freue mich auch, sagen zu können, dass ich meine reiterlichen Erolge stets auf selbst angerittenen und ausgebildeten Pferde erringen könnte und dass die Leute, die mir früher ihre Korrekturpferde brachten, sie allesamt danach auch sehr gut nachreiten konnten.
Allerdings habe ich heute auch nicht mehr den Schneid, wie noch vor 10 Jahren. Heute würde ich, wenn ein Pferd bockt und steigt, eher nicht mehr auf die Idee kommen, mich anzubieten, da mal rasch drauf zu sitzen. Heute würde ich sogar, wenn man mir anböte ein Pfed zu reiten, eher einräumen, dass man mir den erst mal vorreiten soll und ich mich gerne drauf setze, wenn er sich als brav erweist.
Bin ich also heute ein schlechterer Reiter als vor 10 Jahren, obwohl ich ganz sicher an Erfahrung dazu gewonnen habe?
Wobei ich hier auch meinen Lieblingsspruch aufgreifen möchte, dass der Vorteil an den alten Schachteln der ist, dass sie durchaus viel können, es aber nicht mehr unbedingt beweisen müssen.
Allerdings gebe ich aber auch zu, dass ich mich - als ich Linda Tellington Jones reiten sah, ein bisschen schämte, weil ich mich schon Mitte 50 auf meinen einstigen Lorbeeren auszuruhen beginne, ohne noch welche dazugewinnen zu wollen.
Aber ich weiß auch, dass ich nicht mehr ganz so geschmeidig im Sattel mitgehen kann, wie vor 10 Jahren. Auch da müsste ich mir also die Frage stellen, ob ich ein schlechterer Reiter geworden bin.
Dazu kommt, dass ich tatsächlich auch ein Geländeschrabbler bin - und zwar einer von der Sorte, die mit halblangen Zügeln galoppieren und von ihrem Pferd im Wald weder Versammlung, noch Lektionen verlange. Damit habe ich wohl den Stempel des schlechten Reiters endgültig verdient.
Auf der anderen Seite komme ich mit meinem Pferd überall hin und überall durch, während ich so manchen Pfefferstosser kenne, der außerhalb des Dressurvierecks von der ständigen Sorge beseelt ist, dass sich das Pferd erschrecken und der sonst siegreiche Reiter sich auf dem Erdboden wiederfinden könnte.
Ich habe schon M-Dressur-Reiterinnen am Turnier getroffen, die ihr Pferd erst mal 30 Minuten ablongieren mussten, bevor sie sich drauf trauten.
Insofern schließe ich mich durchaus auch Angelikas (Ginny) Meinung an, dass eventuell derjenige, der sein Pferd auch im Gelände steuern kann, für mich ein besserer Reiter ist, als derjenige, der zwar eine M-Dressur gewinnt, aber ohne Viereckgätterchen und Buchstaben orientierungslos ist.
Aber ich gebe auch Silke Recht, dass man das auch kaum pauschalisieren kann.
Insofern komme ich denn doch wieder auf Waldemar Seunig zurück, der das Erreichen vollkommener Harmonie von Reiter und Pferd als Reiten bezeichnet.
... oder um es mit Egon von Neindorffs Worten zu sagen, die ich aus seinem Unterricht mitnahm: "Wenn das Pferd unter Ihnen schöner wird und sich mit Freude unter Ihrem Sattel präsentiert, dann fängt das Reiten an!"
Schöner kann ein Pferd tatsächlich auch beim Geländeschrabbeln werden und so manches Pferd präsentiert sich vielleicht freudvoller unterm Sattel, wenn man es durch den Wald zockeln lässt, als wenn man es im Viereck durch Lektionen steuert.
Vielleicht macht es also den guten Reiter auch aus, wenn er erkennt, welcher Weg sein Pfgerd schöner und freudvoller macht.
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
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"Reiten können"
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12.01.2017 16:01
Antworten
und/oder das Pferd zwischendurch im Trab schneller oder langsamer geworden ist, ohne dass sie das gemerkt hätten.
Das seh ich aber erst, wenn ich die Spur im Sand betrachte.
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