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Den Gang einlegen- Das vorwärts fördern
Mein Mittlerweile 7jähriger Dressurwallach wurde immer von mir geschohnt, mit Samthandschuhen angefasst, weil über 1,70 groß mit sehr langem Rücken, immer zu schmal und schlaksig und ein sensibelsten. Ende 3 jährig angeritten, ein halbes Jahr weggestellt, weil enormer Wachstumsschub. Nun läuft er seit 2 Jahren unter dem Sattelregelmäßig, laut Osteo und Tierarzt nach mehrfachen Check ist er gesund. Vom Typ ist er ein abgeklärter Kerl, der am liebsten im Schritt hinter der Herde hinterher geht. Wenn mal so richtig die Oost abgeht, dann sieht man auch mal Trab oder Galop hinreißen, aber dass er mal so über die Koppel fegt kennen wir eher nicht.
Nun zum Problem: wir bekommen den Gang nicht richtig rein, der Motor geht nur mit viel Druck rin .Ich bin dazu über gegangen ihn vor dem Reiten abzulongieren, um von unten den Gang einzulegen. Er läuft am Anfang sehr kurz und mit dem rechten Hinterbein tritt er deutlich kürzer. Wenn ich ihn warm habe, dann läuft er gleich lang und man kann auch mit Vorwärts weiterreiten, jedoch muss man immer auf der Hut sein, dass der Gang nicht raus schwappt, sprich mit Bein permanent dran, regelmäßige Klapse mit der Gerte und mit dem Kreuz dran sitzen und nachschieben.
Der Osteo meinte heut auch , da müsse der Motor an und der Rumpf muss gestärkt werden. Longieren mit Körperbandage, springgymnstik, im Gelände gerade aus vorwärts galoppieren.
Hat schon mal jemand mit so einem Pferd gearbeitet und Erfahrungen? Habt ihr sonst noch Ideen?
Das ist das allgemeine Problem, was viele Reiter mit ihren Warmblütern haben. Sie werden angeleitet, den Gang einzulegen, indem sie vermehrt treiben und die Gerte in Einsatz bringen sollen. Heraus kommt dann ein klemmender Reiter und ein noch klemmigeres Pferd, was mit vermehrter Gelassenheit (oder sollte man es Abgestumpftheit nennen?) auf den massiven Schenkeldruck und Gerteneinsatz reagiert. Hinzu kommt das körperliche Problem der großen, langen Warmblüter, die eh schon eine recht lange Reaktionszeit benötigen und oft mit großen Übersetzungen zu kämpfen haben.
Wie stellt man nun sowas ab?
In erster Linie sollte man das Pferd auf den Schenkel sensibilisieren, d.h., dem Pferd beibringen, dass es schon auf den kleinsten Impuls reagiert. Man sollte davon wegkommen, jeden Schritt, Tritt, Sprung heraustreiben zu wollen, sondern sollte seine Schenkel nur dann zum Einsatz bringen, um dem Pferd Signal zu geben, dass es etwas verändern muss.
Es ist schwer zu beschreiben, aber ich korrigiere solche Pferde meist so, dass ich im Schritt erstmal einen übertriebenen Impuls gebe und lobe, wenn eine Reaktion kommt. Natürlich fallen die Pferde dann sofort in ihr altes Schema zurück, also gebe ich den nächsten übertriebenen Impuls und lobe wieder, wenn ich eine Reaktion erhalte. Wenn das Tempo gut ist, liegt der Schenkel locker und inaktiv am Pferdebauch. Wenn das Tempo nicht stimmt, kommt der Impuls.
Die Pferde begreifen das meist sehr schnell und lernen, ihren Körper selbst zu benutzen, ohne getragen zu werden.
So kann man ebenfalls im Trab und im Galopp verfahren. Es ist ein Prozess, der etwas braucht, aber wenn die Pferde das verstanden haben, werden sie meist sehr aktiv.
Ständig antickende Gerten sind übrigens absolut kontraproduktiv. Ebenso das Schicken an der Longe. Damit macht man die eh schon lethargischen Pferde müde und sie verknüpfen das Vorwärts an der Longe sowieso nicht mit dem Vorwärts unter dem Reiter.
Ich hoffe, das klingt einigermaßen plausibel für dich.
Deine Osteo hat absolut recht. Die Abwechslung ist außerdem sehr wichtig und Gelände ist für das Vorwärts immer super.
Ich habe normalerweise mit dem Gegenteil zu tun - aber einzelne Pferde in meinem Leben gab es auch schon, die sich mit dem Vorwärts schwer taten.
Gute Erfolge hatte ich ab da, wo ich die Pferde konsequent auf Impulsreiten umgestellt habe. Da gibt es im Zweifelsfalle einmal ordentlich Dampf unterm Hintern via Gerte, einem sehr weit hinten eingesetzten und Pferd auf die Hilfe gezielt sensibilisierten Sporn oder optimalerweise von einem Helfer am Boden mit einer Fahrpitsche. Geht das Pferd daraufhin vorwärts bleibe ich passiv und nehme das Vorwärts an und "lobe" mit Stimme und einfach durch die Passivität. Verzögert es wieder, gibt es wieder eine sehr deutliche, nachrückliche Hilfe. Innerhalb kürzester Zeit kapiert das Pferd dieses System besser, als ständiges Nachtreiben, Schenkelklopfen oder halbherzige Gertenpitsche. Optimalerweise bietet sich dazu eine weiltläufig gerade Strecke im Gelände an, da man da nicht ständig mit einem großrahmigen Pferd um eine viel zu schnell wieder auftauchende Kurve eiern muß - und dem Pferd eine zeitlang ein flockiges Vorwärts ohne lenkende oder korrigierende Hilfen anbieten kann.
Schon mein erster Lehrmeister vor gut 40 Jahren lehrte mich ( entgegen der damals weitverbreiteten Technik ) , daß einmal nachdrücklich durchgreifen und dann - nach der gewünschten Reaktion - das Pferd sozusagen durch "Nichtstun" und weich werden zu belohnen eine nachhaltigere Wirkung hat, als ständig auf das Pferd einzuwirken, egal um was es geht.
Hallo Ich finde @Cancanca 's Beitrag sehr gut und kann ihr da nur Zustimmen. Ich hatte das Thema anfangs mit Gitano - ich musste jeden Schritt rausquetschen, an mehr als eine halbe Zirkelrunde Galopp war gar nicht zu denken.. Bei uns wurde das mit der Zeit "von alleine" besser, vor allem da ich es anscheinend zum Glück sowieso richtig gemacht habe - ich bin ein eher passiver Reiter. Ich habe also einmal richtig getrieben und dann erst wieder wenn das Vorwärts deutlich verloren ging. Heute würde ich das Problem natürlich deutlich gezielter angehen. Natürlich muss man das vom Pferd abhängig machen, aber mein erster Ansatz wäre: Die Einheiten zu Beginn kurz halten, dabei sehr penibel auf das Vorwärts achten, aber wie eben beschrieben nicht in permanentes Treiben verfallen, sondern so wenig wie irgendwie möglich, also nur zwischendurch einen deutlichen Impuls geben. Und aufhören, sobald man das Gefühl hat wieder mehr treiben zu müssen - also vermeiden in alte Muster zu verfallen wenn das Pferd nicht mehr kann. Und nicht zu einseitig arbeiten, die Schwerpunkte da legen wo das Pferd sich anbietet - die Problempunkte langsam angehen, damit das Pferd den Spaß behält bzw bekommt.
Das habt Ihr beide super beschrieben. Dann muss ich's auch nicht nochmal zu schreiben. Genau so - nicht dauer-treiben, sondern punktuell und mit LOBEN.
so gehe ich - falls nötig - auch vor. Aber Achtung ! Wenn man das Prozedere erst mal verinnerlichen muss, ist es extrem wichtig, die Zügel einen Hauch länger zu lassen und gleichzeitig in den SattelanfassRiemen zu packen, damit man dem Tier nicht versehentlich im Maul reisst oder in den Rücken fällt, wenn es durchstartet. Auch lieber die "falsche" Gangart oder das viel zu hohe Tempo erstmal annehmen und nicht sofort auf normales Tempo oder die eigentlich gewünschte Gangart runterfahren, sondern alles, was VORWÄRTS ist, danbar annehmen. Gutes Gelingen !
tja, ein ähnliches Problem habe ich gerade mit dem Schatzi, allerdings wirkt das Impulsgeben bei ihm nicht so gut er klemmt dann eher noch mehr, weil er sich festhält und nicht einfach nur träge ist... Derzeit reagiert er auch an der Longe nicht gut auf vorwärtstreibende Kommandos. Immerhin im Schritt war es heute besser, nachdem ich gestern über Stangen longiert habe (wo der Gang von selber drin war, weil Galoppstangen spannend sind, aber die Lockerheit lässt eben auch extrem zu wünschen übrig).
Zitat von papilio-niger im Beitrag #7tja, ein ähnliches Problem habe ich gerade mit dem Schatzi, allerdings wirkt das Impulsgeben bei ihm nicht so gut er klemmt dann eher noch mehr, weil er sich festhält und nicht einfach nur träge ist... Derzeit reagiert er auch an der Longe nicht gut auf vorwärtstreibende Kommandos. Immerhin im Schritt war es heute besser, nachdem ich gestern über Stangen longiert habe (wo der Gang von selber drin war, weil Galoppstangen spannend sind, aber die Lockerheit lässt eben auch extrem zu wünschen übrig).
Franzy, du kannst aber dein Arabärchen nun nicht unbedingt mit einem 1,70 m Warmblut vergleichen.
Bei Filou legte sich das "Problem" mit der Triebigkeit übrigens schlagartig sobald er ins Gelände dufte.
Man denkt sich als Mensch, daß ein Reitplatz oder eine Halle durchaus genug Platz bietet. Allerdings verdrängt oder vergisst man dabei, daß sich der Platz für ein Pferd durchaus als 1) öde und unmotivierend und 2) als zu beengend und kurz bemessen darstellen könnte. Gerade bei einem 1,70+ Riesen kann selbst eine 20x60 Bahn zu eng werden und ein Pferd daran hindern, daß es sich flockig vorwärts bewegen möchte. Wenn dann in der Anfangszeit noch ein gewisses Balanceproblem dazukommt, kann es gut möglich sein, daß sich so ein Lulatsch Warmblut lieber für eine gewisse Klemmigkeit in der Bewegung entschließt und das verinnerlicht.
Ich verallgemeinere mal: Das "moderne" Warmblut ist leider oft auch vom Gebäude her so konzipiert, daß es sich im untrainierten Zustand mehr auf der Vorhand liegend "vorwärts schiebt" anstatt sich zu tragen. Gerade wenn Du Deinen Wallach als schlacksig und lang im Rücken beschreibst, könnte da durchaus auch der Hase begraben sein
Danke für die Antworten. Impulsartig reiten praktiziere ich bei meinem etwas älteren Wallch auch. Ich erwische mich immer wieder, beim rhythmische. Treiben, habe dies bei ihm aber ganz gut im Griff. Beim „kleinen“ versuche ich dies natürlich auch umzusetzen, aber da braucht es eben auch mal 3-4 gertenerinnerungen und das knallt ganz ordentlich, da gibt es dann 2 Möglichkeiten: er zieht die Schultern hoch und schwingt so eklig nach oben heraus (im Galopp macht er dann so hasenhüpfer) oder es geht tatsächlich mal nach vorne, aber nur ein paar Tritte und dann braucht es einen neuen Rums. Ich habe dabei aber so sehr das Gefühlihn zu verhauen. Beim Großen „installiere“ ich am Anfang einer jeden Einheit auch immer den Schenkel, aber das klatscht einmal und dann nochmal zur Erinnerung und dann läuft das.
An der Longe schicke ich ihn natürlich nicht gleich los. Er läuft sich etwas warm und dann kann ich ihn immer mehr ins vorwärts schicken, besonders wenn ich ihn über sehr weit gelegte Trabstangen traben lasse. Da schnaubt er dann auchbsehr schnell ausgiebig ab. Im Gelände geht er tatsächlich gut vorwärts, wir haben auch einen Hügel, wo ich ihn gut hinauf traben lassen kann. Vielleicht müssen wir das tätsächlich konsequenter einbauen.
Okay, das Pferd läuft also im Gelände ganz anders... Spontane Ideen : Sitzt Du im Gelände anders als in der Bahn ? Ist Deine Erwartungshaltung/Einstellung eine andere? Benutzt Du anderes Equipment ? Ist die Arbeit in der Bahn fürs Pferd zu lang oder zu monoton/absehbar (vielleicht kommt er besser mit einer kurzen, knackigen, abwechslungsreichen Einheit klar? evtl. erst 10 Minuten Aufwärmen an der Hand, ums Gelände... dann 15 Minuten kreativ und dynamisch "arbeiten" und das "cool down" wieder ohne Reiter )
Mein Nachwuchs bietet übrigens auch z.B. an der Longe erstmal 5 Minuten sehr langsamen Trab an. Versuche, ihn dann zu mehr Dynamik zu bewegen, machten ihn nur sauer und förderten Unwillen. Lasse ich ihm jedoch diese paar Minuten "Schlendrian" (in denen er sehr wohl von sich aus trabt, aber eben untertourig) dann kann ich danach viel energischeren Trab fordern und er macht super mit. Als meine Freundin das vor einiger Zeit sah, meinte sie : "den kannst Du doch nicht so rumlümmeln lassen, der muss von Anfang an richtig flott voran, sonst baut der zuviel Spannung auf und bockt los und schmeisst Dich runter" . Als sie aber die (vom Pferd angebotene) Entwicklung innerhalb der Einheit sah, wurde sie sehr nachdenklich. Ihr eigenes Pferd muss z.B. vom ersten Moment an korrekt vorwärts mit viel übertritt und wird dann später "langsam" (und zäh ? )
reagiert Dein Schlacks nicht auf Stimmhilfen? Schnalzen statt Gerte?
Um z.B. Takt reinzubringen, habe ich meine Stimme gezielt eingesetzt: Trapp-Trapp-Trapp oder und-Schritt-und-Schritt-und... Die meisten Pferde reagieren sehr gut auf Stimme und Modulationen. Aber es muß konsequent immer gleich gemacht werden.
Mein erster Reitlehrer hat immer Marschmusik aufgelegt, wenn die Schulpferde zu träge oder zu spinnig waren. Ruckzuck bildeten sie eine Formationstanzgruppe
"mit dem Kreuz dransitzen und nachschieben" halte ich für problematisch. Störst du ihn dadurch vielleicht in der Bewegung? Hast du schon mal mit Pylonen gearbeitet? Manchmal hilft es Pferden, wenn sie "das Ziel erkennen", besser vorwärts zu gehen.
Meine Betriebsratsvorsitzende ist auch so ein Kandidat... Sie braucht eher lang, um warm zu werden, aber dann fordere ich sie auch. Beschrieben Impulsgebung üben wir ebenfalls, zusätzlich gibt es noch den "doppelklick". Ich ticke sie mit der Gerte mit Schwung über meine Kopf hinweg nach hinten auf die Kruppe. Das haben wir installiert, weil: sie biestig auf die Gertenhilfe auf der Flanke reagiert, aber nicht mit vorwärts und ich mich bei der Hilfe automatisch frisch aufrichte.Inzwischen reicht ein frisches Aufrichten meinerseits und sie tritt schneller und zwar mit Fleiß und Vorgriff. Wir waren da kreativ, da sie auch auf jegliche Form von Klemmen, Schieben etc völlig korrekt mit Klemmen und bremsen reagiert hat : ) und das eine gute Lösung war, bei der sie ganz scnell kapiert hat, was die undeutlich nuschelnde Frau oben drauf schon wieder will.
Man kann Pferde wunderbar darauf konditionieren, daß sie auf (Schenkel)Druck langsamer werden bzw stoppen. Ähnlich vergleichbar mit der Situation wo jemand unbedarft herumsteht und plötzlich schleicht sich wer von hinten an und steckt Dir die Finger seitlich in die Flanken. Die Reaktion von jedem Menschen (und eben auch vom Pferd) ist ein plötzliches Rundmachen vom Rücken, Hals und Kopf und ein Ausweichen nach hinten.
So gesehen wäre es auch nicht ganz von der Hand zu weisen, daß der Wallach den vorwärts treibenden Schenkel nicht als solchen in seinen grauen Zellen abgespeichert hat, sondern als "Bremshilfe" durch die er vermehrt "rückwärts denkt". Solcherart würde er immer klemmiger laufen, je mehr man versucht ihn aktiv von oben vorwärts zu bringen.
Ich finde den Artikel nicht mehr, aber Lisa Wilcox und Ernst Hoyos haben ja seinerzeit die Vorwerk Hengste ( war das nicht Relevant?) auch so geritten, daß die auf Anlegen der Schenkel zurück kamen und bei Lockerlassen der Schenkel gingen die Hengste ins schönste Vorwärts.
Das könnte auch erklären, warum Dein Bub im Gelände bei einem lockeren Sitz & Bein flüssiger läuft und nicht so schwer triebig ist wie in der Reitbahn
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Den Gang einlegen- Das vorwärts fördern
09.10.2018 19:25 (zuletzt bearbeitet: 09.10.2018 19:28)
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Dann muss ich's auch nicht nochmal zu schreiben.
er klemmt dann eher noch mehr, weil er sich festhält und nicht einfach nur träge ist... Derzeit reagiert er auch an der Longe nicht gut auf vorwärtstreibende Kommandos. Immerhin im Schritt war es heute besser, nachdem ich gestern über Stangen longiert habe (wo der Gang von selber drin war, weil Galoppstangen spannend sind, aber die Lockerheit lässt eben auch extrem zu wünschen übrig).
