Ich bin ja durch Canada eine Menge frei lebender Raubtiere, die durchaus auch in bevölkerten Regionen leben und ihr „Unwesen“ treiben, gewohnt. Dort sind es außer den Wölfen eben auch die Bären, die sich Haustiere reißen und sogar vielfach in Stallungen „einbrechen“, wenn sie eine Gelegenheit finden. Dort hat man gelernt, mit den Tieren zu leben, und es gibt nicht nur Schwarz- oder Weiß-Denken. Wenn sich allerdings Tiere verhaltensauffällig benehmen, dann werden sie geschossen.
Unlängst ist bei uns in Lütjensee ein Wolf gesichtet worden. Da unsere Pferde keine Offenstallpferde sind, und man sich nicht sicher war, ob es sich nicht doch um einen Hund handeln könnte, waren wir recht entspannt.
Ich freue mich ehrlich, dass der Wolf hier in Deutschland wieder heimisch wird - aber diese krasse Schwarz/Weiß Diskussion, die zwischen "Wolfskuschlern" und Gegnern offensichtlich zwangsläufig entsteht, finde ich mehr als gruselig und erschreckend!
Wenn ein Wolf auffällig wird, wenn wiederholt und nachgewiesen tatsächlich Pferde oder Rinder oder andere Haustiere gerissen werden - dann kann man nicht erwarten, dass so ein intelligenter Beutegreifer wie der Wolf da einfach von alleine wieder den Selbstbedienungsladen Weidehaltung verlässt. Und es ist nun mal leider so, dass zum einen die Wölfe intelligent genug sind, einen Großteil der Herdenschutzmaßnahmen zu umgehen. Und zum anderen wirken die sich ja nicht nur auf den Wolf aus - ein wolfssicherer Zaun z.B. ist auch für andere Wildtiere unüberwindbar...
Ich finde diese dogmatische Diskussion, die aktuell geführt wird, in keiner Weise zielführend und auch langfristig der Akzeptanz des Wolfes komplett abträglich. Wo ist das Problem, wenn der Wolf bedingt und in begründeten Situationen geschossen werden darf? Ich verstehe es ehrlich gesagt nicht - das bedeutet doch nicht, dass der Wolf direkt wieder bis zur Ausrottung gejagt wird.
ZitatZudem bestätigte die NÖ Landesregierung auch die erste gelungene Vergrämung eines Wolfes gemäß eines hiefür ausgestellten Bescheides: Der Wolf wurde im Nahebereich einer Pferdekoppel mittels Gummigeschoss erfolgreich in die Flucht geschlagen. Die Maßnahme gilt unter Experten als umstritten und wurde erst am 20. September dieses Jahres durch eine Änderung des NÖ Jagdgesetzes ermöglicht: Seither können die Bezirkshauptmannschaften Jagdausübungsberechtigten Aufträge für eine raschere und effektivere Regulierung der Wolfsbestände und den Umgang mit Problemwölfen erteilen: Diese reichen von der Vergrämung (z. B. durch Schreckschussmunition, Gummigeschosse, Signalpatronen etc.) über Fang und Betäubung bis hin zum Abschuss von gefährlich gewordenen Wölfen. Taucht ein sogenannter „Problemwolf“ – etwa in der Nähe von Siedlungen oder landwirtschaftlichen Betrieben – auf, muss das der Gemeinde gemeldet werden. Danach landet der Fall bei der Bezirksverwaltung, sprich: den Bezirkshauptmannschaften, die durch ein Expertengremium festlegen, wie weiter mit dem Tier verfahren werden soll und welche Maßnahmen zur Anwendung kommen - siehe auch hier: https://www.propferd.at/main.asp?VID=1&k...&DDate=21092018
ZitatFranz Mold von der ÖVP verteidigte hingegen die Gesetzesänderung, mit der man auf die zunehmende Ausbreitung des Wolfes in NÖ reagieren musste. Der Wolf komme mittlerweile ganz nahe an Häusern und Siedlungen, Schafe seien gerissen worden. Der Wolf sei eine Gefahr für die Menschen in der Region und eine Gefahr für die Landwirtschaft, und der Wolf sei auch ein Schaden für den Tourismus in der Region. Die Tierart sei nicht vom Aussterben bedroht. Daher müsse es legitim sein, dass zur Abwendung von Schäden der Bestand reguliert werden könne. Der Schutz der Menschen müsse Priorität haben. Es müssten jetzt Maßnahmen ergriffen werden. Es gehe nicht um einen Freibrief zum Schießen, sondern es gehe um einen Kriterienkatalog, wann welche Maßnahmen ergriffen werden sollen, so Mold.
Reserviert reagierten die Vertreter der Jägerschaft auf den Beschluss – man fürchtet, dass im Falle des Abschusses eines Wolfes das Image der gesamten Jägerschaft leiden könnte: „Es ist niemand scharf darauf, auf Wolfsjagd zu gehen, aber wenn wir den Behördenauftrag bekommen, werden wir diesem selbstverständlich nachkommen“, sagt der stellvertretende nö. Landesjägermeister, Werner Spinka gegenüber dem ,Kurier’. Jedenfalls habe der Landesjagdverband sich von der Behörde absolute Anonymität für denjenigen garantieren lassen, der einen Wolf erlegt: „Es kann nicht sein, dass dann ein Jäger in der Öffentlichkeit am Pranger steht“, so Spinka.
In Niederösterreich gibt es nach Expertenschätzungen derzeit ca. 20 bis 30 Wölfe, die in zwei Rudeln auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig sowie im niederösterreich-oberösterreichisch-tschechischen Grenzraum leben. Im August 2016 war der erste Wolfsnachwuchs seit mehr als 100 Jahren auf dem 15.000 Hektar großen Areal des Truppenübungsplatzes in Allentsteig gesichtet worden. Das zweite Rudel wurde erst vor wenigen Wochen durch Aufnahmen von Wildkameras entdeckt. Für besonderes Aufsehen sorgte im Juni 2018 eine Wolfsattacke in einem Pferdebetrieb in Mauerbach, bei der drei Schafe getötet wurden
Mal so dazwischen: Ich finde es ganz große klasse, dass wir hier in diesem Forum ein so hoch emotiononales - und für manchen auch irgendwie existentielles Thema auf diese Weise besprechen können. Bisher grauste mir vor sämtlichen Berichten und Gesprächen dazu eher, weil sehr unsachlich und zu emotional. Ich befürchtete irgendwie schon, dass da keiner mehr vernünftig willens und/oder in der Lage seine würde, seine Gedanken und Ideen mehr ausztauschen. Danke!
Zum Thema gegenüber Osteuropa verwöhnt bzw. Dinge nicht gewöhnt - das betrifft ja nicht nur den Wolf selbst, sondern auch zB Themen wie Herdenschutzhunde. Ich denke, in Osteuropa lernen schon Kinder in ländlichen Gegenden von ganz klein auf, dass mit Herdenhunden nicht zu spaßen ist und dass es richtig gefährlich ist, fremde Höfe oder Weiden zu betreten. Und wissen auch, wie man sich so einem Hund gegenüber verhält. Dieses Bewusstsein gibt es hier einfach in der Form nicht - klar lernen Kinder hier auch (oder sollten es) fremde Hunde nicht anzufassen und nirgendwo hinzugehen, wo sie nichts zu suchen haben. Aber eher nicht mit dem gegebenen Nachdruck. Auch der restlichen Bevölkerung fehlt einfach dieses Wissen. Wenn ich sehe, welche Leute sich jetzt plötzlich in den letzten Jahren HSH anschaffen (und dabei durchaus wirklich Rassen, die auch töten, wenn sie es für nötig halten) und mit welcher Selbstgerechtigkeit (wer auf meine Wiese kommt, hat halt Pech) - der erste schwere oder gar tödliche Unfall ist eigentlich vorprogrammiert.
Auch in dieser Beziehung stimme ich Dir voll und ganz zu, Franzi!
Entweder es kommt zu Anzeigen von "Tierliebhabern" die nicht einsehen, daß HSH völlig autark in der freien Wildbahn bei ihrer Herde (über)leben können und wollen - oder es gibt Zwischenfälle mit wohlmeinenden Menschen, die selbst oder ihre Kinder völlig unreflektiert "Hunde streicheln" wollen und dann laut schreien, falls etwas passiert.
Der gesunde Menschenverstand ist ja leider bei einer großen Bevölkerungsschichte scheinbar völlig ausgestorben Und daher gibt es wohl auch diese extrem ausartenden Diskussionen zum Thema Wolf?
PS: unsere hiesigen Tierheime sind voll mit Kangal und Co, weil die sind ja plötzlich keine Kuschelhunde und für die Stadt zu groß geworden und der Vermieter mag auch keinen Hund erlauben....
Wo sind da die, die bei allem auf Tierwohl und artgerechte Haltung pochen???
Ach das erinnert mich an das Schicksal der armen Mozart - eine Bernhardinerhündin, die als Scheidungswaise mit knapp 8 Monaten in unser lokales Tierheim kam. Und dann lange Zeit aus falsch verstandener Tierliebe nicht vermittelt wurde ... und irgendwann Dauerinsasse des Tierheimes wurde - 13 lange Jahre lang (!) Obwohl es genug Fachmenschen gab, die der Hündin eine Chance geben wollten, sie aber wegen Nichtigkeiten vom TH nicht bekamen
Die meisten armen HSH in den Tierheimen droht wohl ebenso ein Schicksal
Leider geht es ja nicht nur um die, die ungefragt einen fremden Hund streicheln wollen, sondern auch die, die eben doch mal unbedarft eine Wiese betreten. Was ist mit dem Kind, das seinem Ball nachläuft oder von mir aus auch dem Betrunkenen, der ne Abkürzung nimmt. Klar haben die nichts auf der Wiese zu suchen, trotzdem steht es mE außer Verhältnis wenn da ein Hund herumläuft, der eben im Zweifel ernsthaft auf Angriff geht, wenn man als Mensch nicht damit umzugehen weiß. Ebenso wie der Wolf haben solche Hunde eben in eng besiedelten Gebieten keinen Platz. Natürlich gibt es unterschiedlich scharfe HSH und es ist auch ein Stück weit eine Erziehungsfrage. Aber ob diejenigen, die sich einen solchen Hund anschaffen, immer das nötige Wissen haben, wage ich stark zu bezweifeln.
Zitat von küwi im Beitrag #23Der gesunde Menschenverstand ist ja leider bei einer großen Bevölkerungsschichte scheinbar völlig ausgestorben Und daher gibt es wohl auch diese extrem ausartenden Diskussionen zum Thema Wolf?
OT: So manche Diskussion mit Pferdebesitzern dürfte wohl aus dem gleichen Grunde scheitern...
Zitat von Gambassi im Beitrag #11Was aber nicht heißt, dass man den Wolf gleich abknallen muss. Ich finde es aber sinnvoll, in solchen Gebieten umfangreiche Vergrämungsmaßnahmen vorzunehmen und dafür zu Sorgen, dass der Wolf wieder eine natürliche Scheu vor dem Menschen entwickelt. Denn die scheint eben verloren gegangen zu sein. Früher kamen Wölfe nur nahe an menschliche Ansiedlungen, wenn sie sonst kein Futter fanden. Jetzt tun sie es, weil es einfach bequemer ist.
Ich denke, genau das ist es doch. Vergrämen als erste Maßnahme, und das deutlich, weil ich auch denke, das die ganzen Schutzzäune einfach nicht so zweckmäßig sind. Und wenn ich jetzt überlege, in Pensionsställen mit Offenstallhaltung Herdenschutzhunde - bei viel Kundenverkehr, weil beispielsweise 20 Leute zu 18 Pferden gehören - das kann schlicht nicht klappen, in so einem Fall müssen dann solche Maßnahmen wegfallen.
Zitat von küwi im Beitrag #13Im Waldviertel - knapp 200km von mir weg - gibt es im Bereich vom Truppenübungsplatz Allentsteig mehrere Rudel, die sich dort auch prächtig vermehren. Nur wenn sich mehrere Rudel so gut vermehren, daß es jährlich 4-6 Jungtiere gibt, ist es wohl auch nur eine Frage der zeit, bis diese Wölfe aus der jetztigen, recht einsamen und unbewohnten Region in dichteres Siedlungsgebiet vorstoßen. Und Distanzen von 50km stellen ja für so ein wanderndes Wolfsrudel keine Distanz dar.
Daher ja auch mein "Problem" damit, das diese Tiere so bedingungslos geschützt werden. Jedes Tier hat ein Recht auf Leben. Hier wird dann aber dieses Recht auf Leben des Wolfes über das anderer Tiere, beispielsweise Nutztiere gestellt, was so natürlich an sich nicht sein kann und sollte. Und ja, ich denke, das wird noch lange ein schwieriges Thema bleiben....
Zitat von anchesa im Beitrag #17Wenn ein Wolf auffällig wird, wenn wiederholt und nachgewiesen tatsächlich Pferde oder Rinder oder andere Haustiere gerissen werden - dann kann man nicht erwarten, dass so ein intelligenter Beutegreifer wie der Wolf da einfach von alleine wieder den Selbstbedienungsladen Weidehaltung verlässt. Und es ist nun mal leider so, dass zum einen die Wölfe intelligent genug sind, einen Großteil der Herdenschutzmaßnahmen zu umgehen. Und zum anderen wirken die sich ja nicht nur auf den Wolf aus - ein wolfssicherer Zaun z.B. ist auch für andere Wildtiere unüberwindbar...
Ich finde diese dogmatische Diskussion, die aktuell geführt wird, in keiner Weise zielführend und auch langfristig der Akzeptanz des Wolfes komplett abträglich. Wo ist das Problem, wenn der Wolf bedingt und in begründeten Situationen geschossen werden darf? Ich verstehe es ehrlich gesagt nicht - das bedeutet doch nicht, dass der Wolf direkt wieder bis zur Ausrottung gejagt wird.
Ich habe schon an anderer Stelle Diskussionen zu dem Thema miterlebt, auch in Foren, teilweise als Moderator, wo am Ende meist eine Meinung dann "durchgesetzt" wurde. In einem Fall ist es natürlich so, wenn ich mich mit einer Gruppe von Schäfern, Hobbytierhaltern etc. unterhalte, die bereits direkt betroffen sind, vielleicht auch schon selber Tiere verloren haben, ggf. damit dann nicht ernst genommen werden, und dann am Ende gedanklich eben doch bei "alle abknallen" landen - ich würde es nicht so handhaben wollen, aber wenn Existenzen daran hängen, kann ich die Emotionalität schon irgendwie verstehen. Wenn man immer wieder gesagt bekommt, tja, hättet ihr mal dies und das besser gemacht, dann hätte der Wolf nicht - ich glaube, hätte ich schon einige Tiere eingebüßt, und würde dann nur Vorwürfe der zuständigen Stellen bekommen, ich wäre auch irgendwann stinkesauer. Von daher konnte ich da einiges durchaus sehr gut verstehen.
Ob ich jetzt, weil das eine beliebte Frage ist, im Wald auf dem Pferd oder mit dem Hund mehr Angst vor einem Wildschwein oder einem Wolf hätte, wenn man ihm begegnet, kann ich nicht mal sagen - an sich möchte ich beidem nicht begegnen *g*
Schöne Erinnerungen sind eine zweite Gelegenheit zum Glücklichsein
@GilianCo im Wald auf dem Pferd hätte ich wohl weder vor einem Wolf noch vor einem Wildschwein Angst, zu Fuss mit meinem kleinen Hund aber ganz sicher mehr vor einem Wildschwein . Im Wald bei meiner Heimatstadt hat es so viele Wildschweine, sie greifen auch tagsüber auf den Hauptspazierwegen an, also eindeutig habe ich mehr Respekt vor Begegnungen mit diesen Tieren. Wenn ein Wolf noch die genügende Menschenscheue hat, würde er einem Zusammentreffen eher aus dem Weg gehen, ausser er hat unheimlich Hunger und möchte mein Hündchen unbedingt haben. Wäre entsetzlich, aber aus tierischer Sicht nachvollziehbar und hat mit dem Wolf an sich nichts zu tun. Es gibt genauso viele gestörte Hunde, die einfach ohne vorherige Warnsignale zubeissen, die sind mir unheimlicher als ein scheuer Wolf. Das mit den Herdenschutzhunden wird trotz Warntafeln oft unterschätzt, besonders von Touristen, die nicht glauben wollen was auf den Schildern steht. 20 m Abstand zu den Tieren, besonders wenn man selber einen Hund hat und den vielleicht auch noch frei laufen lässt, reichen halt nicht. Bei meinen Wanderungen in der Schweiz habe ich die Gebiete mit Herdenschutzhunden ganz gemieden, das war mir sicherer .
Meine Hoffnung ist, dass sich Menschen den verschiedenen Ansichten öffnen und sie zum fairen Austausch auf der Suche nach Lösungen und Kompromissen fähig werden. Wäre schön!
Andalusierforum - Das virtuelle Treffen für Liebhaber der Pferde iberischer Rassen
»
Unser Stübchen
»
Internet-Fundus
»
Wolf - Diskussion in Deutschland bzw Europa
22.01.2019 17:33 (zuletzt bearbeitet: 22.01.2019 17:33)
Thema drucken
Antworten
. Im Wald bei meiner Heimatstadt hat es so viele Wildschweine, sie greifen auch tagsüber auf den Hauptspazierwegen an, also eindeutig habe ich mehr Respekt vor Begegnungen mit diesen Tieren. Wenn ein Wolf noch die genügende Menschenscheue hat, würde er einem Zusammentreffen eher aus dem Weg gehen, ausser er hat unheimlich Hunger und möchte mein Hündchen unbedingt haben. Wäre entsetzlich, aber aus tierischer Sicht nachvollziehbar und hat mit dem Wolf an sich nichts zu tun. Es gibt genauso viele gestörte Hunde, die einfach ohne vorherige Warnsignale zubeissen, die sind mir unheimlicher als ein scheuer Wolf.
.