Mein PatenOnkel ist Donnerstag Abend verstorben. Nein - nicht an Covid-19.
Er hatte sich vor ein paar Wochen telefonisch "definitiv abgemeldet" , weil seine Nieren versagten. Er wollte zu Hause sterben. Ist er auch. Seine beiden Söhne waren abwechselnd bei ihm. Er hatte letzten Samstag noch seinen 90sten Geburtstag bei Bewusstsein erlebt und einen Sekt getrunken, danach schlief er fast durchgehend, bis er starb.
Wegen Corona-ShutDown darf die Beerdigung mit max. 15 Personen stattfinden. Wenn man den Priester und das Bestattungspersonal abzieht, bleiben 10 Plätze für die Familie. Sehr traurig, wenn man bedenkt, dass gerade dieser Onkel einen riesigen Bekanntenkreis hatte und gerne und oft im grossen Stil feierte. Seine Söhne gaben bekannt, dass "NACH-Covid-19" eine ordentliche Abschiedsfeier stattfinden wird, auch für alle Nachbarn und Bekannten.
Corona hautnah ...

Mein herzliches Beileid, liebe Monique! So, wie es scheint, ist er ja friedlich eingeschlafen, oder? Sowas wünscht man sich für seine Angehörigen....

Ja, es ist schwierig im Moment, aber es ist schön, dass seine Söhne ihm eine große Abschiedsfeier kredenzen wollen, wenn das von Regierungsseite wieder erlaubt sein wird.

Mein Beileid, Muniqui. Und gleichzeitig finde ich es schön, daß er einfach einschlafen durfte. Die Abschiedsfeier wird bestimmt einmalig und angemessen, zumal jetzt alle Zeit zum Vorbereiten haben.

LG
Ameli

muniqui, das ist wirklich traurig.... tut mir ehrlich leid...

Wie traurig - aber auch irgendwie mal "schön" mitzubekommen, dass jemand so sterben darf. Du verstehst mich? Zu Hause, bewusst und vorbereitet.
Ich habe in den letzten Jahren alle Bekannten und Verwandten an Alzheimer verloren. Da ist nix mit Abschied nehmen.
Ich wünsche Deinem Onkel im Nachgang ein rauschendes Abschiedsfest. So wie er es gewollt hätte!

Wir hatten gerade selbiges. Der Großonkel meines Mannes ist gestorben. Ich war oft bei seiner Frau unten und habe Hilfe angeboten. Er ist genauso gestorben, zu Hause im Beisein seiner Frau und Tochter. Ich war mit meiner Tochter unten und konnte mich am Sterbebett verabschieden. Wir sammelten Blumen im Garten und machten ihm das Bett bunt. Die Beerdigung unter Corona fand ich schrecklich. Es kamen so viele Leute und niemand durfte in die Kirche. Der ganze Friedhof war voll mit Gästen. Alle standen draußen und lauschten den Worten des Pastors durch die offene Kirchentür. Es war bizarr und traurig. Gerhard hätte sicher eine große Runde gewollt und jedem einen Jägermeister.
Die Familie hatte eine schöne Idee: für die nähsten Angehörigen gab es eine Tüte mit Kuchen und einer schönen Kerze drin. So fuhren alle Heim und gedachten bei Kaffee und Kuchen dem Verstorbenen.

Ihr habt mein ganzes Mitgefühl ! Sterbefälle und Beerdigungen sind ja an sich schon belastend, aber unter den derzeitigen Bedingungen ist das noch mal ne Nummer härter.

Ich bin allerdings erstaunt, dass doch so viele Menschen zu eurer Beerdigung kommen durften. Bei uns bleibt die Kirche komplett geschlossen und die 15-Personen-Grenze zählt draussen, auf dem Friedhof, wo auch die Totenmesse im Freien abgehalten wird... (Belgien ist immer noch im strengen ShutDown)

Dori, mein Beileid.
Die Idee mit Kerze und Kuchen gefällt mir.

LG
Ameli

Gerade erst gelesen, mein Beileid ,ich finde da haben sie sich was Schönes einfallen lassen mit der Tüte

Es ist wirklich ganz schwierig in solchen Fällen momentan.

Mein Lebensgefährte hat schon zwei oder drei Mal seinen Großvater besucht in der Zeit. Der ist 95, absoluter Hochrisikopatient und springt mehr oder weniger regelmäßig dem Tod von der Schüppe. Da ist so ein Besuch, trotz reichlich Abstand und draußen, natürlich heikel und wäre offiziell ein No-Go. Aber bei dem Opa kann jeder Tag der letzte sein, denn früher oder später wird der nächste Herzinfarkt definitiv kommen und das ist dann der letzte. Und er möchte nicht seine letzten Monate (denn darauf wird es ja hinauslaufen - wer weiß, wann es einen Impfstoff gibt) verleben, ohne seine Enkel gesehen zu haben, die seine größte Lebensfreude sind. Er nimmt dieses Risiko bewusst in Kauf. Und ich glaube, das ist in Ordnung - vor allem, da man mittlerweile nicht mehr davon ausgehen, dass jeder Patient mehr die Intensivkapazitäten sprengt. Genauso, dass endlich die Pflegeheime geöffnet werden. Es ist einfach grausam, wenn diese Menschen monatelang so isoliert sind, gerade weil die ja oft nicht einmal mehr telefonieren können. Das ist dann eine Frage der Abwägung zwischen Risiko und Lebensqualität. So, wie man es jetzt oft macht - dass die Treffen draußen stattfinden, ist es mE eine gute Lösung.