Zitat von Picasa im Beitrag #61

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Gerade eine Anzeige bei e..ay Kleinanzeigen gesehen: oldenburger zuchtstute,
4 jährig, " auch vom Profi nicht anreitbar" zu verkaufen...🤔

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... und da ist dann eben auch wieder so ein Punkt, an dem ich sagen würde, dass wenn die Stute sich nicht reiten lässt, ich sie auch nicht in der Zucht haben möchte. Andererseits weiß man ja auch nie, was da die Vorgeschichte war, die dem Pferd die Lust aufs Gerittenwerden so verdorben hat. Insofern würde ich vermutlich nach Geschwistern, der Mutter und deren Geschwister recherchieren und schauen, ob die alle eher problematisch sind oder ob da einfach was beim Anreiten verbaselt wurde.

Mein paradebeispiel war mein Ali - der Oldenburger Hengst Abenteuer von Akitos XX. Der hatte auf der Mutterseite durchaus auch Ahnen drin, die gerne mal eine eigene Meinung hatten. Aber auch Akitos XX galt als schwieriges Pferd. Andererseits waren seine Nachkommen eigentlich rittig und sehr leistungsbereit - einige waren international in der Vielseitigkeit erfolgreich.

Als ich Ali gekauft hatte, erzählte ich das einer Freundin, die damals beim Oldenburger Verband arbeitete und mich fragte, ob es denn nicht schmerzlosere Möglichkeiten des Suizids gäbe, als sich von seinem Pferd umbringen zu lassen. Es gab also eine Vorgeschichte. Aaaaber, der Hengst hatte eine sehr ordentliche Leistungsprüfung abgelegt und insofern muss er ja reitbar gewesen sein.

Um die sehr lange Geschichte mal abzukürzen: Ali blieb immer das Pferd, das einem Reiter gerne mal klar machte, dass er Gast im Sattel ist und solange er sich als solcher honett benimmt, auch gerne Gast bleiben darf ... war der Gast aber nicht honett, dann bat ihn Ali eben, zu Fuß zu gehen

Ganz sicher haben sich einige "Profis" an ihm versucht und ich habe solche auch von meinem Hengst sehr unfreiwillig absteigen sehen ... ritt man ihn aber ohne Druck und Zwang, war er rittig und willig. Ich bin nie unfreiwillig von ihm abgestiegen, aber einer, der sich "Könner" nannte, schaffte es tatsächlich, dass Ali sich mit ihm zusammen einfach hinlegte und erst wieder aufstand, als das lästige Reiterlein den Sattel geräumt hatte.

Die Frage darf man sich also trotzdem stellen: Muss sich ein Pferd alles gefallen lassen und heißt das, wenn ein Profi es nicht anreiten konnte, dass man es mit Geduld und feiner Hand nicht doch reiten könnte?

Auch bei den Krankheiten bin ich manchmal hin- und hergerissen. Lilo ist ja auch sportuntauglich. Von zwei Pferdekliniken als Fesselträgerpatient zum nicht mehr reitbaren Beisteller attestiert. Ich reite ihn seit 10 Jahren und er lahmte nie. Ich weiß, dass Heuschmann oft kontrovers diskutiert wird, aber Fesselträgerproblematiken sind leider eine der "neuen Dressurpferdekrankheiten". Da braucht es keine genetische Anlage. Wenn man ein Pferd in eine absolute Aufrichtung zwingt, die Hinterhand schleppt und das Pferd auf der Vorhand rumtrabt, dann geht das auf die Sehnen - auch bei einem gesunden Pferd.

Ich habe mit Lilo nie den Wunsch gehabt, ihn als Deckhengst einzusetzen (höchstens für meine Stuten oder weil ein Bekannter unbedingt ein Fohlen von ihm wollte, habe ich darüber nachgedacht), aber wäre die Fesselträgerproblematik nun ein Ausschlusskriterium als Deckhengst? Würde er das Problem vererben? Ich glaube nicht, denn wie ich schon schrieb: Er wird geritten und lahmte nie und ich habe ihn auch im tiefen Boden, über Stock und Stein, über kleine Sprünge im Wald und bergauf und bergab geritten.

Aber ich habe ihn auch komplett umgestellt und ihn erst mal am langen Zügel - schwankend wie ein Schiff im Sturm - durchs Gelände geritten, bis er begriff, dass er den Hals fallen lassen und lang machen darf und nicht immer eine Stütze in den Zügeln suchen muss. Er lernte, seine Hinterhand einzusetzen und sich selbst zu tragen und nicht auf der Vorhand rumzustolpern.

Ich bin überzeugt, dass er darum nie mehr lahmte und es keine Wunderheilung war, denn er lief ja auch bei der Bereiterin, die ihn vor mir ritt, zwischendurch immer mal wieder, aber nach zwei Wochen des Antrainierens, hinkte er eben auch wieder.

Insofern füge ich der vererblichen, genetischen Problematik von Krankheiten, den aufzuchtsbedingten Problemen und der übertriebenen Fütterung, die das Pferd viel zu früh ins Wachstum treibt, noch das Gereit dazu, das - wenn man Heuschmann liest - eben zu Fesselträgerproblematiken führen kann, wenn man das Pferd nicht "gesund" reitet.

Zitat von Picasa im Beitrag #64

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Nachtrag : der Anzeigentext wurde geändert in" nur mühsam anreitbar und deshalb nur als zuchtstute bzw beistellpferd abzugeben " wobei dann 5.000,- ziemlich viel sind, wenn man "nur" einen beisteller sucht🤷‍♀️

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Ich habe auch gestaunt, dass 5000 Euro der meistverlangte Preis ist, den man für einen Beisteller bezahlt, wenn der nicht gerade schon 28 Jahre alt ist und koppt oder schwere Arthrose hat. Ich hatte auf der Suche nach dem Beisteller für Lilo kaum ein Angebot darunter - sogar eher deutlich drüber und ich hatte explizit nach einem Beisteller gesucht und auch geschrieben, dass er nicht zwingend reitbar sein muss. Ein Hengst war 22 und koppte, hatte auch ein leichtes Sommerekzem und litt hin und wieder unter Koliken. Der sollte aber auch 3.500 € kosten. Am Ende dachte ich dann auch, dass ich dann meinen Preisrahmen lieber noch ausweite und mehr bezahle, als ich eigentlich für einen Beisteller ausgeben wollte, aber dann wenigstens eine gute Chance besteht, dass ich mich noch lange an ihm freue und mir nicht täglich Sorgen um ihn machen muss.

Die These, dass wenn die Futterpreise steigen, die Leute froh sind, ihre "nutzlos gewordenen" Fresser loszuwerden, scheint also nicht zu stimmen.

@Petra L.

Du hast Recht ... ich habe ja lange überlegt, ob Lilo wieder zu lahmen anfängt, wenn ich was mit ihm tue. Aber als er anfing, die Zaunpfosten auszubuddeln, musste ich ihn doch ein bisschen beschäftigen.

Ob es nur allein das Ausheilen war? Ich weiß es nicht, denn er wurde ja teilweise auch 3 Monate nicht gearbeitet. Aber Dina war sehr, sehr ehrgeizig. Ich erinnere mich noch an den Artikel in einer Pferdezeitschrift, in dem sie berichtete, dass Lilo im Oktober zu lahmen begann und sie ihn im Februar wieder antrainieren möchte, weil sie den Plan hatte, dass er in der Saison 2012 die ersten M-Dressuren laufen sollte. Mal abgesehen davon, dass ich mit ihm nicht mal eine A-Dressur geritten wäre, weil er nur lief, wenn man ihn zusammenschraubte. Sie trainierte ja auch bei Helen Langehanenberg, weil sie vom ganz, ganz großen Sport träumte. Wobei ich erstaunt war, denn Helen Langehanenberg sagte ja mal in einem Interview: " Nur ein Pferd, das sich rundherum wohlfühlt, kann zeigen, was ihn ihm steckt!" Wie passt das dazu, dass Lilo anfing zu zackeln, sobald man in den Sattel kletterte? Für mich war er definitiv nicht reell geritten worden.

Aber auch das passt dazu, was Du, liebe Petra schon schriebst: Es wird nach dem schnellen Erfolg gestrebt und weder dem Pferd die Zeit gelassen, noch stimmt die Vorbereitung und ein Erfolg in einer A-Dressur beflügelt so manchen Reiter, nach höheren sportlichen Weihen zu streben - und Versammlung bedeutet dann: Vorne halten - hinten treten! Das Wort "Kandarrenreife" kennen manche Ehrgeizlinge auch nicht ... Egon von Neindorff würde sich wohl in seinem Grab umdrehen, wenn er sehen müsste, was man heute unter Reitkunst versteht

Zitat von küwi im Beitrag #66

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Damals ... vor Einführung des Euros ... war der 08/15 Mindestpreis für ein Pferd meistens 5000 Schilllinge ( das waren ca 700 Mark )
und heute sind es eben 5000 Euro, die man selbst für den unmöglichsten "Murchen" noch verlangt

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Ich bin jetzt auch ein Jungspund mehr, aber das Pferde für 700 € bezahlt wurde, erinnere ich tatsächlich nicht....

Unter 1000 war nach meinem Empfinden eher selten. Aber was momentan teilweise aufgerufen wird ist tatsächlich eine andere Hausnummer.

Zitat von elchbine im Beitrag #62

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Die Frage darf man sich also trotzdem stellen: Muss sich ein Pferd alles gefallen lassen und heißt das, wenn ein Profi es nicht anreiten konnte, dass man es mit Geduld und feiner Hand nicht doch reiten könnte?

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Ich würde, wie Du ja auch, grundsätzlich erst mal eher von JA ausgehen. Allerdings hätte ich bei einem solchen Fall auch wieder etwas Sorge, dass das Pferd dann in die falschen Hände kommt, denn "ich reite so gut, dass ich das hinbekomme", denken gerne mal wieder mehr, als es tatsächlich sind, und das kann für das Pferd im Zweifel ebenso wieder in die Hose gehen.... schwierig, finde ich.