Die Entscheidung IST schwer. IMMER. Kann ich auch "von der anderen Seite" bestätigen. Ich hab nämlich momentan das Gefühl, "Routine" im Einschläfern zu bekommen, immer mehr - in genau so einem Bereich, in dem man als Tierarzt am liebsten gar nicht aktiv werden möchte, im Grunde.
Und die letzte Entscheidung trifft für mich auch irgendwie das Pferd.
Keine Ahnung, ob unsere Tipps und Meinungen Dir helfen oder nicht - fühl dich einfach gedrückt, und ich denke Dienstag an Dich.
Schöne Erinnerungen sind eine zweite Gelegenheit zum Glücklichsein
Doch, es hilft mir schon ein wenig, mit Euch darüber zu "reden".
Im Moment kämpfe ich mit diesem Tage-Runterzählen. Das ist ziemlich abartig. Es kommt mir so hinterhältig vor, wie Verrat, wenn sie mich so arglos anschaut, und ich habe solche Gedanken im Kopf. Das war damals bei Princess, ihrer Mutter, anders. Da war irgendwann völlig klar und eindeutig, dass nichts mehr geht, und dann musste und sollte es auch schnell gehen. Jetzt bei Peri kommt es mir so willkürlich vor. Damit komme ich nicht zurecht.
Ich kämpfe heute noch wegen meiner Entscheidung bei Asterix... aber letztendlich war es eine pro-Pferd Entscheidung, die einem keiner abnehmen kann. Auch bei ihm stand fest, daß seine gravierenden Sehnenprobleme an 3 Beinen nicht mehr reversibel sein würden. Und daß er nicht mehr in der gewohnten Umgebung und in seiner Herde verbleiben könnte, wo er fast sein ganzes Leben lang verbrachte. Die Alternative zum Einschläfern wäre gewesen, ihn dort wegzustellen, irgendwo in einer 5x5m Box einzusperren und ihn dort sein restliches Leben dahinvegetieren zu lassen - ohne Hoffnung darauf, daß sich die Veränderungen in den faktisch nicht mehr vorhandenen Sehnen jemals mehr zurückbilden würden.
Ich habe mir schon immer geschworen, daß ich keines meiner Tiere unnötig und über die Zeit leiden lasse - sondern zu meiner Verantwortung als Tierbesitzer stehen werde und "rechtzeitig" die Reissleine ziehe.
Geprägt auf diese Einstellung hat mich die Leidensgeschichte meiner Eltern, die beide elendiglich an Krebs krepierten. Entschuldigt diesen Ausdruck - aber man kann das nicht schönreden, was die Ärzte unter dem Deckmantel des "wir wissen nicht mehr weiter und es nutzt eh alles nix mehr, aber irgendeinen Behandlungsversuch müssen wir durchziehen" aufgeführt haben.
Unzählige Male in ihren letzten 2 Jahren (!) flehte mich meine Mutter an, daß ich ihr doch ein Medikament vom TA mitbringen sollte.... weil jedes Tier, das in solch einem Zustand ist und das man nicht euthanasiert wäre ein tierschutzrelevanter Fall! Nur der Mensch ist so arm, daß er ohne Aussicht auf vorzeitiger Erlösung von den Qualen bis zum bitteren Ende ausharren muß
küwi, erst einmal: Das, was Du da über Deinen armen Eltern erzählst, klingt wirklich ganz furchtbar. Ich möchte Dir da mein Mitgefühl aussprechen!
In den letzten Tagen habe ich von mehreren Menschen solche oder ähnliche Geschichten gehört, immer mit dem Hinweis, wie gut es doch ist, dass wir bei unseren Tieren das Recht haben, solches Leid abzukürzen. Das sehe ich unbedingt ganz genauso! Und habe es in all den Jahren auch schon mehrmals erlebt, dass es wirklich eine Gnade war, DIE Spritze zu geben.
Dennoch frage ich mich jetzt bei Peri ständig, warum ich das Gefühl habe, ihr etwas zu nehmen, statt ihr etwas zu geben.
Hat dazu jemand eine Idee? Bedeutet es womöglich, dass es doch noch VOR der Zeit ist? Oder ist es "nur" Ausdruck, dass ich doch nicht loslassen kann, obwohl ich die letzten Jahre mit zwei Pferden oft auch als Belastung erlebt habe?
Wie ich schon schrieb, Britta, ich denke, es ist Letzteres. Wir Menschen sind einfach so gestrickt, dass wir etwas, was uns sehr lieb ist, nicht gern loslassen möchten. Und gerade dieses „Tage herunterzählen“, wie du es nennst, macht es leider noch schlimmer.
erst einmal Glückwunsch zum Schmied und TA, die dir den Weg zu Deiner Entscheidung bereitet haben (das kenne ich leider auch anders).
Ich habe das leider auch schon 2x hinter mir. Bei meinem Pony Sascha war es ein ständiges Auf und Ab. Immer, wenn ich mich entschieden hatte, dass es nun endgültig an der Zeit war ging es ihm wieder besser. Als mein Entschluss dann unwiderruflich war, war die Wartezeit bis zu DEM TAG gruselig. Bei meiner Assja war es auch ein Auf und ein Ab, aber der Tag der Tage war dann sooo eindeutig und mein TA war innerhalb einer Stunde bei uns.
Irgendwie schuldig habe ich mich aber in beiden Fällen gefühlt, obwohl mein Kopf eindeutig sagte, dass es an der Zeit ist und kein lebenswertes Pferdeleben mehr zu erwarten ist.
seit Tagen überlege ich jetzt schon, wie ich Dir meine Gedanken vermitteln kann - ich versuch's jetzt mal. Meiner Meinung nach ist es nicht nur der Mensch, der nicht loslassen kann, bzw. will, aus welchen Gründen auch immer. Auch das Tier spürt bei einer engen Bindung zu seinem Menschen dieses Gefühl des "nicht entscheiden können" und ich glaube, dass sich diese Tiere immer wieder aufraffen und sich stark geben nur um ihrem Menschen zu helfen. Sieht Peri Dich wirklich "arglos" an, wie Du schreibst oder eher ruhig, in sich ruhend, mit sich im Reinen, um Dir zu vermitteln, dass Du die richtige Entscheidung für sie treffen wirst? Aber Du musst davon auch überzeugt sein, sonst kommst Du ewig nicht zur Ruhe
Vielleicht ist das eine blöde Idee, aber wie wäre es denn, wenn Du über die Tierkommunikation Peri fragst, wie sie dazu steht?
Ich hatte ja bei unsewrer Leonbergerhündin Bommeline das Gefühl, dass sie nicht gehen wollte, weil sie so kämpfte und immer wieder versuchte aufzustehen ... es war furchtbar und unsere Tierärztin (die definitiv nicht esoterisch angehaucht ist) meinte, dass es wirklich Tiere gibt, die das Gefühl haben, ihre Menschen nicht alleine lassen zu dürfen und darum gegen das Sterben ankämpfen.
Ich stehe im Moment auch in engem Kontakt mit einer TK und sie wird nächste Woche auch mit der Bommeline den Kontakt suchen - wenn die Bommeline das möchte. Mir geht es dabei vor allem darum, ihr über die TK zu sagen, dass ich sie um Verzeihung bitte und sie wirklich gehen und dann auch wieder zurückkehren darf, denn ich habe das Gefühl, dass sie uns nicht loslassen oder alleine lassen will ... und das ist auch Benchens Meinung, die der TK sagte, dass ich momentan keinen weiteren Hund zu uns holen soll, weil drei Hunde zuviel wären ... drei Hunde ... das bedeutet, dass Bommelines Seele nach wie vor bei uns ist.
Stünde ich noch einmal vor dieser Entscheidung, würde ich die TK bitten, mit dem Tier zu sprechen - tatsächlich habe ich inzwischen so viele Gespräche zu diesem Thema geführt, bei denen das Tier tatsächlich auch den Wunsch äußerte gehen zu dürfen, aber es gab auch Tiere, die sich noch ein bisschen Zeit erbaten, um Abschied vom Leben nehmen zu können.
Ich konnte mit dem "Gehenlassen" von Elvis meinen Frieden machen, weil er mir sagte, dass er sehr müde war und dankbar ist, dass wir ihn einschlafen ließen - ich würde, wenn mir die Zeit bleibt und ich nicht sehr kurzfristig entscheiden müsste, über die TK mit dem Tier sprechen, damit ich mir den Vorwurf nicht machen müsste, gegen seinen Willen gehandelt zu haben (denn das Gefühl habe ich bei der Bommeline und hoffe, dass das Gespräch ihr und mir den Frieden bringt).
Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
Vorhin war eine sehr liebe Freundin da. Sie hatte, bevor sie vor vielen Jahren in die Eifel gezogen ist, ihr Pferd bei uns stehen. Und sie hatte sich damals zeitweise sehr intensiv mit Peri beschäftigt und hat sie außerordentlich in ihr Herz geschlossen. Nun kam sie also, um Peri Auf Wiedersehen zu sagen. Ich wollte eigentlich auf keinen Fall da sein, wenn sie kommt. Es ist so schon schwer genug. Es ergab sich dann doch anders, und wir haben noch lange miteinander geredet. Auch sie denkt, lieber jetzt, bevor es noch schlechter wird. Und sie hat etwas sehr Gutes gesagt, als ich wiederum davon sprach, dass ich mich so schuldig fühle: "Nein, Du bist es IHR schuldig."
Da hat sie recht, deine Freundin. Und ganz toll, dass du ihr Bescheid gegeben hast. Ich bin einer Freundin auch sehr dankbar, dass sie mich eingeladen hatte, mich von ihrem Pferd zu verabschieden. Dank ihres alten Traberwallaches (als sie ihn gekauft hat, war ich auch dabei - Geschichten, die man nicht vergisst....) bin ich nach meinen Krankheitsgeschichten überhaupt wieder zum Reiten gekommen, und hätte jetzt keine Spaniockel-Stute. Hört sich vielleicht blöd an, aber genieß einfach die Zeit mit Peri - bis dahin. Fühl dich gedrückt unbekannterweise.
Es ist einfach eine schreckliche Entscheidung, von der man glaube ich auch immer ein Stückweit meint, sie steht einem irgendwie nicht zu - schließlich haben wir dem Pferd ja auch das Leben nicht gegeben, wie können wir es ihm da nehmen? Aber andersherum haben wir ihm die Wildnis genommen, jetzt müssen wir auch den Wolf ersetzen. Und der hätte Peri schon längst geholt.
Das Pferd denkt ja nicht wie ein Mensch "Ich würde gern noch meineTochter heiraten sehen" oder "ich wünschte, ich könnte noch eine Woche leben". Es lebt ganz im Hier und Jetzt, und das Hier und Jetzt ist für Peri sehr schmerzhaft und sehr eingeschränkt. Und wenn es nicht mehr ist, ist es nicht mehr.
Ich würde der Schmerzmittel reinballern bis zum Anschlag und ihr noch ein paar herrliche Tage machen.
Ein kleines Update vom bekloppten Opa… ja bekloppt, ihr lest richtig. Was er mich die letzten Wochen an Nerven gekostet, glaubt mir kein Mensch. Wenn er noch länger so weitermacht, dann werd ich mir im Leben KEINE junges Pferd holen! Es fing so Ende Januar an, dass er total aufdrehte. Unterm Sattel händelbar aber nur am puschen. Selbst bocken und steigen vor übereifer war dabei, wenn es ihm nicht in den Kram passte, was ich machte. Nichts, was einen in wohnungsnot bringen würde, aber so, dass Mitreiter doch etwas belämmert aus der Wäsche schauen. Ist Nuri doch der alte und brave Zosse, der nie was macht. Man belächtelte mich ja, wenn ich sagte „er ist im Moment mal wild“. An der Hand war es noch schlimmer, sodass ich GRUNDSÄTZLICH mit Stick über der Nase führte. Auch hier erntete ich erstmal belustigende Blicke… jahaaaa, bis er dann wild an der Hand über den Hof bockte und stieg. Plötzlich wurden die Stimmen ganz leise und ehrfürchtig. Ist doch schon eine Erscheinung wenn so ein Brocken da mal total ausflippt. Ich schmunzel da tatsächlich drüber, da er (WENN der Stick über der Nase liegt) nie am Stick zieht. Er bockt dann um einen rum, aber kein Gefahr für die Mama. Dennoch bleibt mir immer das Herz stehen, weil ich an seine alten Knochen und kaputten Beine denke. Er findet es aber lustig, wenn ich dann wie ein Rohrspatz mit ihm schimpfe. Ein einfaches an den Waschplatz laufen wird an manchen Tagen zum Sprint für mich, weil ich kaum hinter ihm herkomme. Der hat einen Schritt am Leib, das ist Wahnsinn! Aber ich hab wieder das Pferd, was einen so wachen und frechen Blick hat, da nehm ich das gern in Kauf, auch wenn ich mittlerweile SEHR viele graue Haare bekomm. Spielen mit Freunden und Fellchen kraulen findet er immer noch super, müssen aber die richtigen Pferde sein. Das macht er nur mit 2 Kumpels. Leider eben nur an der Hand, weil der alte Herr sonst übertreibt und seine Freunde so zum Spielen animiert, dass seine Beine das gar nicht aushalten können. Im Kopf ist er im Moment ganze 5 Jahre alt… Wirklich mehr sitz ich immer noch nicht im Sattel, so ein bis zwei Mal in der Woche, aber es schadet nicht. Er schaut mega im Moment aus und ist weiterhin gut beweglich. Zwischendrin lahmte es mal wieder leicht, aber das ist eben so. 20180308_110741.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Herrlich da musste ich jetzt mal herzhaft lachen. Vielleicht lässt du mal den Kaffee weg ... Schön das er so aufblüht da wird es einem doch gleich leichter ums Herzl und man weiß nicht ob man lachen oder schimpfen soll und die uralte Diskussion wieder auffrischen muss, wer denn jetzt hier vielleicht "den Strick in der Hand hat"
Kaffe bekommt er ja nur im Sommer aber das ist ganz schön anstrengend. Ich freu mich so über sein derzeitiges Auftreten... Ich lass ihn ja auch gewähren, wenn es nicht so doll ist. Wenn ich ihn anmecker hört er ja auf
Hannibal Lecter hat unhöfliche Menschen ja einfach aufgegessen... Ich wollte es nur mal gesagt haben
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08.02.2018 23:15
Antworten
... Schön das er so aufblüht da wird es einem doch gleich leichter ums Herzl und man weiß nicht ob man lachen oder schimpfen soll und die uralte Diskussion wieder auffrischen muss, wer denn jetzt hier vielleicht "den Strick in der Hand hat" 
aber das ist ganz schön anstrengend. Ich freu mich so über sein derzeitiges Auftreten... Ich lass ihn ja auch gewähren, wenn es nicht so doll ist. Wenn ich ihn anmecker hört er ja auf 
